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News - Leserbriefe - Reviews

Gute Sendung über Satan und Hölle
Leserbrief zu "Herr der Finsternis (1)", Phoenix, 02.01.01

Der Tipp zur Sendung auf Phoenix ist gut. Die Dokumentation deckt sich mit meinem Wissen über Satan und Hölle und ergänzt es hervorragend. Manfred Opdehipt (www.oppdehipt.de), 3.01.00


Wissenschaftssendung "grottenschlecht"
Leserbrief zu "Suche nach der Weltformel" aus der Reihe "Geheimnisse unseres Universums", ZDF, 10.12.00

Sorry, aber den Medientipp, diese Sendung mit der "Weltformel", fand ich grottenschlecht. Oder sind alle "Wissenschaftssendungen" so? Der Inhalt, der da geboten wurde hätte man auch auf 2 Minuten gekürzt präsentieren können. Schade eigentlich. F. Hanisch, 13.12.00


Islamischer Geistlicher verbietet Fernsehen

In Westindien hat ein islamischer Geistlicher den Schuldigen für die Gebetsmüdigkeit seiner Gläubigen gefunden: das Fernsehen. Statt täglich in der Moschee anzutanzen, blieben die Menschen lieber zu Hause. Deshalb hat der Imam Abdul Hamid Ibrahim Patel in seinem Dorf befohlen, die "Idiotenkisten" mit den "schmutzigen Streifen" abzugeben. Rund 400 Familien kamen dem auch sogleich nach. [afp, 03.10.00]


Kirchen wollen mehr Sendezeit bei Sat 1 erzwingen

Die Kirchen haben ein medienrechtliches Verfahren einleiten lassen, um im Sat 1-Programm stärker berücksichtigt zu werden. Man hoffe man aber noch auf einen "gütlichen Ausgleich", sagte Johanna Haberer, Rundfunkbeauftragte der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD). Nach Angaben Haberers sind
die Kirchen bei Sat 1 "immer weniger im Programm". Der Rahmenvertrag mit Sat 1 aus dem Jahre 1988, auf
den sich die beiden Kirchen berufen, sieht eine gemeinsame Sendezeit von bis zu 45 Minuten pro Woche vor.

Beide Kirchen haben bei der LPR beantragt, "ein rechtsaufsichtliches Verfahren gegen Sat 1 wegen Nichtgewährung der Drittsenderechte einzuleiten und die sofortige Vollziehung der zu erwartenden Beanstandung anzuordnen". Nach Auskunft des LPR-Justiziars Rolf Platho geht es dabei auch um die Auslegung des Paragrafen 42 des Rundfunkstaatsvertrags, der die kommerziellen Fernsehsender verpflichtet, den Kirchen auf Wunsch
"angemessene Sendezeiten" zur Übertragung religiöser Sendungen einzuräumen.

Sat 1 hält die Vorwürfe zum Programm für unbegründet, da man unter den Privatsendern "absoluter Marktführer" bei der Verbreitung kirchlicher Sendungen sei. Sat 1-Justiziar Lück stellte die Frage, ob es noch "zeitgemäß" sei, dass die Privatsender vom Gesetzgeber dazu verpflichtet würden, den Kirchen "angemessene Sendezeiten" einzuräumen. Die Kirchen könnten bei den mittlerweile vorhandenen Frequenzen "ihren eigenen Sender machen."

[Quelle: Frankfurter Rundschau, 02.08.00]


Skeptiker von der Wünschelrutensendung entsetzt
Review zur Sendung "Wünschelrute - Hilfe oder Humbug?", ZDF, 22.06.00

Als "absolut unmöglich" bezeichnete Wolfgang Hund vom GWUP-Wissenschaftsrat (Gesellschaft zur wissenschaftlichen Untersuchung von Parawissenschaften) die  ZDF-Sendung über "Wünschelruten" aus der Reihe "Gesundheit". Folgendes schrieb er an die ZDF-Redaktion:

"Über die Sendung ... bin ich entsetzt! Mir ist schwindelig vor lauter Kopfschütteln über die völlig unkritische und einseitige Darstellung, die ein einziges Hochjubeln einer frag - würdigen (im Wortsinn) Pseudodiagnosemethode darstellte. Nicht ein einziger kompetenter Kritiker ... konnte wenigstens die gröbsten Widersprüche richtigstellen
bzw. auf unbewiesene, rein subjektive Behauptungen hinweisen (z.B. kommen fünf Rutengänger in einer Wohnung zu fünf verschiedenen Ergebnissen; immer aber wird über dem Bett eine "Störzone" gefunden - gleich wo es steht! usw.).

Der absolute Höhepunkt war dann auch noch, dass das angebliche Vorhandensein der im Studio ausgeruteten "Störzone" mit dem ebenfalls höchst "frag - würdigen"  kinesiologischen Armtest "bewiesen" wurde!! Einfach absurd und einer Sendung mit wissenschaftlichem Anstrich eines öffentlich - rechtlichen Senders absolut unangemessen!

