und dann gibt es noch menschen, die für frieden demonstrieren und gleichzeitig kinder im mutterleib ermorden....
Und dann gibt es noch uns hier im Westen, auch die Christen, die mit dazu beigetragen das diese Welt zerbricht!!
Täglich sterben 100 000 Menschen durch Armut und wir schauen alle nur zu!!
Auch die Wiedergeborenen: GUTEN CHRISTEN!:-)))))
Eine Herausforderung für die Christen in Europa.
Vorschläge zur Umkehr – aus indischer Sicht.
Von Sebastian Painadath
Der Terroranschlag in Madrid hat in Europa eine Panik ausgelöst. »Die islamische
Terrorwelle hat das Ufer Europas erreicht«, schrieben Zeitungen. Die Regierenden reagieren
auf ihre Weise. Doch was könnte für die Christen in Europa die Botschaft sein? Wie können
sie dieses Zeichen der Zeit deuten? Was sagt der Geist Gottes (Offenbarung 2,7) den
Kirchen? Drei Aufgaben scheinen sehr wichtig zu sein:
1. Eine deutliche Umkehr im Lebensstil
Seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs ist Europa nicht mehr das politische Machtzentrum
der Welt. Doch zusammen mit Nordamerika verwaltet Europa die Güter der Erde, als ob
alles zu seinem Wohlstand erschaffen wäre. Etwa 20 Prozent der Weltbevölkerung erheben
den Anspruch auf 80 Prozent des Reichtums der Erde. Afrika hat man längst aufgegeben,
jetzt streckt man die Hände nach Asien aus. Man erntet, wo man nicht gesät hat, und hebt
ab, was man nicht einbezahlt hat (Lukas 19, 21). Vor allem die Ölquellen der Golfregion
werden rücksichtslos ausgebeutet. Gegen dieses Wirtschaftsimperium des Westens reagieren
die Araber in vielfältiger Weise, unter anderem durch Terrorakte, die aus einer
Aussichtslosigkeit heraus entstehen.
In diesem Kontext sollte in Europa die ethische Anfrage an den herrschenden Lebensstil mit
Ernsthaftigkeit gestellt werden. Wie lange kann der Wohlstand durch Konsumdenken
angekurbelt werden? Wie weit kann man die Güter der gesamten Menschheit mit Besitzgier
ausbeuten? Eines ist klar: Die kapitalistische Wirtschaftsordnung, wie sie heute im Westen
herrscht, kann nicht auf lange Sicht die Grundlage für das Zusammenleben der Menschen
sein. Der Zusammenbruch des Kapitalismus wird viel schmerzhafter als der Zusammenbruch
des Kommunismus. Die Terroranschläge sind möglicherweise ein Vorzeichen.
Was sagt der Geist Gottes in dieser gespannten Lage? Kehrt um! (Markus 1, 15).
Herausgefordert sind die Christen zu einer ernsthaften Rückbesinnung auf die Werte, die
Jesus gelebt und verkündet hat. »Der Sinn des Lebens besteht nicht darin, dass ein Mensch
auf Grund seines großen Vermögens im Überfluss lebt« (Lukas 12, 15), warnte uns Jesus.
Darum kann man nicht zwei Herren dienen: Gott und dem Mammon. Nun sind die Christen in
Europa konfrontiert mit einer Grundfrage der christlichen Existenz: Können wir mit der
jetzigen konsumorientierten Lebenshaltung das Evangelium Jesu glaubwürdig bekennen? –
Wie weit seid ihr glaubhaft Jünger Jesu? So werden die Gläubigen anderer Religionen die
Christen fragen. Es gibt eine Antwort: Eine Gegenkultur entwickeln, ein Wertesystem
beleben, das dem Evangelium entspricht, einen Lebensstil pflegen, der dem Leben geistige
Qualität verleiht. Dies setzt innere Freiheit voraus, die eigentlich nur durch Askese, durch
bewussten Verzicht wächst. Viel Besitz macht den Menschen unfrei. »Verzichte und genieße
das Leben«, sagen die östlichen Meister.
2. Eine Kultur des Dialogs
Europa ist nicht mehr ein rein christliches Abendland. Die Gesellschaft – bis in die Familie
hinein – wird zunehmend religionspluralistisch. Sollen wir dies als einen Verlust des
christlichen Erbes betrachten oder als eine Gnade annehmen, über die engen religiösen
Mauern hinwegzuschauen, zu denken und zu leben? Vielfalt der Religionen ist Gottes Sprache
in der Geschichte. Vielfalt ist Schönheit – in der Natur, aber auch in der Kultur. Vielfalt der
Religionen sollen wir respektieren, aber darin die tiefe Einheit der Spiritualität wahrnehmen.
Der eine Geist Gottes wirkt im Herzen aller Menschen, und das eine Wort Gottes schwingt in
den vielen heiligen Schriften.
