Hallo Michael,
Zu Deinem Beitrag vom 31. Maerz 2004, 22:54 Uhr:
Wie so viele Christen liest Du die Bibel selektiv. Du zitierst das was heute von de Kanzeln verkündet wird. Und so entsteht dann jenes Bild vom lieben, braven Jesus.
Nur bei genauerem Hinsehen entspricht dieses Bild nicht der Realität. Ich zitiere hir aus meiner Homepage.
Jesus - Ein Mann, der mordsmäßig beliebt war!?
Ja, das Volk liebte ihn unheimlich.
Matthäus 8:18
Als Jesus eine Volksmenge um sich sah, befahl er nach der anderen Seite wegzufahren.
Hier vielleicht noch einige Stellen.
Lukas 4:28-29
Alle nun, die diese Dinge in der Synagoge hörten, wurden voller Wut; und sie standen auf und trieben ihn (Jesus) eilends aus der Stadt hinaus, und sie führten ihn auf den Vorsprung des Berges, auf dem ihre Stadt gebaut war, um ihn kopfüber hinabzustürzen. Er aber schritt mitten durch sie hindurch und ging seines Weges.
Johannes 5:18
Deswegen suchten die Juden tatsächlich umso mehr, ihn zu töten, weil er nicht nur den Sabbat brach, sondern Gott auch seinen eigenen Vater nannte, wodurch er sich Gott gleichmachte.
Johannes 8:59
Darum hoben sie Steine auf, um sie auf ihn zu werfen, aber Jesus verbarg sich und ging aus dem Tempel hinaus.
Johannes 10:31
Nochmals hoben die Juden Steine auf, um ihn zu steinigen.
Johannes 11:53-54
Darum hielten sie von jenem Tag an Rat, um ihn zu töten. Infolgedessen ging Jesus nicht mehr öffentlich unter den Juden umher, sondern von dort begab er sich weg in das Land nahe bei der Wildnis, in eine Stadt, Ephraim genannt, und dort blieb er mit den Jüngern.
Johannes 12:36
"Solange ihr das Licht habt, bekundet Glauben an das Licht, damit ihr Söhne des Lichtes werdet." Jesus redete diese Dinge und ging weg und verbarg sich vor ihnen.
Lukas 13:31
Zur selben Stunde traten einige Pharisäer herzu und sagten zu ihm: "Geh weg und ziehe fort von hier, denn Herodes will dich töten."
Johannes 10:39
Daher suchten sie ihn wieder zu greifen; er aber begab sich außerhalb ihrer Reichweite.
Siehe auch Matthäus 12:14, Markus 3:6, Markus 12:12, Lukas 5:16, Johannes 2:24-25, Johannes 7:30,44.
In Johannes 7:1-13 ist Jesus an einem der Tiefpunkte seiner Karriere angelangt.
Johannes 7:1-13
Nach diesen Dingen nun wanderte Jesus weiter in Galiläa umher, denn er wollte nicht in Judäa umherwandern, weil die Juden ihn zu töten suchten. Indes nahte das Fest der Juden, das Laubhüttenfest. Darum sagten seine Brüder zu ihm: "Geh weg von hier, und begib dich nach Judäa, damit auch deine Jünger die Werke sehen, die du tust. Denn niemand tut etwas im Verborgenen, während er selbst öffentlich bekannt zu werden sucht. Wenn du diese Dinge tust, so mache dich der Welt offenbar." Seine Brüder übten tatsächlich keinen Glauben an ihn aus. Daher sagte Jesus zu ihnen: "Meine bestimmte Zeit ist noch nicht da, doch eure bestimmte Zeit ist stets da. Die Welt hat keinen Grund, euch zu hassen, mich aber hasst sie, weil ich Zeugnis über sie ablege, dass ihre Werke böse sind. Ihr geht zum Fest hinauf; ich gehe noch nicht zu diesem Fest hinauf, weil meine bestimmte Zeit noch nicht völlig gekommen ist."
