Hallo Michael,
bei den von mir aufgeführten Beispielen handelt es sich nicht um Glaubensdinge, denn die Bibel erhebt ja nicht nur den Anspruch ein Glaubensbuch zu sein, sondern sie ist auch ein Geschichtsbuch des Volkes Israel.
Tit 3,9 Von törichten Fragen aber, von Geschlechtsregistern, von Zank und Streit über das Gesetz halte dich fern; denn sie sind unnütz und nichtig (1.Tim 1,4; 1.Tim 4,7; 2.Tim 2,14).
Die Stelle ist, wie so viele andere Bibelstellen, die Du zitierst, auch auf meiner Homepage siehe Link Bibelkritik >> Jesus Teil 1.
Wenn Du die Geschlechtsregister als Glaubensdinge definierst. Wie willst Du dann überprüfen, ob die Bibel wahr ist?
>>In meiner Realtiät gibt es Gottes Wort in der Bibel per se zu erkennen, als Sein ewiger Ratschluss zusammengefasst!<<
1.Kor 1,18 Denn das Wort vom Kreuz ist eine Torheit denen, die verloren werden; uns aber, die wir selig werden, ist's eine Gotteskraft.
Die Wahrheit nach Maß
In Lukas 10 verflucht Jesus drei Städte, in denen er vermutlich mit seinen "Wundertaten" kein Glück hatte. Jedenfalls hat er dort kein billiges Quartier gefunden.
Lukas 10:10-15
Wenn ihr aber in eine Stadt kommt, und sie euch nicht aufnehmen, so geht hinaus auf ihre Straßen und sprecht: Auch den Staub aus eurer Stadt, der sich an unsere Füße gehängt hat, schütteln wir ab auf euch. Doch sollt ihr wissen: Das Reich Gottes ist nahe herbeigekommen. Ich sage euch: Es wird Sodom erträglicher ergehen an jenem Tage als dieser Stadt. Weh dir, Chorazin! Weh dir, Betsaida! Denn wären solche Taten in Tyrus und Sidon geschehen, wie sie bei euch geschehen sind, sie hätten längst in Sack und Asche gesessen und Buße getan. Doch es wird Tyrus und Sidon erträglicher ergehen im Gericht als euch. Und du, Kapernaum, wirst du bis zum Himmel erhoben werden? Du wirst bis in die Hölle hinuntergestoßen werden. (Luther‘84)
Ist man denn gezwungen, dahergelaufene Wanderprediger oder solche, die sich als Wanderprediger ausgeben, zu beherbergen? Im alten Israel galt freilich die Gastfreundschaft mehr als bei uns.
Was aber unserem Rechtsempfinden völlig widerspricht, ist die Sippenhaft. Jesus verflucht ganze Städte ohne die Bewohner und ihre Motive im Einzelnen zu beurteilen. Die Sippenhaft - ein Relikt aus der Stammesgesellschaft, eine Sichtweise, die nicht differenziert, Schwarz-Weiß-Malerei, die Sichtweise eines Primitiven. (siehe hierzu auch Noah und der "gerechte" Gott). Auch die Geschichte vom Sündenfall bei dem Gott alle Nachkommen von Adam und Eva bis heute verflucht hat, ist nur aus diesem antiken Rechtsverständnis heraus zu verstehen.
Was macht nun ein Theologe, wenn man ihn mit solchen oder ähnlichen Ungereimtheiten seiner angeblich von Gott inspirierten Glaubengrundlage konfrontiert. Kein Problem! Für solche Fälle hatten schon die jüdischen Priester ein umfangreiches Repertoire an Antworten parat.
Ein trickreiches Repertoire, das den Vordenkern der einzelnen christlichen Kirchen auch dazu diente und dient, sich von anderen christlichen Kirchen abzugrenzen. Der ganze Streit zwischen den christlichen Kirchen könnte beigelegt werden, wenn man sein Augenmerk nicht auf die unterschiedlichen Auslegungen richten würde, sondern auf die Verfahrensweise nach der diese "Wahrheit nach Maß" - nämlich nach dem Maß der Kirchen - entstanden ist.
Meine Gedanken sind höher als eure Gedanken . . .
In der Bibel gibt es zahlreiche Stellen, wo der logische Zusammenhang fehlt. So antwortet Jesus in Matthäus 9:15 den Jüngern des Johannes. Aber der nächste Satz (Matthäus 9:16) geht völlig am Thema vorbei.
