Medien-Tips & mehr... 24.-30.04.99
Noch'n Tip? Oder möchtet ihr einen Kommentar loswerden? E-mails bitte an Heike Jackler.

Vorwurf: Medien verdrängen die Kirchen?

Die Medien verdrängen die Kirchen aus der Berichterstattung und vergessen die Protestanten immer mehr, so eine Analyse. Danach lag der Anteil der Berichte zum Thema Kirche 1998 in den Nachrichtensendungen unter 1%. In der Tagesschau wurde z.B. der Karfreitag als ein Hauptfest der Christen überhaupt nicht erwähnt.  [idea spektrum 15/99]

Dafür gibt es im übrigen Programm genug Berichte über die Kirche... allerdings nicht immer positive.


Europäische Rundfunk-Union (ERU) verurteilt Bomben auf Fernsehsender

Mit der Bombardierung des staatlichen Fernsehsenders RTS in Belgrad setzte die NATO ihre Angriffe auf die Nervenzentren Jugoslawiens fort. Während des NATO-Angriffs befanden sich vermutlich etwa 70 Personen in dem Gebäude: Nachrichtensprecher, Journalisten und Techniker. RTS sendet rund um die Uhr. Nach offiziellen serbischen Angaben starben bei dem Angriff 10 Menschen, 18 seien verletzt worden. Die jugoslawischen Fernsehprogramme waren für sechs Stunden unterbrochen.
Die Europäische Rundfunk-Union (ERU) kritisierte den NATO-Angriff: „Wir können nicht erkennen, wie die Unterdrückung von Nachrichtenquellen irgendeinem sinnvollen Zweck dienen kann”, erklärte ERU-Präsident Scharf. Der britische Premierminister Blair dagegen rechtfertige den Angriff: Der Sender sei Teil des Machtapparates von Präsident Milosevic. [WAZ / 24.4.99]

Jeder Kriegsteilnehmer hat halt seine eigenen Propaganda-Sender. Die deutschen Sender sind nahezu gleichgeschaltet hinter der NATO-Propaganda. Einzige lobenswerte Ausnahme: Die Sendung „Monitor” vom Westdeutschen Rundfunk. Den Text der Sendung findet ihr hier.


Neugestaltung des „Wortes zum Sonntag” ein glatter Reinfall

Die Einschaltquote der 44 Jahre alten Verkündigungssendung, die früher noch drei Millionen treue Fans hatte, liegt seit Februar [Zeitpunkt der Neugestaltung] bei durchschnittlich 1,65 Millionen Zuschauern.  [ARD/ZDF-Videotext 10.4.99]

Da wurden anscheinend alte Fans vergrault, aber keine neuen hinzugewonnen.


Kein TV im Gericht

Das Fernsehen darf  nicht die Verhandlung des Bundesverwaltungsgerichts in Berlin am 21.4.99 über Kruzifixe in bayerischen Schulen übertragen. Der Nachrichtensender n-tv scheiterte vor dem Bundesverfassungsgericht mit einem Antrag auf Einstweilige Anordnung gegen das Kameraverbot. Das BVG begründete die Entscheidung damit, dass vorrangig die Persönlichekitsrechte der Kläger zu schützen seien, „deren religiöse Befindlichkeit den Anlass zu dem Verfahren gegeben hat.” [WAZ / 20.4.99]

Gemeint ist wohl eher die „nicht-religiöse Empflindlichkeit des Klägers”.

Ausgangspunkt der Verhandlung ist die Klage von Josef Obermeir, der nach Inkrafttreten der Neuregelung im Januar 1996 geklagt hatte. Der Vater, der nach eigenen Angaben allen Religionen abweisend gegenübersteht, hatte einen Grundschulunterricht für seine Tochter unter dem Kreuz strikt abgelehnt. Er scheiterte mit Berufung auf die neue sogenannte Widerspruchslösung des Gesetzes vor den Instanzen der bayerischen Verwaltungsgerichtsbarkeit. „Es wäre ein falsches Signal, wenn einem Einzelnen, der sich agressiv gegen eine tolerante Gemeinschaft stellt, Recht gegeben würde“, meint die bayerische Kultusministerin Monika Hohlmeier (CSU). [Nürnberger Nachrichten / 20.4.99]

Da will jemand nur sein gutes Recht, und schon wird er von der Strauß-Tochter als „aggressiv” bezeichnet. Aber wir sind doch soo eine „tolerante Gemeinschaft”!

