Der Humanist: Der Menschheit verpflichtet

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 2. Juni 1999 · Politik: Behinderungen der Berichterstattung im Öcalan-Prozess

Von den rund 700 Journalisten, die eine Akkreditierung zum Öcalan-Prozess beantragt haben, sind pro Tag nur 20 überhaupt zugelassen. Zudem sind nach vorliegenden Berichten die prokurdischen Zeitungen Yeni Evrensel und Özgür Bakis gezielt von der Teilnahme ausgeschlossen worden.
Die zugelassenen Journalisten dürfen keine Mobiltelefone, Laptops und Kameras in den Gerichtssaal nehmen, sondern lediglich zwei Bleistifte und Papier. Als einzige haben die Agentur Anadolu und das türkische Fernsehen TRT die Erlaubnis, Nachrichten sowie Film- und Fotoaufnahmen direkt aus dem Gerichtssaal zu übertragen. Internationale Prozessbeobachter sind - sofern sie keine Akkreditierung als Auslandskorrespondenten besitzen - nicht zur Verhandlung zugelassen.

Eine ungehinderte und kontinuierliche Berichterstattung aller türkischen Medien - über die Verhandlungen und den Prozessverlauf - ist unabhängig von ihrer redaktionellen oder politischen Linie nicht möglich. (H.F.)
[Quelle: PM vom 01.06.99, Reporter ohne Grenzen]

 1. Juni 1999 · Wissenschaft: Hubble-Konstante neu bestimmt

Am 25. Mai wurde die Hubble-Konstante neu bestimmt, auf ca. 70 km/sMparsec mit einem Fehler von 10%. Damit liegt das Alter des Universums bei ca. 12 bis 13 Mrd. Jahren. Bisher schätzte man es auf zwischen 10 und 20 Mrd. Jahre.
[Quelle: bild der wissenschaft Ticker, 27.5.99]

 1. Juni 1999 · Politik: Sind Frauen keine Erwachsene?

Der Oberste Gerichtshof in Simbabwe ist der Ansicht, dass Mann und Frau nicht gleich seien. Frauen sollten nicht als Erwachsene eingestuft werden, erklärten die fünf männlichen Richter. Gegen dieses Urteil ist keine Berufungsmöglichkeit vorgesehen...
[Quelle: ai-journal, 06/99]

Scheinbar kennt man in etlichen Staaten der Welt den Inhalt der UN-Menschenrechtscharta immer noch nicht. (H.F.)

 31. Mai 1999 · Religion: Reliquie wiederentdeckt

Der Jesuitenpater und Dozent für christliche Kunstgeschichte Prof. Dr. Heinreich Pfeiffer hat eine beliebte Reliquie des Christentums wiederentdeckt: das "Schweißtuch der Veronika", das dem armen Jesus während seines Kreuzweges von einer gleichnamigen Dame überreicht worden sein soll. Das Abbild weise "erstaunliche" Ähnlichkeiten zum Bild auf dem Turiner Grabtuch auf. (Beide Reliquien zeigen ein verkommenes Subjekt mit Bart und schulterlangen Haaren.)

Kommentar: Dozent für christliche Kunstgeschichte + Jesuitenpater = Kenntnis aller bedeutenden Reliquien und die Raffinesse, daraus Macht oder Profit zu schlagen. Das ist nichts Neues. Darüber hinaus ist aber die schleichende Rückkehr des Reliquienunwesens zu beobachten, denn die Medien beziehen dank des Einflusses der Kirche selbst gegen die idiotischsten Fälschungen keine Position. Es ist nur eine Frage der Zeit, bis heilige Vorhäute und Fingerknöchel wieder in die Kirchen Einzug halten. (EMÖ)
[Quelle: dpa, 31.5.99]

 31. Mai 1999 · Kultur: Stolte weist Vorwürfe zurück

In der letzten Monitor-Sendung (WDR) wurde der Vorwurf erhoben, ZDF-Intendant Dieter Stolte habe auf Betreiben des Medien-Konzerns Bertelsmann bei der Kulturzeit-Redaktion (3SAT) interveniert, um weitere Recherchen zu der Nazi-Vergangenheit von Bertelsmann zu verhindern (siehe auch News vom 22. Mai, Rubrik: Kultur).

Stolte hat nun einen bitterbösen Brief an WDR-Intendant Fritz Pleitgen geschrieben, in dem er alle Vorwürfe zurückweist. Die von Monitor „unterstellten Verdächtigungen” seien „nicht belegt”. Bertelsmann sei nie mit der Bitte an ihn heran getreten, die Recherchen zu unterbinden. Außerdem sei er nicht Aufsichtsratsmitglied, sondern im wissenschaftlichen Beirat.

