Religion: News
"Die Religionen sind wie Leuchtwürmer: Sie bedürfen der Dunkelheit, um zu leuchten." – Arthur Schopenhauer
 26. Dezember 2001 · Religion: Politikergesülze

Politiker, egal von welcher Partei, ob wichtig oder unwichtig, drängen sich gerne mit ihren Gedanken, und sind sie noch so hirnrissig, der Öffentlichkeit auf. Schauen wir mal, was sie uns in diesen Tagen mal wieder so zu bieten haben.

Nicht nur im Sommerloch, nein, auch im Winter, wenn es schneit, sind manche Politiker breit... Diesen Eindruck vermittelt zumindest Frau Claudia Roth im Wehrmachtsgrau, pardon, -GRÜN. Aber vielleicht ist es auch nur Ausdruck einer schon länger vorhandenen mentalen Debilität, die sie zum Tode von George Harrison zu folgender Aussage hinreißen ließ: "Something wird uns allen fehlen mit dem Tod von George Harrison. Aber seine Musik wird bleiben, while my guitar gently weeps. Und da, wo er jetzt ist, wird er eine Superband mit John Lennon, Jim Morrison, Keith Moon, Brian Jones, Roy Orbison und natuerlich Rio Reiser gruenden und my sweet Lord anstimmen." Und wenn Frau Roth eines Tages ins große Himmelsparlament einzieht, wäre es sicher nicht wirklich ein Verlust für die Menschheit, aber da nur ihr Geist schwach ist und nicht ihr Körper, wird sie uns mit ihrem dummen Geschwafel noch eine Weile erhalten bleiben.

Doch auch die Wirrköppe der Alkoholiker-Fraktion sind nicht untätig geblieben. Benno Zierer, seines Zeichens Hinterbänkler von der CSU - Ihr wißt schon, daß ist die Partei, deren Bonzen, einige zumindest, im Suff hin und wieder mal Leute totfahren - fühlt sich besonders dem "C" seiner Partei verpflichtet und so warnt er mit lauter Stimme im Zentralorgan der Dummheit vor Harry Potter. "Am besten wäre es, den Film in Deutschland nicht zu zeigen, bis man wisse, welche Auswirkungen er in anderen Ländern habe." Welche Auswirkungen sollte so ein Streifen schon haben, abgesehen, daß manche damit den großen Reibach machen? Letzteres ist natürlich widerlich genug, aber solange die Fans nicht zu Alkis werden und der CSU beitreten wollen, ist es nicht wirklich schlimm. Bei Zierer dagegen ist es die Angst vor der Konkurrenz, die ihn zu Aussagen treibt wie diese hier: "Für Sechsjährige sei so viel Okkultismus gefährlich. Sie seien religiös nicht so gefestigt." Auf Deutsch: Er fürchtet, es könnte den Seinen das eine oder andere Fischlein durch's Netz gehen und von einem anderen Fischerboot geangelt werden. Wir empfehlen dagegen, sich von niemanden angeln zu lassen...

Weihnachtszeit, Zeit für Knecht Ruprecht. Der CDU-Bundestagsabgeordnete Siegfried Helias erschien dann doch lieber als Ausbeuterknecht und ließ seine Auswürfe ebenfalls im Zentralorgan der Dummheit verlautbaren: "Der 24. Dezember verkommt zunehmend zu einem stressigen Einkaufstag, stört die Ruhe und Besinnung. Heiligabend sollte künftig bundesweiter Feiertag sein." Als Ausgleich für einen arbeitsfreien 24. Dezember könnte laut Helias der zweite Weihnachtsfeiertag "geopfert" werden. Wie rührend, Herr Helias, der 24. degeneriert dann völlig zum "Familien-Albtraum-Tag" und den Ausbeutern wird darüber hinaus noch ein halber Tag geschenkt. Ist Ihnen die Idee beim zehnten Glas Glühwein mit Schuß gekommen oder hat's Ihnen irgendein Schweinehundt ins Ohr geflüstert?

Dann war da auch noch ein naiver Herr von der SPD, Wolfgang Hoderlein, Landesvorsitzender seiner Partei in Bayern sogar. Er hat sich dafür ausgesprochen, den konfessionellen Religionsunterricht als Schulfach ernster zu nehmen. Hilfe, wie soll das aussehen? Reli mit Mathe gleichsetzen? Welch ein Frevel! Oder... Unglaube wird mit 6 bestraft? Prügelstrafe wieder einführen? Christen wären begeistert!

Auch in Fragen der Sexualmoral sei die Kirche seiner Meinung nach "nicht auf der Höhe der Zeit". Vorschläge? Ein bißchen mehr Ficki-Ficki auf dem Altar? Machen das nicht einige Schwarzkittel mit ihren Meßdienern sowieso schon? Nein, dieser Mann hat nicht verstanden, das eine repressive Sexualmoral zu einer patriarchaisch geprägten Gesellschaftsordnung, die ja auch mit durch die Kirchen gestützt wird, dazugehört wie das Amen in der Kirche.

Er wünsche sich zudem, daß Laien in der Kirche in ihrer Bedeutung ernster genommen würden. Ja, da lacht der Papst in Rom und seine tuntenhaft kostümierten Kardinäle klopfen sich vor Freude auf die Schenkel. Wofgang Hoderlein, ein praktizierender Katholik, ein Mann ohne Durchblick, wie so viele in der SPD und nicht nur dort. Herr Hoderlein! Sechs! Setzen!