Nachtrag: Dem „Dem aggressiven Einzelnen” ist Recht gegeben worden. Das Kreuz muss ab, leider nur in der Klasse des Klägers.

 

 Samstag, 24. April 99

16.00 Uhr        ZDF
Öffentlicher Sex - hemmungslos und doch verklemmt?
Conrad & Co.:
Über diese Frage spricht Moderatorin Susanne Conrad u.a. mit Oswalt Kolle, Pionier in Sachen Aufklärung.   50 min

Als vor einigen Monaten in der gleichen Sendereihe das Thema „Kein Sex vor der Ehe” behandelt wurde, kamen unverhältnismäßig viele religiös bestimmte Menschen mit zum Teil extremen Ansichten zu Wort. So dass der Alt-68er Rainer Langhans schon fragte: „Das ist doch hier nicht Kirchenfunk, oder?”

18.00 Uhr        WDR 3     RADIO
Sanft entschlafen (2)
Hörspiel
.Krimi nach dem Roman von Donna Leon.

In seinem sechsten Fall ist der berühmteste Polizist Venedigs, Commissario Brunetti, selbst betroffen. Im Altenheim, in dem seine Mutter lebt, sind innerhalb weniger Monate fünf Patienten, die kerngesund schienen, eines plötzlichen Todes gestorben. Seltsamerweise haben alle fünf ihr komplettes Erbe dem Heim, das von der Kirche geführt wird, vermacht. Suor Immacolata, die Pflegerin von Brunettis Mutter, hegt einen fürchterlichen Verdacht, doch bevor sie ihn in der Öffentlichkeit äußern kann, wird sie von der Oberin des Pflegeheims zu einer zweimonatigen Buße verurteilt: sie soll schweigend beten und meditieren. Brunetti, der der Kirche schon lange den Rücken gekehrt hat, befürchtet, dass sich diese bedrohlichen Ereignisse auch auf seine Mutter auswirken könnten. Er beginnt mit seinen Nachforschungen, und verfängt sich in einem zähen Morast aus Scheinheiligkeit und Lüge, bedeckt von dem schützenden Mantel der Kirche. (amazon.de)

Dass im englischen Original genannte „Opus Dei” mutiert in der deutschen Übersetzung zu „Opera Pia”.

20.15 Uhr        MDR
Die Kreuzritter
Monumentalfilm
, Polen 1960: „Krzyzacy”. Am 15. Juli 1410 bringen Vertreter des polnischen Adels dem Deutschritterorden bei der Schlacht von Tannenberg eine herbe Niederlage bei. Regisseur Aleksander Ford zeigt die Hintergründe der Auseinandersetzung aus Sicht des Edelmanns Zbyszko. Der hat auch einen persönlichen Grund, gegen die Kreuzritter ins Feld zu ziehen. - Spektakel, bei dem politische und soziale Zusammenhänge beleuchtet werden.   165 min

Mehr zu Ritterorden gibt auf dieser Site. Vorsicht, da tropft das Blut!

 

 Sonntag, 25. April 99

9.00 Uhr        Phoenix
Mit den Männern ins Manöver
Begegnungen zwischen Soldaten und Seelsorgern. Kirche und Komiss - für viele Christen sind das ganz verschiedene Welten. [Dabei haben Feldpfaffen doch schon fast 2000 Jahre Tradition.] Trotzdem gehen seit 1957 Pfarrer in den westdeutschen Kasernen ein und aus. Für Christen in Berlin und Brandenburg war nach der Wende der Gedanke an Pfarrer im Manöver nicht denkbar. Jahre stritten die Kirchen in Ost und West für eine Reform der Militärseelsorge. In dem Film wird die Begegnung zwischen Soldaten und Kriegsdienstverweigerern mit der Seelsorge geschildert.  30 min

Der Humanistische Verband Deutschland HVD diskutiert zur Zeit kontrovers darüber, ob der Verband selber Soldatenbetreuung unter dem Dach des Militärs anbieten soll oder nicht.

