Der Humanist: Der Menschheit verpflichtet

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 25. August 2001 · Religion: Jesaja statt DAX

Wie heute im ARD-Videotext auf Seite 595 zu lesen ist - hier kommen im Wechsel die beiden christlichen Großkirchen zu Wort - beklagt die Hamburger evangelische Bischöfin Maria Jepsen eine "Überschätzung von Börsenmeldungen in den Medien". "Radio und Fernsehen hämmerten den Menschen stündlich Zahlen ein, als sei es lebensnotwendig zu wissen", wie es den Aktien ginge, schrieb die Bischöfin im Hamburger Abendblatt. Diese Wichtigkeit käme den Börsenmeldungen nicht zu.

Und was empfiehlt die fromme Maria stattdessen? Rilke und Jesaja!

Stellen wir uns dies bildlich vor: Da bringt also demnächst auf Wunsch von Frau Jepsen NTV in der unteren Bildlaufzeile statt der neuesten Börsenwerte einen erbaulichen Text von Jesaja (Nicht dass ich die Börsenwerte als überaus wichtig erachte, aber lest die angedachte Alternative...):

"Ich [hier spricht Gott höchstpersönlich!] selbst habe meine heiligen Krieger aufgeboten, ich habe sie alle zusammengerufen, meine hochgemuten jauchzenden Helden, damit sie meinen Zorn vollstrecken ... Der Herr der Heere mustert die Truppen. Sie kommen aus einem fernen Land, vom Ende des Himmels: der Herr und die Waffen seines Zorn, um das ganze Land zu verwüsten ... Da sinken alle Hände herab, und das Herz aller Menschen verzagt. Sie sind bestürzt; sie werden von Krämpfen und Wehen befallen, wie eine Gebärende winden sie sich ... Seht, der Tag des Herrn kommt, voll Grausamkeit, Grimm und glühenden Zorn ... Die Menschen mache ich seltener als Feingold, die Menschenkinder rarer als Golderz aus Ofir ... Man sticht jeden nieder, dem man begegnet, wen man zu fassen bekommt, der fällt unter dem Schwert. Vor ihren Augen werden ihre Kinder zerschmettert, ihre Häuser geplündert, ihre Frauen geschändet. Seht, ich stachle die Meder gegen sie auf ... Ihre Bogen strecken die jungen Männer nieder; mit der Leibesfrucht haben sie kein Erbarmen, mit den Kindern kein Mitleid..."
(Jes. 13; 3,5,7,8,9,15-18)

Frau Jespsen wird das natürlich zurückweisen und ganz andere Stellen nennen. Nicht ihre Auswahl, sondern unsere wird sie als höchst selektiv bezeichnen - und scheut sich trotzdem nicht, weiterhin die komplette Bibel als Gottes Wort zu vertreiben. (H.J.)

ARD-Videotext, S. 595, 25.08.01

Literaturtipp (leider nicht mehr im Buchhandel erhältlich):
Franz Buggle, Denn sie wissen nicht, was sie glauben. Oder warum man redlicherweise nicht mehr Christ sein kann

 23. August 2001 · Religion: Christliche Gebote!

Eine Besucherin unserer Seite machte uns auf folgenden Text aufmerksam, den wir Euch nicht vorenthalten wollen. Der Hintergrund zu folgendem Beitrag: Laura Schlessinger ist eine US-Radio-Moderatorin, die Leuten, die in ihrer Show anrufen, Ratschläge erteilt. Kürzlich sagte sie, als achtsame Christin, daß Homosexualität unter keinen Umständen befürwortet werden kann, da diese nach Leviticus 18:22 ein Greuel wäre. Der folgende Text ist ein offener Brief eines US-Bürgers an Dr. Laura, der im Internet verbreitet wurde.

 


Liebe Dr. Laura!

Vielen Dank, daß Sie sich so aufopfernd bemühen, den Menschen die Gesetze Gottes näher zu bringen. Ich habe einiges durch Ihre Sendung gelernt und versuche das Wissen mit so vielen anderen wie nur möglich zu teilen. Wenn etwa jemand versucht seinen homosexuellen Lebenswandel zu verteidigen, erinnere ich ihn einfach an das Buch Mose 3, Leviticus 18:22, wo klargestellt wird, daß es sich dabei um ein Greuel handelt. Ende der Debatte. Ich benötige allerdings ein paar Ratschläge von Ihnen im Hinblick auf einige der speziellen Gesetze und wie sie zu befolgen sind.