Matthäus 9:14-16
Da kamen die Jünger des Johannes zu ihm und sprachen: Warum fasten wir und die Pharisäer so viel, und deine Jünger fasten nicht? Jesus antwortete ihnen: Wie können die Hochzeitsgäste Leid tragen, solange der Bräutigam bei ihnen ist? Es wird aber die Zeit kommen, daß der Bräutigam von ihnen genommen wird; dann werden sie fasten. Niemand flickt ein altes Kleid mit einem Lappen von neuem Tuch; denn der Lappen reißt doch wieder vom Kleid ab, und der Riß wird ärger. Man füllt auch nicht neuen Wein in alte Schläuche; sonst zerreißen die Schläuche, und der Wein wird verschüttet, und die Schläuche verderben. Sondern man füllt neuen Wein in neue Schläuche, so bleiben beide miteinander erhalten.
(Luther‘84 Erläuterung aus der Einheitsübersetzung: Die zwei Klugheitsregeln weisen auf die Unverträglichkeit von Neuem und Altem hin. - «Schläuche» waren zusammengenähte Ziegenfelle, die man im Altertum anstelle von Weinfässern verwendete. Ungewalktes Tuch zieht sich bei Nässe zusammen.)
Wollte Jesus hier vom Thema ablenken, nachdem ihm die Jünger des Johannes unangenehme Fragen gestellt haben? Die beiden Klugheitsregeln, die unmittelbar im Anschluss genannt werden, passen logisch nicht zum vorher Gesagten. Wenn Jesus hier auf den Anbruch eines neuen Zeitalters hinweisen will, dann ist unverständlich, wieso an anderer Stelle berichtet wird, dass er selbst 40 Tage gefastet hat (Matthäus 4:2). Und in Matthäus 9:15 erklärt er ja, dass die Jünger nach seinem Tod fasten werden, nicht zuletzt deshalb, weil sie von Almosen gelebt haben, die durch seine Tätigkeit als Wanderprediger und Wunderheiler hereinkamen (Johannes 12,6 Kassenverwalter Judas). Die Tradition des Fastens wird also fortgeführt. Es kommt in diesem Fall nichts Neues. Die beiden Klugheitsregeln passen also nicht dazu.
Wenn solche Widersprüche in "Gottes Wort" auftauchen oder wirre Texte, wie sie bei den Propheten zu finden sind, dann haben Theologen da eine besondere Erklärung parat. Der Prophet Jesaja erklärt dies so:
Jesaja 55:8-9
"Denn eure Gedanken sind nicht meine Gedanken, noch sind meine Wege eure Wege" ist der Ausspruch Jahwes. "denn wie die Himmel höher sind als die Erde, so sind meine Wege höher als eure Wege und meine Gedanken als eure Gedanken.
Paulus argumentiert ähnlich.
1. Korinther 1:25
Denn da die Welt angesichts der Weisheit Gottes auf dem Weg ihrer Weisheit Gott nicht erkannte, beschloß Gott, alle, die glauben, durch die Torheit der Verkündigung zu retten.
1. Korinther 1:25
Denn das Törichte Gottes ist weiser als die Menschen, und das Schwache Gottes ist stärker als die Menschen.
1. Korinther 3:18-19
Niemand verführe sich selbst: Wenn jemand unter euch denkt, er sei in diesem System der Dinge weise, so werde er ein Tor, damit er weise werde. Denn die Weisheit dieser Welt ist Torheit bei Gott; denn es steht geschrieben (Hiob 5:13): ‚Er fängt die Weisen in ihrer eigenen List.‘ Und wiederum: ‚Jahwe weiß, daß die Überlegungen der Weisen nichtig sind.‘
1. Korinther 13:11-12
Als ich ein Unmündiger war, pflegte ich wie ein Unmündiger zu reden, wie ein Unmündiger zu denken, wie ein Unmündiger zu überlegen; nun aber, da ich ein Mann geworden bin, habe ich die Merkmale eines Unmündigen abgelegt. Denn jetzt sehen wir wie mit Hilfe eines metallenen Spiegels in verschwommenen Umrissen, dann aber wird es von Angesicht zu Angesicht sein. Jetzt erkenne ich teilweise, dann aber werde ich genau erkennen, so, wie ich genau erkannt worden bin.