14.30 Uhr        ARD
Gottvertrauen - Die Deutschen und ihr Glaube
100 Deutsche Jahre   30 min

Wie die Deutschen zum Glauben und vor allem zu ihrer Kirche stehen, veröffentlichte kürzlich die Universität Köln nach einer Langzeitstudie:

Die Kirche wird Protestanten wesentlich schneller zu teuer als Katholiken. Sie treten deshalb wesentlich häufiger und früher aus der Kirche aus. Wichtigste Erkenntnis: Der Grund für den Kirchenaustritt ist bei Mitgliedern beider Konfessionen meist das Geld. Doch sind offenbar Protestanten für solche ökonomischen Überlegungen empfänglicher als Katholiken. Denn rund 28 Prozent der evangelischen und nur rund 23 Prozent der katholischen Testpersonen verließen die Kirche. Vor allem nach dem Berufseintritt, wenn erstmals die Kirchensteuer zu zahlen ist, mehren sich die Austritte. Der Sozialwissenschaftler bescheinigte den Protestanten, „wesentlich pragmatischer” mit ihrer Konfession umzugehen, als die Katholiken. „Sie sehen die Kirche primär als Dienstleister, den sie bei Taufe, Trauung oder Beerdigung beanspruchen können”, meint Birkelbach. Kosten und Nutzen würden dabei oft kühl gegeneinander abgewogen. Häufig praktiziert wird deshalb von protestantischen Familien auch eine geldsparende Kompromißlösung: nur die Mutter in der Kirche. Dadurch werde die Kirchensteuer des Mannes gespart. Zugleich seien aber über die Mutter die kirchlichen Dienstleitungen wie etwa Taufe für die Kinder weiter verfügbar, berichtete der Forscher.
Katholiken sähen dagegen in der Kirche viel stärker einen notwendigen Mittler zwischen Mensch und Gott, urteilt Birkelbach. Allerdings schwäche sich diese zunächst starke Bindung im Verlauf des Berufslebens immer weiter ab. Katholiken träten um so häufiger aus der Kirche aus, je länger sie im Beruf seien. (Yahoo / 8.4.99)

19.10 Uhr        ARD
Zerrissen zwischen Gott und Geld
Thema u.a. im Weltspiegel. Außerdem: USA die neue Außenpolitik.   40 min

19.30 Uhr        ZDF
Himmel, Hölle und Nirvana
Doku
, Deutschland 1998/99: Mohammed, die Stimme Gottes.
Mit rund einer Milliarde Anhängern in 184 Ländern ist der Islam nach dem Christentum heute die zweitgrößte Glaubensgemeinschaft der Welt. Die jüngste der großen Weltreligionen entstand erst im Jahr 613, als Mohammed in Mekka begann, öffentlich zu predigen. Seit ihm der Erzengel Gabriel mehrmals erschienen war, verstand sich der ehemalige Karawanenführer als Gesandter Gottes. Er pries Allah als alleinigen Gott, vor dem alle Gläubigen gleich seien. Bei den Mächtigen stießen Mohammeds neue Lehren jedoch auf Widerstand. 622 musste er nach Jasrib fliehen, das von da an Medina („Stadt des Gesandten”) hieß.  45 min

Ärger wegen der Moslem machte jetzt der vatikanische Nuntius in Nazareth. Er hat anscheinend noch nicht begriffen, dass der Papst zur Stärkung seiner Macht mit den Moslems eine Allianz eingehen will:

