Der Humanist: Der Menschheit verpflichtet

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 17. September 2002 · Kultur: MDR-Fernsehen: Kindstötungen bei Diakonissen?

Heute, MDR-Fernsehen, 22.05 Uhr:

Die Diakonissen und die Kindersärge
Das Verbrechen von Bad Blankenburg

Bad Blankenburg in Thüringen: Bis vor kurzem kursierte in der Kleinstadt immer wieder das Gerücht, im dortigen Pflegeheim für Behinderte sei es vor 1945 zu Grausamkeiten gekommen. Die derzeitige Heimleitung entschied sich, den Gerüchten auf den Grund zu gehen. Sie stieß auf Beweise für die Tötung von Kindern, verübt durch Diakonissen.
Die Schwestern sollen im Verlauf von etwa zehn Jahren mehr als hundert Behinderte verhungert und an unbehandelten Krankheiten sterben gelassen haben. Immer deutlicher wurde bei den Nachforschungen, dass die Tötungen nicht direkt mit dem nationalsozialistischen Euthanasieprogramm zu tun hatten. Die Diakonissen müssen aus eigenem Antrieb gehandelt haben.
Die meisten Akten sind vor Kriegsende vernichtet worden. Und in Bad Blankenburg erinnern sich nur wenige an diese Zeit oder wollen sich dazu äußern. Dabei florierten damals in der Kleinstadt die Sargtischlereien, und die Schwestern betrieben im Zweiten Weltkrieg einen intensiven Schwarzhandel mit Lebensmitteln. Zur Zeit ermittelt die Staatsanwaltschaft in Gera. Das Ergebnis soll im September vorliegen. Der Film von Uwe Sauermann dokumentiert, was damals in Bad Blankenburg geschah und versucht zu klären, warum mehr als zehn Jahre lang niemand gegen die Diakonissen einschritt. (Zit. aus: www.mdr.de)

 16. September 2002 · Politik: Wahlempfehlung?

Die "Partei der bibeltreuen Christen" (PBC)

Vorneweg meine Überzeugung. Man muss kein "Abtreibungsbefürworter" sein, wenn man sich für die Entkriminalisierung und die Entscheidungsfreiheit von Frauen einsetzt. Im Gegenteil, ich möchte, dass die gesellschaftlichen Bedingungen so wären, dass es möglichst wenige Schwangerschaftsabbrüche gäbe. Zweitens betone ich, dass ich keinerlei Aversionen hege, gegen Menschen, die einen tiefen GLAUBEN - egal an welche Götter auch immer - pflegen.
Diesen GLAUBEN aber verbindlich für alle Menschen einer Gesellschaft machen zu wollen (siehe Religionsunterreicht - RU), ist nichts anderes, als jener Fundamentalismus, der uns aktuell aus anderen Religionen und insbesondere aus den historischen Erfahrungen der christlichen Religionen hinlänglich bekannt ist.
Laut Aussagen des Kanditaten und Parteimitglieds der bibeltreuen Christen, Heinrich Hebeler würden in der BRD jährlich "300.000 Abtreibungen" vorgenommen. Laut dem Statistischen Bundesamt in Wiesbaden wurden im Jahre 1999 in der BRD exakt 130.471 Schwangerschaftsabbrüche offiziell gemeldet. Es ist wohl - trotz einer zugestandenen Dunkelziffer - kaum anzunehmen, dass etwa 170.000 Schwangerschaftsabbrüche in der BRD illegal und dadurch unter enormen gesundheitlichen Risiko vorgenommen wurden.
Die grundgesetzlich garantierte Religionsfreiheit impliziert nicht nur die Freiheit zur beliebigen religiösen Weltanschauung, sondern insbesondere auch die Freiheit von derselben. Jeder darf und kann GLAUBEN was er will. Deshalb ist es geradezu impertinent, zu verlangen, dass Bibelunterricht (siehe Wahlprogramm der PBC) in den Schulen verbindlich für alle eingeführt werden soll - und zwar auf Kosten aller Steuerzahler, respektive der deutschen Bevölkerung, die mit etwa 40 Prozent eben keiner der großen christlichen Kirchen angehört. Dieser Affront wäre nichts anderes, als staatlich subventionierte religiöse Indoktrination von Kindern. Diese würden in einer Art religiöser Kaderschmiede zu den (christlichen) Fundamentalisten von morgen. Warum blos wollen diese Bestrebungen die reichsten Institutionen der Welt nicht alleine finanzieren? Aber da fließen bereits jetzt schon Milliarden EURO jährlich vom Staat an religiöse Gemeinschaften (Religionslehrerausbildung, Verfügbarkeit von staatlichen Einrichtungen [Klassenzimmer], Gehälter von RU-Lehrern, Bischofs- und Erzbischofsgehälter, Gelder für theologische Fakultäten an den Uni´s, Ausgleichszahlungen wegen Säkularisierung vor 200 Jahren, etc.). Die Kinder lernen im RU - wohlweislich getrennt nach den jeweiligen "Wahrheiten" (Protestant/Katholik) dabei weniger eine allgemeingültige Ethik, als dass ihre religiöse Wahrheit die einzig richtige sei. Dabei ist doch "Wahrheit die Erfindung eines Lügners" (Physiker u. KybernEthiker Heinz von Foerster).
Ein für alle verbindlicher und somit allgemeiner ethisch-philosophischer Unterricht wäre hier stattdessen angebracht (siehe "Philosophie", "Werte & Normen", "LER", etc. in anderen Bundesländern). Wer seine Kinder, parallel zu einer humanistischen Ethik, zudem noch religiös unterweisen lassen möchte, kann dies unter dem grundgesetzlichen Schutz auf individueller und freiwiller Basis tun. Die Realität zeigt: Es gibt eine praktische humanistische Ethik ohne Götter.