Da wendet man sich lieber mit Grausen ab... (T.S.)

[Quellen: AFP, 18.12.01; PRESSEDIENST Nr. 100-01, 30.11.01; Pressemitteilung des Landeskomitee der Katholiken; Meisterleistungen betrunkener Politiker]

 4. Dezember 2001 · Religion: Von drauß vom Walde komm ich her...

Im australischen Sidney wurde kürzlich ein Grundschullehrer aus dem Dienst entfernt, der den Kindern erzählte, dass der Nikolaus lediglich eine menschliche Erfindung sei. Ganz freimütig und zwanglos hatte der weltlich veranlagte Lehrer den Kindern erklärt, die Geschenke seien nicht vom Weihnachtsmann oder vom Nikolaus, sondern stammen in Wirklichkeit zumeist von den Eltern.
Die entsetzte Schulbehörde ist der Ansicht, es sei unangemessen und unzumutbar, dies den Kids zu sagen. Es würde dadurch der Glaube der Kinder an den Weihnachtsmann, Nikolaus, etc. "zerstört". Der mangelnde Respekt vor dem Nikolaus kostete dem aufgeklärten Mann die Lehr-Erlaubnis und somit den Job an der Schule.

Es grüßt alle Blinden - Knecht Rupprecht! (H.F.)

[Quelle: http://www.rp-online.de/news/journal/2001-1202/nikolaus.html]

 1. Dezember 2001 · Religion: Kreuze in Kliniken

Forderungen von Gläubigen, in öffentlichen Räumen religiöse Zeichen anzubringen, mögen sicherlich aus unterschiedlichen persönlichen Motiven begründet sein. Dem gegenüber stehen aber die ebenso legitimen Interessen von Menschen anderer Glaubensrichtungen, Konfessionsloser und Atheisten.
Eine Klinik die nicht unter kirchlicher Trägerschaft tätig ist, sieht sich legitimerweise im Recht, keine Kreuze oder Kruzifixe in den Räumlichkeiten anzubringen. Verschiedene Aspekte sprechen dagegen.

1. Wir leben in der BRD in einem säkularen Staat, in dem die Ausübung der Religion und der Schutz anderer Weltanschauungen durch das Grundgesetz Artikel 3 (3), Art. 4 (1,2) und bedingt im Art. 7 (3) geschützt sind. Auch die Menschenrechts-Charta der Vereinten Nationen (Art. 18) gewährt diesen Schutz.

2. Es darf in der BRD niemand aufgrund seiner politischen oder religiösen Anschauungen diskriminiert, benachteiligt oder bevorzugt werden. Artikel 118 der Bayerischen Verfassung legt fest, dass vor dem Gesetze alle gleich sind.

3. Die ethischen Prinzipien der ethnischen und religiösen Toleranz gebieten, dass das exponierte Hervorheben einer singulären Weltsicht durch entsprechende Symbole in öffentlich zugänglichen Gebäuden keiner einzigen Weltanschauungsgemeinschaft bevorzugt zusteht.

4. Religiöser Glaube ist eine unbedingt persönliche Angelegenheit, die - ausser zum zweifelhaften Zwecke der Mission - nicht mit religiösen Symbolen nach aussen demonstriert werden muss (siehe Bilderstreit innerhalb der kath. Kirche, siehe Kopftuch-Urteil Baden-Württemberg).

Wer aber dennoch fordert, dass in öffentlich zugänglichen Einrichtungen - wie Krankenhäuser in nichtkirchlicher Trägerschaft - sich nur eine einzige Religion exponiert darstellen darf, muss damit rechnen, dass andere Religionen ebenso die Darstellung ihrer theistischen Symbole einfordern. Jedem Patienten steht es zudem frei, bei Bedarf seinen persönlichen Talisman, Trostspender, Glücksbringer etc., wie beispielsweise Gottesbildnisse, religiöse Texte (Koran, Bibel, usw.), Gebetsteppich, Rosenkranz, Gebetsmühle oder Teddybärchen mit seinen persönlichen Utensilien in das Krankenhaus zu bringen. (H.F.)

