Hallo Holger und ihm entsprechende Leser!Dein/dein Gespräch direkt mit Gott:
Du/du fragst Gott: Heißt das, wenn du sagst, dass ein Gebet eine Aussage über das ist, was so ist, dass Gott nichts tut; dass alles, was nach einem Gebet/Wunsch/Ursache geschieht, ein Resultat der Wirkungsweise des Gebets ist?
Gott: Wenn Du glaubst, dass Gott ein allmächtiges Wesen ist, das alle Gebete hört und zu einigen ja, zu anderen nein und zum Rest vielleicht, aber nicht jetzt sagt, dann irrst du dich. An welchen Faustregeln würde sich Gott denn bei seiner Entscheidung halten?
Wenn du glaubst, dass Gott der Schöpfer und der ist, der über alle Dinge in eurem Leben entscheidet, dann irrst du dich!
Gott ist so gesehen der Beobachter, nicht der Schöpfer. Und Gott steht bereit, euch beim Leben eures Lebens beizustehen, aber nicht so, wie du vielleicht erwartest.
Es ist nicht Gottes Funktion, die Bedingungen oder Umstände deines Lebens zu erschaffen oder zunichte zu machen. Gott hat dich erschaffen nach seinem Ebenbild. Den Rest hast du erschaffen, durch die Macht, die dir von Gott verliehen wurde. Gott hat den Lebensprozeß und das Leben selbst, so wie du es kennst, erschaffen. Doch Gott hat dir auch die freie Wahl gegeben, mit deinem Leben zu verfahren, wie du willst.
In diesem Sinn ist dein Wille für dich Gottes Wille für dich. Du lebst dein Leben, so wie du es lebst, und ich habe in dieser Angelegenheit keine Präferenzen.
Das ist die größte Illusion, der du anheimgefallen bist: Du glaubst, dass Gott sich auf die eine oder andere Weise darum bekümmert, was Du tust.
Es bekümmert mich nicht, was du tust, und das zu hören ist für dich hart. Doch bekümmert es dich denn, was deine Kinder tun, wenn du sie zum Spielen hinausschickst? Ist es für dich von irgendwelcher Bedeutung, ob sie Fangen oder Verstecken oder Ochs vorm Berg spielen? Nein - und zwar weil du weißt, dass sie sich in Sicherheit befinden. Du hast sie in eine Umgebung gebracht, die nach deinem Dafürhalten freundlich und ausgesprochen in Ordnung ist.
Selbstverständlich wirst du immer hoffen, daß sie sich nicht verletzen. Und wenn es geschieht, bist du da und hilfst ihnen, heilst sie, läßt sie sich wieder sicher fühlen, wieder glücklich sein und wieder hinausgehen und einen weiteren Tag mit Spielen verbringen. Aber ob sie nun Fangen oder Verstecken spielen wollen, ist auch am nächsten Tag für dich ohne Belang.
Du wirst ihnen natürlich sagen, welche Spiele gefährlich sind. Aber du kannst deine Kinder nicht davon abhalten, daß sie gefährliche Dinge tun. Nicht immer. Nicht für alle Zeiten. Nicht in jedem Augenblick von jetzt an bis zum Tod. Kluge Eltern wissen das. Und doch hören Eltern nie auf, sich um das Resultat zu sorgen. Mit dieser Dichotomie - sich einerseits nicht sonderlich um den Prozeß bekümmern, doch sich andererseits zutiefst um das Resultat sorgen - läßt sich annähernd die Dichotomie Gottes beschreiben.
Doch in gewissem Sinn sorgt Gott sich nicht einmal um das Resultat - nicht um das Endresultat. Das ist so, weil das Endresultat längst feststeht.
Und darauf beruht die zweite große Illusion der Menschen: Sie glauben, daß das Endresultat des Lebens zweifelhaft ist.