Die PBC will - mehr oder weniger im demokratischen Deckmäntelchen versteckt - einen verkappten Gottesstaat aus der BRD machen. Die Ansatzpunkte sind auf der Internetseite dieser Partei manifestiert. So z.B. ein gesetzliches Verbot von Schwangerschaftsabbrüchen, was in Folge dessen - ausser den vielen unerwünschten und ungeliebten Kindern - u.a. entsprechend auch einen Anstieg der schweren Kriminalität zu Folge hätte (siehe Untersuchungen von Steven Levitt/Universität Chicago und John Donhue/Yale-Universität, veröffentlicht in "Psychologie Heute", März 2000).
Die bekannten Highlights der PBC - gesetzliches Verbot von Schwangerschaftsabbrüchen und die Bekämpfung der gleichgeschlechtlichen Ehen - sind aus dem absolutistischen Wahlprogramm der PBC.
Nach einem Wahlsieg (nicht unter 0,5 Prozent wegen der Wahlkampfkostenerstattung) werden in Deutschland im Namen der göttlichen Heilsuniversalität rechtsgläubge Politiker persönlich Moscheen in christliche Koran... äääh... Bibelschulen umwandeln. Durch Drosseln und Straffen der Daseinsberechtigung von ausländischen Arbeitskräften und Asylbewerbern sorgen sie dafür, dass diese keinen Ton mehr von sich geben. Alleinerziehende werden wieder an den Pranger gestellt und Kruzifixe werden statt dem BMW-Emblem auf den Kühlerhauben montiert.
Unter der Kuratel der (ge-?)rechten PBC-Politiker werden unsere Töchter - nach dem bundesweit eingeführten Bibelunterricht - in der christlichen Glaubenslehre erfahren, dass sie ab sofort in die Sklaverei verkauft werden können (Exodus 21,7). Alle Bundesbürger dürfen nicht mehr mit Frauen in Kontakt treten, die sich im Zustand der menstrualen Unreinheit befinden (Leviticus 15,19-24), was allerdings bei all den Verkäuferinnen im Einzelhandel Probleme aufwerfen dürfte. Eine gelbe Armbinde kann hierbei Abhilfe schaffen...

Unsere Nachbarn, die am Samstag arbeiten, müssten wir dann leider töten (Exodus 35,2). Brillenträger und sterilisierte Männer dürfen sich zukünftig dem Altar Gottes nicht mehr nähern (Lev. 21,20).
Da das Schneiden der Haupt- und Barthaare, inkl. der Schläfen, in Zukunft den Gläubigen verboten sein wird (Lev. 19,2), werden unsere Friseure zu Laienpredigern umgeschult.