Das Schlusswort des Moderators ("Ich hoffe, Sie konnten sich eine Meinung bilden.") war deshalb auch eine Veralberung der Zuschauer, weil dies aufgrund der Einseitigkeit nicht einmal im Ansatz möglich war. Leider haben Sie sich damit beim "Geschäft mit der Krankheitsangst" beteiligt. Ich bin sehr enttäuscht, da erst vor einigen Wochen ausgerechnet Hans Meiser in RTL eine sehr kritische Sendung genau zu den Auswüchsen dieser Methode und ihrer Kommerzialisierung gebracht hat, mit vielen konkreten Beispielen für Scharlatanerie, der Sie wiederum Vorschub geleistet haben (womit ich nicht Ihre Studiogäste meine, sondern die vielen in der Grauzone Tätigen).

[Quelle: Öffentliche Mailingliste des GWUP e.V., 22.06.00, Mail von Wolfg. Hund]


Medienberichte über den Kirchentag: Überall ist hadde-wadde-duddeda

Die Frankfurter Rundschau beurteilte die Fernsehberichte über den Katholikentag in Hamburg als spärliche Pflichtberichterstattung:

Die großmundigen Titel,  "Invasion der Frommen" hieß es kämpferisch in der Zusammenfassung des NDR für die ARD, "Zeit für Zoff und Zuversicht" im ZDF, wären hübsch formulierte Wunschvorstellungen, die nicht den gezeigten Bildern entsprächen.

Andrea Kammhuber, Lisa Eder und Annekathrin Wetzel füllten ihre Zusammenfassung im BR mit Behauptungen, die wie "die mitreißende Jugend" vordergründig blieben. Versteinerte Gesichter, wenn es ums "Feiern" geht, Händeschütteln der Prominenz aus Kirche und Politik, wenn "die Zeichen der Zeit (. . .) auf Kommunikation (stehen)"! Für Outsider wirkte das realsatirisch. Offenbar war dieser mit frommen Sprüchen gepflasterte und durch eine salbungsvolle Sprecherinnen-Stimme überhöhte Beitrag für kirchentreue Insider gedacht.

Dass es auch journalistisch geht, bewiesen Tilman Jens, Carola Wittrock und Wilfried Köpke in ihrer Reportage für die ARD. Sie führten kurzweilig und informativ durch das Angebot. Singen, Klatschen, Reden auch hier im Bild, aber mit ironischer Distanz: "Überall ist hadde-wadde-duddeda." Hier wurde nicht vorgemacht, was Kirche nicht mehr bedeutet, sondern sehr routiniert klar, was sie oft ist: Blubb.

[Zit. aus: Frankfurter Rundschau, 6.6.00]


Weihbischof empört über "Tatort"
Review zur Sendung "Tatort: Rattenlinie", ARD, 28.5.00

Diesmal lassen wir den Weihbischof Andreas Laun aus Salzburg als Kritiker zu Wort kommen. Sein Urteil über den letzten Tatort mit Manfred Krug in der Mönchskutte und Charles Brauer:

Die Verfilmung sei "eine bösartige Verdrehung der Geschichte". Schärfstens protestiert der Weihbischof gegen die Behauptung, der Vatikan "habe Naziverbrechern absichtlich zur Flucht verholfen und Pius XII. hätte eine generelle Amnestie für diese Leute gefordert". Auch die Behauptung der Kriminalisten, dass nach der Statistik jeder Dritte Klosterinsasse homosexuell sei, wäre eine "durch die Fakten nicht gedeckte Verleumdung". Schließlich wirft Laun den Tatort-Machern vor, die ewige Jungfrau am Ende des Film verhöhnt zu haben.

Zumindest mit Letzterem hat der Weihbischof vollkommen Recht. Obwohl - das "Ave Maria" der beiden singenden Kommissare in der Kapelle des Klosters war wunderschön ... und Stoevers Blick voller Frömmigkeit gen Himmel gerichtet ...

[Quelle: Westdeutsche Allgemeine Zeitung, 1.6.00]


Kennzeichen D: Mutige Pfarrer - geldgierige Humanisten?
Review zur Sendung "Kennzeichen D", ZDF,  24.05.00

Anmoderiert wurde der Beitrag "Gott verlassen - Kirchen contra Jugendweihe" durch Ralf Zimmermann von Siefart mit seiner ganz eigenen Sicht deutsch-deutscher Empfindlichkeiten. Er sah in den geringen Kirchenmitgliedzahlen in Ostdeutschland eines der Hauptprobleme, warum die Mauer in den Köpfen so unüberwindlich ist. Die Atheisten sind also Schuld, wenn Ost und West nicht so recht zueinanderfinden. Aber, so Herr Zimmermann von Siefart, "mutige" Pfarrer, würden etwas dagegen tun.

Gezeigt wurde dann in der kleinen Dokumentation erst eine "Jugendweihe" des Humanistischen Verbandes Deutschland, der die Nachfolge der Kommunisten antreten wolle. - Nebenbei bemerkt: Die "Weihen" des HVD heißen mittlerweile Jugend"feier". 

