Günther hier ein paar Informationen für Dich, die Dich vielleicht zur Denkarbeit anregen. Folgenden Text der Humanistische AKTION München habe ich vor einiger Zeit von einem Freund per email bekommen:
Kindesmißbrauch im Namen von Religion
Die Tatsache des Mißbrauchs von Kindern weltweit im Namen von Religion ist allgemein noch kaum bewußt. Und viel zu sehr sind viele verantwortlich am Mißbrauch Mitwirkende persönlich durch ihr eigenes Schicksal in der Sache verstrickt, so gehört der Mißbrauch allgemein noch immer (unbewußt) zur Normalität.
Beginn des religiösen Kindesmißbrauchs
Dieser beginnt mit der Erziehung von Kindern zu einer bestimmten religiösen Glaubensrichtung. Es geht beim Mißbrauch um die direkte Anleitung zum Glauben an bestimmte religiöse Objekte und zum Praktizieren von religiösen Kulten und Ritualen im Dienst von Institutionen. Und es geht um konfessionelle Festlegungen wie Kindes-Taufe, Religions- bzw. Konfessions- Unterricht und ähnliches. Als besonders verhängnisvoll sei hier neben der psychischen die in manchen Kulturräumen praktizierte irreparable körperliche Beschneidung von Kindern beiderlei Geschlechts genannt.
Religiöser Mißbrauch von Kindern beginnt mit jedem Versuch, Kinder in eine festgelegte Glaubensrichtung zu lenken, weil damit die - inzwischen durch internationale Menschenrechte garantierte - freie Entfaltung ihrer Persönlichkeit erschwert bzw. verhindert wird.
Auswirkungen des religiösen Kindesmißbrauchs
Die von der Natur her abzuleitende Bestimmung des Menschen ist normalerweise - wie auch bei anderen Lebewesen - seine optimale Entfaltung. Hierzu gehört auch Mündigkeit, die Eigenständigkeit und Verantwortungsbereitschaft enthält. Dazu bedarf es einer Entwicklung zur Ablösung von den Eltern. Eine grundlegend verhängnisvolle Auswirkung religiösen Kindesmißbrauchs ist es, daß, noch bevor ein Kind sich von seinen Eltern ablösen kann, ihm mit Gott ein Übervater anerzogen wird, der ihm leider meist zeitlebens erhalten bleibt, so daß nie eine echte Eigenständigkeit und Verantwortungsfähigkeit entstehen kann.
Nach Erkenntnissen der Psychologie sind frühe Einwirkungen auf die Psyche eines Kindes ganz entscheidend für sein späteres Leben. Sie werden im Hirn gespeichert in Form unbewußter Erinnerungen. Im erwachsenen Alter können sie dazu führen, verdrängte Ereignisse ständig zu wiederholen, um zur Befreiung früher erlittener Ängste zu kommen. Es sind emotionale Deformationen, die später zu destruktiven Verhaltensweisen und Handlungen führen können.
Entgegen der allgemein verbreiteten Wunschvorstellung geben die meisten religiös-konfessionellen Glaubens-Inhalte keine wirkliche echte Sicherheit, weil sie nicht wissenschaftlich haltbar sind und deshalb nicht hinterfragt oder gar angezweifelt werden dürfen. Das Ergebnis ist eine verborgene innere Unsicherheit, eine innere Unaufrichtigkeit und ein daraus resultierender Mangel an Fähigkeit und Bereitschaft zu kritischer Selbstwahrnehmung, verursacht durch eine Gespaltenheit zwischen natürlicher Vernunft und angepaßtem Glauben. In den meisten religiösen Gemeinschaften werden kritische Menschen als Gefahr empfunden und als Abweichler behandelt, so daß eine menschliche Entfaltung und Weiterentwicklung von Individuum und Gemeinschaft kaum noch möglich ist.