a) Wenn ich am Altar einen Stier als Brandopfer darbiete, weiß ich, daß dies für den Herrn einen lieblichen Geruch erzeugt (Lev. 1:9). Das Problem sind meine Nachbarn. Sie behaupten, der Geruch sei nicht lieblich für sie. Soll ich sie niederstrecken?

b) Ich würde gerne meine Tochter in die Sklaverei verkaufen, wie es in Exodus 21:7 erlaubt wird. Was wäre Ihrer Meinung nach heutzutage ein angemessener Preis für sie?

c) Ich weiß, daß ich mit keiner Frau in Kontakt treten darf, wenn sie sich im Zustand ihrer menstrualen Unreinheit befindet (Lev. 15:19-24). Das Problem ist, wie kann ich das wissen? Ich hab versucht zu fragen, aber die meisten Frauen reagieren darauf pikiert.

d) Lev. 25:44 stellt fest, daß ich Sklaven besitzen darf, sowohl männliche als auch weibliche, wenn ich sie von benachbarten Nationen erwerbe. Einer meiner Freunde meint, daß würde auf Mexikaner zutreffen, aber nicht auf Kanadier. Können Sie das klären? Warum darf ich keine Kanadier besitzen?

e) Ich habe einen Nachbarn, der stets am Samstag arbeitet. Exodus 35:2 stellt deutlich fest, daß er getötet werden muß. Allerdings: bin ich moralisch verpflichtet ihn eigenhändig zu töten?

f) Ein Freund von mir meint, obwohl das Essen von Schalentieren, wie Muscheln oder Hummer, ein Greuel darstellt (Lev. 11:10), sei es ein geringeres Greuel als Homosexualität. Ich stimme dem nicht zu. Könnten Sie das klarstellen?

g) In Lev. 21:20 wird dargelegt, daß ich mich dem Altar Gottes nicht nähern darf, wenn meine Augen von einer Krankheit befallen sind. Ich muß zugeben, daß ich Lesebrillen trage. Muß meine Sehkraft perfekt sein oder gibt es hier ein wenig Spielraum?

h) Die meisten meiner männlichen Freunde lassen sich ihre Haupt- und Barthaare schneiden, inklusive der Haare ihrer Schläfen, obwohl das eindeutig durch Lev. 19:27 verboten wird. Wie sollen sie sterben?

i) Ich weiß aus Lev. 11:16-8 daß das Berühren der Haut eines toten Schweines mich unrein macht. Darf ich aber dennoch Fußball spielen,wenn ich dabei Handschuhe anziehe?

j) Mein Onkel hat einen Bauernhof. Er verstößt gegen Lev. 19:19 weil er zwei verschiedene Saaten auf ein und demselben Feld anpflanzt.
Darüberhinaus trägt seine Frau Kleider, die aus zwei verschiedenen Stoffen gemacht sind (Baumwolle/Polyester). Er flucht und lästert außerdem recht oft. Ist es wirklich notwendig, daß wir den ganzen Aufwand betreiben, das komplette Dorf zusammenzuholen, um sie zu steinigen (Lev. 24:10-16)? Genügt es nicht, wenn wir sie in einer kleinen, familiären Zeremonie verbrennen, wie man es ja auch mit Leuten macht, die mit ihren Schwiegermüttern schlafen? (Lev.20:14)

Ich weiß, daß Sie sich mit diesen Dingen ausführlich beschäftigt haben, daher bin ich auch zuversichtlich, daß Sie uns behilflich sein können. Und vielen Dank nochmals dafür, daß Sie uns daran erinnern, daß Gottes Wort ewig und unabänderlich ist.

Ihr ergebener Jünger und bewundernder Fan
Jake

 17. August 2001 · Kultur: Veranstaltungen

Update: Veranstaltungshinweise

 31. Juli 2001 · Religion: Bayerisches Glaubensbekenntnis

Ich glaube an unseren versoffenen Wirt,
Schöpfer des Bieres und des Rausches,
und an seine leidgeprüfte Frau,
geboren aus Hopfen und Malz,
gelitten unter dem Schaukeln des Bierkutschers,
bekreuzigt mit der Kreide des Heiligen Geistes,
niedergefahren in den Keller,
am dritten Tage wieder raufgeholt an den Schanktisch,
von dannen sie stillen wird die Durstigen.