Bemängelt wurde dann die Fröhlichkeit der Party. Die Kinder würden wie Stars aufgerufen, die Feier wurde als "Spaßkultur" abgewertet. Merke: Wenn schon feiern, dann aber nicht so, dass die Jugend ihren Spaß dran hat!

Der Hammer: Kennzeichen D machte den Vorwurf, der HVD kassiere von jedem Jugendweihling 140,- DM und von jedem Gast 20,- DM. Das wären bei Zigtausend Jugendlichen eine Rieseneinnahme, die quasi eine "Kirchensteuer" für diesen nicht-kirchlichen Verband wäre. Die Sendung verglich tatsächlich die Eintrittsgelder für die Feier - jeder Abschlussball einer Tanzschule kostet mindestens ebensoviel - mit der Kirchensteuer und stellte die Humanisten als geldgierig dar. Vergessen wurde natürlich zu erwähnen, dass diese Summe die Unkosten für Saal, Programm und Verpflegung decken soll und einmalig anfällt, weder die Jugendlichen noch die Eltern Mitglied im Verband werden müssen, während die Kirchen ihre Steuern monatlich eintreiben lassen.

Ein paar Jugendliche - um die ging es ja schließlich - ließ man dann auch noch zu Wort kommen. Warum, wieso und weshalb sie bei der Jugendweihe mitmachten? Die Antworten: Vor allem, weil es alle machen, der Druck von außen wäre schon groß; und auch wegen des Geldes, das man geschenkt bekommt. Also exakt die gleichen Argumente, die West-Jugendliche nennen, wenn man sie nach ihrer Konfirmationsteilnahme fragt. Aber wen
interessiert das schon. Kennzeichen D jedenfalls nicht.

Dagegen wurde dann als strahlender Kontrast der "mutige" katholische   Pfarrer aus Erfurt mit seiner Lebenswendefeier für Ungetaufte gezeigt, die jetzt zum zweiten Mal - übrigens gegen innerkirchliche Widerstände - stattfand. Vorbereitet wurden die Jugendlichen auf das Fest durch Obdachlosenarbeit. Am Ende der "weltlichen" Feier in der Kirche stand der Pfarrer selbstverständlich doch fest zu seiner Überzeugung - wie der Berichterstatter lobend erwähnte - und betete und segnete die Jugendlichen, die allerdings nicht durch die Feier missioniert werden sollen. Wo denken wir nur wieder hin ... ?

Kurz und nicht gut: Bei dem Beitrag handelte es sich eindeutig um eine kirchliche Werbesendung für die Dienstleistung "Feier für 14-Jährige", die auch gleich die eigentlich verpönte vergleichende Werbung anwandte. Die in Ostdeutschland zu erfolgreiche Konkurrenz soll bekämpft werden. (H.J.)


Nur Gewalt, Sex und Gotteslästerung in Hollywood

Die neuesten, auch noch mit Oscars bedachten amerikanischen Filme kamen bei dem baptistischen Filmkritiker Phil Boatwright gar nicht gut an. So bemängelte er die Gesellschaftssatire "American Beauty" als der "ätzendste" und "depressivste" Streifen seit langem. Hauptdarsteller Kevin Spacey spielt einen frustrierten Familienvater, der sich in die halbwüchsige Freundin seiner Tochter verliebt. Annette Bening spielt seine Frau, eine Immobilienmaklerin, die - so der Kritiker - "versucht, ihr Glück in Besitz und Macht zu finden". Dies müsse vor allem all jene amerikanischen Familien enttäuschen, die danach strebten, ein christliches Leben zu führen.

Auch der Film "Gottes Werk und Teufels Beitrag" fiel bei dem gläubigen Filmkritiker durch. Dort würden Christen als selbstgerechte Pharisäer dargestellt, während ein "Gesetzesbrecher und Abtreibungsarzt" als mitfühlend, sensibel und umsichtig erscheine, meint Boatwright. Das für deutsche Verhältnisse oft recht prüde Hollywood hätte laut Boatwright seit den 60er Jahren nur noch Gewalt, Sex und Gotteslästerung zu bieten. Biblische Lehren aber würden  lächerlich gemacht. Außerdem vermisst er die gebotene Ehrfurcht vor Gott.

[Quelle: idea online, 30.03.00]


Deutsche Bischöfe wollen professionellere Medienpräsenz

Auf ihrer Frühjahrsvollversammlung in Mainz haben die deutschen katholischen Bischöfe mal wieder die brennenden Themen unserer Zeit behandelt. Nachdem man über die Schwangerenkonfliktberatung nichts mehr zu sagen hat, wurden die Homosexuellen von der Kirche abgekanzelt. Die Bischöfe strikt gegen eine gesetzliche Gleichbehandlung.