Nachdem das Berühren der Haut eines toten Schweins unrein macht (Lev. 11,6-8), wird das Tragen von Handschuhen bei jedem Spiel mit einem Lederball ab sofort Pflicht. In Zukunft werden unserer Landwirte, die gegen Lev. 19,19, verstoßen und weiterhin verschiedene Saaten gleichzeitig auf ein und demselben Feld ausbringen, streng bestraft.
Und unsere Gattinnen, die ab und zu fluchen und lästern? Wir werden unser ganzes Dorf zusammenholen, um sie zu steinigen (Lev. 24,10-16). Männer, die mit ihrer Schwiegermutter geschlafen haben (Lev. 20,14) werden wir anschließend in einer kleinen, familiären Zeremonie verbrennen.

In diesem ach so lebens- und liebenswerten (Gottes-)Staat wird es Scheidungen nicht mehr geben, dafür aber Zwangstaufe und der Besuch des sonntäglichen Gottesdienstes für alle Menschen Pflicht.
Masturbation und Onanie (Genesis 38,10) sowie vorehelicher Geschlechtsverkehr werden unter Strafe gestellt. Verheiratete werden dagegen belohnt; bei ihnen wird der Gebärzwang eingeführt.
Andersdenkende? Ja zum Teufel - gibt` die dann noch?

"Freiheit ist immer nur die Freiheit des anders Denkenden” [Rosa Luxemburg, 1871-1919]. Wozu Fundamentalisten und Ideologien - Religionen sind das per definitionem - fähig sind, hat uns nicht nur das letzte Jahrhundert gezeigt. Glauben ist Privatsache. Deshalb wähle ich am 22. September Freiheit und Frieden, Demokratie und Pluralismus, Minderheitenschutz und verantwortliches Handeln - und zwar aus ethischer Verantwortung gegenüber uns, unserer Umwelt und unseren Mitmenschen.

[Quellen:
- "Jedes Jahr wird eine Großstadt ausgelöscht" im Schwabacher Tagblatt vom 13.09.2002, Nr.: 213.
- http://www.pbc.de]

 7. September 2002 · Politik: Alles fit im Schritt?


"Titten, Titten, yum, yum, yum
Titten, Titten und die Tussie ist dumm"
(Al Bundy)


Sex sells. Alte Weisheit. Das wußten die Programmchefs des privaten Blödfunks von Anfang an und bestritten deshalb ihre Abendprogramme weitestgehend unterhalb der Gürtellinie. Ob "Tutti Frutti", die Gameshow, die niemand kapieren konnte, weil jeder durch die entblößten Titten von den Spielregeln abgelenkt wurde oder Heimatfilme der bizarren Art: LASS JUCKEN, KUMPEL, UNTERM DIRNDL WIRD GEJODELT oder HEIDI HEIDA sowie unzählige andere auf soft getrimmte Hardcore-Pornos. Mit diesen Highlights banden die Verantwortlichen schnell ein degeneriertes Publikum an ihre Sender und optimierten die Einschaltquoten. Arbeitsplätze wurden zweifellos geschaffen, aber ob das lendenbasierte Programm für geburtsstarke Jahrgänge verantwortlich war, mag nachprüfen wer will.

Vielleicht hat dies die schwedische Christdemokratin Teres Kirpikli getan und ist dabei zu dem Schluß gekommen, daß nur noch Pornos im TV die frei flautierende Wirtschaft ankurbeln und dem aussterbenden Stamm der Schweden entgegenwirken könne. Jeden Samstag, 24 Stunden lang, soll das fröhliche Treiben gesendet werden: "Dann bekommen die Leute Lust auf Sex", so die Stadträtin von Skövde und dreifache Mutter und wie von selbst würde sich so eine Kausalkette in Gang setzen. Mehr Sex, mehr Kinder, mehr Geld usw.

"Ich bin überzeugt, dass die meisten Pornos mögen, auch wenn sie es nicht zugeben", erklärt tricky Teres. Mag sein, nur haben die meisten - zwecks fehlendem Anschauungsmaterial - auch eine falsche Vorstellung von der Fließbandware Porno. Ist leider nur im seltensten Fall so, daß schöne Körper in schönem Ambiente Sexakrobatik betreiben. Ein Streifzug durch die Porno-Ecke einer beliebigen Videothek kann sich da sehr erhellend (und vor allem: erschlaffend) auswirken. Wenn die Titelschmieden der Porno-Industrie nicht mehr als GEILE ANALKRATER oder VERSAUTE PISSFOTZEN zustande bringen und bei der Covergestaltung noch weniger Kreativität an den Tag gelegt wird, wer bekommt da noch Lust, sich diesen an einem Tag runtergekurbelten Mist anzuschauen?