Ich glaube an Schweinshaxen mit Sauerkraut,
an die Gemeinschaft der Säufer.
Vergib ihnen ihre Schulden,
(die sie vergessen haben zu bezahlen)
und führe sie nicht in Versuchung,
(eine andere Wirtschaft zu betreten),
sondern erlöse sie von diesem Übel...
- Amen!

(H.F.)

[Quellen: frei nach Volksmund]

 30. Juli 2001 · Religion: Christliche Rundschau

Humorlos bis geldgierig zeigt sich die Katholische Kirche in Brasilien. Grund der Aufregung dort: Neue bikiniähnliche Badeanzüge, deren Ober- und Unterteil durch eine Figur verbunden werden, die der Christusstatue auf dem Corcovado-Berg in Rio nachempfunden ist. Laut klerikaler Ansicht ist die Christusstatue geschütztes Eigentum der Erzdiözese. Nun fordern die Schwarzkittel ein Verkaufsverbot sowie eine hohe Geldstrafe für den Hersteller.

Etwas weiter nördlich ging man mit den „Feinden des Glaubens“ etwas christlicher um und wollte die dortige Justiz gar nicht erst unnötig belasten. Der christlich verblödete Pöbel lynchte dort einen Kirchendieb, der angeblich auf frischer Tat ertappt worden war, als er Kirchenkitsch in Form einer Heiligenfigur klauen wollte. Das Opfer wurde an das Treppengeländer eines Pavillons im Kirchhof gefesselt und bestialisch zu Tode geprügelt. Rückendeckung erhielten die christlichen Mörder vom Bürgermeister von Mexico-Stadt, Andrés Manuel López Obrador. Dieser äußerte Verständnis und sabberte eilfertig in die Mikrofone: „Mit den Traditionen des Volkes, mit seinem Glauben, sollte man besser nicht aneinandergeraten“. Bei solchen Politkriminellen an der Spitze braucht man sich über das Verhalten des Mobs nicht zu wundern. López Obrador gehört der Partei der Demokratischen Revolution (PRD) an, angeblich einer eher links und atheistisch ausgerichteten Partei. Sowas hat heutzutage aber nichts zu sagen, schließlich bezeichnet sich auch die PDS hierzulande als links und ist es schon lange nicht mehr.

Und da bleiben wir doch gleich in der BRD, wechseln aber zu einer Partei, die das große C nicht zu unrecht im Namen trägt. Hendrik Schnelle (25), Detmolder CDU-Stadtratsabgeordneter seines Zeichens, regte bei einem öffentlichen Reichsparteitagsstammtisch an, Homosexuelle in die Gaskammer zu stecken. Auch für Schwarzafrikaner fand er deutliche Worte. Zu deutlich wohl, denn jetzt ermittelt die Staatsanwaltschaft gegen ihn. Auch Parteifreunde hielten die Aussagen für etwas unzeitgemäß und forderten ihn auf, sein Mandat niederzulegen. Stammtischbruder Schnelle möchte dem aber nicht nachkommen, da er „nichts getan habe.“ Der Prozess soll Anfang September stattfinden.

Aus England gibt es eher Kurioses zu berichten. Dort wird im Herbst im früheren Londoner Wohnhaus des Komponisten Georg Friedrich Händel ihm zu Ehren ein Museum eingerichtet. Da es dort aber spuken soll, war sich die Händelstiftung für nichts zu blöde und kontaktierte einen katholischen Pfaffen als Geisteraustreiber. Bei dem Gespenst soll es sich um eine der beiden Sopranistinnen Faustina Bordoni oder Francesca Cuzzoni handeln, die zeitweilig im Hause Händel verkehrten. Der Exorzist soll dieser Tage sein Werk mit Weihwassergeplätscher und Formelgemurmel beginnen. Erfolg ungewiß...

Ähnlichen Schwachsinn hören wir auch aus Italien, wo der Erzbischof von Catania, Luigi Bommarito den Vulkan anwinselt: „Halte ein, halte ein, Lava!“ Da dürfen auch die Schäfchen nicht fehlen, die sich am Fuße des Ätna zu Gebetswachen und Prozessionen einfinden. 5000 Trottel pilgerten zu einem Bitt-Gottesdienst zur so genannten Felsenmadonna. Mit etwas Glück könnte der Lavastrom hier Abhilfe schaffen. (T.S.)