Ausgerechnet auf dem Flecken Erde neben der Verkündigungs-Kirche in Nazareth will eine Gruppe Moslems eine Moschee wieder aufbauen, die dort einmal gestanden haben soll. Das Gelände, wo die Moschee entstehen soll, hatte der christliche Bürgermeister von Nazareth, Ramez Jeraise, schon dem Vatikan versprochen: für das Riesenereignis des kommenden Jahres, wenn Papst Johannes Paul II. im Herbst mit geschätzten 100 000 Pilgern in Nazareth beten will. Die Moschee dürfe nicht gebaut werden, nicht einmal ein Gebetszelt dort stehen, meint der Nuntius des Vatikans. Weil angeblich die israelische Regierung, um Wählerstimmen zu gewinnen, mit dem moslemischen Teil der Bevölkerung von Nazareth paktiert, droht Sambi mit der totalen Konfrontation. Er werde in ganz Israel alle Kirchen schließen lassen, aus Protest solle es einen Gottesdienststreik geben. In Israel hat er zweifellos erreicht, was er erreichen wollte: der Regierung einen gewaltigen Schrecken
einzujagen. Denn viel Geld wurde in den erwarteten Ansturm christlicher Pilger für das kommende Jahr investiert.
Als die Nachricht von der Drohung des Nuntius in Rom bekannt wurde, sollen einige Kardinäle unchristliche Tobsuchtsanfälle bekommen haben. Der Nuntius will ganz eindeutig das Kirchenrecht brechen. Alle Katholiken haben ein festgelegtes Recht auf die Eucharistie.
Der Papst hat nicht das geringste Interesse an einer Konfrontation mit den Moslems. Im Gegenteil, der Papst will eine Aussöhnung. Der Nuntius soll nun gut machen, was gut zu machen ist. Wenn die Moslems vor der Kirche eine Moschee bauen wollen und können, hieß es im päpstlichen Staatssekretariat, dann rücken wir auf dem verbleibenden Platz eben etwas zusammen. (Hamburger Abendblatt / 16.4.99)

20.15 Uhr        Premiere 1
Contact
Science-fiction-Drama
. USA 1977. Astronomin Ellie empfängt Signale aus dem All - und löst damit eine Lawine heftiger Reaktionen aus. Vor allem aber religiöse und wissenschaftliche Grundsatzdebatten.  144 min

Bei Gegen den Strom gibt's eine ausführliche Kritik von Christian Barduhn zu diesem nachdenkenswerten Film: „Das Alien in uns”.

 

 Montag, 26. April 99

20.45 Uhr        ARTE
Sammy & Rosie tun es
Sozialsatire
Sammy And Rosie Get Laid”, GB 1988. Sie tun es oft. Aber nicht miteinander. Der pakistanische Immigrant Samir, genannt Sammy, und Rosie lieben sich, sind verheiratet und schlafen, wann immer sie wollen, mit wem immer sie wollen. Der gutverdienende Steuerberater und die engagierte Sozialarbeiterin finden es „kosmopolitisch”, im Londoner Vorort Brixton zu leben, in dem pausenlos Straßenkämpfe toben. Aus der Balance gerät ihr Yuppie-Dasein durch die Ankunft von Sammy Vater Rafi. Der einst einflussreiche Politiker will schöne Erinnerungen an London und eine alte Liebe auffrischen. Dass jetzt Autos brennen und Aufruhr herrscht, dass sein Sohn solch ein Lotterleben führt, entsetzt ihn. Sammy schläft derzeit mit einer Amerikanerin, Rosie mit vielen, darunter Rafis Zufallsbekanntschaft „Victoria”. Während der Gast staunt, kommt allmählich die dunkle Vergangenheit ans Licht, die er in Pakistan hinter sich gelassen hat.  95 min

Ein „Big Job” müsse in den Inner Cities erledigt werden - mit martialischen Tönen aus einer Maggie-Thatcher-Rede beginnt der Film. Hintergrund: die Straßenkämpfe im brennenden Brixton, die sich Immigranten, Punks und Arbeitslose in den 80ern mit der Polizei lieferten. Als „Rebellion gegen thatcheristische Vornehmheit” verstand Hanif Kureishi sein Drehbuch. Ursprünglich wollte er, damals gerade Oscar-nominiert für „Mein wunderbarer Waschsalon”, das Werk schlicht „The Fuck” nennen.

22.25 Uhr        VOX
Lebendig begraben
BBC Exklusiv: Doku-Reihe Faktor X:
Zombies  55 min

Hintergrundinformation gibt's hier.