Nichts gegen Pornographie im TV. Aber bitte nur mit einem ästhetischen Mindeststandard... (C.B.)

[Quelle: SZ, 06.09.2002]

 11. August 2002 · Religion: Gott mit Dir du Land der Bayern....

Pädophiler Pfaffensex oder sexueller Missbrauch von Schutzbefohlenen

Beim Eintritt der 14-jährigen Katharina in die Jugendgruppe der evangelischen Kirche in Simbach am Inn (Niederbayern) freut sich deren alleinerziehende Mutter, Heidi Schmideder. Sie glaubt, dass sich die Kontakte unter Gleichaltrigen positiv auf die Sozialisation ihrer Tochter auswirken werden.
Dem war leider nicht so. Bei einer (Lebens-)Krise, wie sie bei Teenagern anzutreffen ist, bietet der allseits beliebte Pfarrer Thoma B. an, sich um die Tochter zu kümmern. Die Mutter ist zunnächst dankbar, ihrer Tochter eine vertrauensvolle männliche Bezugsperson bieten zu können.
Doch bald war da dieses komische Gefühl, wenn sie den Geistlichen mit ihrer Tochter sah. Ein Gefühl, das sie auch heute noch nicht so richtig beschreiben kann. Eine Ahnung nur, die jedoch nichts Gutes verhieß. Mittlerweile weiss die Realschulsekretärin, dass ihr erster Eindruck sie nicht getäuscht hat. Der freundliche Pfarrer - verheiratet und Vater von drei Buben - hütete ein dunkles Geheimnis:
Er missbrauchte mehrere junge Mädchen über einen längeren Zeitraum - und Katharina war eines von ihnen.

Vom Entdecken dieses Missbrauch bis zum Prozess war es ein langer Weg für Heidi Schmideder. Die evangelische Kirche versuchte zu "mauern". Erst die lang erwartete Aussage der Tochter bringt Klarheit. Der Pfaffe wird im April 2000 wegen sexuellen Missbrauchs einer Schutzbefohlenen (er hatte 18mal Geschlechtsverkehr mit Katharina) zu einem Jahr und zehn Monaten verurteilt - ausgesetzt auf drei Jahre Bewaehrung.
Zunächst ist Katharinas Mutter erleichtert, weil endlich die Schuld des Pfarrers erwiesen ist. Beim genauen Studieren des richterlichen Urteils fällt ihr auf, dass genau darauf geachtet wurde, dem Pfarrer die Berufsausübung nicht verbauen. Weiterhin wurde dem Pfaffen als strafmildernd angerechnet:

- dass er gestanden hat. Obwohl erst in letzter Minute und obwohl dies sie Mädchen äußerst belastet hat

- dass er Reue gezeigt hat, obwohl diese nur in einem traurigen Hundeblick vor dem Richtertisch bestand und er kein Wort des Bedauerns gegenüber den Mädchen äußerte

- dass er ausgesagt hat, obwohl ihn nur der Aspekt der Strafmilderung dazu bewegt hat

- dass er vom klerikalen Dienstherrn auf eine Halbtagsstelle versetzt wurde, obwohl man seiner Ehefrau (bisher Pfarrerin ohne Job) praktisch im Gegenzug eine halbe Pfarrerstelle gab und sie somit nun die andere Hälfte des Familieneinkommens bestreitet

- dass nun die öffentliche Bloßstellung seiner Tat ihn zusätzlich bestraft. Die Namen der betroffenen Mädchen wirft man jedoch wie Geierfutter vor die Sensationspresse

- dass er familiäre Schwierigkeiten hatte

- dass er ein Kondom verwendet hatte

- dass er eine Familie hat, die nicht mitbestraft werden soll (wer fragt nach den Opfern und deren Familen?)

- dass er noch ein innerkirchliches Disziplinarverfahren zu erwarten hat. (Dieser Disziplinarausschuss wird jedoch nur von den Fällen ausgehen, für die er tatsächlich vom Staat verurteilt wurde. Das Wunder ist vollbracht: Wir haben wieder einen armen verirrten Kleinstadtpfarrer, der halt aus Verliebtheit einmal ausgerutscht ist!)