[Quellen: dpa vom 15.07.01, 27.07.01, 28.07.01; junge welt vom 30.07.01; Spiegel-Online vom 30.07.01]

 14. Juni 2001 · Religion: Spaß mit Fanatikern

So nervig es ist, in einer Gesellschaft zu leben, deren Mitglieder zu großen Teilen an Geisteserkankungen verschiedenster Art leiden, wovon die Religion eine und die Esoterik eine andere ist, so entbehrt es nicht einer gewissen sadistischen Freude, diese kranken Gehirne mit für sie unbeantwortbaren Fragen oder blanker Blasphemie zu konfrontieren.

Bei baiting.org findet man Transkripte von Chat-Sitzungen, bei denen unter anderem religiöse Fundamentalisten auf den Leim geführt werden. Eine von diesen Sitzungen ist der Dialog zwischen "Abortions4Free" und einem radikalen Abtreibungsgegner. Abortions4Free gibt sich als "mobile Abtreibungsklinik" aus, die im ganzen Land kostenlose Blitzabtreibungen durchführt. "TetraDragoon", ein christlicher Fundamentalist und radikaler Abtreibungsgegner, schluckt den Köder: "Sie ermorden unschuldige Kinder! Sie sind KRANK!"

Abortions4Free spielt Ignoranz vor und versucht weiterhin, das Opfer für eine Abtreibung zu begeistern. "Sie können bis zu 50 Dollar pro Kind verdienen für jedes minderjährige Mädchen, das Sie an eine unserer mobilen Abtreibungskliniken verweisen. Wäre das nicht was?" Das Protokoll muss man unbedingt bis zum Ende lesen. Krasser ist das Transkript mit dem Titel "Zeichen Gottes", in dem Abortions4Free einer gutgläubigen Christin vorspiegelt, gerade das eigene Kind abzutreiben – und ihr die Schuld dafür zuschreibt. Wenn man an die von geistesgestörten Fundamentalisten (eine Tautologie, ich weiß) abgeknallten Ärzte und gesprengten Kliniken denkt, kann man den makaberen Streich nicht allzu übel nehmen.

Über christliche Schwulenparanoia macht sich ein anderer Streich bei SomethingAwful lustig, in dem ein Jugendpastor um Rat in einer delikaten Angelegenheit gebeten wird: der Konvertierung von Homosexuellen. Ein bisschen Ölsalben und Exorzismus würde oft helfen, aber es gäbe ja noch das Isaiah 56 Therapiezentrum (auf der Website kann man die Effekte der Therapie in Vorher-Nachher-Bildern begutachten). Klar, Schwulenhass ist schließlich fester Bestandteil der Bibel, also ist Konvertierung ein Akt christlicher Nächstenliebe.

Ernster wird es bei LosingMyReligion.com, einer Religions-Aussteiger-Seite. Die "Ehemalige" Darcy West konfrontiert dort praktizierende Christen mit kritischen Fragen – wenn Gott allwissend ist und das Ergebnis aller Handlungen schon vorher kennt, wieso kann er dann durch ein Gebet in seinem Handeln beeinflusst werden? Wie kann er sein Bedauern für zurückliegende Dinge äußern? Wieso kam es zum Eklat mit Luzifer? Antwort: "Ich glaube, dass Du hier in sehr gefährliches Gebiet vordringst, wenn Du den Allmächtigen in Frage stellst. Lies die Bibel, Darcy – nur dort und im Gebet wirst Du die Antwort auf Deine Fragen finden." Dass sie das getan hat, nützt nichts, dann eben noch einmal, "aber diesmal mit der richtigen Motivation".

Natürlich reicht es oft schon, die Christen für sich selbst sprechen zu lassen. Etwa wenn sie die Genesis als naturwissenschaftlich konform interpretieren. Gott schuf den Himmel vor der Erde! Das heißt also, dass man damals schon wusste, dass es Galaxien gibt und womöglich sogar den Urknall, denn normalerweise würde ein primitiver Nomade doch niemals auf die Idee kommen, zuerst den Himmel zu nennen. Man stelle sich das vor, den Himmel! Den sieht man doch kaum.

Macht ja nichts, dass "Himmel" und Erde gleichzeitig und in Genesis 2:4 auch in umgekehrter Reihenfolge genannt werden. Macht nichts, dass das Licht erst später -knips- eingeschaltet wird, macht nichts, dass die Sterne erst in Genesis 1:14 zur Dekoration gebastelt werden, macht nichts, dass der Erdtag und die Erdnacht offenbar verbindlich für das Restuniversum sind, mal abgesehen von der Erde selbst. Ersparen wir uns, den Rest der Genesis auseinanderzunehmen, wenn schon die ersten drei Sätze jeglicher naturwissenschaftlicher Kenntnis widersprechen. Aber das und den Rest der Bibel haben andere schon ausführlich genug seziert (vgl. Teilbereich Wissenschaft der Skeptic's Annotated Bible).