23.15 Uhr        WDR
Gaza - Leben wie im Ghetto
Reportage
. Eine islamische Familie, die nach der Gründung Israels 1948 vertrieben wurde, lebt seitdem in einem Flüchtlingslager im Gazastreifen. 60 min

0.50 Uhr        WDR
Gaza - Um Gottes Willen
Doku
. Das Schicksal eines Intifada-Aktivisten.  45 min

0.20 Uhr        VOX
Jogofilm
Drama
, Österreich 1997. Wie viele Jugoslawen kamen Bora und Bilja vor Jahren als Gastarbeiter nach Wien. Plötzlich wird in ihrer alten Heimat Krieg geführt. Sohn Sascha, der nur seine Oma für eine Familienfeier abholen sollte, wird in Serbien zwangsrekrutiert. Als er traumatisiert nach Wien zurückkehrt, ist in der jugoslawischen Kolonie nichts mehr, wie es war. - Subtile Schilderung dessen, was der Krieg in den Köpfen der Menschen bewirkt.  80/100 min

Das Oberhaupt der orthodoxen Kirche Griechenlands, Erzbischof Hristodoulos, hat die Bombardements der NATO auf Jugoslawien als eine „Satansbewegung” bezeichnet. „Es handelt sich um Morde, die unter dem Vorwand der Menschlichkeit verübt werden”, sagte der griechische Erzbischof in Piräus. Zuvor hatte Hristodoulos einen Konvoi mit Hilfsgütern für Jugoslawien gesegnet. Hristodoulos fügte hinzu, dass die Fortsetzung der Bombardements auf Jugoslawien während der Osterfeiertage „ein Schandmal in alle Ewigkeit für die Christen des Westens sein werden. Hinter diesem Unternehmen verbergen sich Pläne für eine neue Ordnung auf dem Balkan”, sagte Hristodoulos.[web.de / 15.4.99]

 

 Dienstag, 27. April 99

3.30 Uhr        RTL 2
Die Fanatiker von Waco
TV-Drama
, USA 1993, nach einem authentischen Fall. Auf einer abgeschotteten Ranch in Texas schart Sektenführer David Koresh Jünger um sich. Bald kursieren Gerüchte, dort würden Kinder missbraucht. Als das FBI anrückt, kommt es zu einer Katastrophe.   95 min

Die Satire-Seite zyn.de führt unter den Rezepten für die „schönsten Grillparties der Weltgeschichte” das „Waco BarBQ”:

Das FBI kam zwar etwas zu spät, aber der Koresh-Club hatte genug Grillfleisch übrig gelassen um den Abend dennoch zu einem gelungenen Abschluss zu bringen. Die internationalen TV-Anstalten liessen es sich nicht nehmen alle Rezepte in die interessierten Haushalte der ganzen Welt zu transportieren. Fachleute weisen diese Methode allerdings wegen des moralinsauren Fleisches der Beteiligten entschieden zurück. Auch der Hang des Grillgutes zu irritierenden Reden schreckt den Feinschmecker ab.

 

 Mittwoch, 28. April 99

19.30 Uhr        BR
Galgenplatz und Sühnekreuz
Spurensuche in Bayern
: Im dieser Doku fragt Felix Heidinger, was es mit den Sühnekreuzen auf sich hat, die man überall in Bayern findet. 45 min

Über Sühnekreuze und andere Zeichen der Frömmigkeit in Bayern berichtete 1997 Die Welt.

23.05 Uhr        VOX
Gurus der Schwerkraft
BBC Exclusiv: Faktor X
: Können Menschen schweben? Heilige Männer in Indien scheinen durch Meditation die Gravitation aufzuheben. 60 min

Levitation nennt man dieses physikalisch unerklärliche, freie Schweben einer Person oder eines Objekts. Ist dieses Phänomen nur ein Trick, eine Halluzination, oder ist es tatsächlich möglich? Tatsache ist, dass es für diese Art des Fliegens zahlreiche Augenzeugenberichte aus vergangener Zeit gibt. Aus der Sicht der katholischen Kirche ist die Levitation kein Wunder: Das mysteriöse Fliegen könne ebenso ein Zeichen göttlicher Gnade sein wie ein Ausdruck dämonischer Besessenheit. Auch im Hinduismus und Buddhismus ist das Phänomen bekannt. Die östlichen Traditionen erklären das Schweben mit einer geheimen Atemtechnik und einer speziellen Lebensenergie. Der Psychologe Eberhard Bauer vom Freiburger Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene glaubt, dass die bekannten Fälle der Levitation auf Sinnes- oder Wahrnehmungstäuschungen beruhen. Heutzutage gebe es niemanden, der ein solches Phänomen unter kontrollierten Bedingungen demonstrieren könne. [aus: P.M. Perspektive: Wunder, Rätsel, Phänomene 1999]

