@Holger:Auch alle von uns selbst aufgestellten ethischen und moralischen Regeln verfolgen doch nur den einen Zweck, physische und psychische Vorteile zum Überleben zu erreichen, - das ist wohl kaum zu bestreiten.
Das ist sogar die Absicht davon, denn tief in unserer menschlichen Natur ist nun mal das Streben nach dem eigenen Vorteil eingepflanzt - wenn eine Ethik darauf zielt, dass jeder Mensch, nach seinem Vorteil strebt, aber genau darüber nachdenken soll, wie er das anstellen solle, dann wäre das doch nicht verkehrt?
Man kann das aus ethisch/moralischer, poetischer, religiöser oder wissenschaftlicher Sicht betrachten und in jedem Falle umfangreiche Definitionen erstellen, die alle auf mehr oder weniger verschiedenen Wegen zum gleichen Schluß kommen !
Richtig.
Vielleicht wäre eine Betrachtungsweise überzeugender, die die genannten Sichtweiten außer acht läßt und das was wir Leben nennen emotionslos und rein rational so beurteilt, wie es sich uns in Vergangenheit und Gegenwart unübersehbar und real tagtäglich darbietet.
Das versuche ich (es sei denn, ich verstehe dich falsch). Wenn man danach mit rationalem Denken sucht, wie man zum eigenen Vorteil kommt, wird man früher oder später darauf kommen müssen, dass das Leid anderer beseitigt werden muss, um dies zu erreichen.
Es geht nicht anders, denn in dem Moment wo Du in Deine Betrachtungsweise individuelle Gefühle und Emotionen überden "Zustand" der Welt mit einbeziehst, ist keine objektive Beurteilung möglich, weil Du dann bei Deiner Betrachtung immer wieder potetielle Vorteile und Nachteile für Dich gegeneinander abwägst!
Ich teile deine Meinung.
Dabei ist es zunächst unerheblich wie und warum Leben entstanden ist, es existiert unübersehbar und sein Hauptzweck scheint zu sein, diese seine Existenz mit allen Mitteln und auf Kosten anderen Lebens zu erhalten und zu vermehren, indem - wie erwähnt - bewußt und unbewußt jede seiner Handlungen auf eigenen Vorteil ausgerichtet ist !
Daher muss hier die Ethik greifen und sagen: Denke nach, was du tust und ob es wirklich zu deinem Vorteil dienlich ist.
Dieser Selbsterhaltungstrieb ist der Wille und das Bestreben des Individuums zum Überleben und zur Erhaltung der Art !
Und sicher genetisch eingepflanzt.
Warum das so ist, darüber sollte die Religion und die Philosophie spekulieren, aber es wird wohl ein ewiges Geheimnis bleiben.
Es ist kein großes Geheimnis. Die Evolution könnte nicht funktionieren, wenn nicht jedes Wesen nach seinem eigenen Vorteil streben würde. Jedoch können wir Menschen, gegenüber den meisten anderen Organismen dieses Planeten, darüber nachdenken, welche Konsequenzen unser Handeln hat und herausfinden, welches Handeln zum besseren für uns ("uns" ist hier das einzelne Individuum) selbst führt - nämlich das Leid der Welt zu beseitigen.
Diese Lebensdarbietung emotionslos zu betrachten ist zugegebener maßen schwierig, denn es schließt zwingend Eigenschaften wie gut und böse, schön und häßlich , klug und dumm usw. aus, die ja nur aus menschlicher Sicht existieren und mit denen wir ja nur unser subjektives Empfinden zum Ausdruck bringen bezw. bezeichnen!
Auch das ist richtig. Es ist aber nicht nötig, gut und böse zu bewerten, sondern nur objektiv und mit langem Nachdenken zu entscheiden, was man tun muss, um nach eigenem Maßstab besser zu leben. Wenn man z.B. eine Fabrik baut, um möglichst viel Geld zu machen, deren Technik aber viel Umweltgifte erzeugt, würde jemand der scharf Nachdenkt erkennen, dass diese Gifte eines Tages für sich selbst oder für die eigenen Nachkommen den eigenen Vorteil (bzw. den der Nachkommen) reduzieren wird. Also wäre es geistreich, die Umweltgifte nicht in die Umwelt zu kippen.
Kein Objekt oder Ereignis im gesamten Universum einschließlich des Planeten Erde mit seinen Menschen ist also objektiv gut oder böse, weil nur das menschliche Bewußtsein diese Einstufung nach Kriterien trifft, die sich auf individuelle oder kollektive Vorteile oder Nachteile für seine Existenz beziehen.
Richtig. Der eigene Vorteil hingegen ist objektiv für jeden selbst ergründbar und i.d.R. trifft er auf jeden zu!