Drängendes Thema war aber auch die Medienpräsenz der katholischen Kirche. Deren Anliegen sollen besser in den Medien dargestellt werden. Einen eigenen Sender wollte man dafür nicht schaffen, meinte der Trierer Bischof Spital. Die vorhandenen Sender sind wohl willig genug.

Wegen des Engagements der Kirche im Rundfunk könne ein breiterer Kreis der Bevölkerung mit kirchlichen Inhalten erreicht werden, sagte Spital. Aber man will noch besser und professioneller werden, z.B. mit einer eigenen Talkshow. Ist doch auch schön, wenn man sich seine Gesprächspartner selbst aussuchen kann.

[Quelle: dpa, 17.03.00]


Flieges Telepathie - haarsträubend
Review zur Sendung "Fliege: Die Magie der Telepathie" vom 22.02.00

Jürgen Fliege beschäftige sich mal wieder mit dem, was seine Illustrierten-lesenden Zuschauer am meisten interessiert: das Übersinnliche. Diesmal "forschte" er zum Thema Telepathie. Dazu Stimmen aus der Offenen Mailingliste der GWUP (Gesellschaft zur wissenschaftlichen Untersuchung von Parawissenschaften e.V.):

T. Seyb (24.2.00): "... Der Gedankenleser sagte, er sehe zwei Personenkarten und drei Zahlenkarten (oder andersrum) - die Kamera zeigte allerdings fünf Zahlenkarten - und Fliege behauptete: 'bis jetzt ist alles richtig, aber leider haben wir nicht mehr Zeit'.
Das ist doch für jeden Zuschauer erkennbarer Blödsinn, bzw. offene Lüge! Dass hier keiner im Studio laut aufheulte, liegt wohl daran, dass Dummheit nicht wehtut (mich hat´s allerdings doch ziemlich geschmerzt). Hier
spielt Flieges Charisma eine Rolle. Wer sonst könnte unwidersprochen fünf Finger hochhalten und behaupten, es wären drei??"

W. Hund (im GWUP-Wissenschaftsrat) schrieb am 22.02.00 einen Leserbrief an den zuständigen Sender ARD:

"...hiermit protestiere ich energisch gegen die am heutigen Nachmittag ausgestrahlte Talkshow 'Fliege', die sich - wieder einmal - völlig unkritisch mit dem Thema 'Telepathie' beschäftigte!

Als angeblicher Experte wurde der allseits bekannte Esoteriker Dr. Frank ins Studio geholt, der (für den Normalzuschauer nicht als solcher erkennbar) den seriösen Fachmann spielen sollte.

Für völlig unverantwortlich halte ich den Teil mit der angeblichen Telepathin Jarnila Sarkar - Misarova, die bei vielen kranken Menschen vor dem Bildschirm Hoffnung auf Heilung weckte. Die angeblichen Treffer sind in mehrfacher Hinsicht erheblich zu relativieren und zu hinterfragen. Es liefen geradezu in Paradeform Mechanismen ab, die bei kommerziellen Wahrsagern immer zu beobachten sind. Auch hierbei fehlte ein echter kritischer Fachmann, der auf Auswüchse gerade im Pseudoheilerbereich hinweisen konnte.
Vor einigen Jahren wirkte ich selbst (als Kritiker!) bei einer 'Fliege' - Sendung zum Thema 'Geistheiler' mit. Noch heute erhalte ich Anrufe von hilfesuchenden Menschen, die von der Fliege - Redaktion an mich weiterverwiesen werden und Hilfe eines 'Geistheilers' wollen.

Nur als absolut albern kann man den Auftritt des 'parapsychologischen Lebensberaters' bezeichnen, der vom Moderator als Mensch mit einem 'anständigen Beruf' bezeichnet wurde. Diese 'Berufs' - Bezeichnung ist in keiner Weise geschützt und kann von jedermann verwendet werden, der ein entsprechendes Gewerbe beantragt. Das vorgeführte Kartenkunststück kann jeder versierte Mentalzauberkünstler unter den gleichen Bedingungen mit erheblich besseren Trefferquoten vorführen. Hier wurde das Publikum voll getäuscht und ein Eindruck erweckt, der in keiner Weise den Tatsachen entspricht.

Die Sendung zeigte einmal mehr (im öffentlich - rechtlichen Fernsehen!), dass es ohne wirkliche, kritische Fachleute (z.B. von der "Gesellschaft zur wissenschaftlichen Untersuchung von Parawissenschaften e.V." (GWUP) nicht geht. Eine verantwortungsbewusste Redaktion müsste das wissen!"


CNN wirbt an der Kirche

"You are what you know'', so steht es riesengroß auf dem Baugerüst einer Stuttgarter Kirche. Es ist ein Werbebanner des US-Nachrichtensenders CNN, mit dem die Kirche da ihre Finanzen aufbessern will. Die 15 mal 15 Meter große Werbung kostet dem Sender 16000 DM für vier Wochen. Danach sollen andere kommerzielle Motive folgen.

