Wissen zählt. Exaktes, fundiertes Wissen. Hieb- und stichfest muss es sein. Glauben ist nicht gefragt, ist altmodisch, hoffnungslos überholt. So oder ähnlich kann man es hören.
Die landläufige Vorstellung vom Glauben: Nichts genaues wissen, nur ein vages Vermuten. Genau das erleben wir täglich: "Ich glaube, dass morgen schönes Wetter sein wird." Das heisst, ich weiss es zwar nicht genau, aber ich nehme es an. Vielleicht regnet es auch in Strömen. Dann habe ich eben Pech gehabt. Glauben im Sinne der Bibel ist kein Vermuten und kein ungenaues Ahnen, kein Nicht-Wissen, kein Gefühl oder etwas Ähnliches. Der Glaube ist vielmehr der stärkste Gewissheitsgrad. Der Glaube ist eine feste Überzeugung. Die Bibel stellt rundheraus fest: Unser Wissen ist Stückwerk - Nun aber bleibt Glaube.
Aber es denke niemand, die Bibel würde Wissen und Verstand gering achten. Wenn die Bibel zum Glauben auffordert, dann fordert sie nicht dazu auf, dass wir unseren Denkapparat ausschalten. Der biblische Glaube fordert mir keine Aussagen ab, die ich als denkender Mensch nicht machen könnte und dürfte.
Viele denken: Gauben ist überholt. Glauben ist unzumutbar für den modernen Menschen. Dabei ist es ganz anders. Glauben ist nicht weniger wert als Wissen. Glauben ist etwas anderes. Glauben ist mehr.
Denn der Glaube ist meinem Verstand weit überlegen. Warum? Er steht schon deshalb über meinem Verstehen, weil ich - wenn ich ehrlich nachdenke - einsehen muss, wie letztlich begrenzt meine intellektuellen Möglichkeiten sind. Ich darf und soll meinen Verstand benutzen, um zu denken - bis an die Grenzen des Möglichen-, aber ich soll auch ehrlich genug sein, die Grenzen zu erkennen. "Ich weiss, dass ich nichts weiss", so hat es ein Philosoph des Altertums ausgedrückt.
Es wäre mehr als töricht, wenn ich etwas, was ich nicht verstehe, einfach ignorieren würde. Es gibt manche Dinge, die ich nicht verstehe, aber doch daran glaube. Wenn ich z.B. nicht viel oder gar nichts von Höherer Mathematik, von Differential- oder von Integralrechnung verstehe, wäre es mehr als töricht, nun den Schluss zu ziehen: weil ich nicht weiss, wie es funktioniert, deswegen werfe ich alles, was damit zusammenhänget, über Bord. Kein vernünftiger Mensch wird so handeln. Wenn auch meinem Verstehen Grenzen gesetzt sind, so werde ich Tatsachen als solche akzeptieren. So sind auch das Wort Gottes und der Glaube Tatsachen, erfahrbare Tatsachen.
Auch der Atheist glaubt. Glauben, das heisst ganz allgemein nichts andere3s, als dass ich auf irgend jemand oder irgend etwas mein Vertrauen setze. Und in diesem weitesten Sinn glaubt jeder. Auch der Atheist. Jeder vertraut auf irgend etwas oder irgend jemand. Und in jedem Falle geschieht etwas völlig Gesetzmässiges: Diese Macht, der ich mich anvertraue, einerlei, ob einer Ideologie, einem Menschen oder einer Sache, diese Macht beginnt, über mein Leben zu verfügen.
Du setzt dich in einen Jumbo-Jet. Die Maschine rollt zur Startbahn. Und nun hast du dich der "Macht" Flugzeug ausgesetzt. Du bist der Maschine verhaftet. Alles, was jetzt der Maschine passiert, das geschieht auch dir. Die Chancen, nach Amerika zu kommen, hängen ganz und gar von der technischen Apparartur ab, der du dich anvertraust. Am Beispiel Flugzeug erkennt man deutlich, dass die Macht, der man sich ausliefert, über das eigene Leben bestimmt.
Es gibt Menschen genug, die sagen: Wir erwarten die Erfüllung unseres Lebens vom Geld. Und folglich öffnen sie sich der Macht des Geldes. Sie stellen ihr ganzes Leben auf Geld ein. Ihr Lebenszweck kennt nur eins: Geld.