NUR für den Beobachter bezw. Beurteiler mit Bewußtsein haben alle die Dinge irgend welche ichbezogenen "Werte" und Eigenschaften, weil auch diese sich nur als Bewußtseinszustand in Relation zu uns selbst manifestieren.
Richtig.
Die Dinge "an sich" sind als Objekte eigenschaftslos.
Mit Ausnahme ihrer physikalischen Eigenschaften natürlich.
Kein Blumenstrauß "an sich" ist schön, seine Schönheit ist nur eine subjektive Empfindung und setzt deren Vorhandensein natürlich voraus !
Natürlich. Aber die Tatsache, dass ein Krieg längerfristig für Täter und Opfer Leid bringen wird, ist objektiv erkennbar.
Will sagen, der Mensch beurteilt sich selbst und seine gesamte Umwelt nur in Beziehung zu sich selbst !
Jepp.
So gesehen sind alle unsere Betrachtungen im wahren Sinn des Wortes kurzsichtig in Relation zu kosmische Zeiträumen.
Das ist eine Aussage, die man nicht als richtig oder falsch bewerten kann, da wir die wirkliche Natur der Dinge nicht kennen. Wie nun das Universum wirklich ist, werden wir vielleicht nie erfahren (je nachdem, wie die Natur des Universums eben ist).
Nur diese sich ihres Daseins bewußte Spezies Mensch - und niemand anderer - bezeichnet sich selbst auch als kosmische "Intelligenz" und glaubt mit dieser Intelligenz die Probleme ihres Daseins und ihre Überlebens lösen zu können !
Dies ist möglich, wenn wir uns nur anstrengen würden.
Allerdings kann man hier die berechtigte Frage stellen, ob nicht z. B. Ameisen und Tiere in der freien Wildbahn einen wesentlich intelligenteren Überlebenskampf für sich und ihre Art führen als der Mensch....
Nein. Der Mensch führt den für sich spezifischen Überlebenskampf durch. Er ist ein Wesen, das(scheinbar) selbst denkt und (scheinbar) einen eigenen Willen hat von daher verschiebt sich sein Überlebenskampf. Es geht nicht mehr nur ums Fressen und Gefressen werden und seine Sexualität zum Zwecke der Vermehrung zu befriedigen, sondern der Mensch wird von zwei neuen Kräften getrieben: Der Neugier (die auch bei anderen komplexen Organismen vorhanden ist) und von der Suche nach intellektueller Befriedigung (die typisch für Affen und besonders für den Menschen typisch ist).
Genau genommen erfüllen auch alle sozialen - ob natürliche oder staatliche - Komponenten, alle ethischen und moralischen Grundsätze und staatlichen Gesetze den genetischen Zwang zum individuell/kollektiven Überleben !
Nur dass der Mensch die Fähigkeit hat über seine genetischen Grenzen hinauszuwachsen. Der Mensch kann z.B. kein Infrarotlicht sehen - was macht er, er baut sich ein Werkzeug dass dies kann. Der Mensch ist z.B. von sich aus nicht fähig in den Weltraum zu fliegen - was macht er, er baut Raumschiffe. Der Mensch kann nur sehr langsam rechnen - was macht er, er baut Computer.
Ich denke, der Mensch hat sich von seiner biologischen Evolution teilweise entkoppelt und hat eine evolutionsartige technologische und geistige Erweiterung seiner selbst gestartet, die ihn vorwärts bringt.
Es gibt z.B. Wirtschaftsmodelle, wie z.B. das Open-Source-System in der Software, die zwar auch auf dem Streben nach Vorteil (der hier nicht Geld, sondern eigene Erfüllung und gesellschaftliche Anerkennung ist) aufbaut, aber nützliche Projekte herausbringt.
Ich denke der Mensch braucht nur seine Zeit, um sich selbst zu einem friedfertigen Wesen anzupassen, das Leid beseitigen will - sofern er sich nicht zuvor selbst vernichtet hat.
Wir sind Sklaven dieses Selbsterhaltungstriebes!
Aber wir haben eben auch die Begabung zur Vernunft, die viele Tiere nicht haben!
Und es ist nun mal unübersehbar, daß derjenige die besten Überlebenschancen hat, der am rücksichtslosesten und am skrupellosesten seine Interessen zur Erlangung von Vorteilen durchsetzt
Kurzfristig: ja. Langfristig: nein.
sich im Kampf um diese Vorteile auch behauptet und damit seine "siegreichen Gene" an die folgende Generationen weitergeben kann !
Nur nützt es ihm nichts, wenn seine Nachfahren (die reich und stark sind) von den Nachfahren anderer (die arm und schwach sind) durch Terrorismus getötet werden. Das müssen wir Menschen uns klar werden und wir haben die Fähigkeit, uns das klar zu machen.