Die Stuttgarter Nachrichten haben eine gute Idee, wie der Kirche weiter geholfen werden kann. Wenn sie schon käuflich ist: Wann endlich werden die Predigten von Werbepausen unterbrochen? "Bitte bleiben Sie da, wir wollen gleich beten!"

[Quelle: Stuttgarter Nachrichten, 02.02.00]


Zensur oder Zeichen gutes Geschmacks

In Großbritannien haben sich Christen immer noch nicht darüber beruhigt, dass sich die meisten Radiostationen nach wie vor weigern, Cliff Richards "Milliennium-Gebet" zu spielen - und das, obwohl das unsägliche Lied Nr.1-Hit geworden ist. Der Direktor der "Evangelischen Allianz" (EA), Joel Edwards aus London, nannte dieses Verhalten brüsk "Zensur". Die Allianz repräsentiert über eine Million Christen in Großbritannien.

So schrieb Edwards einen bitterbösen Brief an die Leiter der Musikabteilungen von 115 Radiostationen. Edwards: "Wenn diese Art der Zensur einer Radiostation in einem politischen Konflikt aufgezwungen würde, gäbe es eine Kampagne in den britischen Medien. Weil es sich aber gegen ein christliches Gebet in einem christlichen Land vor einem christlichen Jubiläum, nämlich dem zweitausendsten Geburtstags des Begründers, richtet, sehen manche diese Zensur nicht nur für akzeptabel, sondern sogar als moralische Pflicht an."

Nicht nur Radiostationen, auch Cliff Richards bisherige Plattenfirma EMI hatte die Veröffentlichung der Platte verweigert. Wie man aus kompetenten Kreisen erfahren konnte, ist dieses Gebet musikalisch eine einzige Katastrophe. Da hatten die Musikmedien wohl keine Zensur im Sinn, sondern es war eine Entscheidung des guten Geschmacks.

[Quelle: Reformierte Presse, 22.12.99]


Dyba hat die Schuldigen gefunden

Der Fuldaer Erzbischof Johannes Dyba hat sich mal wieder die Medien in der Bundesrepublik zur Brust genommen. Im Hessischen Fernsehen warf der katholische Geistliche den Massenmedien vor, alle Anstrengungen der Kirche um Moral und Sitte nieder zu machen. In den letzten 20 Jahren sei die Kirche, immer wenn sie sich für sittliche Werte eingesetzt habe, von Zeitungen und Fernsehen lächerlich gemacht worden, sagte Dyba in der
Diskussionssendung "3 zwei eins". Außerdem habe das Unterhaltungsfernsehen überwiegend bei den privaten TV-Sendern die "Schamgrenzen auf ein bisher unbekanntes Niveau abgesenkt", kritisierte der Erzbischof weiter. 95 Prozent der Spannungselemente im deutschen Fernsehen würden nicht aus christlichen Werten bezogen, sondern aus Gewalt, Untreue und Unzucht.

Da fragt man sich, wer denn vor der Erfindung der Massenmedien alle "Anstrengungen der Kirche um Moral und Sitte" zuschanden gemacht hat. Vor allem um die Moral und Sitte innerhalb der Kirche hat es jahrhundertelang schamlos ausgesehen. Waren die von Dyba genannte Gewalt, Untreue und Unzucht nicht vielleicht doch "christliche Werte"? - Wurden sie doch vom Christentum maßlos ausgeübt.

[Quelle: Frankfurter Rundschau, 18.12.99]


Christine Bergmann warnt vor Gewalt in den Medien

Bundesfamilienministerin Christine Bergmann (SPD) hat erneut vor den Gefahren für Kinder durch Gewaltdarstellungen in den Medien gewarnt. Diese seien nach den Erkenntnissen mit einem "Wirkungsrisiko" verbunden, sagte die Ministerin bei einer Fachtagung in Berlin. Bereits vorhandene Tendenzen zur Aggressivität könnten dadurch verstärkt werden. Frau Bergmann forderte von den Fernsehmachern und den entsprechenden Aufsichtsgremien mehr Selbstkontrolle und Verantwortung.

[Quelle: ARD/ZDF-Videotext, 02.12.99]


Sendung geeignet, harmlose Gemüter zu verunsichern
Review zu "Morgen geht die Welt unter (1) - Die kosmische Katastrophe" (4.12.99, BR)

"Morgen geht die Welt unter" ... Das kann man fast glauben, wenn man die Sendung gesehen hat. Wissenschaftliches bunt durcheinander mit scharlatanigem Dummgeschwätz, endzeitlichem Prophetengelaber. Ohne jegliche Wertung oder Gewichtung, aneinandergereiht. Effektheischend.

Die Welt geht unter, weil es Menschen gibt, die behaupten, es sei vor ca. 1994 Jahren ein Gott geboren worden. Der hat mal geäußert (sagen sie), er werde mal wieder kommen. Da er anscheinend dem Dezimalsystem huldigte, meint man, das wäre wohl passend nach x mal 10 hoch 1,2,3,4 usw. Jahren. Da man sich im Geburtsdatum geirrt hat, hofft man, er hätte es vielleicht nicht bemerkt und käme trotzdem vielleicht, weil man es von ihm erwartet.