 22. November 2001 · Religion: Gottlose Betrachtungen zum Buß- und Bettag!

Buße tun - Sünden bekennen und meiden?
Was ist Sünde und wer definiert sie? Sind etwa ein sexuelles Verhältnis oder frei gelebte, gefühlte Sexualität, welche nicht von einer selbsternannten Moralinstitution wie der Kirche legitimiert wurden, Sünden? Ist Sünde gar, wenn Soldaten andere Menschen töten, die Menschen töten, um den Menschen zu zeigen, dass Töten falsch ist? Ist Sünde ein naturgegebenes, der Evolution unterliegendes Produkt? Oder ist es Sünde, wenn man ein gutes Essen stehen lässt oder zuviel süße Schokolade ißt? Gibt es unterschiedliche Sündenarten? Rechnet sich dabei der singuläre, zivile Selbsttöter besser, als der staatlich legitimierte - en masse tätige - Soldatentöter? Persönliche Sünde, lässliche Sünde, schwere Sünde, Todsünde, Erbsünde, ect.. (Dabei gerät jeder Mensch in "diesen Zustand [der Erbsünde], der nicht durch den freien Willen des einzelnen, wohl aber durch die freie Entscheidung Adams hervorgerufen wurde, [...] dadurch, dass er in das Menschengeschlecht hineingeboren wird..." [Lexikon d. christl. Moral]). Sozusagen - und wie es die Kirche lehrt - eine automatische Sünde und der damit einhergehende Verlust der Unschuld also bereits durch die Passage des mütterlichen Geburtskanales? Trifft das alles nun des Nagel auf den Kopf?
Nein, denn angeblich ist Sünde das Verfehlen eines angeblich gottgegebenen Zieles. Angeblich hat der Begriff der Sünde in erster Linie nichts mit unserem individuellen Verhalten gegenüber anderen Menschen zu tun, sondern mit unserer Einstellung einem angeblichen Gott gegenüber. Angeblich ist Sünde der Zustand der Trennung von einem angeblichen Gott. In der Sünde verweigert sich der Mensch also einem angeblichen Gott.
Diese Sichtweise ist selbstredend eine theistische. Offenkundig sind "Sünde" und "Erlösung" die zentralen Themen der Menschheitsgeschichte und ihrer Religionen. Das angebliche Vorhandensein der Sünde hat auch sofort und stets den Wunsch geweckt von ihr frei zu sein. Die theistischen Ideologien und ihre Vertreter auf Erden, der Klerus, liefern hierzu die geistigen Steigbügel.
Ideologische Indoktrination und sogenannte Offenbarungsreligionen sind im Absolutheitsanspruch, das heißt in der Besitzergreifung des Individuums, von gleicher Totalität. Der Mensch wird mit Hilfe vielseitiger Repressalien bereits im zarten Kindesalter systemkonformiert und trivialisiert. Auf dieser Grundlage schaffen sich die Machthaber eine Gefolgschaft selbst in die absurdesten Abenteuer. Nur wer den Geist unterschätzt, kann meinen, die religiöse Lügenmacht sei weniger verderblich als die Macht schlechter Politiker und Wirtschaftsführer. Solange die Menschheit eine Religionsgeschichte hat, hat sie eine Kriegsgeschichte. Solange der Mensch sich nicht gegen die Schande der religiösen Gängelung empört, empfindet er auch die Schande des obrigkeitlich befohlenen Tötens nicht so, daß er es von Grund aus verabscheut und für eine entsprechende Politik sorgt. Die Welt des kollektiven Wahns ist die Welt des kollektiven Verbrechens. Mit theistisch begründeter Sünde hat das alles aber absolut nichts zu tun. "Liebet eure Feinde, tut wohl denen, die euch hassen" (Lk. 6,27) steht offenkundig im Gegensatz zu den "kriegsbejahenden" Verlautbarungen des höheren deutschen Klerus` - einst wie heute. Ewige Lügen setzen eben noch keine ewige Wahrheit voraus - und erst recht keine Sünde.

Psychologisch betrachtet erfüllt mich meine gottlose Position mit tiefer innerlicher Genugtuung, da fiktive Götter meine angeblichen Sünden weder vergeben können noch müssen. In der von uns gegründeten Familie existiert deshalb weder der Begriff der Sünde noch wird mit moralischen Buße-Sünde-Prinzipen das Dasein reglementiert. Unser ethisches Fundament unterscheidet nichtsdestotrotz zwischen "schlecht" und "gut". Es bedarf keiner Götter und anderer religiöser Erfindungen zur Begründung unseres humanitären ethisch-sittlichen Handelns, dass sich nach menschlichen Prinzipien, u.a. an denen des Utilitarismuses ausrichtet: "Was Du nicht willst, das man Dir tu..." und sich orientiert, an den Bedürfnissen unserer Mitmenschen. (H.F.)

 16. November 2001 · Religion: Militärseelsorge: Im Osten nichts Neues?

Im innerkirchlichen Streit um die Militärseelsorge scheinen die ostdeutschenKirchen vom Westen weichgekocht worden zu sein.

Auf der EKD-Synode Anfang November in Amberg meldete man weitgehende Einigkeit über die Organisation der Militärseelsorge. Die Mehrheit der Synodalen ist offenbar bereit, dem Vorschlag von EKD-Ratsmitglied Eckardt von Vietinghoff zu folgen und die Seelsorge für Soldaten der Bundeswehr bis zum Jahr 2004 zuvereinheitlichen - auf dem für die Kirchen einträglichen West-Niveau natürlich.

Die ostdeutschen Landeskirchen hatten den Militärseelsorgevertrag von 1957 abgelehnt, weil ihm zufolge Militärpfarrer Staatsbeamte sind. Diese enge Verflechtung mit dem Staat wollte man nicht. 1996 schlossen deshalb die Bundesregierung und die EKD eine Rahmenvereinbarung, wonach die ostdeutschen Seelsorger Kirchenbeamte sind; diese Regelung läuft Ende 2003 aus.

Vietinghoff betonte, die Übernahme des West-Modells sei keine Niederlage für den Osten - ostdeutsche Erfahrungen seien in den Empfehlungen zur Militärseelsorge berücksichtigt. Auch einstige Skeptiker wie der Berliner Bischof Wolfgang Huber und der sächsische Landesbischof Volker Kreß signalisierten Zustimmung - der Militärseelsorgevertrag garantiere der Kirche ein Maximum an Freiheit.




