Medien-Tips & mehr... 19.-26.2.99
Noch'n Tip? Oder möchtet ihr einen Kommentar loswerden? E-mails bitte an Heike Jackler.


„Wir erwarten von unserer Landeskirche, dass sie den Arier-Paragraphen - entsprechend dem von der Genaralsynode beschlossenen Kirchengesetzt - schleunigst und ohne Abschwächung durchführt, dass sie darüber hinaus alle fremdblütigen evangelischen Christen in besondere Gemeinden ihrer Art zusammenfasst und für die Begründung einer judenchristlichen Kirche sorgt.”

(Deutsche Christen DC, Berlin 1933)

Sieben Wochen ohne

Der zeitweise Verzicht auf Fernsehen, Radio oder das Internet steht im Mittelpunkt der diesjährigen Fastenaktion „Sieben Wochen ohne” der evangelischen Kirche in Deutschland. Immer mehr Menschen fühlen sich angesichts der unüberschaubaren Informationsflut nicht besser informiert, sondern desorientiert, erklären die Organisatoren der  Aktion.  Mit dem Motto „MedienLos” werde aber nicht für einen grundsätzlichen Verzicht pläderiert. Sondern dafür, in diesen sieben Wochen das eigene, private Medienverhalten kritisch unter die Lupe zu nehmen.

Diesen Aufruf kann ich nur voll unterstützen. Auf einigen Schwachsinn in den Medien kann wirklich getrost verzichtet werden, als da wären: „Das Wort zum Sonntag”, „Fliege”, die „Jesusgeschichten” im Kinderkanal, massenweise Gottesdienstübertragungen und etliche Sendungen des Kirchenfunks. Also, übt Verzicht!

 

Freitag, 19. Februar 99

14.30 Uhr        B 3
Schriften aus dem Untergrund 1933-1945 (1)
Zweiteilige Dokumentation über publizistischen Widerstand gegen den Nationalsozialismus: „Bist du ein Freund der Freiheit...?”  30 min

Ein Beispiel des kirchlichen „Widerstandes” nach Unterzeichnung des Konkordates 1933: „...Vor aller Welt ist nun bewiesen, dass Reichskanzler Adolf Hitler nicht bloß große Reden halten kann wie seine Friedensrede, dass er auch Taten wirken kann von weltgeschichtlicher Größe wie das Reichskonkordat ... Uns kommt es aufrichtig aus der Seele: Gott erhalte unserem Volk unseren Reichskanzler.” So der Münchener Erzbischof Faulhaber.

19.05 Uhr        DLR Berlin      RADIO
Mörder im Vorübergehen
Erinnerungen eines ehemaligen SS-Mannes. Feature aus der Reihe WortSpiel.

21.00 Uhr        Phoenix
Weniger ist mehr
Dokumentation
. Nachdenken über den Verzicht. Der Film zeigt u.a. Menschen der Basisgemeinde „Wulfenhagener Hütten”, die konsequent nach der Bergpredigt leben wollen.  45 min

Konsequent nach der Bergpredigt leben? Zur Bergpredigt gehört auch folgender Text:

Ihr habt gehört, daß zu den Alten gesagt worden ist: „Du sollst nicht töten; wer aber jemand tötet, soll dem Gericht verfallen sein.” Ich aber sage euch: „Jeder, der seinem Bruder auch nur zürnt, soll dem Gericht verfallen sein; und wer zu seinem Bruder sagt: Du Dummkopf!, soll dem Spruch des hohen Rates verfallen sein; wer aber zu ihm sagt: Du Narr!, der soll dem Feuer der Hölle verfallen sein...” Ihr habt gehört, daß gesagt worden ist: „Du sollst nicht die Ehe brechen.” Ich aber sage euch: „Wer eine Frau auch nur lüstern ansieht, hat in seinem Herzen schon Ehebruch mit ihr begangen. Wenn dich dein rechtes Auge zum Bösen verführt, dann reiß' es aus und wirf' es weg! Denn es ist besser für dich, daß eines deiner Glieder verlorengeht, als daß dein ganzer Leib in die Hölle geworfen wird.” Mt. 5; 21,22,27-29

22.30 Uhr        ARTE
Calcutta
Eine Doku ('68) des französischen Meisterregisseurs Louis Malle
Zu den bevorzugten Motiven gehören religiöse Waschungen, Hochzeitszeremonien, die Verbrennung von Toten und Demonstrationsszenen. Das Ergebnis zeigt hautnah den Verfall einses Landes, geizte aber mit Hintergrundinformationen, so ein Kritikerurteil. 95 min