Falls der ZDF-Intendant den Brief von Bertelsmann wirklich nicht erhalten hat, muss wohl etwas mit dem firmeneigenen Postweg nicht stimmen. Denn das Schreiben, das Monitor vorliegt, ist an die 3SAT-Intendanten gerichtet. Und dazu gehört auch Dieter Stolte. Und ob er nun Aufsichtsratsmitglied oder nur im wissenschaftlichen Beirat sitzt: freundschaftliche Beziehungen sind vorhanden. Laut Berliner Zeitung bleibt Monitor-Redaktionsleiter Klaus Bednarz bei der Darstellung. (H.J.)
[Quelle: Frankfurter Rundschau, 31.05.99]

 31. Mai 1999 · Religion: Die Ausbildung der „Heiligen Krieger”

Die Atommächte Indien und Pakistan stehen vor einem neuen Krieg. Anlass ist mal wieder das seit 1989 umkämpfte Kaschmir. Dort versucht die indische Armee, den Aufstand moslemischer Untergrundkämpfer im hinduistisch-indischen Teil Kaschmirs niederzuschlagen.
Im moslemischen Pakistan trainieren junge Männer, vorwiegend aus armen, ungebildeten Familien, für den Heiligen Krieg gegen Indien. Nachwuchssorgen hat die Guerillaorganisation Lashkar-e-Tayyaba nicht. Sie rekrutiert ihre Kämpfer in den 2200 Religionsschulen in Pakistan, die die übergeordnete Organisation Markaz-ud-Dawa-wal-Irshad betreibt. Diese Schulen dienen nicht dazu, den Schülern Bildung und Wissen nahezubringen. Ihnen wird dort eingebläut, es sei die Pflicht jedes ordentlichen Moslems in den Dschihad, den Heiligen Krieg für Gott, zu ziehen.
In den Übungscamps in den Bergen vollzieht sich das Leben nach strengen Gesetzen, die an die Taliban erinnern. Unterhaltung durch Medien ist verboten. Rasieren ist verboten. Fotos sind verboten. Westliche Kleidung ist verboten. Geboten sind täglich neben Kampftraining viele Stunden stupiden Koran-Unterricht. (H.J.)
[Quelle: AP, 30.05.99]

 30. Mai 1999 · Geschichte: Neues Projekt: Die christlichen Wurzeln des Nationalsozialismus

Viel wurde geschrieben von den tapferen christlichen Widerständlern gegen den Nationalsozialismus. Die historische Realität sah leider oftmals völlig anders aus. Das ist kein Zufall. Die nationalsozialistische Ideologie weist erstaunliche parallelen zur christlichen auf. Guido Deimel hat sich mit den christlichen Wurzeln des Nationalsozialismus beschäftigt. Aus dem Vorwort:


Die heute zum gesellschaftlichen Grundkonsens gehörende Dämonisierung des Nationalsozialismus - der Ideologie Adolf Hitlers, seiner Partei wie auch seiner Person - bietet einen bequemen Ausweg aus der unangenehmen Aufgabe, das Geschehen der Vergangenheit aufzuarbeiten und so aus der Geschichte zu lernen. Wo der Nationalsozialismus mit dem Bösen schlechthin gleichgesetzt wird, ist er weiterer Analyse entzogen. So lassen sich Distanzierung von Nazismus und Hitlerpartei mit der Schonung vor Kritik an Neuauflage oder Kontinuität entsprechender Politik und Lehre miteinander vereinbaren. Hier soll dagegen mit dieser Tradition gebrochen werden und die Frage nach den Wurzeln nationalsozialistischer Ideologie gestellt werden, der Ursprung der zugehörigen Denktraditionen und -muster gesucht werden.

Mehr unter Geschichte: Christliche Wurzeln des Nationalsozialismus.

 30. Mai 1999 · Religion: Neuer Text: Die Religion der Todesstrafe

Was sind die wahren Gründe für die Beibehaltung und Vollstreckung der Todesstrafe in den USA? Die historische Perspektive ist erhellend:


Die christliche Religion ist die wahrhaftige Religion der Todesstrafe: in symbolischer, in historischer, und in politischer Hinsicht. Keine andere Religion ist auf dem Fundament einer Exekution errichtet, keine andere Religion hat ein Hinrichtungsgerät - das Kreuz, mit dem im römischen Imperium verurteilte Aufrührer exekutiert wurden - zu ihrem Symbol gemacht.