Es wird höchste Zeit, gegen diese Ausweitung des Staat-Kirchen-Filzes etwas zu unternehmen. Daher laden der Deutsche Freidenker Verband (DFV) und der Internationale Bund der Konfessionslosen und Atheisten (IBKA) zu einer gemeinsamen Veranstaltung ein:

Freitag, den 25. Januar bis Sonntag, den 27. Januar 2002

Fachtagung und politisches Bündnisgespräch zum Problem "Militärseelsorge"

Zielgruppe: Antimilitaristen, Pazifisten, Freidenker, Atheisten, Humanisten, kritische Christen.

Ort: Jugendherberge Kassel

Weitere Infos bei den Veranstaltern.

Anmeldung NUR bei:
DFV Landesverband Hessen
Norbert Müller

allgemeines Arbeits-Programm:
- Aktuelle Situation der Militärseelsorge einschl. rechtlicher und geschichtlicher Aspekte
- Worum geht es 2002/2003 in den "neuen Bundesländern"?
- Positionen und Forderungen der Gegner der Militärseelsorge
- Welche gemeinsamen Aktivitäten sind denkbar, wer macht was?
Die konkrete Ausgestaltung wird ab Mitte November 2001 geplant. Passende Beiträge sind den Veranstaltern willkommen.

Außerdem gibt es hier noch weitere Veranstaltungstipps!

 15. November 2001 · Religion: Wollt Ihr den totalen Kreuzzug?

Das Kriegsgeschrei des Quadro Infernale Schröder, Schily, Fischer und Kriegsminister Ziege müssen wir täglich in den Fernsehnachrichten ertragen, verschont bleiben wir zum Glück vor dem Geschnatter abgehalfteter SPD-Hofschranzen. Ein Vorgänger des derzeitigen Kriegsministers, Hans Apel, meldete sich jetzt im berüchtigten IDEA-Spektrum zu Wort, in den wichtigeren Medien findet er zu unser aller Glück zur Zeit keinen Platz.

Dort warnt er vor einer neuen Friedensbewegung, die sich unter anderem gegen Militärschläge zur Bekämpfung des internationalen Terrorismus richtet.
"Die Islamisten und ihre terroristischen Handlanger haben auch uns den Krieg erklärt. Wenn wir feige beiseite treten, können sie uns angreifen, mindestens aber politisch erpressen. Die Akteure des internationalen Terrorismus seien geleitet von einem unstillbaren Hass auf den "großen Satan" USA und auf alles, was westliche Kultur und Zivilisation repräsentiert". Als wahrer Christ und ehemaliger Kriegsminister weiß er natürlich auch gleich eine Lösung: "Deshalb müssen wir die Kommandozentralen und Ausbildungslager treffen und militärisch zerstören." Als wahrer Christ braucht er eben auch keinen Gedanken an die Ursachen von Terror und Gewalt zu verschwenden. Der liebe Gott wird's schon irgendwann richten.

Auch andere Wichtigtuer können es sich nicht verkneifen, die Öffentlichkeit mit ihren geistigen Ergüssen zu beglücken: Kardinal Meisner, vor Jahren schon unangenehm aufgefallen mit seinem Vergleich zwischen der Abtreibungspille RU 486 und dem Giftgas der Nazis in den Konzentrationslagern, Zyklon B, wird da etwas deutlicher. "Aus meiner Sicht wäre es das Beste, Osama Bin Ladens habhaft zu werden und ihn anzuklagen. Aber wenn das nicht möglich ist, bleibt der Tyrannenmord die letzte Möglichkeit". Zum Islam meint er, das es wichtig sei, ihn näher kennenzulernen, doch er selbst halte den Islam nicht für tolerant. Da mag er sogar recht haben, doch sein Christentum ist nicht besser. Meisner: "Ich kenne kein islamisches Land, das tolerant ist. Toleranz predigt der Islam immer nur dort, wo er in der Minderheit ist." Kennen wir auch vom Christentum. Weiter im O-Ton Meisner: "Unsere Verfassung verlangt ein Vorverständnis von Würde des Menschen, von Toleranz, von Freiheit. Ich frage: Bringen alle unsere muslimischen Mitbürger dieses Verständnis immer mit?" Gewiß nicht, gleiches gilt jedoch auch für viele christliche Fundis jeglicher Couleur. Man werfe nur mal einen Blick auf christliche Parteien wie die Christliche Mitte oder die PBC.

Wenn dieses christliche Möchtegern-Geschütz der Demokratie erst mal loslegt, bleibt natürlich kein Auge trocken und so bekommen auch "sittenlose" Politiker ihr Fett weg. Er meint, sie würden keine Vorbilder abgeben und erwähnt ausdrücklich Berlins Bürgermeister Wowereit: "Wenn Herr Wowereit für diese sexuelle Tätigkeit eine Lanze brechen will, ist das ein Missbrauch seines politischen Mandats. Macht bei einem Amtsträger hat ein persönliches Gewicht. Und wo soll unsere Jugend ihre Leitbilder herbekommen, wenn wir etwa politische Mandatsträger haben, die vier Ehefrauen hatten." Hier sind Josef Fischer und Gerhard Schröder gemeint. Denen kann man gewiß eine Menge vorwerfen, Teilnahme an Angriffskriegen und massiven Sozialabbau, um nur zwei Dinge zu nennen. Doch mit wievielen Frauen sie rumvögeln, ob mit oder ohne Trauschein, das ist wirklich deren Privatvergnügen und geht auch Kardinal "Moralinsauer" Meisner nix an. Bezeichnenderweise kritisiert er auch nicht die Spur der sozialen Verwerfungen, die das neoliberale Schröder-Regime hinterläßt.