23.00 Uhr        WDR
Abschied vom Gottesstaat?
Iran - 20 Jahre nach der Revolution. Über den Machtkampf zwischen den Anhängern des totalitären Gottesstaates und den Verteidigern des modernen toleranten Islam.
Für ihre Dokumentation über den Iran haben Thomas Giefer und Ahmad Taheri auch die bekannten Oppositionspolitiker Dariusch und Parvane Fotuhar befragt. Es war eins ihrer letzten Interviews, denn kurz darauf, im November des vergangenen Jahres, wurde das Ehepaar erstochen. Dies war der Beginn einer Mordserie, zu deren nächsten Opfern der Soziologe und 
Schriftsteller Madschid Scharif und der Dichter Mohammad Mochtari gehörten. Wer ist verantwortlich für die Morde? Revolutionsführer Ali Khamenei machte ausländische Mächte verantwortlich, iranische Zeitungen verdächtigten offen die konservative Fraktion des Landes. Im Iran herrscht ein Richtungskampf um die Zukunft des Staates, nachdem der liberale Geistliche Mohammad Khatami 1997 mit über 70 Prozent der Stimmen zum Staatspräsidenten gewählt wurde. Doch seine Macht ist stark eingeschränkt, den ihm steht eine konservative Mehrheit in Parlament und Regierung gegenüber. Streitkräfte, Geheimdienst, Polizei, Justiz und Medien beherrscht zum Beispiel Khamenei, Nachfolger von Ajathollah Khomeni. Dieser hatte vor 20 Jahren, am 02. April 1979, die "Islamische Republik Iran" gegründet, den weltweit ersten islamischen Staat. Durch 
einen Voksaufstand war zuvor der Schah Reza Pahlewi gestürzt worden. Heute lehnen sich vor allem die Studenten gegen seine Nachfolger auf. Nimmt der Iran 20 Jahre nach der Revolution langsam Abschied vom Gottesstaat? Der Film betrachtet die derzeitige Situation und die Stimmung in der Bevölkerung, blickt aber auch auf die Anfänge und Entwicklung der Revolution zurück. 45 min

Ein Tip von Rudolf Ladwig:
Eine sehr analytische und gleichwohl literarisch anspruchsvolle Darstellung des Umbruchsprozesses in Persien, zwischen Schah-Regime und Mullah-Regime, hat ein polinischer Journalist und Schriftsteller vorgelegt. Wer als BürgerIn eines eher freiheitlichen Staates eine Ahnung von der destruktiven Kraft eines Spitzel- und Terrorsystems bekommen möchte, wird hier den eigenen Horizont erweitern können:
Ryszard Kapuscinski: Schah-in-Schah; dt. 1986

23.05 Uhr        DLR Berlin     RADIO
Zwischen allen Stühlen
Eine Lange Nacht zum 100. Geburtstag von Erich Kästner.

 

Samstag, 20. Februar 99

13.05 Uhr        ARD
Legalisieren oder kriminalisieren?
Thema u.a. im Europamagazin. Wie unterschiedlich Schweden und Holland die Prostitutions-Kriminalität bekämpfen  40 min

20.15 Uhr        B 3
China: 5000 Jahre Zivilisation (2)
Im achten Jahrhundert v.u.Z. beginnt in China eine Ära geistigen Aufbruchs. Sie wird u.a. den Philosophen Konfuzius hervorbringen.  60 min

20.15 Uhr        ARTE
Monty Python Live at the Hollywood Bowl
Special
mit den Brit-Komikern
Philosophen-Fußball mit Kant als Vorstopper. Ein Besuch im Ministerium für alberne Gangarten... Die Klassiker dürfen nicht fehlen, wenn Arte an den Auftritt des Komiker-Sextetts auf der Freiluftbühne der Hollywoood Bowl erinnert. Ergänzt um Trick- und Filmsequenzen, enttarnt das Spektakel von 1982 die Welt als Schauplatz lächerlicher Katastrophen.  25 min