Mehr darüber in Die Religion der Todesstrafe. Der Text findet sich unter Religion: Texte. Guido Deimel schreibt ab sofort exklusiv für Der Humanist. (EMÖ)

 30. Mai 1999 · Politik: FDP Mitglieder und ihre Zahlungsmoral

Der 50. Bundesparteitag der FDP hat einen interessanten Sachverhalt zutage gefördert. Nach den Angaben des ausscheidenden Schatzmeisters Otto Solms ist die FDP nahezu Pleite. Lediglich noch 150.000 Mark beträgt das Restvermögen der Liberalen. Schuld an dieser finanziellen Misere sei die mangelnde Zahlungsmoral der Mitglieder. Nach den Angaben des Schatzmeisters zahlen 20% überhaupt keinen Beitrag, 20% weniger als den Mindestbeitrag, 20% zahlen exakt den Mindestbeitrag und gerade mal 40% liegen darüber. Es ist doch seltsam, dass ausgerechnet die Partei der Besserverdienenden Probleme mit ihrer Finanzierung hat. Offensichtlich scheinen die FDP Mitglieder eine Abneigung gegen solidarische Finanzierungssysteme zu haben. Aber wie sagt man doch so schön, der Apfel fällt nicht weit vom Stamm. (F.W.)
[Quelle Saarbrücker Zeitung, 28.05.99]

 29. Mai 1999 · Politik: Einschränkung der Informationsfreiheit

Wir dokumentieren eine Pressemitteilung der Menschenrechtsorganisation Reporter ohne Grenzen (H.F.):

Jugoslawien, Eutelsat-Entscheidung: Einschränkung der Informationsfreiheit.
Reporter ohne Grenzen bedauert die Entscheidung, keine Bilder des serbischen Fernsehens mehr zu verbreiten.

Obwohl Reporter ohne Grenzen das serbische Staatsfernsehen RTS als Propagandainstrument und Waffe im Dienste des Regimes von Slobodan Milosevic betrachtet, bedauert die internationale Menschenrechtsorganisation zur Verteidigung der Pressefreiheit die Entscheidung, keine Bilder des Senders mehr zu übernehmen und weiterzuverbreiten. Diese am 26. Mai von der Telekommunikationsorganisation Eutelsat getroffene Maßnahme muß als Einschränkung der Informationsfreiheit verurteilt werden.

RTS präsentiert die aktuellen Ereignisse nur in Ausschnitten, entstellend und irreführend. Als Hauptinformationsquelle für die serbische Bevölkerung zeigt dieses Fernsehprogramm systematisch gefälschte Reportagen über den Kosovo-Krieg. Die NATO und die internationale Gemeinschaft werden als "Faschisten" und "degenerierte Kriminelle" beschimpft. In regelrechten Säuberungsaktionen wurden alle kritischen Journalisten des Senders zum Schweigen gebracht: Im Januar 1993 verloren 1500 MitarbeiterInnen ihre Stellung, nachdem sie ihr Mißfallen über die redaktionelle Linie zum Ausdruck gebracht hatten.

Reporter ohne Grenzen erinnert aber daran, daß die Entscheidung der Eutelsat-Länder der Rechtssprechung des Europäischen Gerichtshofes für Menschenrechte und Artikel 10 der Europäischen Menschenrechtskonvention widerspricht, der die Informations- und Meinungsfreiheit garantiert. Ausdrücklich gilt dies nicht allein für Informationen oder Ideen, die allgemeinen Anklang finden oder deren Urheber als friedlich und überparteilich gelten können, sondern ebenso für solche, die verletzen, schockieren oder den Staat bzw. die Bevölkerung beunruhigen.

Reporter ohne Grenzen sieht in dem Ausschluß der serbischen Propaganda-Medien von der Berichterstattung keine befriedigende Lösung, um auf das dringende Bedürfnis nach pluralistischer Information über Jugoslawien zu antworten. Die westlichen Demokratien haben vielmehr die Aufgabe, eine Politik der wirklichen Unterstützung unabhängiger Informationsquellen in Angriff zu nehmen. Sie müssen die Verbreitung von Nachrichten in serbischer Sprache auf dem Territorium der Bundesrepublik Jugoslawien durch internationale Medien ausweiten und massiv die unabhängigen serbischen, montenegrinischen und kosovarischen Medien unterstützen, die der Zensurherrschaft von Präsident Milosevic noch widerstehen.