 

 Donnerstag, 15. April 99

13.30 Uhr        BR
Die Suche nach dem Heiligen Gral
Im letzten Teil seiner Trilogie über den sagenumwobenen Briten-König Artus beschäftigt sich Franz Baumer mit der Suche nach dem legendären Heiligen Gral, Symbol der Hoffnung auf Unsterblichkeit, Menschlichkeit und Liebe.   45 min

22.30 Uhr        MDR
Konfirmation und Jugendweihe
Magazin: Glaubenszeichen  30 min

Der berlin-brandenburgische Bischof Wolfgang Huber bewies einmal mehr, dass nichts zu absurd ist, als dass es nicht von irgendeinem evangelischen Würdenträger abgesondert würde, wenn es darum geht, den Interessen der Amtskirche Vorschub zu leisten.

Huber beklagte sich bei der brandenburgischen Bildungsministerin Angelika Peter (SPD), dass die Auftritte von Regierungsmitgliedern als Hauptredner bei Jugendweihen in Widerspruch mit der Pflicht des Staates zu religiöser Neutralität gerieten. In diesem Jahr hatten u.a. der Berliner Wirtschaftssenator Elmar Pieroth (CDU) und FDP-Generalsekretär Guido Westerwelle bei Jugendfeiern gesprochen. Ministerin Peter hatte diese Reden befürwortet. Huber beklagte außerdem, die staatliche Bestätigung und Sanktionierung der atheistisch geprägten Jugendweihen und Jugendfeiern sei offenkundig, wenn in Schulen "häufig auch durch Klassenlehrer zur Teilnahme an diesen Feiern eingeladen oder aufgefordert wird". Huber hält sogar Gespräche mit der Landesregierung hierüber für nötig. Unter Bezugnahme auf die Argumentation der Ministerin schreibt er weiter, die Verletzung der weltanschaulichen Neutralität des Staates werde auch nicht dadurch aus der Welt geschafft, dass man statt von "Jugendweihefeiern" von "Jugendfeiern" spreche. Solange Verbände wie der  Humanistische Verband diese Feiern ausrichteten, seien sie an einem atheistischen Weltbild orientiert.
Deshalb kann es laut Huber "nicht angehen, dass durch staatliches Handeln ein Vorzug dieses atheistischen Weltbildes vor religiösen Überzeugungen anerkannt wird." Auch müsse Wert darauf gelegt werden, dass Schulen als Organisatoren oder Werbeträger für Jugendfeiern oder Jugendweihen nicht in Frage kommen könnten."
Während in den neuen Bundesländern in diesem Jahr rund 100.000 Jugendliche an Jugendweihen oder Jugendfeiern teilgenommen haben, waren es bei der Konfirmation nur 31.000. Also weniger als ein Viertel derer, die insgesamt an solchen Veranstaltungen teilnahmen. [
idea spektrum 36/1998]

Huber hat insofern Recht, als durchaus hinterfragt werden kann, ob Lehrer für dieTeilnahme an Jugendfeiern werben dürfen. Zumindest, solange man diese Fälle isoliert betrachtet. Schaut man sich aber an, wie es im Großen und Ganzen aussieht, ist Hubers Interessengruppe wohl diejenige, die sich am wenigsten beklagen dürfte. Es ist allerdings nicht ungewöhnlich, dass gerade die am lautesten krakeelen. Und jeder Konfessionslose und Atheist muss im Grunde daran interessiert sein, dass diese Fragen geklärt werden. Dürfen denn nach Hubers Auffassung dann noch Kreuze in Schulen hängen oder Schulgottesdienste durchgeführt werden? (Nicht zu vergessen Militärgottesdienste.) Wird Huber dafür sorgen, dass auf dem evangelischen Kirchentag, der dieses Jahr in Stuttgart abgehalten wird, die üblichen Verstöße gegen das Neutralitätsgebot unterbleiben? [atheismus.de]