Man könnte durchaus schlußfolgern, daß religiöse Lehren, die den "absolut" guten und zufriedenen Menschen zum Ziel haben, widernatürlich sind
Das ist eben die Frage - ich halte den Menschen für fähig, über seine Natur hinauszuwachsen. Er hat es schon mehrfach teilweise getan und wird es eines Tages vollständig geschafft haben.
In einer "absoluten" Zufriedenheit gäbe es ja keinerlei Ansporn und Ansprüche mehr den erreichten Zustand zu ändern, zu verbessern, Erkenntnisse zu erringen, sich zu vermehren zur Erhaltung der Art oder gar sich am Leben zu erhalten.
Es würde völlig reichen, wenn wir Menschen gegenüber uns selbst nichts tun. Ich denke, dass das Streben nach Wissen vielleicht eines Tages den alten Sandkastenkampf beenden könnte. Eine Gesellschaft, die ihren Ehrgeiz daran hat, sich selbst zu verbessern (was im übrigen nach deiner und meiner Defintion natürlich ist), indem sie zueinander hält und nach dem Wissen strebt, das sie selbst verbessert. Klingt sehr nach Optimismus und Zukunft wäre aber nicht völlig widernatürlich.
Es ist doch reine Utupie und Wunschdenken von 6 Milliarden und noch mehr zu erwartenden, Menschen zu hoffen, daß sie durch Einhaltung ethische und moralische Grundsätze satt würden !
Man muss im kleinen Anfangen, um im großen was zu erreichen. Vielleicht ist aber auch erst ein 3. Weltkrieg mit vielen milliarden Toten nötig, um alle zu erreichen - was ich nicht hoffe.
Zu letzterem gehören eben die primärsten und weltweit verbreitetsten Antriebskräfte: Egoismus gepaart mit Hunger und Durst, womit wohl - außer Günther - niemand glücklich und zufrieden ist, aber wenn wir sie nicht hätten, ....was dann?
Der Durst nach Wissen ist das, was mein Leben antreibt und ich denke, mit dem richtigen Ansporn, würden das viele andere auch. Ich sehe nichts, was mich dazu bringt viel Geld verdienen zu müssen. Wissen erhalte ich nahezu kostenlos im Internet und in Bibliotheken oder im kostenlosen Gespräch mit anderen. Mir und meiner Frau reicht eine relativ kleine Wohnung (dafür, dass wir zu dritt sind) und unser Kleinwagen fährt auch fast nie.
Die Sicherung der Ernährung, Bekleidung, Energieversorgung, Wohnung, des Lebensstandards, des eigenen Fortbestandes, des Lebensraumes usf. ist immer ein Kampf gegen die Unbilden der Natur zum Zwecke deren Ausbeutung, zum Überlebens und ein Konkurrenzkampf gegen seinesgleichen !
Warum können wir Menschen nicht auf Geistesebene diesen Konkurrenzkampf betreiben, so dass eben kein physischer Schaden entsteht? Das ist die Frage, die mich (als Folge deiner Diskussion) abspornt.
Das Problem ist nicht, dass wir nach Vorteil streben, sondern wie, mit welchen Mitteln und wonach genau wir streben.
Religionen sind also nur Trostpflaster für diejenigen, die sich nicht damit abfinden wollen oder können, daß niemand andere als sie SELBST für ihr Leben verantwortlich sind !
Das ist eine Phrases, die mir schon viele Atheisten gesagt haben und die ich nicht bestätigen kann (und die ich allmählich nicht mehr hören kann!).
Und wenn sie Religion benötigen, dann ist diese doch offensichtlich auch nur ein Mittel zum Zweck für ihre psychische Zufriedenheit durch Hoffnung auf einen "Erlöser" von all dem Übel, also auch wieder eines Vorteils !
Ich will mich von meinen Übeln selbst befreien.
Und dabei hat uns in der Praxis bis heute weder ein Jesus noch ein Mohammed, trotz aller flehentlichen Gebete, allen Glaubens und lächerlicher, religiöser Zeremonien, geholfen
Beweise es.
Der einzige wahre "Erlöser" auf den man sich verlassen kann ist aber kein Jesus, sondern der TOD , der erlöst uns von allem Übel und nicht ein Vater unser, der da ist im Himmel !
Warum musst du eigentlich dauernd auf die antireligiöse Schiene überwechseln? Ist es nicht wichtiger, die Probleme anzugehen, anstatt neue zu schaffen?
Deutlicher kann es wohl auch die aktuelle politische und wirtschaftliche Weltsituation nicht bestätigen, wie skrupellos der Stärkere von seine Macht Gebrauch macht, um auf Kosten der Schwächeren und deren TOD zu profitieren und seinen eigenen Überlebensvorteil zu sichern.
Richtig. Aber ich sehe keinen Zusammenhang mit der Religion.
Gruß,
Matze