Man darf natürlich zu der eben zitierten Stelle 1. Korinther 13:11- 12 nicht gleichzeitig Matthäus 11:25 zitieren, denn Jesus beurteilt die Unmündigen ganz anders als Paulus.
Matthäus 11:25
Zu jener Zeit antwortete Jesus und sprach: "Ich preise dich öffentlich, Vater, Herr des Himmels und der Erde, weil du diese Dinge vor den Weisen und Intellektuellen verborgen und sie Unmündigen geoffenbart hast.
Die offensichtliche Furcht vor der Argumentation Intellektueller kommt bei Matthäus an anderer Stelle noch deutlicher zum Ausdruck.
Matthäus 7:6
Gebt das Heilige nicht den Hunden, und werft eure Perlen nicht den Schweinen vor, denn sie könnten sie mit ihren Füßen zertreten und sich umwenden und euch zerreißen.
Die christliche Gegenargumentation besteht nicht in einer Widerlegung der gegnerischen Argumentation, wodurch man den anderen überzeugen könnte, sondern es wird einfach behauptet, dass Gottes Weisheit unsere geistigen Fähigkeiten übersteigt und wir den eigentlichen Sinn seiner Worte nicht mehr erfassen können. Sie erscheinen uns daher manchmal unsinnig und nicht nur uns, sondern sogar den Aposteln; denn der Apostel Paulus hat ja in der bereits zitierten Bibelstelle zugegeben, daß auch er nur alles in verschwommenen Umrissen erkannt hat. Wobei unklar bleibt, wieso sich im Jenseits plötzlich Bibel-Widersprüche auflösen sollen (siehe Link "Briefe" und den weiteren Link "Kann Gott rechnen"). Falls es ein Jenseits gibt, so werden wir dort die gleichen kleinen Geister bleiben wie hier. Eine Reinigung von Sünden bringt ja keine zusätzliche Intelligenz.
Außerdem muss man noch bedenken: Gott hat sich den Menschen ihm zum Bilde geschaffen, als ein Wesen, das ihn erkennt und deshalb anbetet (wenn man der Schöpfungsgeschichte Glauben schenkt). Man fragt sich also, warum ein Wesen wie Gott, ein Wesen von so überragender Intelligenz sich nicht verständlich machen kann.
Und was für einen Nutzen hat ein Buch, das auf viele Fragen eine für uns unlogische Antwort parat hat. Ein Buch, das dadurch unglaubwürdig ist.
Mit den oben genannten Bibelzitaten kann der Gläubige Überlegenheit demonstrieren. Er muß aber indirekt zugeben, daß die christliche Lehre nicht sehr überzeugend wirkt. Die Wahrheit dessen, was er glauben soll, kann der Christ selbst nicht erkennen. Ein blinder Glaube wird hier gefordert. Ein Glaube, der sich nur auf das Vertrauen in den Menschen Jesus und die Evangelisten, die über ihn berichtet haben, stützt.
Im täglichen Leben glauben wir im allgemeinen nur das, was uns nach oberflächlicher Prüfung möglich erscheint. Die christliche Religion fordert jedoch einen Glauben, der nur dann als echt gilt, wenn man auch an das Unwahrscheinliche glaubt, z. B. an die Auferstehung eines Menschen nach dem Tod. Schon Jesus belehrt den ungläubigen Thomas:
Johannes 20:29
"Weil du mich gesehen hast, hast du geglaubt? Glücklich sind die, die nicht sehen und doch glauben."
Wahrer Glaube ist also ein Glaube, der ohne die verstandesmäßige Einsicht auskommt. Ein Glaube für Leute, die nicht lang fragen. "Denn wir wandeln durch den Glauben und nicht durch Schauen", sagt Paulus in 2. Korinther 5:7.
Ja - vom blinden Glauben leben die Seher.
Aber mal ehrlich, niemand kann sich zwingen etwas zu glauben. Das wäre ein frommer Selbstbetrug. Glauben heißt doch nicht nur vertrauen, sondern auch etwas für wahr halten.