 

 Freitag, 30. April 99

15.00 Uhr        N 3
Auschwitz - das deutsche Verbrechen
100 Deutsche Jahre:
Patricia Möckels Film beschäftigt sich mit Ursachen und Auswirkungen des Antisemitismus bis in die Gegenwart.   30 min

15.07 Uhr        WDR
Gottes kleiner Acker
Drama
, USA 1958. Bizarre Familiensaga und melodramatische Milieustudie aus den bäuerlichen Südstaaten der USA, nach einem Bestseller-Roman von Erskine Caldwell, die mit brutalen Details, erotischen Anspielungen und schwarzem Humor nicht spart. Anthony Manns Verfilmung erzählt die Geschichte von Ty Ty Walden, einem lebenslustigen, unbekümmerten Farmer und seiner Familie und spielt nach dem Ersten Weltkrieg im US-Staat Georgia.
Ty Ty ist fromm auf seine eigene Weise. Er hat auf seinem bescheidenen Landbesitz einen Acker für den lieben Gott abgezweigt. Dort steht ein Kreuz als Zeichen dafür, daß der Bodenertrag der Kirche gehören soll. Nun heißt es aber, irgendwo auf der Farm sei ein Goldschatz vergraben. Auf der Suche nach dem Gold reißt Ty Ty mit seinen beiden Söhnen kratertiefe Löcher in den Boden, und so muß denn Gottes Kreuz immer wieder von einem Ort zum andern wandern, wenn es Ty Ty bei seinen Grabungen im Wege steht. Als der Alte hört, Albinos verfügten über besondere Fähigkeiten im Umgang mit der Wünschelrute, holt er sich mit Gewalt den weißblonden Dave Dawson auf die Farm. Doch die Sache führt zu nichts, und Darling Jill, die mannstolle jüngste Tochter Ty Tys, weiß mit dem tumben Albino bald Besseres anzufangen. Darling Jill wird auch von dem Eisverkäufer Pluto verehrt. Der kleine, dicke Mann ist immer auf Achse, will zum Sheriff gewählt werden und erträgt geduldig alle Hänseleien seiner Angebeteten. Ty Tys Schwiegersohn Will Thompson hängt einem anderen Traum nach. Er möchte die Baumwollspinnerei wieder in Gang bringen, deren Stillegung ihn und seine Arbeitskameraden um Lohn und Brot brachte. Will ist ein Heißsporn, der wenig zu seiner zarten Frau Rosamund paßt. Er war die Jugendliebe der schönen Griselda, die längst mit Ty Tys Sohn Buck verheiratet ist und gegen ihre Gefühle für Will anzukämpfen hat.
Ty Tys fruchtlose Schatzgräberei, über der die Landwirtschaft völlig zum Erliegen kommt, führt die Familie bald in den Bankrott. Der Alte muß seinen ältesten Sohn Jim Leslie, einen reichen Baumwollmakler, um Geld bitten. Als der, durchaus nicht uneigennützig, nur wegen seiner attraktiven Schwägerin Griselda helfen will, endet der Familienausflug in die Stadt mit einem Eklat. Und es kommt noch schlimmer: Will droht betrunken, Amok zu laufen. Seine Frau Rosamund bittet ihre Schwägerin, ihn zu besänftigen. In Begleitung Griseldas dringt Will in die Fabrik, setzt die Maschinen wieder in Gang und wird dabei von einem Wachmann erschossen. Auf Wills Beerdigung ist die ganze Familie Walden versammelt. Abermals macht Jim Leslie unverhohlen Griselda Avancen. Als es daraufhin zwischen den Brüdern zum Kampf kommt, bereut Ty Ty, über seiner besessenen Jagd nach dem Gold seine Kinder und Familie vernachlässigt zu haben. Er bittet Gott, Frieden zu stiften und schwört der Schatzsuche ab. Tatsächlich erfüllt sich seine Bitte. Nach langen Jahren kehrt erstmals wieder bescheidener Wohlstand auf der Farm ein. Die Krater sind zugeschüttet, die Felder werden bestellt. Darling Jill heiratet den dicken, treuen Sheriff Pluto, und auch die Eheleute Buck und Griselda finden wieder zueinander... Bis eines Tages der Pflug Ty Tys einen alten, rostigen Spaten aus der Erde reißt. Ein Zeichen! Und Ty Ty beginnt erneut zu graben. Doch noch behalten die Frauen bei der Feldarbeit die Zügel in der Hand.
Anthony Manns Caldwell-Verfilmung war ein eher untypischer Ausflug in die Gefilde seines Regiekollegen Elia Kazan. Hatte Mann bisher als kompetenter Experte für Kriegs- und Westerngeschichten überzeugt, so wußte er hier mit seiner Familiensaga zu überraschen, die dem grimmigen Realismus der Depressionszeit und den bigotten Moralvorstellungen der 50er Jahre mit überwältigend schrägem Humor und einer für damalige Verhältnisse gewagten sexuellen Freizügigkeit begegnete. Vor allem die ebenso üppige wie leichtgeschürzte Tina Louise, als Griselda in ihrem Filmdebüt, war den Sittenwächtern damals ein Dorn im Auge. Ungleich auffälliger freilich die anrührende Leistung des eigentlich viel zu jungen Hauptdarstellers Robert Ryan, der in seinem dritten Film für Anthony Mann - nach dem Western "Nackte Gewalt" und dem Kriegsfilm "Tag ohne Ende", mit schlichter Autorität, Bauernschläue und Schlitzohrigkeit einen bäuerlichen Patriarchen verkörpert, dem bei seiner Suche nach Glück und Gold die 'Familienbande' außer Kontrolle zu geraten droht.   113 min