Damit war die Sache abgeschlossen. Pfui Teufel bliebe einem da nur zu sagen - glaubte man an diesen!
Nachstehende Literatur: "Die Mädchen des Pfarrers" sei besonders empfohlen, um weitere ausführliche Informationen über diesen Fall zu erhalten. Ob Tätertypologie oder raffinierte Vorgehensweise des klerikalen Täters - die letztlich die Schuld dem Opfer zuzuweisen versuchte; in dem schockierenden aber aufdeckendem Buch von Heidi Schmideder sind alle Details nachzulesen. Selbst die teils flehenden Schreiben an die Kirche, respektive deren meist ernüchternden Antworten sind abgedruckt. Heidi Schmideder zeigt vielfältig auf, dass der Weg an die Öffentlichkeit die einzig wirksame Option in solchen Fällen ist. Für diese Courage sei der Autorin gedankt; ebenso für das sehr persönlich geschriebene Buch.
Wer das genannte Buch über die Homepage von Frau Schmideder bestellt, erhält noch eine CD gratis dazu. Der Bayerische Rundfunk hat im Programm Bayern 2-Hörfunk eine 30-minütige Sendung erstellt, die dieses Buch auf optimale Weise ergänzt. (H.F.)

[Quellen:

- "Die Mädchen des Pfarrers. Sexueller Missbrauch in der kirchlichen Jugendarbeit", Schmideder, Heidi, Verlag Frauenoffensive, München 2002
-
- "Abendzeitung" Ausgabe Nürnberg vom 01.08.2002, Titelseite "Unser Pfarrer hatte Sex mit meiner Tochter", weiter Seite 8
-
- Homepage: Heidi Schmideder

- desweiteren persönlicher eMail-Kontakt mit der Autorin Frau Heidi Schmideder]

 31. Juli 2002 · Politik: Mein Herz schlägt links!

Gerne hätte man den Kritiker in den eigenen Reihen schon vergessen. Doch der erklärte Politik-Linke, Oskar Lafontaine, meldet sich immer wieder zu Wort. Seine neuesten Äußerungen zum Thema "Manager- und Politikergehälter" zeigen, dass Lafo zu seinen - in der SPD extrem linken - Positionen steht.

Zitat Lafontaine:
"Früher hätte ich geantwortet: Spitzenpolitiker sollten soviel wie der Durchschnitt der Bosse der 20 grössten Unternehmen verdienen. Aber nachdem sich Deutschlands Manager schamlos bereichern, wobei dubiose Gewerkschaftsführer Schmiere stehen, kann ich das nicht mehr verlangen."
Lafo zieht aktuelle Vergleiche: "Stellen Sie sich vor, ich fordere für einen Minister das Gehalt eines Vor-standsmitglieds der Deutschen Bank: 10.000.000 EURO. Kriegt ihr den Hals niemals voll?!, würde das Volk zu Recht rufen."
Oskar Lafontaine fordert deshalb in einem Gastbeitrag für die "BLOED"-Zeitung Steuersätze von bis zu 90 Prozent auf Spitzengehälter: "Wir brauchen ein Steuerrecht, das der maßlosen Geldgier Schranken setzt. Es ist ein Witz, für den ledigen, gut verdienenden Facharbeiter denselben Spitzensteuersatz zu fordern wie für Esser von Mannesmann, Ackermann von der Deutschen Bank oder Schrempp von DaimlerChrysler."

Oskar Lafontaine ist erklärtermaßen für restriktive Schranken gegen maßlose Geldgier deutscher Manager. Wie aber will er das verwirklicht sehen? "Pro 100.000 Euro einen Punkt mehr bis auf, seien wir großzügig, 90 Prozent. Wir bräuchten über Esser und seinesgleichen nicht mehr zu jammern. Das Finanzamt würde ihm von seiner unverschämten Millionenabfindung das meiste wieder abnehmen."

Für die Bezahlung von Parlamentariern schlug Lafontaine vor, Erhöhungen an die Steigerungen des durchschnittlichen Facharbeiterlohns zu koppeln. Nebenverdienste von Politikern müssten scharf kontrolliert werden, meinte der ehemalige SPD-Vorsitzende. Lafontaine sagte weiter: "Wenn sie mit einem Gesetzesvorhaben ein eigenes geschäftliches Interesse verbindet, dürfen sie nicht abstimmen."

Der Gesetzgeber könnte der Gier Schranken setzen. Leider sind die Gierigsten unter den Gesetzgebern! (H.F.)