Der oberste Kreuzritter der "freien Welt", Georg "Rübe ab" Bush, macht derweil weiter Nägel mit Köpfen. Am Dienstag hatte er eine Anordnung unterzeichnet, um Terroristen und die, die er dafür hält, künftig vor Militärgerichte stellen zu können. Laut seinem Justizministerium könne man einen Militärprozeß auch außerhalb der USA führen, und außerdem sei es einfacher, Zeugen und Untersuchungsmethoden geheimzuhalten. Außerdem tendierten Militärgerichte laut Rechtsexperten eher zu Todesurteilen, und Berufungsverfahren entfielen ebenfalls. Mit diesen verbesserten Rahmenbedingungen und Gottes Hilfe lassen sich künftig noch besser us-amerikanische Wirtschafts- und Machtinteressen in aller Welt durchsetzen, in Afghanistan können sie ja bald mit dem Pipeline-Bau beginnen. (T.S.)

[Quellen: Spiegel-Online, 14.11.01; CINA, 2.10.01; junge welt, 15.11.01]

 25. Oktober 2001 · Religion: "Ground Zero", die Zweite!

Die BLOED-Zeitung berichtete gestern in einem Artikel über den Schuttabtransport des zusammengestürzten WTC`s, dass die Helfer dabei auf "ein kleines Wunder" stiessen: "Zwei fast unversehrte Bibeln. Die Namen der Besitzer stehen in einer Widmung. Beide überlebten das Inferno" (wo, wird nicht gesagt). Ein scheinbar anwesender Arbeiter wird zitiert: "In einer stand: 'Dieses Buch wird Dir helfen, Dein Leben wieder aufzubauen. Gott schütze Dich.'"
BLOED meint weiter, das dies für die verzweifelten Männer in dieser sehr schweren Zeit ein grosser Hoffnungsschimmer sei.
Ob hier konkret afghanische Männer gemeint waren, war nicht näher deklariert. Könnte ja sein, dass die Bibeln beim herabstürzen den einen oder anderen (Muslim?) auch noch erschlagen haben. (H.F.)

[Quelle: Boulervard-Zeitung BILD, Ausgabe Nürnberg vom 24.10.2001]

 23. Oktober 2001 · Religion: Rainbow over "Ground Zero"

Wie kürzlich die BLOED-Zeitung auf Seite drei ausführte, gibt es noch "Momente in New York, die Hoffnung machen: Jetzt spannte sich ein bunter Regenbogen über "Ground Zero". Ein solches Zeichen schickte Gott laut Altem Testament den Menschen einst auch nach der Sintflut. Er versprach ihnen damit, sie vor weiterem Grauen zu bewahren".

Dann wollen wir mal hoffen, dass damit nicht lediglich das Morgengrauen im Morgenland gemeint war. Oder dachten die gläubigen Redakteure vielleicht an das Grauen, das die US-Bomber derzeit über das afghanische Volk bringen? (H.F.)

[Quelle: Boulervard-Zeitung BILD, Ausgabe Nürnberg vom 18.10.2001]

 10. September 2001 · Religion: Treten Sie ein...

Am 5. Oktober 2001 findet in Nürnberg vor der Lorenzkirche die Auftaktveranstaltung - eine Podiumsdiskussion mit der ehemaligen bayer. SPD-Vorsitzenden Renate Schmidt - statt, zum Start der Initiative des evangelischen Kirchenkreises Nürnberg: "Treten Sie ein".
In einer bundesweit beispiellosen Aktion will der Kirchenkreis Schafe, ääääh... Menschen, die aus der Kirche ausgetreten sind, zurückgewinnen. Dazu soll ein Mailing zwischen dem 6. und 31. Oktober an etwa 10.000 Menschen geschickt werden, die in den vergangen Jahren aus der Kirche ausgetreten sind. Im Jahr 1999 waren dies z.B. fast 3000 Austritte. Auch sonst lässt man sich nicht lumpen. Der weltbekannte "Windsbacher Knabenchor" lädt am 12. Oktober zum kostenlosen Konzert und die neue Schwimmweltmeisterin Hannah Stockbauer hat ihr Konterfei den christlichen Werbeplakaten geliehen. Die Landeskirche steuert DM 175.000,– bei und weitere DM 100.000,– konnten von Sponsoren gewonnen werden. Macht in Summe DM 275.000,–, die der stark polarisierende Regionalbischof Röhlin (siehe auch Humanist/Religion/News vom 07.01.2000: „Gläubige sind hilfsbereiter und leben gesünder“) gut angelegt sieht: Zwei- bis dreihundert verlorene Schafe möchte der Oberschafshirte mit der Aktion wieder in den Stall der blökenden Lämmer zurückholen. Bei DM 1.000,– zu erwartender Kirchensteuer per anno und pro Schaf macht das schließlich die erkleckliche Summe von DM 200.000,– bis DM 300.000,– pro Mitgliedsjahr aus.
Natürlich soll laut Regionalbischof das Mailing nicht als Aufforderung zum Wiedereintritt interpretiert werden, nein, nein - keinesfalls. Es soll lediglich als Gesprächsangebot der Schafshirten verstanden werden. Um diese Intention noch zu unterstreichen, haben Bürger aus der Region ab dem 2. Oktober unter einer kostenlosen Hotline (0800-7070007) Gelegenheit, mit Vertretern des Klerus zu sprechen. Ab 15. Oktober werden dann sogar zehn Tage lang von speziell geschulten kirchlichen Mitarbeitern etwa 1.000 Ausgetretene telefonisch kontaktiert, um ihnen das Gespräch anzubiedern. Verstösse gegen den Datenschutz oder Bedenken dagegen, sieht die Kirche hierbei keine.
Der Kirchenkreis Nürnberg ist mit 630.000 Schafen der größte bayerische Kirchenkreis und bei momentan etwa 3.000 Austritten per anno hat die evangelische Kirche noch einige Jahrhunderte Zeit, sich über neue Strategien zur Mitgliederwerbung Gedanken zu machen.