Dieser Zweifel am Endergebnis hat euren größten Feind geschaffen, nämlich die Furcht. Denn wenn ihr an diesem letztlichen Endergebnis zweifelt, müßt ihr am Schöpfer zweifeln - an Gott. Und wenn ihr an Gott zweifelt, müßt ihr euer Leben lang in Angst und mit Schuldgefühlen verbringen.
Wenn ihr an den Absichten Gottes zweifelt - und an Gottes Fähigkeit, dieses letztliche Endergebnis zu bewirken -, dann fragt sich, wie ihr euch jemals entspannen könnt. Wie könnt ihr dann je wahren Frieden finden?
Doch Gott hat die volle Macht, Absichten und Resultate einander entsprechen zu lassen. Das könnt und wollt ihr nicht glauben (obwohl ihr behauptet, daß Gott allmächtig ist), und so mußtet ihr in eurer Phantasie eine Gott gleiche Macht erschaffen, um eine Möglichkeit zu finden, sich dem Willen Gottes entgegenzustellen. Also habt ihr in eurer Mythologie jenes Wesen erschaffen, das ihr Teufel nennt. Ihr habt euch sogar einen Gott vorgestellt, der sich mit diesem Wesen bekriegt (vermeinend, Gott löse Probleme auf eure Weise). Und schließlich habt ihr euch doch tatsächlich eingebildet, daß Gott diesen Krieg verlieren könnte.
Alles das stellt eine Verletzung des ganzen Wissens dar, das ihr, wie ihr sagt, über Gott habt; doch das spielt keine Rolle. Ihr lebt eure Illusion und empfindet deshalb Furcht - alles eine Folge eurer Entscheidung, an Gott zu zweifeln. Doch was, wenn ihr eine neue Entscheidung treffen würdet? Was ergäbe sich daraus?
Ich sage euch: Ihr würdet leben, wie Buddha es tat. Wie Jesus es tat. Wie jeder und jede Heilige, die ihr je verehrt habt.
Doch würden euch, wie es auch die meisten dieser Heiligen erleben mußten, die Leute nicht verstehen. Und wenn ihr versuchen würdet, euer Gefühl von Frieden, die Freude in eurem Leben, eure innere Ekstase zu erklären, so würden sie euren Worten lauschen, aber sie nicht hören. Sie würden versuchen, eure Worte zu wiederholen, würden ihnen aber einiges hinzufügen.
Sie würden sich fragen, wie es kommt, daß ihr etwas habt, nach dem sie vergeblich suchen. Und dann würde sich in ihnen die Eifersucht regen. Bald würde sich die Eifersucht in Zorn wandeln, und in ihrem Zorn würden sie versuchen, euch davon zu überzeugen, daß ihr diejenigen seid, die Gott nicht verstehen.
Und wenn es ihnen nicht gelänge, euch eure Freude auszutreiben, würden sie danach trachten, euch Schaden zuzufügen, so gewaltig wäre ihr Zorn. Und wenn ihr ihnen sagtet, daß es keine Rolle spielt, daß selbst der Tod eurer Freude keinen Abbruch tun, eure Wahrheit nicht ändern kann, würden sie euch ganz sicher töten. Wenn sie dann den Frieden sähen, mit dem ihr den Tod akzeptiert, würden sie euch Heilige nennen und wieder lieben.
Denn es liegt in der Natur der Menschen, das, was sie am meisten wertschätzen, erst zu lieben, dann zu zerstören und dann wieder zu lieben.
Aber warum? Warum verhalten wir uns so?
ALLE MENSCHLICHEN HANDLUNGEN gründen sich auf tiefster Ebene auf zwei Emotionen: auf Angst oder auf Liebe. In Wahrheit gibt es nur zwei Emotionen - nur zwei Worte in der Sprache der Seele. Dies sind die beiden gegensätzlichen Pole der großen Polarität, die ich zusammen mit dem Universum und der Welt, wie ihr sie heute kennt, erschuf.