[Quelle: Massenblatt: "BILD", Ausgabe Nürnberg, vom 29.07.2002]

 30. Juli 2002 · Politik: Friedenssoldaten?

Irgendwie habe ich offenkundig was Gegensätzliches gelernt in der Schule und auch während meiner Zeit bei der Bundeswehr: Friedenssoldaten, Friedenseinsatz, Europas Friedenssoldaten an der Front...
Was sollen diese Begriffe beinhalten? Schwor ich noch einst - mit gekreuzten Fingern - das deutsche Vaterland zu verteidigen, kämpfen und sterben heute so genannte deutsche Friedenssoldaten in aller Welt.
Wobei - das wird nur der Anfang sein.
Im Parlament brüten zwar überwiegend die Tauben, doch auf der Empore spreizen die Falken die Fänge. Man hört deutlich aus ihren Beteuerungen, sie rüsten für die Sicherung des Taubenfriedens. Doch man kennt die altvertraute, historische Wahrheit, dass sie den Frieden taubrüsten.
Deutsche Friedenssoldaten also friedensbringend an der Friedensfront im befriedeten Ausland mit Friedenswaffen, von Friedenspfaffen gesegnet und von Friedenswaffenfabrikanten hergestellt? Friedensrüstungsfabrikanten - teils schon Ehrenbürger - die letztlich noch den Friedens(waffen)nobelpreis verliehen bekommen? Friedliebende Waffenhersteller, die sich ehedem mit Lieferungen an vielleicht gerade diese Länder eine goldenen Nase verdienten? Was sind da schon ein paar tote Friedenssoldaten, wenn Milliarden das Konto befrieden? Einem armen, friedensbewegten Bundestagsabgeordneten leiht man als Lobbyist der Rüstungsindustrie schon mal eben 80.000 Mark. Das war im Januar 1999, zwei Monate, bevor die Grünen humanitäre Bomben auf Jugoslawien werfen ließen.
Wird bald der Verteidigungminister durch einen Friedensminister ersetzt? Ist ein Panzer - je nach Tarnbemalung - mal ein Friedenspanzer, mal ein Verteidigungspanzer - ja wie verwegen - gar ein Kampfpanzer? Das G3-(Friedens)Gewehr der Bundeswehr im Auslandseinsatz mit Friedenskugeln bestückt?
Friedenskampfjets, die humanitäre Friedensraketen auf friedliche Zivilisten abfeuern?
Bei seinem ersten Gelöbnis erklärte der neue Verteidigungsminister Peter Struck (SPD) den angetretenen Rekruten, sie seien "Soldaten für den Frieden". Der Interventionskurs der Bundeswehr, die auf immer mehr Kriegsschauplätzen in aller Welt mitmischt, heißt bei Struck "Friedensdienst außerhalb der eigenen Grenzen".

Nein, nein - was zählt, ist die alte Wahrheit: Frieden wird nie durch Soldaten gebracht - sondern Besatzung. Was zählt sind Faktoren wie Macht, Geld, Erschliessung von Absatzmärkten und Sicherung von Arbeitsplätzen. Die neue Nato-Doktrin sieht weltweiten Einsatz von deutschen Friedensoldaten vor. Der Westen klatscht Beifall - noch! (H.F.)

 29. Juli 2002 · Wissenschaft: Man muss nicht alles essen...

Man traut seinen Augen nicht, denn ihr Anblick ist gewöhnungsbedürftig und erweckt irgendwie Mitleid: Nackte Hühner, die von israelischen Genforschern gezüchtet werden. Was ist der Grund für diese "Entwicklung" der Wissenschaftler? Wo liegt der Sinn, wo der Zweck?
Die Genforscher der "Hebrew University in Rechovot" (Israel) meinen, das federlose Gen-Huhn sei weniger hitzeempfindlich und setze zudem weniger Fett an, als normale Hühner. Außerdem erspare es nach dem Schlachten das mühsame Feder-Rupfen.
Ahaa... daher weht der Wind. Die Food-Industrie hat gesponsert!

Professor Avigdor Kahaner, Leiters dieses Projekts, hat untersucht, dass normale Hühner im heißen Klima ihr Wachstumspotenzial nicht voll ausschöpfen können, weil sie zu sehr unter der Hitze leiden. "Eine genetische Anpassung an heißes Klima kann die Wachstumsphase verkürzen".
Das heißt konkret: Noch mehr Gewinne in der Massentierhaltung durch kürzere Aufzuchtzeiten und weniger "Abfall".
Weiter meint Kahaner: "Die neuen Hühner werden auch nicht die Federreste haben, mit denen der Konsument sonst zu kämpfen hat." Als ob das je ein Problem gewesen wäre...
Wenn sie jetzt noch aus lauter Tierliebe auch Hühner ohne Augen züchten, dann brauchen die dieses Elend nicht zu sehen. Vielleicht kann man demnächst Bettfedern ohne Hühner und Gänse "züchten" - das spart das Futter. (H.F.)