Und, siehe da... Die Anzeichen mehren sich! Moderne Propheten machen sich auf!!!!! Naturkatastrophen erscheinen (das taten sie früher doch nicht!)!!!! Die Welt geht unter!

Wie schätzt der Bayerische Rundfunk eigentlich seine Zuschauer ein?

Total blödsinnig. (U.O.)


Glaube, Aberglaube, Zukunftsangst - wie sieht es damit bei den Deutschen aus?
Umfrage im Auftrag von KABEL 1 und der MEDIAGRUPPE MÜNCHEN im Zusammenhang der Ausstrahlung von "Nostradamus" (27.11.99, 20.15 / Kabel 1)

Das forsa-Institut befragte im Auftrag des Nostradamus-begeisterten Senders Kabel 1 1005 Bundesbürger über 14 Jahren rund um das Thema Glaube, Aberglaube, Zukunftsangst.

14 % der Deutschen gehen ängstlich ins Jahr 2000!

Die Hälfte der deutschen Bevölkerung (50 %) geht zwar optimistisch ins nächste Jahrtausend, dennoch assoziieren 14 % den Jahreswechsel mit etwas Negativem. Dabei dominieren "handfeste" Ängste, z.B. vor  wirtschaftlichen Probleme (50%), vor dem Euro (25%) oder vor unsicheren Renten (22%). Ein Teil der Befragten äußerte zudem klassische "Zeitenwende-Ängste", z.B. jene vor Naturkatastrophen (17%). Immerhin 28,6 % gaben an, nicht zu wissen, was  2000 bringen wird. [Nun, wer weiß das schon.]

62 % der Deutschen glauben an Gott!

Die Mehrheit der Deutschen (62%) glaubt an Gott. Am stärksten unterscheiden sich West- und Ostdeutsche in dieser Frage: Im Westen glauben rund zwei Drittel, im Osten nur ein Drittel an Gott.

25 % der Deutschen sind abergläubisch!

Immerhin ein Viertel der Deutschen ist abergläubisch und fürchtet sich vor schwarzen Katzen und Freitag, dem 13. Überrepräsentiert sind hier Frauen und die 14-29-jährigen.

38 % der Deutschen lesen Ihr Horoskop regelmäßig!

Einen Blick in ihr Horoskop werfen sogar 38% der Befragten (häufig/gelegentlich), wiederum besonders die Frauen und die 14-29-jährigen.

45 % der Deutschen sagen: Jeder Mensch hält sein Schicksal in der eigenen Hand!

Trotz Glaube und Aberglaube denken die Deutschen nicht, dass alles vorherbestimmt ist (32%). Fast die Hälfte (45%) meint, dass jeder Mensch selbst in der Hand hat, was geschieht - vor allem Männer und 14-29-jährige. 17% halten alles, was geschieht, für Zufall.

60% der Deutschen wissen, wer Nostradamus war!

Die meisten Befragten wissen, wer Nostradamus war. Knapp 60% ordneten ihn richtig als Seher bzw. Wissenschaftler ein, besonders häufig Männer, unter 30-jährige und Westdeutsche.
Neben einer hohen Bekanntheit genießt Nostradamus auch eine recht hohe Glaubwürdigkeit. Jeder Fünfte glaubt an seine Weissagungen, unter den 14-29-jährigen sogar mehr als jeder Vierte. [Wie war das noch einmal mit dem Schreckenskönig im August...]

Jeder achte Deutsche würde die Stadt bei Vorhersage einer Katastrophe verlassen!

Während Nostradamus von immerhin 20% die Weissagung wichtiger Ereignisse zugetraut wird, fallen die Antworten bei der konkreten Vorhersage einer Katastrophe in der heutigen Zeit skeptischer aus. Die Ankündigung einer Katastrophe in der eigenen Stadt für den folgenden Tag wäre nur für etwas mehr als jeden achten ein Anlass, die Stadt zu verlassen. Besonders mobil in dieser Frage: Die Westdeutschen, die Frauen und die bis 50-jährigen. 

17% der Deutschen glauben an den Weltuntergang! [Aber sicher geht irgendwann die Welt unter, ist alles nur eine Frage der Zeit.]

An den Weltuntergang glauben 17% der Befragten, v.a. die Jüngeren (21%). Allerdings herrschen über den Zeitpunkt des Weltuntergangs recht unterschiedliche Vorstellungen: Die meisten unter ihnen (29%) prognostizieren den Weltuntergang vage für "irgendwann" oder einen Zeitpunkt, der noch recht weit weg liegt (z.B. in Millionen oder Milliarden Jahren: 6%, bis zum Jahr 3000: 8%) Einige Befragte setzten das Datum für einen Zeitpunkt fest, den sie durchaus noch selbst erleben könnten, z.B. in 10 Jahren (0,6%) oder in 30 Jahren (2%). Insgesamt geht immerhin jeder zehnte derjenigen, die an den Weltuntergang glauben, davon aus, dass die Welt in den nächsten 100 Jahren untergehen wird. 9% überlassen diese Entscheidung Gott und für 3% geht die Welt unter, "wenn die Sonne erlischt".