Ein anderer öffnet sich ganz seinem Beruf, seinem Hobby, seinen Leidenschaften. Was wird die Folge sein? Er gerät unter die Macht dieser Dinge.
Andere befassen sich mit irgendeiner Ideologie, mit okkulten Phänomenen, mit dem Horoskop, mit Yoga oder mit was auch immer. Was wird die Folge sein? Diese Ideen werden Gewalt über sein ganzes Leben gewinnen. Sie werden sein Leben gestalten.
Denken wir einmal darüber nach: Was hat eigentlich mein Leben gestaltet? So naiv sein und behaupten: Ich gestalte die Dinge! können nur Leute, die nicht nachdenken.
Paulus konnte sagen, dass er von Jesus Christus ergriffen war (Phil. 3,12) Jeder ist von jemand oder etwas ergriffen. Fragen wir uns: Wer hat mich ergriffen? Wer hat mich im Griff?
Es ist gut, wenn du ernstlich nachdenkts und auf den Ruf Gottes hörst. Damit du dich seiner Macht öffnest, sich ihm anvertraust, im glaubst. Gott sind die anderen Mächte des Un-Glaubens, die dich so umwerben, nicht unbekannt. Er weiss, wo diese dich hinbringen. Gott allein hat Gedanken der Liebe und des Friedens mit dir. Er will nicht, dass du ins Unglück rennst.
Gott hat alles getan, damit jeder zu ihm kommen kann. Mehr konnte er nicht tun. Der Weg ist frei, seitdem Jesus am Kreuz gestorben ist. Der Gerechte für die Ungerechten. Allein der Glaube an Jesus wendet alle Not. Deshalb ist er notwendig. Denn machen wir uns nichts vor: Es ist eine Not, unter der Gewalt der anderen, bösen Mächte zu stehen. Nur unter der Macht Gottes ist Befreiung, wahres Leben und echte Freude.
Man kann die Frage nach dem Wohin des Lebens nicht früh genug stellen. Diese Frage steckt in allen Menschen. Auch in einem, der allem Glauben abgesagt hat oder für den dieser Glaube, von dem wir reden, gleichgültig und nichtssagend ist. Auch in ihm stecken die für ihn unbeantworteten Fragen nach Grund, Ziel und Sinn des Lebens. Sie sind unzerstörbar. Aller Lebensüberdruss und alle Langeweile sind nichts anderes als die Symptome dieses Leerlaufs, unter dem viele leiden.
Was blind macht für die Realität Gottes, nennt die Bibel Sünde. Ein altmodisches Wort. Sie macht blind, nicht nur bei Atheisten, sondern bei allen Menschen von Natur aus. Denn unser aller Verstand wurde durch die Sünde infiziert. Deshalb macht uns die Sünde auch blind für das, was Jesus für uns tun kann. Die Bibel sagt klar, dass wir nicht zu Gott kommen können alleiin mit Hilfe unseres Verstandes. Manche haben es versucht, aber alle sind gescheitert. Die Bibel stellt eindeutig fest: Der Mensch kann auf Grund seiner eigenen Weisheit nicht zu Gott kommen. Und wenn du wartest, bis du alles verstehst, wirst du nie zu Gott kommen.
Keine Philosophie und kein "Ismus", welcher Art auch immer, wird den Menschen erlösen und neue befreiende Verhältnisse schaffen. Martin Heidegger (Philosoph) sagt: "Die Philosophie wird keine unmittelbare Veränderung des jetzigen Weltzustandes bewirken können. Dies gilt nicht nur von der Philosophie, sondern von allem bloss menschlichen Sinnen und Trachten. Nur ein Gott kann uns retten."
Unser Herz ist für Gott geschaffen worden. Und ohne Gott bleibt uns nichts als das Gefühl der inneren Leere. Aber das Evangelium enthält die Hoffnung: Christus starb für meine Sünden. Er hat sie vernichtet. Er ist auferstanden. Er lebt. Und er kommt wieder. Das ist der lebendige Glaube, der mich erfüllt. Aber diese Wahrheiten müssen wir im Glauben akzeptieren. Deshalb können wir nicht mit unserem Verstand allein kommen. Wer glaubt, das heisst, sein Vertrauen auf ihn setzt, der wird die Erfahrung machen und verstehen. Das Verstehen erwächst aus dem Glauben, nicht umgekehrt.
herbert (NICHT der ferstl in meinem gb)