Mit der Verehrung und Anbetung von Symbolen wie dem Kruzifix geschieht eine Umwertung von Werten und Gefühlen. Ursprünglich als Folterinstrument und Werkzeug des Todes wird es im Extrem als Schmuck getragen und sogar als "süßes Holz" besungen. Kleine Kinder, denen dieses Symbol erstmals ins Zimmer gehängt wurde, begannen zu weinen und konnten nicht einschlafen. Sie hatten noch ein gesundes Gefühl des Entsetzens gegenüber dem plastischen Bild von einem gemarterten Menschen, der mit festgenagelten Händen und Füßen am Kreuz hängt. Im Laufe einer religiösen Erziehung gewöhnen sich Kinder an das Bild der Grausamkeit und empfinden es als normal und sogar anbetungs- und verehrungswürdig, es begleitet sie in manchen Gegenden Tag und Nacht. Eine solche Erziehung entspricht einer seelischen Vergewaltigung, einer Abrichtung, Abhärtung und Desensibilisierung.
Hierdurch wird ein Mißtrauen gegenüber den eigenen Gefühlen und Werten herbeigeführt und verfestigt, das eine Grundlage zur Unaufrichtigkeit nicht nur sich selbst, sondern auch anderen gegenüber schafft, da die Erwachsenen eine Anpassung an ihre Normen erwarten und andernfalls mit Abweisung und Liebesentzug reagieren. Dieser Zwang zum Unterdrücken berechtigter natürlicher Gefühle und das damit verbundene Erlebnis einer elementaren Ungerechtigkeit bezüglich einer eigenständigen freien Entfaltung führen meist zum Verdrängen von Versagungen und können einerseits zu Störungen der Selbstwahrnehmung und andererseits auch zu Aggressionen gegen sich und andere führen.
Ähnlich wie bei Mitgliedern von Sekten, die sich in ihrer - für Außenstehende offensichtlichen - Abhängigkeit frei und wohl fühlen, wird auch den früh zu den allgemein anerkannten Konfessionen hin erzogenen Menschen ihre Abhängigkeit und mangelnde Fähigkeit zur Selbstwahrnehmung meist nicht mehr bewußt. Dieselben Menschen, die sich - zu recht - über die Darstellung von Greueltaten in Horrorfilme empören, gewöhnen ihre Kinder an den grausigen Anblick des gemarterten Jesus. Als Entschuldigung für die Duldung eines solchen Widerspruchs ist selbst von hoch intelligenten, ansonsten kritischen Menschen zu hören, daß sie halt so erzogen worden seien. So wundert es nicht, daß durch die Wirkung einer frühkindlichen Indoktrinierung noch heute die meisten Politiker freiwillig ihren Amtseid mit dem Zusatz "so wahr mir Gott helfe" ablegen und damit bekennen, daß sie letztlich nicht eigenverantwortlich handeln.
Besonders folgenschwer für den Frieden in der Welt sind die Auswirkungen des Kindesmißbrauchs durch die Abgrenzung von Menschen anderen Glaubens, verbunden mit dem Entstehen von Überheblichkeit (Auserwähltheit, Rechtgläubigkeit), Rivalität und Gewalt gegenüber diesen (Un- und Andersgläubigen), auch heute noch, sogar in Europa. Die menschliche Geschichte wird begleitet von religiös motivierten Konflikten, und ein Ende ist nicht abzusehen.
Ursachen für religiösen Kindesmißbrauch
Hier sind vor allem psychische und materielle Abhängigkeiten der religiös erziehenden Erwachsenen von traditionellen religiösen Konfessionen zu nennen. Die meisten dieser betreffenden Personen, seien es Eltern, Großeltern, Verwandte, Bekannte, Lehrer usw. trauen aufgrund ihrer eigenen inneren Unsicherheit oder Scheinsicherheit und ihrem Mangel an kritischer Distanz ihrem eigenen Glauben gegenüber den Kindern nicht zu, daß sie eigenständig zu einem ihnen gemäßen religiösen Glauben finden. Deswegen zwingen sie die Kinder mit allen möglichen psychischen und physischen Mitteln zur Übernahme ihres eigenen Glaubens. Die Folgen einer solchen Indoktrinierung, besonders einer unterschwelligen, für den einzelnen Menschen und für die Gesellschaft sind ihnen meist nicht bewußt. Deshalb wäre hier im Interesse einer gesellschaftlichen Stabilisierung und ethischen Weiterentwicklung viel mehr Aufklärung als bisher nötig.