21.15 Uhr        ZDF
Ein Heiliger für alle Fälle
Reportage: Der Kult um Padre Pio. Wohin man auch schaut - Padre Pio schaut zurück. Ob auf Ikonen, Anhängern, aufklappbaren Plastikgitarren oder Schmuckkästchen. Überall im italienischen San Giovanni Rotondo ist das Konterfei des umstrittenen Gottesmannes zu sehen. Der 31-jährige Pio sorgte 1918 für großes Aufsehen, als er an Händen, Füßen und auf der linken Seite der Brust zu bluten begann. Die Geschichte vom Kapuziner mit den Wunden Jesu sprach sich herum, verärgerte Rom und machte aus dem Bergdorf einen Wallfahrtsort. Im vergangenen Jahr pilgerten fast acht Millionen Menschen zu Grab des Mannes, der nächsten Sonntag seliggesprochen wird.   30 min

Ja, so eine PR-Möglichkeit lässt sich JP II. natürlich nicht entgehen. Er spricht einfach jeden selig. Das neueste, in Italien gefeierte Wunder wird ihm da gerade recht kommen:

Ist es ein Wunder - oder nur das Ergebnis einer ärztlichen Fehldiagnose? Mit diesen Fragen beschäftigt sich Italiens Öffentlichkeit, nachdem ein 22-jähriger Sizilianer plötzlich aus dem Koma erwacht ist. Einen „unumkehrbaren Zustand” hatten die Ärzte im Krankenhaus von Modica festgestellt. Doch dann kam der katholische Pater Enzo ans Sterbebett. Er betete für den Patienten, legte ihm eine Locke auf die Stirn - und zur großen Überraschung aller zeigte Giorgio wieder Lebenszeichen. Es waren Haare von Padre Pio (1887-1968), einem süditalienischen Kapuzinermönch. An ein Wunder glaubt auch die Mutter, während die behandelnden Ärzte ziemlich verlegen wirken. „Klinisch tot hatten wir ihn ja noch nicht erklärt”, sagte ein Arzt, „doch wir sahen den Fall wirklich als hoffnungslos an.” Dennoch habe man eine Therapie versucht - und vielleicht sei das Erwachen ja eine Reaktion darauf. [WAZ / 23.4.99]


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