[Quelle: Pressemitteilung „Reporter ohne Grenzen”, Berlin, 28.05.99]

 28. Mai 1999 · Religion: Kriegshetze in Palästina

Politiker, die in Israel / Palästina einen Frieden erreichen wollen, haben es nicht leicht. Die beiden religiösen Lager stehen unversöhnlich gegeneinander. Die strenggläubigen Juden sind nicht davon abzubringen, dass ganz Palästina einzig und allein dem Volk Israel von „Gott” gegeben wurde.
Der oberste religiöse Führer der Palästinenser, Scheich Ikrima Sabri, verkündete dagegen in der Al-Akscha-Moschee in seiner Freitagspredigt, das „Heilige Land” sei schon immer islamischer Besitz. (Danach müsste die Erde etwa 1300 Jahre alt sein...) Der Scheich nannte den neu gewählten israelischen Ministerpräsidenten, Ehud Barak, einen Kriegsverbrecher. Statt bei seiner Wahl zu applaudieren, hätte man Israel bombardieren müssen. Die Führer der arabischen Länder beschimpfte Scheich Ikrima Sabri deshalb als korrupt.

Die religiöse Kriegshetze wurde über Lautsprecher und von den palästinensischen Medien unter das Volk gebracht. (H.J.)
[Quelle: Radio Vatikan, 23.-25.05.99]

 28. Mai 1999 · Politik: Die Lage der Medien in Jugoslawien

Wir dokumentieren eine Pressemitteilung der Menschenrechtsorganisation Reporter ohne Grenzen (H.F.):

Bereits im Oktober 1998 begann die Zerschlagung der unabhängigen Presse. Nach acht Wochen Bombardement der NATO-Luftstreitkräfte gegen Jugoslawien hat das Regime von Slobodan Milosevic die albanischsprachige Presse im Kosovo vollkommen zerschlagen und den unabhängigen Medien in Serbien einen Maulkorb umgehängt. Die Journalisten in der Republik Montenegro finden sich im Zentrum eines Machtkampfes der Regierungen in Podgorica und Belgrad.

Seit Beginn der Luftangriffe am 24. März wurden in Jugoslawien 50 unabhängige Medien von den Behörden geschlossen; das wohl bekannteste unter ihnen ist der Belgrader Radiosender B 92. Sämtliche Veröffentlichungen in Serbien unterliegen strikter Zensur.
Der regimekritische Journalist Slavko Kuruvija, Gründer und Chefredakteur der Zeitschrift Tageszeitung Dnevni Telegraf, wurde am 11. April in Belgrad auf offener Straße erschossen, nachdem ihn regierungstreue Medien des "Verrats" beschuldigt hatten. Einem seiner Mitstreiter, Nebosja Ristic, droht eine Gefängnisstrafe von einem Jahr.
Mindestens 80 ausländische Journalisten sind von Polizei oder Militär verhört und des Landes verwiesen worden. Reporter ohne Grenzen liegen zahlreiche Berichte von Mißhandlungen und Gewalttätigkeiten gegen Korrespondenten vor. Der deutsche TV-Reporter Pit Schnitzler ist nicht der einzige ausländische Journalist, der für längere Zeit inhaftiert wurde. Der kroatische Journalist Antun Masle, von Militärbehörden in Montenegro der Spionage beschuldigt, sitzt noch immer im Gefängnis.
In einem am 25. Mai veröffentlichten Report stellt Reporter ohne Grenzen Berichte über Angriffe auf die Pressefreiheit in Jugoslawien zusammen und stellt dabei auch fest, daß bereits seit den ersten Drohungen der NATO mit Luftangriffen, also seit Oktober 1998, das Milosevic-Regime alle Möglichkeiten der restriktiven jugoslawischen Gesetzgebung genutzt hat, um die unabhängigen Medien mundtot zu machen.

Der 11 Seiten starke Bericht (in französischer Sprache) umfaßt drei Teile: die Situation in der Bundesrepublik Jugoslawien insgesamt, im Kosovo und in der Republik Montenegro.

[Quelle: Pressemitteilung „Reporter ohne Grenzen”, Berlin, 25.05.99]

 27. Mai 1999 · Politik: DGB kritisiert Kampagne der Zeitungsverleger

Nach der Ansicht des DGB führen die Zeitungsverleger eine Medienkampagne gegen die amtierende Regierung durch. Ziel der Kampagne seien die Gesetze über 630 Mark-Jobs und gegen die Scheinselbständigkeit. Diesen Eindruck dürfte aber nicht nur der DGB haben, denn die Kampagne ist offensichtlich. Ebenso leicht auszumachen ist der Grund für die Regierungsschelte. Die Verleger haben Angst um ihre Gewinne.