Zur Lösung des Problems
Kinder brauchen keine geistigen Heilmittel in Form von religiösen Heilslehren, sondern geistige Freiheit und Vertrauen. Sie brauchen Zeit und Unterstützung zur eigenen freien Entfaltung ihrer Persönlichkeit. Kinder brauchen Begleiter, die ihnen keine zweifelhaften Wahrheiten aufdrängen, sondern sie zum Hinterfragen und zur Wahrhaftigkeit ermutigen. Kinder brauchen Vorbilder die mit Gelassenheit vorleben, daß man nicht alles wissen kann und muß, die ihnen auch mal sagen: "das weiß ich nicht, das weiß niemand genau, es gibt Menschen die glauben dieses, und andere die glauben jenes, ich glaube folgendes, und du kannst dir etwas davon aussuchen oder etwas eigenes entwickeln, und du kannst immer offen bleiben für neue Erkenntnisse". Kinder brauchen Menschen, die ihre innere Sicherheit aus einem realistisch-heilen Weltbild gewinnen, nämlich daraus, daß sie sich als Teil der Gesellschaft und der Natur erkennen und erleben, und die ihre Aufgabe in der Vervollkommnung ihrer eigenen Persönlichkeit in größtmöglicher Harmonie und Verbundenheit zu ihrer Mitwelt sehen.
Abschließend einige weitere Zitate zum Thema, die zeigen, es ist im Grunde alles wesentliche schon gesagt worden, nur wurde es bisher zu wenig beachtet und befolgt. Ich halte es mit Voltaire, der sagte: Ich werde mich solange wiederholen, bis man mich verstanden hat, und ich würde mich freuen, wenn auch andere Menschen guten Willens nicht müde würden, Kritik zu üben, da wo es not-wendig ist und gleichzeitig mindestens ebenso fleißig neue, alle Menschen dieser einen Welt verbindende Wege ethischer Orientierung anzubieten, wie sie ein umfassend verstandener, universeller Humanismus ermöglicht.
Ohne kritischen Einspruch, ohne das Engagement unbequemer Denker
verkümmert eine Gesellschaft. Wir brauchen Streit und Widerspruch,
wir brauchen Zumutungen und Fragen unabhängiger Köpfe.
Roman Herzog, Bundespräsident
Der Widerstand gegen den unbedingt notwendigen Fortschritt liegt in unglücklichen Traditionen der Völker, die durch den Erziehungsapparat wie eine Erbkrankheit von Generation zu Generation fortgeschleppt werden.
Albert Einstein, Physiker (1879-1955)
Wenn die Welt erst ehrlich genug sein wird, um Kindern vor dem 15. Jahre keinen Religionsunterricht zu erteilen; dann wird etwas von ihr zu hoffen sein.
Arthur Schopenhauer, Philosoph (1788-1860)
Wehe dem, der ein Kind in Furcht erzieht, und wenn es die Furcht vor Gott wäre!
Denn er schändet unabsehbare Menschengeschlechter.
Walther Rathenau, Politiker (1867-1922)
Die unaufhörlichen Wiederholungen der verkündeten "Wahrheiten", die ständigen Behauptungen, der Glaube sei ein gerechtfertigter Ersatz für Wissen, die wiederholten Aufforderungen zur Buße und die Drohungen mit schrecklicher Vergeltung auf Erden oder nach dem Tode, die fortwährende Betonung der Feindseligkeit gegenüber anderen Glaubenssystemen: Das alles kennzeichnet den langsamen Prozeß der Einpflanzung von Glaubensmeinungen, der gewöhnlich als Gehirnwäsche bezeichnet wird.
H.J. Campbell, Naturwissenschaftler (Campbell,H.J.:Der Irrtum mit der Seele, Scherz-Vlg.Mchn.1973)
Philosophen haben die Welt nur verschieden interpretiert, Theologen
und Ideologen haben sie verändert, Humanisten könnten sie heilen.