[Quelle: Kabel 1, 25.11.99]


Konflikte übergangen
Review zu "Love for Sale"(3 SAT, 04.11.99)

Huren sind ganz normale Menschen: Eine Erkenntnis, die heutzutage zwar nicht mehr ganz neu ist, aber noch genügend brisant für "einfühlsame Porträts". Ein Film über Frauen aus dem ältesten Gewerbe der Welt hätte doch spannend sein können.

Die vier "Dienerinnen der Liebe" zeichnen ihren Alltag selbst. Namen, Alter und Stundenlohn werden eingeblendet. Die Kamera die Frauen ins Bordell, ins Studio oder in den Maso-Keller. Dicht dran, aber nicht gierig draufgehalten. Die Frauen und ihre Gedanken sind der Mittelpunkt. Ihre Geschichten erzählen sich selbst.

Aber nach der Hälfte des Films geht es weiter über Kindheit, Familie, den Hund oder wie alles begann. Berichte, keine Erklärungen. Der Bezug zur Prostitution rückt langsam in weite Ferne. Im Milieu zu erwartende Konflikte bleiben aus, werden nicht widerlegt, sondern übergangen.

[taz, 06.11.99]


2000 Jahre - und immer noch wird die Geschichte gefälscht
Review zu "2000 Jahre Christentum" (ARD, 1. Folge am 07.11.99)

Einer der bekanntesten Erkenntnissätze des Marxismus lautet: "Religion ist Opium fürs Volk." Doch er wurde immer falsch zitiert, Marx formulierte, Religion sei "Opium des Volkes". Die falsche Überlieferung impliziert, dass Glauben in die Menschen eingetrichtert wird, das richtige Zitat birgt die zutreffende Vermutung, dass die Menschen glauben, weil sie es denn unbedingt wollen; und dass sie sich mittels des Glaubens ein Bild von der Wirklichkeit machen und von den Dingen, die sie nicht verstehen.

Nun wurde der Marxismus selbst zum Glaubensgebäude. Mit den Christen gemein haben sie, dass auch die Ihren verfolgt wurden oder selbst Ungläubige verfolgten.

Die Geschichte der Entstehung des Christentums, ein besonders intensives Opiat, erzählt nun Sonntag für Sonntag die dreizehnteilige Reihe "2000 Jahre Christentum". Hier erfahren wir wie vor langer, langer Zeit aus einem "rebellischen Rabbi" erst Jesus von Nazareth und plötzlich Christus wurde. In nachgestellten Spielszenen wird von der Leidensgeschichte der Gottgläubigen der damaligen Zeit berichtet. Im zweiten Teil muss wieder Nero als Brandstifter und Christenverfolger herhalten, historisch längst überholt.

Alle Zutaten einer hübschen Geschichte über die Christenheit sind vorhanden: Himmel und Hölle, Sühne und Vergebung, Blut und Feuer, Tod und Leben. Scheinbar eine Dokumentation, hat sie doch alle Merkmale eines spannenden Films. Schließlich muss er sich auch meist gegen eine Sportsendung auf dem anderen Kanal behaupten. Von Märtyrern in Rom wird die Rede sein aber auch von der Anmaßung, kreuzzüglerisch die Welt zu beglücken. Dramaturgien wie der Blitz, der Martin Luther ins Kloster getrieben haben soll, wirken da albern.

Ungeklärt lässt die Serie, ob der Glaube an diesen christlichen Gott schon deshalb nicht ein Irrtum war, weil kein Gott der Welt den Menschen die Furcht vor dem Leben und die Angst vor dem Tod nehmen kann. Ist das Wort Gott nur eine Ausrede, um mit Kummer fertigzuwerden?

Selten wurde die Geschichte der größten Religionsbewegung der letzten 2000 Jahre so gelungen - laut taz - telegen erzählt. Bevor ich mich diesem Urteil anschließe, möchte ich noch die hoffentlich kritischeren Folgen über die Verbrechen des Christentums abwarten. Der erste Teil war zwar telegen, aber eher eine gelungene Indoktrination. Da baut Jesus, der nie eine Kirche gründen wollte, immer noch seine Kirche auf den "Fels Petrus". Erkenntnisse moderner Bibelforschung werden leise und heimlich unter den Tisch gekehrt. Also doch "Opium für das Volk"? (H.J.)