Das sind die zwei Punkte - das Alpha und das Omega -, die dem System, das ihr Relativität nennt, zu existieren erlauben. Ohne diese beiden Punkte, ohne diese beiden Begriffe von den Dingen könnte keine andere geistige Vorstellung existieren.
Jeder menschliche Gedanke und jede menschliche Handlung gründet sich entweder auf Liebe oder auf Angst. Es gibt keine andere menschliche Motivation, und alle anderen geistigen Vorstellungen leiten sich aus diesen beiden ab. Sie sind einfach verschiedene Versionen, verschiedene Abwandlungen desselben Themas.
Denk darüber intensiv nach und du wirst erkennen, daß es wahr ist. Das ist es, was ich den stiftenden Gedanken genannt habe. Es ist entweder ein Gedanke der Liebe oder der Angst. Das ist der Gedanke hinter dem Gedanken hinter dem Gedanken. Es ist der erste Gedanke. Es ist die primäre Kraft. Es ist die rohe Energie, welche die Maschine menschlicher Erfahrung antreibt.
Und das erklärt, warum das menschliche Verhalten eine Wiederholungserfahrung nach der anderen produziert; darum lieben Menschen, zerstören dann und lieben wieder. Ständig schwingt das Pendel zwischen beiden Emotionen hin und her. Liebe stiftet Angst stiftet Liebe stiftet Angst ... ... Und der Grund dafür findet sich in der ersten Lüge jener Lüge, die ihr als die Wahrheit über Gott erachtet -, daß man in Gott kein Vertrauen setzen kann; daß auf Gottes Liebe kein Verlaß ist; daß Gott euch nur unter bestimmten Bedingungen akzeptiert; daß somit letztlich das Endresultat zweifelhaft ist. Denn wenn ihr euch nicht darauf verlassen könnt, daß Gottes Liebe immer da ist, dann fragt sich, auf wessen Liebe ihr euch denn verlassen könnt. Werden sich denn nicht, wenn Gott sich zurückzieht, sobald ihr nicht rechtschaffen lebt, auch bloße Sterbliche von euch abwenden?
... Und so kommt es, daß ihr im Moment, in dem ihr eure höchste Liebe gelobt, eure tiefste Angst begrüßt.
Denn nachdem ihr gesagt habt: Ich liebe dich, ist eure erste Sorge, ob diese Aussage denn nun auch erwidert wird. Und habt ihr es eurerseits zu hören bekommen, so fangt ihr sofort an, euch Sorgen darüber zu machen, ob ihr die gerade gefundene Liebe auch nicht verliert. Und so wird alles Handeln zu einer Reaktion - einer Verteidigung gegen den Verlust -, so wie ihr euch sogar gegen den Verlust Gottes zu verteidigen sucht.
Doch wenn ihr wüßtet, wer-ihr-seid - daß ihr die herrlichsten, bemerkenswertesten und glanzvollsten Kreaturen seid, die von Gott je erschaffen wurden -, würdet ihr euch niemals ängstigen. Denn wer könnte etwas so Wunderbares und Großartiges ablehnen? Nicht einmal Gott könnte an einem solchen Wesen etwas auszusetzen haben.
Aber ihr wißt nicht, wer-ihr-seid, und glaubt, sehr viel weniger zu sein. Und woher habt ihr die Vorstellung, daß ihr sehr viel weniger großartig seid, als ihr seid? Von den einzigen Menschen, deren Wort alles für euch gilt: von eurer Mutter und von eurem Vater.
Das sind die Menschen, die ihr am meisten liebt. Warum sollten sie euch anlügen? Aber haben sie euch nicht gesagt, dass ihr zu sehr dies und zuwenig das seid?
...
Quelle: NELE DONALD WALSCH >>Gespräche mit Gott<< Band 1 - Ein ungewöhnlicher Dialog - ISBN 3-442-30737-6