Treten Sie ein... und geben Sie Ihr Hirn am Eingang ab! (H.F.)

[Quelle: Tageszeitung Nürnberger Nachrichten, vom 07.09.2001]

 9. September 2001 · Religion: Kinder schutzlos der Religion ausgeliefert


Und wieder steht mal eine kleine Rundreise an, durch die finstere Welt der Kirchen und Religionen. Diesmal geht's um den Nachwuchs, der, solange noch ungeboren, natürlich besonders schützenswert ist, aber schon bald nach der Geburt mit der Liebe der Religion beglückt wird.

Christen, zum Beispiel, langen gerne mal zu, die Bibel fordert es ja auch von ihnen, zum Wohle der Kinder natürlich. So ist es denn auch nicht verwunderlich, daß kanadische Prügelchristen weiter von ihren biblischen Rechten Gebrauch machen und ihre Brut auch in Zukunft zum Lobe des Herren vermöbeln wollen. In Kanada geht das nun nicht mehr, da hat's der gottlose Staat ihnen frecherweise verboten. Aber Gods own Country ist ja nicht weit und so sind mehr als hundert Angehörige samt Kindern und dem Knüppel im Sack Richtung USA geflohen. Man erwägt, dort Asyl zu beantragen. Wir finden, in Amiland, wo Menschenrechte gleichbedeutend mit Maximierung des Profits sind, wo Dummdödels laut einer kürzlichen Umfrage Jesus als ihren Helden Nr. 1 ansehen und wo auch Jugendliche zum Tode verurteilt werden, sind diese Kreaturen goldrichtig aufgehoben. Wer weiß, vielleicht können sie ja dort auch andere biblische Gebräuche wieder aufleben lassen, schließlich heißt es bei Moses 5,21:

Todesstrafe für ungeratene Söhne

(21,18) Wenn jemand einen widerspenstigen und ungehorsamen Sohn hat, der der Stimme seines Vaters und seiner Mutter nicht gehorcht und auch, wenn sie ihn züchtigen, ihnen nicht gehorchen will, (21,19 ) so sollen ihn Vater und Mutter ergreifen und zu den Ältesten der Stadt führen und zu dem Tor des Ortes (21,20) und zu den Ältesten der Stadt sagen: Dieser unser Sohn ist widerspenstig und ungehorsam und gehorcht unserer Stimme nicht und ist ein Prasser und Trunkenbold . (21,21) So sollen ihn steinigen alle Leute seiner Stadt, daß er sterbe, und du sollst so das Böse aus deiner Mitte wegtun, daß ganz Israel aufhorche und sich fürchte.


Steine schmeißen auf ungeratene Gören zur Durchsetzung von religiösen und patriarchalischen Interessen erfreut sich aber auch in anderen Kulturen und Religionen großer Beliebtheit. So wurde vor einigen Wochen ein 16-jähriges Mädchen in Indien vor die Dorfältesten gezerrt, weil sie vorehelichen Geschlechtsverkehr praktiziert hatte. Besonders übel nahm man ihr die anschließende Schwangerschaft und so verurteilte man die „Unreine“ zum Tode. Zuerst schlug man mit Stöcken auf sie ein und als das gewünschte Resultat nicht erzielt wurde, nahm man größere Steine und ließ diese auf ihren Körper fallen, was nach kurzer Zeit zum Tode der jungen Mutter führte..

In Europa sind Steinigungen etwas aus der Mode gekommen, im vorliegendem Fall könnte man es fast bedauern. Letztes Jahr im Oktober wurde in Frankreich ein kinderfickender Schwarzkittel zu immerhin 18 Jahren verknackt. Er hatte sich in elf Fällen betätigt. Jetzt muß sich auch sein Chef, der Bischof von Bayeux vor Gericht verantworten. Ihm wird vorgeworfen, den umtriebigen Priester gedeckt zu haben, was auch in einem anderen Sinn durchaus im Bereich des Möglichen liegen könnte, in diesem Zusammenhang aber uninteressant ist. Bischof Pierre Pican räumte zwar eine Kenntnis der Taten ein, versuchte sich aber mit dem Beichtgeheimnis rauszuwinden. Das Gericht befand zwar, daß der Rückzug aufs Beichtgeheimnis von der Rechtslage nicht gedeckt wird, verhängte aber ein recht mildes Urteil: Drei Monate auf Bewährung. Ein viel zu mildes Urteil, wie ich persönlich finde. Ein paar Jahre Knast hätten es schon sein dürfen.