Quellen:

Printmagazin "natürlich vegetarisch" des Vegetarier-Bund Deutschlands e.V.", Ausgabe 04/2002

Foto: Nacktes Huhn

Foto: Nackte Hühner

 28. Juli 2002 · Wissenschaft: Die Milch machts?

In Australien und Neuseeland wurden kürzlich neue gesetzliche Regelungen für Lebensmittel erarbeitet. Der in den Parlamenten ausgehandelte "Australia and New Zealand Food Standards Code" sieht u.a. vor, dass Milchprodukte einen Warnhinweis - wie z.B. in der EU auf Zigarettenpackungen - tragen müssen, der vor dem Konsum von Milch durch Kleinkinder warnt.
Die Warnung soll in etwa lauten: "Die Gesundheitsbehörden empfehlen, mit diesem Produkt (Kuhmilch) nicht Muttermilch [...] für Kinder unter 12 Monaten [...] zu ersetzen."

Nach Meinung der Milchlobby in den betreffenden Ländern würde der Hinweis auch auf Erwachsene und (größere) Kinder eine abschreckende Wirkung haben und so zu einem Rückgang des Milchkonsums, respektive der Gewinne, führen. Die Milchindustrie erklärte, mit intensiver Lobbyarbeit zumindest noch eine Veränderung der Formulierung erreichen zu wollen. Australien und Neuseeland sind somit weltweit die ersten Länder, die einen Warnhinweis auf Milchprodukten gesetzlich verlangen.
Alleine in der BRD werden jährlich 25 Milliarden Liter Milch produziert und verarbeitet. Großangelegte Marketingkonzepte der Industrie und Medizin sorgen für einen guten Absatz der Milchproduktion, da diese immer wieder in Verbindung mit gesunder Nahrung gebracht werden.

Bei jeder Spezies der Säugetiere gibt das Muttertier Milch, die als Erstlingsnahrung für den neugeborenen Säugling die optimale Nahrung darstellt. In jedem speziellen Fall ist die Muttermilch etwas ganz Besonderes und in ihrer Zusammensetzung geschaffen für das Wachstum des neuen Erdenbewohner dieser Art, wobei z.B. ein Kalb ganz andere Voraussetzungen mitbringt als ein Menschenkind (z.B. immense Gewichtszunahme in relativ kurzer Zeit). Erschreckende Resultate ergeben Umfragen und Recherchen in der BRD. Bun-desweit gibt es Tausende Säuglinge, Kleinkinder und sogar Erwachsene, die auf den Genuss von herkömmlicher Milch mit allergischen Reaktionen, Ekzemen und Asthma reagieren.
Dazu der Buchautor Wofgang Spiller: "Würden Sie ein Lebensmittel genießen, das Mitverursacher von Herzinfarkt und Arterienverkalkung ist?". "Würden Sie ein Lebensmittel verzehren, das Ihre Knochen entkalkt und Sie im Alter zum Krüppel macht?". Spiller will mit seinem Buch (siehe unten) die Frage beantworten, warum Milch, neben Zucker und Fleisch, der Hauptverursacher der meisten Zivilisationserkrankungen ist.
Das Buch geht ausführlich auf die Unterschiede zwischen Muttermilch und Kuhmilch ein und macht den negativen Effekt von Kuhmilch in der Kinder- und Säuglingsernährung klar. Die Milch wird als Auslöser allergischer Reaktionen, die bei Kindern so heftig sein können, dass sie zum Tode führen, beschrieben. Im Zusammenhang mit Osteoporose, bei der ja gerade die Milch eine (angeblich) vorbildliche, prophylaktische Funktion haben soll, sitzen wir seit Jahren einem Irrtum auf. Die Beschreibung des Einflusses der Milch befasst sich im Einzelnen noch mit den Themen Herzinfarkt, Diabetes, Gewebewucherungen, Geschwulstbildung und Rheuma. Wie so oft, drängt sich nach dem Lesen eines Buches die Frage auf, wie sich solche Falschinformation so lange in der Öffentlichkeit halten konnten. (H.F.)