Killerphrasen gegen Bibel-Widersprüche
Bis vor einigen Jahren behaupteten christliche Fundamentalisten immer noch die Bibel enthalte keine Widersprüche. Da sich jedoch heute mit Hilfe des Internet jeder davon überzeugen kann, dass dies nicht stimmt, wird heute gelegentlich auch von Fundamentalisten zugegeben, dass Gott in der Bibel vermeintliche Widersprüche eingebaut hat, damit Atheisten und Andersgläubige darüber stolpern.
Im Alten Testament wird tatsächlich von einigen Begebenheiten berichtet, wo Gott angeblich absichtlich Menschen verblendet, so dass sie in ihr Unglück rennen, aber auch etlichen Anderen damit schaden.
Exodus 11:9-10
Der Herr sprach zu Mose: Der Pharao hört nicht auf euch; denn ich will viele Wunder in Ägypten vollbringen. Mose und Aaron vollbrachten alle diese Wunder vor den Augen des Pharao, aber der Herr verhärtete das Herz des Pharao, so daß er die Israeliten nicht aus seinem Land fortziehen ließ.
Wunder bei denen dann der "liebe" Gott lt. Überlieferung etliche Erstgeborene erschlug und angeblich auch die Armee des Pharao. In der ägyptischen Überlieferung wird das jedoch nirgends bestätigt. Aber Fundamentalisten haben da ihr eigenes Geschichtsbild.
Exodus 12:29-30
Es war Mitternacht, als der Herr alle Erstgeborenen in Ägypten erschlug, vom Erstgeborenen des Pharao, der auf dem Thron saß, bis zum Erstgeborenen des Gefangenen im Kerker, und jede Erstgeburt beim Vieh. Da standen der Pharao, alle seine Diener und alle Ägypter noch in der Nacht auf, und großes Wehgeschrei erhob sich bei den Ägyptern; denn es gab kein Haus, in dem nicht ein Toter war.
Exodus 14:4
Ich will das Herz des Pharao verhärten, so daß er ihnen nachjagt; dann will ich am Pharao und an seiner ganzen Streitmacht meine Herrlichkeit erweisen, und die Ägypter sollen erkennen, daß ich der Herr bin. Und so taten sie es.
Die Ägypter haben das freilich nicht erkannt. Sie haben nach wie vor ihre Götter verehrt. Krieg und Niederlagen haben dem Volksglauben noch nie geschadet, denn wenn jemand durch Verkettung glücklicher Umstände mit dem Leben davon gekommen ist, dann war dies natürlich ein Wunder, das die Kirche dann vermarktet hat.
Vor einigen Jahren hatte ich mal hier an meinem Wohnort ein Gespräch mit dem katholischen Geistlichen Pfarrer Kurz. Er hat mich damals mit seiner Interpretation der Hegelschen Philosophie konfrontiert, wonach sich These und Antithese auf höherer Ebene zur Synthese vereinigen lassen. Und er schloss daraus, dass es aus philosophischer Sicht keine Lüge gibt. Wieso dann lügen eine Sünde ist, blieb allerdings ein Rätsel, das sich seiner Ansicht nach sicher im Jenseits lösen wird.
Ich zähle diese Argumente zu den Killerphrasen, mit denen man jedes Argument beantworten kann, ohne den Widerspruch dadurch aufzulösen. Mit diesen Argumenten kann man jedes Märchenbuch zu einer heiligen Schrift machen.
Wer so urteilt baut nicht mehr auf intersubjektiv nachprüfbare Wahrheitskriterien, wie sie die Naturwissenschaft anbietet, sondern er setzt bedingungslos auf eine Glaubensautorität, auf einen Menschen, dessen Worte er für Gottes Worte hält, gleichgültig welchen Unsinn er erzählt hat.
Ich orientiere mich da lieber an dem deutschen Sprichwort:
Wer einmal lügt,
dem glaubt man nicht,
und wenn er selbst
die Wahrheit spricht.
Schon der französische Philosoph Diderot (1713 - 1784) sagt: Wenn Gott, von dem wir die Vernunft haben, das Opfer der Vernunft verlangt, so ist er ein Taschenspieler, der das, was er gegeben hat, wieder verschwinden lässt. (mehr dazu unter dem Link Aphorismen )
Ich gehe davon aus, dass es auch den religiösen Betrug gibt. Wie anders ist sonst zu erklären, dass es unterschiedliche Religionen gibt.
Mehr dazu siehe auf meiner Homepage Link Biblkritik >> Aus der Trickkiste der Vertreter des Glaubens.
mfg, Dieter