Könnte es sein, dass in der Genesis ein paar Bauern ihre Vorstellung vom Planetenbasteln beschrieben haben und diese Tätigkeit auf eine fiktive, im Lichte ihres Schicksals oftmals bösartige Vaterfigur projiziert haben? Nein, nein, nein! Denn es kann nicht sein, was nicht sein darf. Gott ist real, und wer das nicht glaubt, muss die Bibel halt so lange lesen, bis es klappt. Und wenn das immer noch nichts hilft, dann hilft Jack Chick, der in seinen international erhältlichen Comics jedem die Hölle verspricht, der nicht rechtzeitig umkehrt (ganz besonders natürlich Schwulen, Wissenschaftlern und Anhängern der falschen Glaubensrichtungen).

Und an diesem Punkt wird einem dann schnell wieder klar, dass bei allem Humor, der dem absurden Denken der Fundamentalisten abzugewinnen ist, die Gefahr, die von ihnen ausgeht, niemals unterschätzt werden darf – und dass wissenschaftliche Aufklärung heute nötiger ist denn je zuvor. (EMÖ)

 8. Juni 2001 · Der Humanist: Vielen Dank!

Liebe Freunde des Humanist,

an diesem Freitag gibt es leider wegen Überarbeitung keine aktuellen Medientipps. Die nächsten Tipps erscheinen nächste Woche Donnerstag.

Bedanken möchten sich die Mitarbeiter von Der Humanist bei allen, die uns mit Spenden unterstützt haben. Auch weiterhin freuen wir uns über jeden Groschen, der dazu beiträgt, das nicht-kommerzielle Web-Angebot zu finanzieren.

Bei uns bekommt Ihr zwar keine Ablässe, dafür werdet Ihr aber auch garantiert nicht von uns eines Tages selig oder gar heilig gesprochen. Auch das Ausbuddeln der Leiche und Ausstellen ohne Einwilligung - wie es jetzt dem armem Ex-Papst geschah - bleibt Euch erspart...

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 6. Juni 2001 · Politik: "Kultur mit dir, du Land der Bayern..."

Der Generalsekretär der CSU, Thomas Goppel, geht vehement auf die grüne Spitzenpolitikerin Renate Künast los. Weil diese erklärt hatte: "Familie ist, wo Kinder sind, egal ob die Eltern verheiratet sind, einen deutschen Pass haben oder schwul sind", warf Goppel ihr nun vor, sie zerstöre den Familienbegriff. Weiter: "Selten haben die Grünen ihr wahres Denken, das auf die Zerstörung der christlich-abendländischen Kultur zielt, so deutlich gemacht."

Tja, deutlicher geht's wohl kaum mehr im bayerisch-nationalen Hofstaat. Erst liebkost der CSU-Mann Waigel in der Öffentlichkeit eine Lebensgefährtin währenddessen er seine kranke Gattin in ein Heim "gibt", dann vö.... das bayerische Massenidol, Fußballkaiser Franz, auswärts und nun vernimmt man, dass der Ex-Bundespräsident Herzog (und CSU-Mitglied) gerade das obligatorische "Trauerpflichtjahr" nach dem Tod seiner Gattin abwartete um eine Adelige, mit der er bereits seit längerem intensiven Kontakt pflegt, zu ehelichen.
Wäre ja alles ganz normal, wenn nicht gerade die Vorgenannten sich ständig als Hüter ethisch-moralischer Werte gerieren würden. Die vermeintlichen Kulturzerstörer sitzen in den eigenen Reihen.

Zur Erinnerung: Thomas Goppel ist jener bayerische Politiker, der in einem Interview in der Frankfurter Rundschau vom 29.03.2001 meinte, Äußerungen wie die von Herrn Trittin zum Thema Patriotismus, treiben die Menschen den Rechtsradikalen in die Arme. Goppel weiter: "Minister ist ein Begriff aus dem Lateinischen. Übersetzt heißt das nichts anderes als: Dienen. Wenn ich Diener sein will, dann muss ich wissen, wem ich diene."

Falls er dies wirklich nicht weiss: Dem Kapitalismus! - und dem eigenen Geldsack...

" ...deutsche Erde, Lotterland!" (H.F.)