Die bekam ein anderer Pfaffe in Frankreich, Aix-en-Provence, aufgedrückt, weil er in seinem Pfarrhaus den sexuellen Mißbrauch von Kindern duldete. Einer seiner Freunde verging sich an den Kindern und bekam zehn Jahre Haft, der Pfaffe selbst kam mit fünf Jahren weg, wovon allein drei auf Bewährung ausgesetzt wurden.

Mit dem Vorwurf des Kindesmißbrauchs bekam es auch der Bischof der christlich-orthodoxen Kirche von Nizza zu tun und sollte sich vor Gericht einfinden. Der Geistliche britischer Nationalität setzte sich aber rechtzeitig ins Ausland ab und bemühte wüste Verschwörungstheorien. Die russisch-orthodoxe Kirche würde dahinterstecken, meinte er, denn seit der Abspaltung der orthodoxen Christen in Frankreich von der russischen Mutterkirche nach der Oktoberrevolution wäre das Verhältnis sehr gespannt. Christen unter sich....

Das Leben katholischer Mädchen in Nordirland scheint protestantischen Christen nicht viel Wert zu sein. Anders läßt sich ihr Verhalten in den letzten Tagen nicht erklären. Ca. 200 von ihnen lieferten sich Straßenschlachten mit Polizei und Militär, die zum Schutz der Mädchen vor Ort waren. Durch die Explosion einer Brandbombe am Mittwoch wurde ein Beamter schwerverletzt. Die Mädchen konnten weinend und traumatisiert doch noch ihre Schule des „Heiligen Kreuzes“ erreichen. Vielleicht halten es die protestantischen Möchtegerntotschläger mit dem biblischen Propheten Jesaja?

Gottes Gericht über Babel

(13,14) Und sie sollen sein wie ein verscheuchtes Reh und wie eine Herde ohne Hirten, daß sich ein jeder zu seinem Volk kehren und ein jeder in sein Land fliehen wird. 15 Wer da gefunden wird, wird erstochen, und wen man aufgreift, wird durchs Schwert fallen. 16 Es sollen auch ihre Kinder vor ihren Augen zerschmettert, ihre Häuser geplündert und ihre Frauen geschändet werden.


Es bewahrheitet sich mal wieder, Kinder sind das schwächste Glied in der Gesellschaft und vielen äußeren Einflüssen schutzlos ausgeliefert. Die Religion leistet ihren unheilvollen Beitrag dazu. Ob durch Prügel oder Indoktrination. Letztere wollten bibeltreue Christen ihren Kindern in Deutschland angedeihen lassen und zogen dafür sogar in Freiburg vor Gericht. Die leidige Schulpflicht hatte ihr Mißfallen erregt, schließlich sollen christliche Kinderohren nichts über Sexualität oder Evolution im Bio-Unterricht aufschnappen, denn dadurch könnte ja das biblische Weltbild ins Wanken geraten. Doch Pech gehabt, Klage wurde abgelehnt, Kinder werden vielleicht nicht ganz verkorkst und müssen weiter zur Schule gehen. Wenigstens eine erfreuliche Nachricht. (T.S.)

[Quellen: www.news.sify.com; AFP vom 14.06.01, 02.08.01; taz vom 08.08.01; dpa vom 01.09.01, orientalisches Märchenbuch, Moses 21,18-21; Jesaja 13,14-16]

 8. September 2001 · Religion: Schizophrener Gottesglaube - oder... ein Mordskerl !

Wie wird der Angeklagte handeln, wenn er noch einmal die Stimme Gottes zu hören glaubt? Was würde er tun, wenn ihm die einzige Autorität, die er anerkennt noch einmal befiehlt zu töten?
Das war die zentrale Frage des Prozesses vor dem Landgericht Nürnberg-Fürth, wo ein 39-Jähriger auf den Urteilsspruch wartete.
"Ich würde mehr Prüfungsinstanzen dazwischen schalten; ich würde mit anderen Menschen darüber sprechen", antwortete er dem weltlichen Richter.
Als er das letzte mal Gottes Befehle erhielt, hatte er mit keinem Menschen gesprochen. Im Februar 2001 war das erst so gewesen. Gottes Stimme hatte dem tief gläubigen Mann aus Langenzenn bei Nürnberg befohlen, seine Ehefrau zu töten. Der genaue Wortlaut des göttlichen Befehls: "Schlachte und halte nicht mehr zurück."
Einige Tage später stach der 39-Jährige zu. Auf die Arme, auf die Schulter und auf die Brust der Gattin. Vor dem Landgericht beteuert er felsenfest: "Ich wollte sie töten." Was die 40-jährige Ehefrau letztlich rettete, war ihr flehender Ausruf: "Jesus gib mir noch Zeit, mein Unrecht zu bereuen!". Da ließ der Mann ab von ihr, verband sie und brachte sie in ein Krankenhaus. Erst eine Woche später stellte er sich der Polizei. Er hielt einfach einen Streifenwagen auf offener Strasse an und sagte: "Ich wollte meine Frau umbringen."
"Da haben Sie also ihr Unrecht eingesehen?" hakte der beisitzende Richter nach. "Nein, das nicht. Aber ich habe eingesehen, dass es eine schwerwiegende Tat war, die öffentlich geahndet werden muss. Und um dieses öffentliche Interesse zu bedienen, habe ich mich gemeldet."
Nur dieser eigenen Meldung ist es zu verdanken, dass es zum Prozeß kam. Die Gattin hatte ihn nicht angezeigt und die tief gläubige Frau versuchte mit ihrer Aussage vor Gericht auch alles, um den Ehemann zu schützen. Sie wollte damit bekunden, dass sie die Ehe unbedingt fortsetzen will. Eine Ehe übrigens, in der es von Beginn an Spannungen gegeben hatte. Denn er, Sohn eines Schulpsychologen, hatte sein Leben längst Gott geweiht, als er sie in einem Gesprächskreis gegen Abtreibung kennenlernte: "Ich konnte daher kein Ehemann sein". Doch sie überredete ihn und versprach ihm, seinen Verzicht auf Geld und sexuelle Erfüllungen zu teilen.
Er aber fühlte sich zutiefst verletzt und betrogen, als die Gattin kaum ein Jahr nach der Heirat zugab, dass dieses Versprechen nur ein Köder war. Die Spannungen blieben, trotz der Kinder, die nach und nach kamen - und trotz der angeblich sexuellen Enthaltsamkeit in Jesus Christus.
Für den Ehemann war bald klar: "Diese Frau hat den Tod verdient. Solchen Menschen wie ihr hat man früher einen Mühlstein um den Hals gehängt und sie im Meer versenkt."