Nachdem er ihnen also diese Dinge gesagt hatte, blieb er in Galiläa. Als aber seine Brüder zum Fest hinaufgegangen waren, ging auch er selbst hinauf, nicht öffentlich, sondern wie im verborgenen. Daher begannen die Juden auf dem Fest nach ihm zu suchen und sprachen: "Wo ist dieser Mensch?" Und es gab unter den Volksmengen viel Gemurmel über ihn. Die einen sagten: "Er ist ein guter Mensch." Andere sagten: "Das ist er nicht, sondern er führt die Volksmenge irre." Aus Furcht vor den Juden redete natürlich niemand öffentlich über ihn.
Zum Abschluss dieses Themas noch
Johannes 6:60-67
Daher sagten viele von seinen Jüngern, als sie dies hörten: "Diese Rede ist anstößig; wer kann sie anhören?" Jesus aber, der bei sich wusste, dass seine Jünger darüber murrten, sprach zu ihnen: "Veranlasst euch dies zum Straucheln? Was nun, wenn ihr den Sohn des Menschen dahin auffahren seht, wo er zuvor war? Der Geist ist es, der Leben gibt; das Fleisch (nach 1. Mose eine Schöpfung Gottes) ist von gar keinem Nutzen. Die Worte, die ich zu euch geredet habe, sind Geist und sind Leben. Aber es gibt einige unter euch, die nicht glauben."
Jesus wusste nämlich von Anfang an, wer die waren, die nicht glaubten, und wer der war, der ihn verraten würde. So sagte er denn weiter: "Darum habe ich zu euch gesagt: Niemand kann zu mir kommen, es sei denn, es werde ihm vom Vater gewährt." (Vergleiche Johannes 6:44, 5:22-23) Deswegen wandten sich viele seiner Jünger ab, den hinter ihnen liegenden Dingen zu, und gingen nicht mehr mit ihm. Daher sagte Jesus zu den Zwölfen: "Ihr wollt doch nicht etwa auch weggehen?"
>>Es gibt keine Liebe ohne bedingungslosen Glauben und Vertrauen, ohne Hoffnung, denn dann regiert der Zweifel oder die Angst in unserem Verstand und Herzen, d.h. in unserer Seele und beherrscht uns selbst und nimmt uns gefangen. <<
Ich gebe Dir recht, dass bei zwischenmenschlichen Beziehungen Vertrauen zur Liebe dazugehört. Aber ich sehe Zweifel und Angst nicht so negativ wie Du. Zweifel bewahren mich vor dem Irrtum und dem Betrug. Die Angst vor dem Unfall.
Als ich in München dabei war meinen Führerschein zu machen, hatte ich einen Fahrlehrer, der mir folgenden Satz gesagt hat, der mich bis heute geprägt hat: Er sagte: Im Zweifelsfall, nie! Damit meinte er wenn ich im Zweifel bin, ob ich überholen soll oder nicht, ob ich noch vor diesem LKW in die Strasse einbiegen soll oder nicht, dann immer auf Nummer sicher gehen. Das kann man natürlich auch auf die Ordnung seines geistigen Lebens anwenden. Wenn man im Zweifel ist, ob Jesus Gottes Sohn ist oder ob es sich hier um einen religiösen Betrug handelt, dann entscheide ich mich gegen die Existenz dieser fragwürdigen Figur.
Wenn jemand die Nächsten- und Feindesliebe predigt und sich dann selbst nicht daran hält (Tempelreinigung), dann muss man sich doch fragen, wie ernst seine Worte gemeint sind. Einen Menschen muss man an seinen Taten messen. Seiner Ehrlichkeit kann man nicht blind vertrauen.
Nach der "Tempelreinigung" wurde Jesus und seinen Anhängern nirgends in der Stadt Zuflucht gewährt (Markus 11:19). Diese Aktion hatte ihm keine Sympathie beim Volk eingebracht.
Heute wird hier auf die Menschlichkeit des Jesus von Nazareth verwiesen. Er war ganz Mensch und ganz Gott, so die heutige theologische Interpretation.
Trotzdem bleibt ein Schatten von Gewalttätigkeit auf dem angeblich so edlen Charakter jenes Jesus von Nazareth. Und dieser Schatten wird zur Gewissheit, wenn man bedenkt wie häufig Jesus andere verflucht, ihnen droht (zum Beispiel Johannes 3:36; Lukas 21:24; Markus 9:42-47; Matthäus 13:50) oder sie beschimpft (Matthäus 23).
mfg, Dieter