In der Medienbranche hat sich nämlich die Unsitte durchgesetzt angeblich freie Mitarbeiter für Tätigkeiten einzusetzen, die bisher von fest angestellten Journalisten verrichtet wurden. Die Verlage sparen sich dadurch die Sozialversicherungsbeiträge für ihre Beschäftigten. Durch das Gesetz zur Scheinselbständigigkeit sehen die Verleger nun ihre Gewinne gefährdet. (F.W.)
[Quelle:AP, 27.05.99]

 27. Mai 1999 · Religion: Schutzzonengesetz in Kraft

In Polen ist nach vielem Hin und Her endlich das sogenannte Schutzzonengesetz in Kraft getreten. Das Gesetz, das einen mühsamen Weg durch die Instanzen gegangen ist, sieht einen 100 Meter breiten Streifen um die ehemaligen Konzentrationslager vor. Dieser Bereich darf nicht bebaut und nicht wirtschaftlich genutzt werden - und es dürfen dort vor allem keine Kreuze aufgestellt werden.
Notwendig wurde dieses Gesetz durch die Aktionen des antisemitischen Politikers Kazimierz Switon. Zuerst gab es nur ein Kreuz auf dem Kiesplatz unmittelbar neben dem Auschwitz-Gelände. Allerdings riesige acht Meter groß. Papst Johannes Paul II. hatte es auf einer Reise 1979 in Polen als Souvenir dagelassen, um der christlichen Opfer zu gedenken. Nach ersten jüdischen Protesten wurden Switon und seine Anhänger aktiv. Mittlerweile wurden fast 300 Kreuze aufgestellt. Das war selbst der katholischen Kirche zuviel. Sie distanzierte sich von dem christlichen Antisemiten.
Kurz vor Inkrafttreten des Schutzzonengesetzes hat Switon noch flugs eine Kapelle auf dem Schutzstreifen bauen lassen. Es hat sich auch schon ein Geistlicher gefunden, der dieses Bauwerk gesegnet hat. Und geweihte Kapellen können nicht einfach abgerissen werden. Das Spiel geht also weiter.
Die Kreuze sollen jetzt jedenfalls entfernt werden, wie ein Sprecher des Verwaltungsgebietes betonte. Nur eines bleibt selbstverständlich stehen ... das alles überragende Kreuz des Papstes. (H.J.)
[Quelle: Frankfurter Neue Presse, 26.05.99]

 26. Mai 1999 · Politik: Menschenrechte sind eine Frage der Perspektive

Am 22. Mai berichtete das amerikanische Nachrichtenmagazin Newsweek, daß Clinton der CIA freie Hand für die Destabilisierung Jugoslawiens mit fast allen Mitteln gegegeben hat (Direktlink zum Bericht, falls noch vorhanden). Die CIA soll demnach UCK-Terroristen zur Abklemmung von Telefonleitungen, zur Verunreinigung von Treibstoffreserven, zur Entwendung von Lebensmitteln und zur Sprengung von Gebäuden ausbilden. Außerdem sollen Hacker Milosevic' Konten in Ausland plündern. Die Informationen gehen angeblich zurück auf ein klassifiziertes Dokument, das Newsweek irgendwie in die Finger bekommen haben will. CNN (Direktlink) bestätigte am 24. Mai unter Berufung auf die üblich gut unterrichteten Kreise große Teile des Dokuments, wenngleich man hier abstreitet, daß die UCK für die Sabotageakte herangezogen werden soll. Wie sie denn dann durchgeführt werden sollen, bleibt der Phantasie des Lesers überlassen, denn offiziell gibt es natürlich kein hierfür ausgebildetetes Geheimdienstpersonal auf jugoslawischem Boden.

 26. Mai 1999 · Politik: USA: Geld für den Krieg, kein Geld für den Frieden

"Wir müssen alle den Gürtel enger schnallen", so oder ähnlich werden sich die amerikanischen "Volksvertreter" wohl ausdrücken. Aus den 6 Milliarden US$, die Clinton für den Krieg forderte, machten die Republikaner im Senat und im House of Representatives flugs 12, versahen das Ganze mit dem Deckmantel der Humanität, indem sie noch ein paar Milliarden für Hurrikanopfer bewilligten und verabschiedeten im selben Atemzug noch ein Gesetz, das den umweltschädigenden Gold-Tagebau in Washington erlaubt. Das Geld für den Krieg wird, wie man es hierzulande auch gerne macht, größtenteils beim staatlichen Rentenfonds abgezwackt (13 Milliarden), der Rest wird bei den Essensmarken und der Wohnhilfe eingespart (1.55 Milliarden). [Quelle: Workers World Service, 27.5.99]

 26. Mai 1999 · Religion: Dyba schlägt wieder zu

Eigentlich wollte er ja gar nicht mehr den Medien als Kontrastmittel dienen. Aber der Fuldaer Erzbischof Dyba kann das Polarisieren einfach nicht lassen. Diesmal nahm er in der Talkshow „Sabine Christiansen” die homosexuelle Lebensgemeinschaft aufs Korn. Dyba live: „Vor 20 Jahren waren wirklich nur Geistesgestörte der Ansicht, Gleichgeschlechtliche können eine Familie bilden.” Man dankt fürs Kompliment, Herr Dyba. Er setzte zwar hinzu, man habe sich weiterentwickelt. Aber für eine Grundgesetzänderung gebe es keine Mehrheit.