[Quellen:
- Abendzeitung Nürnberg vom 06.06.2001, Seite 2
- http://www.pds-sachsen.de/ag/MF/r1374.htm]

 4. Juni 2001 · Religion: "Üb immer Treu’ und Redlichkeit..."

War es einfach schlampige Buchhaltung oder wirtschaftete der Erlanger Pfarrer und Ex-CSU-Stadtrat Wolfgang W. nach Gutdünken und in die eigene Tasche?
Die Finanzabteilung des zuständigen Ordinariats führte eine Buchprüfung durch, weil die katholische Kirchengemeinde "St. Theresia" keine Jahresrechnungen ihrer Kirchenstiftung dort einreichte. Das Ergebnis: Genau DM 166.514,70 fehlten - Spenden, Mieteinnahmen, Klingelbeutel-Kollekte.

Pfarrer W. musste als Konsequenz der kircheninternen Untersuchung Ende letzen Jahres als Vorsitzender der Kirchenverwaltung zurücktreten. Ein Banker führt seitdem die Finanzen. Auch die Staatsanwaltschaft Erlangen beschäftigt sich inzwischen mit dem Fall. "Intensive Ermittlungen" würden angestellt.
Das kann natürlich dauern, da insbesondere die Liste der Haushaltsungereimtheiten der Kirchenstiftung sehr lange ist: So zahlte die Kirchenstiftung die Miete für die Pfarrer-Wohnung. Doch Pfarrer W. wohnte gar nicht selbst in dieser Wohnung, sondern in einer viel kleineren. Die Wohnung hatte er untervermietet, die Mieteinnahmen flossen auf sein Privatkonto. Das jedenfalls ermittelten die Buchprüfer.
Auch mit anderen Wohnungen der Stiftung gab es Schwierigkeiten. So sollen auch hier Mieten direkt auf das Konto des Geistlichen geflossen sein. "Einzahlungen des Pfarrers auf das Kirchenstiftungskonto sind nur zum Teil ersichtlich", so der Prüfungs-Bericht. Ein Mietvertrag wurde z.B. zweifach ausgefertigt, mal über DM 600,00, mal über DM 1080,00. Sollte da ein Mietvertrag gar über das Sozialamt... kaum auszudenken.
Verwirrung auch bei den Spenden. Eine Erlanger Firma spendete DM 9.000,00, die nie auf dem Stiftungskonto auftauchten. Die Prüfer vermuten, dass große Teile der Spendengelder - ohne ordentlichen Vermerk - einfach "vorsätzlich zweckentfremdet" wurden.
Faktisch, so der Bericht, liege eine Überschuldung vor. Doch es bleibt abzuwarten, in welchem Maße die Justiz die Vorwürfe prüft. Der Anwalt des Pfarrers ist "zuversichtlich, dass sich die Sache klären wird". Also doch nur verschlampte Quittungen und fehlendes Talent als Buchhalter? Der Prüfungsbericht kommt jedoch zu einem anderen Fazit: "In Teilbereichen ist der vorsätzliche Missbrauch von Geldern erkennbar."

"...bis an dein kühles Grab, und weiche keinen Fingerbreit von Gottes Wegen ab." (Ludwig Heinrich Hölty)

Irgendwie hat der Pfarrer da was verwechselt! (H.F.)

[Quelle: Abendzeitung Nürnberg vom 15.05.2001, Seite 7]

 4. Mai 2001 · Kultur: Diskussion: Thema Kirche

Medientipps & mehr: Update

Am Mittwoch, den 9. Mai, 20.15, diskutiert der WDR in der Live-Sendung "Hart aber fair" zum Thema Kirche. Gäste sind voraussichtlich ein evangelischer Bischof, ein katholischer Bischof, viele Basischristen und ein Vertreter der Landesarbeitsgemeinschaft 'Trennung von Staat und Kirche' im Landesverband NRW von Bündnis 90 / Die Grünen (www.staat-und-kirche.de).

Aus dem WDR-Text zur Sendung:

Wozu brauchen wir noch die Kirche? Katholiken und Protestanten fühlen sich mit ihren Sorgen von den Kirchen alleine gelassen.

Der Papst hat den Kontakt zu den Gläubigen verloren, sagen Kritiker. Sein Unfehlbarkeitsanspruch sei unmenschlich und sein dreifaches Nein - "Nein" zur Verhütung, "Nein" zur Schwangerenkonfliktberatung und "Nein" zur Abtreibung – sei angesichts von Überbevölkerung und Aids unverantwortlich. Den Schutz des ungeborenen Lebens schreiben die Kirchen ganz groß. Doch tot geborenen Kindern verweigern sie die Taufe und oft auch noch eine christliche Beisetzung. Die Eltern, die Trost im Glauben suchen, können diese Haltung nicht nachvollziehen.