Laut dem psychiatrischen Gutachter war der Tötungsversuch im Februar aber nicht eine alleinige Folge der ehelichen Spannungen und der besonderen Religiosität des Angeklagten. Der Täter leidet auch unter einer krankhaften Persönlichkeitsstörung, einer paranoiden Schizophrenie. Für den Gutachter steht fest: Der Angeklagte war zur Tatzeit nicht schuldfähig.
Das Gericht verfügte dauerhafte Unterbringung in der Psychiatrie, wo der Mann seit seiner Selbstanzeige behandelt wird. Dort fühlt er sich nach eigenen Worten "richtig aufgehoben".

Vielleicht wäre in der Anstalt ja noch der eine oder andere Platz frei für tief Religiöse, die zwanghaft versuchen, ihre Umwelt zu missionieren. (H.F.)

[Quelle: Tageszeitung Nürnberger Nachrichten, vom 22.08.2001]

 25. August 2001 · Religion: Jesaja statt DAX

Wie heute im ARD-Videotext auf Seite 595 zu lesen ist - hier kommen im Wechsel die beiden christlichen Großkirchen zu Wort - beklagt die Hamburger evangelische Bischöfin Maria Jepsen eine "Überschätzung von Börsenmeldungen in den Medien". "Radio und Fernsehen hämmerten den Menschen stündlich Zahlen ein, als sei es lebensnotwendig zu wissen", wie es den Aktien ginge, schrieb die Bischöfin im Hamburger Abendblatt. Diese Wichtigkeit käme den Börsenmeldungen nicht zu.

Und was empfiehlt die fromme Maria stattdessen? Rilke und Jesaja!

Stellen wir uns dies bildlich vor: Da bringt also demnächst auf Wunsch von Frau Jepsen NTV in der unteren Bildlaufzeile statt der neuesten Börsenwerte einen erbaulichen Text von Jesaja (Nicht dass ich die Börsenwerte als überaus wichtig erachte, aber lest die angedachte Alternative...):

"Ich [hier spricht Gott höchstpersönlich!] selbst habe meine heiligen Krieger aufgeboten, ich habe sie alle zusammengerufen, meine hochgemuten jauchzenden Helden, damit sie meinen Zorn vollstrecken ... Der Herr der Heere mustert die Truppen. Sie kommen aus einem fernen Land, vom Ende des Himmels: der Herr und die Waffen seines Zorn, um das ganze Land zu verwüsten ... Da sinken alle Hände herab, und das Herz aller Menschen verzagt. Sie sind bestürzt; sie werden von Krämpfen und Wehen befallen, wie eine Gebärende winden sie sich ... Seht, der Tag des Herrn kommt, voll Grausamkeit, Grimm und glühenden Zorn ... Die Menschen mache ich seltener als Feingold, die Menschenkinder rarer als Golderz aus Ofir ... Man sticht jeden nieder, dem man begegnet, wen man zu fassen bekommt, der fällt unter dem Schwert. Vor ihren Augen werden ihre Kinder zerschmettert, ihre Häuser geplündert, ihre Frauen geschändet. Seht, ich stachle die Meder gegen sie auf ... Ihre Bogen strecken die jungen Männer nieder; mit der Leibesfrucht haben sie kein Erbarmen, mit den Kindern kein Mitleid..."
(Jes. 13; 3,5,7,8,9,15-18)

Frau Jespsen wird das natürlich zurückweisen und ganz andere Stellen nennen. Nicht ihre Auswahl, sondern unsere wird sie als höchst selektiv bezeichnen - und scheut sich trotzdem nicht, weiterhin die komplette Bibel als Gottes Wort zu vertreiben. (H.J.)

ARD-Videotext, S. 595, 25.08.01

Literaturtipp (leider nicht mehr im Buchhandel erhältlich):
Franz Buggle, Denn sie wissen nicht, was sie glauben. Oder warum man redlicherweise nicht mehr Christ sein kann

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