Etliche haben sich offenbar nicht weiterentwickelt, denn in Fulda gingen nach der Fernsehsendung Sympathiebekundungen für Dybas Aussagen ein. Von Seiten der Grünen kamen Proteste. Der bekennende Schwule Volker Beck warf dem Erz- und Militärbischof „eine unglaubliche Entgleisung” vor. Er hofft auf einen Dialog zwischen katholischer Kirche und Schwulen- und Lesbenverbänden. Die Frage ist nur: Ist die Kirche in diesem Punkt wirklich reformierbar? Wenn sie die Bibel als Grundlage nicht aufgibt, kann sie den Forderungen nach Gleichberechtigung aller Menschen, egal welcher sexuellen Ausrichtung, gar nicht entsprechen. (H.J.)
[Quelle: Die Welt, 26.05.99]

 24. Mai 1999 · Religion: Christliche Werte und Politik

Bundesjustizministerin Herta Däubler-Gmelin (SPD) wurde kürzlich in Stuttgart gefragt, welchen Einfluss christliche Werte auf die Politik haben. Die Ministerin, die beim Deutschen Evangelischen Kirchentag im Juni mitwirkt, beobachtet einen wachsenden Einfluss christlicher Überzeugungen. Entscheidungen würden zunehmend religiös begründet und die Politiker seien christlich orientiert. Das erkennt Frau Däubler-Gmelin daran, dass die Themen der Kirchentage - Entwicklungshilfe, Menschenrechte, Frieden, Umweltschutz - auch die Politik beherrschten.

Ist es nicht eher umgekehrt, Frau Ministerin? Dies sind nicht ursprünglich christliche Werte, sondern Kirchen haben sich diese Punkte zu eigen gemacht, um ihre Kirchentage aufzupeppen, nachdem dies bereits Top-Themen der Politk und vor allem der Jugend waren. (H.J.)
[Quelle: idea-online, 24.05.99]

 23. Mai 1999 · Politik: NATO führt Umweltkrieg

Immer wieder betont die NATO, oberstes Ziel des Krieges gegen Jugoslawien sei die Rückführung aller Kosovaren in ihre Heimat. Gleichzeitig verursachen die Bomben auf Öl-Raffinerien, Chemie-, Pflanzenschutz- und Düngemittelfabriken eine riesige Umweltkatastrophe. Genaue Messungen aus Jugoslawien liegen noch nicht vor, aber aus dem Regional Environmental Center, einem unabhängigen Umweltinstitut in Belgrad, ist zu hören, dass durch die Brände die Schadstoffe tagelang in der Luft sind. Die erlaubten Werte wurden bis zu 7000fach überschritten. Die Stoffe verursachen Krebs, Leber- und Lungenschäden. Der Ruß legt sich auf die Felder, vernichtet die jetztige und verhindert auch zukünftige Ernten auf lange Zeit. Der Öltank bei Novi Sad brannte 15 Tage und das Öl bedroht das Grundwasser.

Aber die Schadstoffe bleiben nicht im „Feindesland”. Auch Griechenland und Bulgarien melden bereits große Umweltschäden. Messungen des Umweltchemikers Prof. Spyridon-Rapsomanikis, der lange an einem deutschen Max-Planck-Institut gearbeitet hat, ergaben 15 mal höhere Schadstoffwerte als normal. In der Atmosphäre befinden sich verstärkt Dioxine, Furane, PCB und anderes. Der Professor:„Wir sind überzeugt, dass nahe Pristina und nahe Belgrad Plastikfabriken brennen und die toxischen Gase durch die Luft zu uns nach Griechenland gelangt sind."
In Bulgarien sind durch die Donau bereits 13 große Ölteppiche angetrieben worden. Das Öl gefährdet auch die bulgarischen Atomanlagen, die ihr Kühlwasser direkt aus der Donau beziehen. Aber auch die Bomber selbst bringen hier Gefahr. Obwohl es eine 30 Kilometer große Flugverbotszone gibt, fliegt die NATO regelmäßig direkt über das grenznahe Atomkraftwerk. Seit Kriegsbeginn sind bereits 5 Geschosse irrtümlich in Bulgarien eingeschlagen, eines 60 km vom Kraftwerk entfernt.