Wenn die Gläubigen dennoch in der Kirche bleiben, führen viele ein Inseldasein in ihren Gemeinden, wollen von dem, was aus dem Vatikan kommt, nichts wissen. Und suchen neue unkonventionelle Wege: So feiern evangelische Jugendliche in diesen Tagen den ersten Handy-Gottesdienst Deutschlands - Predigt per SMS! [Der Kirche ist auch nichts zu peinlich!]

Gleichermaßen Katholiken wie Protestanten bleiben den Gottesdiensten fern. Im Durchschnitt besuchen nur noch 15% der Gemeindemitglieder die Messen. Andere treten gleich aus – jedes Jahr verlassen bundesweit über 300.000 Männer und Frauen die Gemeinden– und sparen so die Kirchensteuer. Die Kirche leiste nichts für dieses Geld, nur ein Bruchteil der Kirchensteuer fließe in die gemeinnützige Arbeit. Das behauptet jedenfalls die Landesarbeitsgemeinschaft Trennung von Staat und Kirche der Bündnis90/Die Grünen in NRW [völlig zu Recht!] und fordert: Die Kirchensteuer muss weg!

Wir kümmern uns um die Jugend, um die Alten und Kranken, sagen dagegen die Vertreter der Kirchen. Wir unterhalten Kindergärten, Schulen und Krankenhäuser. Ohne die Arbeit der Kirchen, ohne Seelsorger und engagierte Laien bräche die Gesellschaft zusammen. Kirchensprecher appellieren an die Solidarität der Steuerzahler und fordern, die Gesetze zur Kirchensteuer beizubehalten.

Dass die Kirche z.B. "ihre" Krankenhäuser nicht "unterhält", sondern nur nicht-finanzierender Träger ist, haben wir mit dem Projekt zur Finanzierung der Krankenhäuser (siehe unter der Rubrik Politik/Geld - kirchensteuer.de) nachgewiesen. - Und viele Menschen würden sicher gerne auf ungefragt auflaufende - übrigens meist vom Staat bezahlte - Notfallseelsorger verzichten, würden sie stattdessen kompetente Betreuung durch ausgebildete Psychologen erhalten.

Bereits jetzt kann unter der Website der WDR-Sendung im Gästebuch zum Thema "Kirche" diskutiert werden. Während der Sendung kann man den WDR unter Tel: 0800/5678-100, Fax: 08005678-101 oder email: hart-aber-fair@wdr.de erreichen. (H.J.)

 27. April 2001 · Kultur: Das Unheilige in der Heiligen Schrift

So treiben wir den Winter aus durch unsre Stadt zum Tor hinaus
mit sein'm Betrug und Listen, den rechten Antichristen.

Wir stürzen ihn von Berg und Tal, auf dass er sich zu Tode fall
und uns nicht mehr betrüge durch falsche Lehr und Lüge.

(Die ersten zwei Strophen eines Liedes aus "Des Knaben Wunderhorn" (1806) - und gefunden in "Musik um uns", Musikbuch ab Klasse 5, eingesetzt in einem Gymnasium in NRW im Jahre 2001)

Veranstaltungstipps: Update

Die Humanistische Union (HU) in Marburg lädt am Donnerstag zur Diskussions- und Informationsveranstaltung mit dem Göttinger Theologen Prof. Dr. Gerd Lüdemann aus Göttingen ein. Dabei hält er einen Vortrag über "Das Unheilige in der Heiligen Schrift. Die dunklen Seiten der Bibel".

Die Bibel gilt als Gottes Wort, als gute Nachricht von Gottes Barmherzigkeit. Wie aber steht es mit jenen Teilen der Bibel, die gerade nicht von Gottes Barmherzigkeit zeugen, sondern seinen Befehl enthalten, ganze Völker - wie das der Kanaanäer im Alten Testament - auszurotten? Was soll man zum Antijudaismus und zu solchen Stellen im Neuen Testament sagen, die Andersgläubige verteufeln?