Quellen:

Printmagazin "natürlich vegetarisch" des Vegetarier-Bund Deutschlands e.V.", Ausgabe 04/2002

Literatur: "Macht Kuhmilch krank?", Wolfgang Spiller, Waldthausen Verlag

Milch: Viel schlechter als ihr Ruf

Kuhmilchkritik

 25. Juli 2002 · Wissenschaft: Der Busen als Mass aller Dinge?

Immer wieder stellt sich heraus, dass Kleinkinder, die lange gestillt werden, gute Chancen haben, ein Cleverle zu werden. Wie bereits in einem früheren HUMANIST-Artikel (Rubrik Wissenschaft) am 30.05.2000 berichtet, bestätigt nun eine neuere Studie an 3.000 Dänen (Jahrgang 1959 bis 1961), dass mit Muttermilch gestillte Kinder mit mindestens einer Stillzeit von sieben bis neun Monaten einen durchschnittlichen Intelligenzquotienten von 106 besitzen.
Wer seine Kinder nur einen Monat zur (weiblichen) Brust führt, schafft dagegen im Mittel nur einen IQ von 99,4. Die verbale Ausdruckform der Kleinkinder war dabei ein entscheidender Faktor. Zum Vergleich: Der angeblich durchschnittliche IQ der Weltbevölkerung liegt bei 100. (H.F.)

[Quelle: Printmagazin "Bild der Wissenschaft", Ausgabe 08/2002]

 24. Juli 2002 · Wissenschaft: Man muss nicht alles essen...

Bei der Ernährung geht einerseits der Trend hin zu mehr vollwertigen, biologischen Produkten, andererseits feiert die Wissenschaft ständig neue Entwicklungen. US-Forscher haben nun einen Sandwich entwickelt, der vakuumverpackt drei Jahre lang frisch bleiben soll. Und das bei Temperaturen um 26 Grad Celsius. In der August-Ausgabe des Printmagazins "Bild der Wissenschaft" ist erklärt, wie das technisch realisiert wird. Die Todes... äähh... Lebensmittelindustrie wird’s den Wissenschaftler danken.
Fragt sich nur, wer seine Vorratskammer im Keller für drei Jahre im voraus füllen will? Man will sein Sandwich ja auch noch erleben und nicht eines Tages selbst als Tiefkühlpackung irgendwo landen.

Na ja, wem`s schmeckt...
Guten Appetit wünscht (H.F.)

 23. Juli 2002 · Wissenschaft: Lernen und Gehirn!

Es ist fast schon eine Institution in Nürnberg: Das alljährlich im Herbst stattfindende Symposium "Turm der Sinne". Die Veranstaltung findet dieses mal unter dem Titel: "Vom Nürnberger Trichter zum neuronalen Netz - Lernen und Gehirn" Anfang Oktober (04.10.-06.10.2002) statt. Schwerpunktthemen sind: Lernen, Gehirn und Sprache.

Mehr als zehn renommierte Wissenschaftler aus dem deutschsprachigen Raum bieten von Freitag abend bis Sonntag mittag dem interessierten Laien tiefe und umfassende Einblicke in die Funktionen unseres Gehirns. Sie berichten unter anderem über die erstaunliche Veränderbarkeit des erwachsenen Gehirns, über den Erwerb und das Verstehen von Sprache sowie die Prozesse, die im Kopf ablaufen, bevor wir den Mund aufmachen ("Sprache als Höchstleistung in Millisekunden"). Eingegangen wird auch auf den Einfluss der Gefühle auf das Lernen, oder das Steuern von Computern durch Gedanken - etwa bei vollständig Gelähmten.

Am Samstag abend findet eine Podiumsdiskussion mit dem Titel: "Der weite Weg von der Belehrung zum Lernen" statt. Stichworte hierzu: Konsequenzen aus Pisa, Kreativität in der Schule.

Das Symposium "Turm der Sinne 2002" findet im Aufseß-Saal des Germanischen Nationalmuseums Nürnberg, Karthäusergasse 1, statt. Anmeldungen werden entgegengenommen unter Telefon: 0911-441620 oder Telefax: 0911-441140 oder im Internet unter:
http://www.turmdersinne.de
Auf dieser Webseite erhält man auch weitere ausführlichere Information. Man kann hier auch das Programm-Faltblatt anfordern oder sich "online" anmelden. (H.F.)

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