Wie gesagt, die NATO verkündet täglich immer wieder in ihren Fernsehshows, dass die Flüchtlinge zurückgeführt werden sollen. Aber der griechische Umweltchemiker ist sich sicher, dass „die Verseuchung durch die Explosionen...enorm ist." Er meint, dass „sehr weite Gebiete nicht mehr bewohnbar sein werden, weil sie vergiftet sind.”

Das Völkerrecht nennt so ein Vorgehen einen „Umweltkrieg”. Aber, wie Kriegsminister Scharping einmal sinngemäß meinte: Völkerrecht ist bloß juristischer Formelkram. (H.J.)
[Quelle: www.monitor.de, 20.05.99]

 22. Mai 1999 · Kultur: Das verlorene Image des Bertelsmann-Konzerns

Es war einmal der größte deutsche Medienkonzern. Der kaufte sich im letzten Jahr in Amerika die ehemals jüdische Verlagsgruppe Random House. Und so legte man sich zur Imagepflege die Legende vom Widerstandsverlag während der Nazi-Zeit zu. Doch böse Historiker fanden heraus, dass Bertelsmann nicht - wie in der Firmenhistorik erwähnt - wegen subversiver Schriften geschlossen wurde, sondern der Verlag dank bester Beziehungen zum Propagandaministerium bis zum Schluss sehr gut am Krieg verdiente. So meint Jörg Räuber von der Deutschen Bücherei Leipzig zur Literatur während des Zweiten Weltkrieges: „Diese Literatur vermittelte stark anti-semitische, rassistische, militaristische Inhalte und die nationalsozialistische Propaganda, und der Bertelsmann-Verlag war einer der herausragenden Vertreter, der solche Literatur produzierte. ”

Über diese Zusammenhänge berichtete vor einigen Monaten das 3sat-Magazin „Kulturzeit”. Als die Journalisten weiter recherchieren wollten, intervenierte der mächtige Medienkonzern bei den Intendanten des Gemeinschaftssenders. Bertelsmann-Pressechef Manfred Harnischfeger nannte die Arbeit der Journalisten in einem Brief, der jetzt in der Monitor-Sendung in Auszügen veröffentlicht wurde, „unheimlich und gefahrvoll”. Der Brief endet mit einer Aufforderung an die 3sat-Verantwortlichen: „Wir wären Ihnen dankbar, wenn ... Sie die notwendigen vorsorglichen Veranlassungen treffen.”
Und so stellte die „Kulturzeit”-Redaktion ihre Recherchen ein. Nur ein vor Eigenlob stinkendes Interview mit dem Bertelsmann-Vorsitzenden Middelhoff wurde gesendet. Der verkündete stolz, dass eine unabhängige Historikerkommission eingesetzt sei. - Deren Ergebnisse liegen dann in zwei bis drei Jahren vor.

Volker Lilienthal, der Medienexperte des Evangelischen Pressedienstes, hält vor allem den ZDF-Intendanten Dieter Stolte für den Recherche-Stopp verantwortlich. Er sitzt im Aufsichtsrat bei Bertelsmann, in der Jury für den Carl-Bertelsmann-Preis, und auch sonst sollen die freundschaftlichen Bande recht eng sein. Das ZDF weist diese Vorwürfe natürlich strikt zurück. Wenig glaubwürdig allerdings. Denn Stolte bestritt gegenüber Monitor jedweden Beeinflussungsversuch von Seiten Bertelsmann. Zu dumm nur, dass den Journalisten dieser Brief an die Intendanten in die Finger geraten ist ... (H.J.)
[Quelle: www.monitor.de, 20.05.99]

 21. Mai 1999 · Religion: Nur das katholische Europa ist Europa

Nachhilfe in Sachen Geographie benötigt der Wirtschaftsminister von Österreich. Auf einer Tagung in der Slowakei hat Hannes Farnleitner eine ganz eigene Sicht Europas zum Besten gegeben: „Europa endet dort, wo die Orthodoxie beginnt.”
Farnleitner ist religiös vorbelastet: Von 1972-1984 war er Vorsitzender der Katholischen Männerbewegung Österreichs, von 1978-1994 Präsident der Internationalen Vereinigung Katholischer Männer (UNUM OMNES). Er ist außerdem Träger des „Päpstlichen Ordens des heiligen Gregor des Großen”.
Der ökumenische Rat der Kirchen in Österreich übte scharfe Kritik an Farnleitners Aussagen. In einem offenen Brief forderte er den Wirtschaftsminister auf, das Gesagte zu wiederrufen. (H.J.)
[Quelle: Radio Vatikan, 16.-18.05.99]