Die Christen in Europa sehen sich mit einer neuen Situation konfrontiert. Jahrhundertelang
lebten sie in einer religiösen Monokultur. Die traditionelle Sprache der Theologie und die
Symbolwelt der Liturgie sind in diesem monokulturellen Raum entwickelt worden. Deswegen
sprechen sie heute die Menschen kaum an. Christen in Europa sind herausgefordert, eine
pluralistische Denkart in der Glaubensdeutung zu entwickeln. Tief verwurzelt in der
Heilserfahrung in Christus, sollen wir uns den Heilserfahrungen der anderen Religionen öffnen
und davon befruchtet werden. »Durch Dialog machen wir Gott in unserer Mitte gegenwärtig,
denn wenn wir uns im Dialog den anderen öffnen, öffnen wir uns Gott.« (Johannes Paul II.,
Indien 1986). Konkret heißt das, dass wir uns tief auf die biblische Offenbarung besinnen,
aber auch mit Andacht Koran, Veden und die anderen Schriften lesen; dass wir in der Kirche
beheimatet bleiben, aber mit den Andersglaubenden im echten Dialog bleiben. Gott ist größer
als alle Religionen, größer als unsere Kirchen, größer als unsere Schriften.
3. Eine Kultur der Liebe
Heute leben in den Wohnvierteln Europas nicht bloß Christen, sondern auch Muslime,
Buddhisten und Menschen, die in keiner Religion beheimatet sind. Heute leben im engen
Lebensraum nicht bloß Weiße, sondern auch Afrikaner und Asiaten. Was empfindet man
gefühlsmäßig in solch einer Situation? Sind eigentlich die alten religiösen Vorurteile
überwunden und die rassischen Abneigungen bewältigt? Oder tauchen sie auf, wenn der
Fremde in die Nachbarschaft einzieht? Fremde werden Freunde – so wird oft gesagt. Das ist
die Hoffnung für die Zukunft Europas.
Aber diese Grundhaltung verlangt ein gewaltiges Umdenken im Bezug auf Menschen aus
anderen Religionen und Kulturen, Sprachräumen und Hautfarben. Die Andersartigkeit des
Anderen soll respektiert, aber gleichzeitig soll das, was die Menschen miteinander verbindet,
gefördert werden.
Hier taucht die Frage auf: Fühlen sich die zugezogenen Fremden wirklich zu Hause in
Europa? Finden sie sich echt akzeptiert und respektiert, eingeladen und zugehörig?
Eine Kultur der Liebe nimmt auf der Basis des gesellschaftlichen Lebens Gestalt an: in
liebevollen nachbarschaftlichen Beziehungen, im respektvollen Umgang in der Berufswelt, in
einem einfachen freundlichen Gruß und in einem kleinen Zeichen der Zuwendung. Dies gilt für
beide Seiten. Der Zugezogene braucht auch die geistige Offenheit, sich auf den
Wandlungsprozess der Kultur in Europa einzustellen und jede Form der Gastfreundschaft und
Zuwendung dankbar anzunehmen. Nur dann kann er schöpferisch seinen Beitrag zum Wohl
der ganzen Gesellschaft leisten. Sonst gibt es die Gefahr, dass der Fremde sich zurückzieht
und Abwehrreaktionen entwickelt, die zu brutalen Konsequenzen führen könnten.
Für die Kultur der Liebe an der Basis gilt die Tischgemeinschaft Jesu als eine große
Inspiration. Jesus lebte in einer abgestuften Gesellschaft, die durch religiöse Vorurteile und
kulturelle Abneigungen gekennzeichnet war. Dagegen leitete er eine Gegenbewegung ein:
Tischgemeinschaft mit den Zöllnern und Sünderinnen, das heißt mit den ausgestoßenen
Menschen seiner Zeit. Mit ihnen hat er das Brot gebrochen, das Leben geteilt und sie zu den
Ersten im neuen Reich Gottes erklärt. (Matthäus 21, 31). »Viele werden von Osten und
Westen, von Norden und Süden kommen und im Reich Gottes zu Tische sitzen!« (Lukas 13,
29). Kann nicht die Tischgemeinschaft Jesu mit den Fremden ein Modell sein für das, was die
Kirche heute in Europa verwirklichen soll?
Die Zeit der gewaltigen Volkskirche in Europa ist vorbei. In der Zukunft wird die Kirche Jesu
Gestalt annehmen in den kleineren Initiativen, die glaubwürdig versuchen, die Werte Jesu in
das Alltagsleben umzusetzen. Die daraus wachsende Grundhaltung wird von Barmherzigkeit
gekennzeichnet. Die dadurch entstehenden Gemeinden der Jünger Jesu werden sich über die
Grenzen der Religionen und Kulturen hinaus in den Herzen der Menschen entfalten. So
kommen wir zum Grundanliegen Jesu zurück: Verwirklichung und Verkündigung des Reiches
Gottes als einer spirituellen Wirklichkeit, nicht so sehr Verbreitung des Christentums als einer
religiösen Größe.?
Quelle: Sebastian Painadath, Jesuitenpater und promovierter Theologe,
lebt in einem christlichen Ashram in Südindien