Den Fragen nach den dunklen Seiten der Bibel geht Gerd Lüdemann nicht nur am Donnerstag rücksichtslos auf den Grund. Die Konföderation evangelischer Kirchen in Niedersachsen hat die Lehre von Theologie-Professor Lüdemann gegenüber dem Wissenschaftsminister Oppermann unter Berufung auf den Loccumer Vertrag nachträglich beanstandet. Daraufhin hat ihm der Präsident der Universität Göttingen eine Assistentenstelle und Sachmittel sowie die Prüfungsberechtigung entzogen. Professor Lüdemann hat die Universität Göttingen verklagt. Die Klage wird zur Zeit vor dem Verwaltungsgericht Göttingen verhandelt. Ein kirchlich genehmer Ersatzprofessor (Besoldungsstufe C 4) ist an Lüdemanns Stelle bereits berufen worden. (H.J.)

 18. April 2001 · Religion: Gut genagelt, Jungs!

Aus weiter Entfernung hört man schon ein lautes Hämmern und das verzückte Jammern der „Opfer“. Wo sind wir hier? In einem Filmstudio? Auf einer Folterranch irgendeiner der zahlreichen Diktaturen dieser Erde? In einer geschlossenen Anstalt? Oder gar nur auf einer Baustelle, wo einige ungeübte Zimmerleute ihr Handwerk versuchen? Weit gefehlt! Osterstimmung im kleinen Städchen Cutud auf den Philippinen! In diesem Jahr sogar mit über zwölf ans Kreuz genagelten Jesus-Klonen, pardon, Hauptdarstellern. Weitere 20 peitschten sich selbst aus und zerschnitten mit Glasscherben ihre Rücken. Über 1000 Besucher genossen bei ausgelassener Stimmung und schönen Wetter das Schauspiel, auch die Imbißstände und Andenkenverkäufer machten ein gutes Geschäft. Ehrlich, dagegen ist doch eine Marienerscheinung kalter Kaffee.

Die folgenden Bilder vermitteln einen Einblick auf das fröhliche Treiben.
 
 

Brennholz für den Winter?

 

Und die sollen halten?

 

Autsch! Tut das nicht weh?

 

Geht's nicht tiefer?

 

Hätte er doch bloß die Geißelung gewählt!

 

Die neue Jeanswerbung von Levi Strauss?

 

„Gut, daß er nicht aufgeknüpft wurde...“

 

„...oder gepfählt...lechz, sabber“

 

Schon klasse, was das neue SM-Studio in Rom für heiße Trips anbietet.

 

Wann kommt endlich der Lanzenstich?

 

Wir sind schon mal gespannt, was uns nächstes Jahr in Cutud erwartet. Mit Kreuzigungen allein ist auf Dauer auch kein Geschäft zu machen. Also Jungs, expandiert mal ein bißchen. Wir empfehlen zur Ergänzung Kreuzzugsspiele mit lustigem Heidenmassakrieren und die eine oder andere „Hexe“ wird sich bestimmt auch irgendwo auftreiben lassen. Bei der Gelegenheit ließen sich auch die benutzten Kreuze entsorgen. Vielleicht rettet sich ja auch Sabber-Paule ins nächste Jahr und eröffnet das heilige Treiben. Bei entsprechender Vermarktung wird der Rubel rollen. Garantiert.

(T.S.)

[Quelle: Yahoo, 13.04.01]

 18. April 2001 · Religion: Börsengebet

"Heiliger Dow-Jones der Du bist im Xetra,
Dein Dax komme,
Dein Value geschehe,
wie im Parketthandel so auch bei den Neuemissionen.
Unseren taegliche share hold uns heute
und vergib uns unsere Rendite,
wie auch wir vergeben unsere Optionsscheine
und führ uns nicht in die Schwankung,
sondern erlöse und von der EURO-Krise.
Denn Dein sind die Bonds und die Blue-Chips und die Kassakurse und die Kommunalobligationen in nachbörslicher Ewigkeit - Amen."

[Quelle: Kabarettist Urban Priol am 26.02.2001 bei seinem Auftritt im "Casa de la Trova" in Wendelstein]. (H.F.)

 15. April 2001 · Kultur: Contact

Nicht vergessen: Heute abend um 21:45 im ZDF kommt Contact, ein Science-Fiction-Film über das SETI-Projekt (Suche nach außerirdischer Intelligenz mit Radioteleskopen) mit Jody Foster. Der Film ist angelehnt an das gleichnamige Buch des Astronomen Carl Sagan und ist ein unbedingtes Muss für jeden wissenschaftlich interessierten Menschen. Siehe auch Rezension von C.B. (EMÖ)

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