[Quelle: taz, 06.11.99]


Und dann wollten wir den totalen Krieg
Review zu "Kinderland ist abgebrannt" (ARD, 03.11.99)

Die Doku stellte zwölf namenlose Frauen aus den Jahrgängen 1934 bis 42 der Mädchenoberschule Ulm vor. Die Erinnerungen von acht waren recht vergnügt und aufregend: 1933 Machtergreifung und Fackelzüge. "Ich wär am liebsten mitmaschiert." Über den BDM: "Hitler wusste, was er an seiner Jugend hat." - "Es läuft sich auch besser im Gleichschritt, mit Singen, man wird nicht so müde." Man erinnerte sich an die "Kristallnacht" und und an den Krieg: "Im Kampf ums Vaterland haben wir einfach eine Notwendigkeit gesehen, das war uns so vermittelt worden." Vereidigt mit "zackigem Heil-Hitlerchen" hatten sie "auch Spaß." - "Und dann wollten wir den totalen Krieg."

Aber ihr Kinderland ging langsam in Flammen auf. Das Kinderland der vier anderen Frauen, sie waren jüdischer Abstammung, lag schon früher in Scherben: die Nürnberger Rassegesetze, sie wurden von Freundinnnen geschnitten, mussten fliehen, die Großeltern wurden deportiert nach Treblinka.

Sibylle Tiedemann und Ute Badura haben in ihrem Dokumentarfilm stille, schlichte Stimmen eingefangen, in denen das Dritte Reich unterschiedlich nachhallt. Die Erzählungen der über 70-Jährigen werden nicht kommentiert. Auch an Sophie Scholl, die mit ihnen begeistert beim BDM war, konnten sich einige erinnern. Ihre Entscheidung für den Widerstand konnten die meisten damals nicht verstehen. Manche haben auch heute dafür noch kein Verständnis.

Durch die einfache Dokumentation der authentischen Erzählungen stellen die Autorinnen die Frage nach Schuld und Unschuld am eindringlichsten. (H.J.)

[Quelle: taz, 05.11.99]


Jetzt läuten auch im Kino die Glocken

Während die Werbung die Religion schon längst entdeckt hat und nutzt, hat sich die Kirche selber in Deutschland bisher gescheut, die Medienwelt effektiv zu nutzen. Da ging man subtiler vor. Das soll sich ändern. Alle 24 evangelischen Landeskirchen werben auf Plakaten, in Anzeigen und Kinospots, dort läuten die Kirchenglocken für den arbeitsfreien Sonntag, die Talk-Show „Tacheles" beschäftigt sich alle sechs Wochen mit Gesellschaftsthemen, und eine Bischöfin, Margot Käßmann, wird zum Medienstar.

Käßmann - seit September die zweite Bischöfin in Deutschland - reist von Talk-Show zu Talk-Show, um die Menschen von der "modern" gewordenen Kirche zu überzeugen. „Wir müssen die Menschen da abholen, wo sie stehen - und über die Medien kann die Kirche viele Menschen erreichen, die nicht mehr in die Kirche gehen." - Da hilft nur noch der Knopf zum Abschalten, um der Mission zu entgehen.

Die katholische Kirche will sich in puncto Medien-Präsenz noch zurückhalten. „Insgesamt stehen wir der Kampagne positiv gegenüber", sagt Rudolf Hammerschmidt, Pressesprecher der Deutschen Bischofskonferenz. In der Kirche gebe es jedoch Diskussionen, ob dies der richtige Weg sei. (H.J.)

[Quelle: Frankfurter Neue Presse, 05.11.99]


Verleihung des Civis-Hörfunk- und Fernsehpreises 1999

Mit dem civis-Preis werden Medien-Beiträge ausgezeichnet, die Verständigung und Toleranz fördern und sich gegen Rassismus und Fremdenfeindlichkeit wenden. 

In der Kategorie Information bekam dieses Jahr Hansjürgen Hilgert für die Dokumentation 'Ein Tutsi in Dresden' aus der WDR-Reihe 'Menschen hautnah' einen civis 99.

"Ich wusste gar nicht, das man mich hassen wird, nur weil ich schwarz bin. Das wusste ich nicht, bevor ich nach Deutschland kam", sagt Thomas Mazimpaka, 40 Jahre alt, Asylbewerber aus Ruanda. Er gehört dem Volk der Tutsis an, einer Minderheit in Ruanda, die schon seit 1960 verfolgt wird. Im Frühjahr 1994 wurden beinahe eine Million Tutsis bestialisch umgebracht. Ein Völkermord in nur drei Monaten, bei dem die Welt untätig zugesehen hat. Thomas Mazimpaka hat überlebt, weil er rechtzeitig aus seiner Heimat geflohen ist. Seit sechseinhalb Jahren lebt er in Sachsen und wartet darauf, dass über seinen Antrag auf Asyl entschieden wird. Doch die deutschen Behörden entscheiden nicht, die Sicherheitslage in Ruanda sei zur Zeit unklar. So wird Thomas Mazimpaka von einem Asylbewerberheim ins andere geschoben. Thomas Mazimpaka spricht sieben Sprachen und wird wohl irgendwo auf dieser Welt einen Platz finden. Nur in zwei Länder möchte er nicht mehr: in das Land, in dem sein Volk fast ausgelöscht wurde und in das Land, in dem man gehasst wird, nur weil man schwarz ist.

[Quelle: Phoenix vor Ort, 03.11.99]

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