 20. Mai 1999 · Religion: Die Rolle der Kirche im Staat

Wie bereits unter Politik berichtet, traf sich Kanzler Schröder am Dienstag mit JPII. Möglich, dass Schröder nur über das Kosovo sprechen wollte. Sicherlich hat er auch Grüße von seiner Gattin Doris Köpf ausgerichtet, einer „bewussten Katholikin”.
Aber so einfach kam der Kanzler nicht davon. Der Papst fragte an, wie es denn nun mit dem Verhältnis zur Kirche im deutschen Staat beschaffen sei. Aber Gerhard Schröder konnte Johannes Paul II. beruhigen. Der deutsche Regierungschef betonte die Bedeutung der Kirchen für das gesellschaftliche Leben. Seit seinem Regierungsantritt habe sich im Verhältnis zwischen Staat und Kirche nichts verändert. Er wisse um die Bedeutung der Kirchen und stehe mit der Bischofskonferenz und der EKD in gutem Austausch. Da freute sich der Papst. Der Vatikan finanziert sich schließlich zu einem großen Teil aus Deutschland.

Auch die thüringische Ministerin für Bundesangelegenheiten, Christine Lieberknecht, blies in das gleiche Horn. Für sie gibt es keine Instanz, die die Aufgaben der Kirche als Begründerin und Vermittlerin von Werten übernehmen könnte. Da der Staat keine Werte vermitteln könne und dürfe, gebe es keine Alternative zur Partnerschaft von Kirche und Staat. - Und ich dachte immer, der Staat fußt auf Demokratie und Menschenrechten. Und diese Werte kann der Staat nicht nur vermitteln, er ist auch verpflichtet dazu. (H.J.)
[Quelle: Radio Vatikan, 16.-18.05.99]

 18. Mai 1999 · Politik: Don Camillo und Peppone

Bundeskanzler Gerhard Schröder ließ es sich heute nicht nehmen dem Papst persönlich zum Geburtstag zu gratulieren. Nachdem Schröder bei seiner Vereidigung als Bundeskanzler auf die Gottesformel verzichtet hatte, scheint dies ein Signal zur Beruhigung der religiösen Gemüter zu sein. Schröder war nach seinem Amtsantritt von christlicher Seite massiv für dieses Verhalten getadelt worden.

Schröder besprach mit dem Papst in erster Linie die Situation in Osteuropa. Der Papst scheint also weiterhin an einem Ausbau seines Macheinflusses in Osteuropa interessiert zu sein. Beobachter vermuten aber auch noch, dass der Kosovokonflikt Thema der Privataudienz war. Ein wenig beten und der Frieden kommt dann von selbst. Alles klar Herr Schröder?(F.W.)
[Quelle: dpa 18.05.1999}

 18. Mai 1999 · Religion: Christen sollen Parteien infiltrieren

Auf dem gemeinsamen Kongress Charismatischer Bewegungen, der vom 13.-16. Mai in Nürnberg stattfand und 4200 Menschen anzog, vertraten einige Redner die Meinung, die Christen müssten, wie dazumal die 68er, den „Marsch durch die Institutionen” antreten. Wie das geschehen könne, erläuterte der frühere Vizepräsident der Europäischen Versammlung des Europarates, der langjährige SPD-Bundestagsabgeordnete Robert Antretter (Backnang). Da zu Versammlungen der Ortsvereine nur 10 bis 15, in Großstädten 40 bis 50 Mitglieder kämen, sei es ein Leichtes für engagierte Christen, in die Parteien einzutreten und ihre Wertevorstellungen durchzudrücken. Katholik Antretter möchte durch christliche Infiltration die SPD endlich zu einer gottgefälligen Partei machen. Genossen, seid wachsam! (H.J.)
[Quelle: idea online, 18.05.99]

 17. Mai 1999 · Geld: Arbeitgeber fordern neues Ausbeutungskonzept

Die Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände (BDA) pocht auf die Einführung eines Niedriglohnsektors. Der BDA-Präsident Dieter Hundt sieht in diesem Konzept die einzige Alternative zur Bekämpfung der Arbeitslosigkeit bei schlecht qualifizierten Arbeitnehmern. Eine Wiedereingliederung sei nur dann möglich, wenn man einfache Beschäftigung zu niedrigen Löhnen anbieten könne. Eine Lohnsubventionierung lehnt Hundt allerdings ab. Die Löhne sollen echte Niedriglöhne sein. Damit sich eine solche Arbeit auch dann noch lohnt, müsse eine solche Tätigkeit mehr einbringen, als der reine Bezug von Sozialleistungen. Im Klartext: Löhne runter, Sozialleistungen runter, Unternehmergewinne hoch. Schöne neue Arbeitswelt. (F.W.)
[Quelle: Reuters, 17.05.1999]

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