22.30 Uhr        ARD
Scheibenwischer
Politisches Kabarett mit Dieter Hildebrandt
Am 23. Februar wäre Erich Kästner 100 Jahre alt geworden. Aus diesem Anlass hat Dieter Hildebrandt ein Ensemble von Schauspielern geladen, das einen Kästner-Abend für Erwachsene im Programm führt. Erich Hallhuber, Christoph Weber, Andreas Wimberger, Angela Roy und die Jürgen Knieper Combo zeigen in Ausschnitten ihre Hommage an den Autor des Kabaretts „Die kleine Freiheit”.  45 min

 

Sonntag, 21. Februar 99

10.15 Uhr        BR
Aus Sternenstaub
Der Mensch im Kosmos. Film über die Sinnsuche - Herausforderung an den christlichen Glauben. Aus der Reihe Stationen (Kirchenfunk45 min

22.05 Uhr        VOX
1492 - Die Eroberung des Paradieses
Abenteuer-Film
USA/GB/F 1992
Eigentlich wollte er nach Indien - und landete in Amerika. Ein kühner Plan: Im Jahr 1492 schlägt Christoph Kolumbus an der Universität von Salamanca vor, eine Seereise westwärts nach Indien zu unternehmen. Die Gelehrten, allen voran die katholische Kirche, halten das Vorhaben für keine gute Idee - ihrem festgefügten Weltbild droht Gefahr. Zum Glück hat Königin Isabella von Kastilien ein offenes Ohr für den Abenteurer. So sticht Kolumbus mit drei Schiffen in See.  145/175 min

Erst war die Kirche dagegen. Aber dann ergriff sie die Gelegenheit beim Schopf, soviele neue Seelen für ihren Gott zu gewinnen, egal ob sie wollten oder nicht. Viele, die nicht missioniert werden wollten, bezahlten dies mit dem Leben. Welche Regeln die Missionare aufstellten, beschreibt ein Bericht von Schiller. Darin heißt es u.a.: „Wer einen Tag zubringt, ohne eine Handlung des Hasses und der Verfluchung wider einen Europäer vorgenommen zu haben, wird zum ewigen Feuer verdammet werden.”

 

Montag, 22. Februar 99

14.35 Uhr        DLR Berlin     RADIO
Angst vor dem Halbmond
MerkMal
: Antiislamismus in der europäischen Geschichte

18.30 Uhr        Phoenix
Das Tier Mensch (4): Biologie der Liebe
Doku
-Reihe   45 min

20.06 Uhr        WDR 3     RADIO
Das kosmische Konzert der Superstrings
Radiofeature
: Physiker fahnden nach der Weltformel

22.30 Uhr        N 3
Arena: Georg C. Lichtenberg.
Magazin
mit einem Beitrag zum 200. Todestag
Sudelbücher” nannte er die Notizhefte, in denen er Aphorismen, Erkenntnisse und Erlebnisse festhielt. Ihrem Witz verdankt der Naturforscher und Schriftsteller (1742-1799) seinen bis heute anhaltenden Ruhm. Anlässlich seines 200. Todestages am 24.2. würdigt u.a. der Dichter und Humorist Robert Gernhardt den Autor.  30 min

Eines seiner Zitate: „Was hilft alle Aufklärung, alles Licht, wenn die Leute entweder keine Augen haben oder die, die sie haben, vorsätzlich verschließen.”

23.00 Uhr        B3
Erich Kästner - Die Geschichte eines lächelnden Moralisten
Doku
über das Leben des Schriftstellers Erich Kästner, dessen Geburtstag sich morgen zum 100. Mal jährt.  45 min

23.00 Uhr        RTL
anders Trend
das schwule Magazin” nicht nur für Homosexuelle
Das erste Mal: „anders Trend” schafft für homosexuelle Menschen eine Plattform im deutschen Fernsehen. Die Enttabuisierung und das Ende von Angst und Diskriminierung stehen auf den Fahnen der Verantwortlichen. Dazu beitragen sollen Themen wie Coming-out, Probleme und Interessen von Homosexuellen. Moderator ist Georg Uecker. RTL plant vorerst nur eine einzige Ausgabe. Sollte das Magazin aber den Nerv der Zuschauer treffen, „kann ich mir auch eine ganze Staffel vorstellen”, so Produzent André Zalbertus. 60 min

Gratulation an RTL zu diesem Magazin, aber bitte nicht als Eintagsfliege. Die Gleichstellung muss auch in den Medien erfolgen.

23.30 Uhr        WDR
Beruf: Folterer
Aus der Reihe Fenster zur Welt   45 min

 

Dienstag, 23. Februar 99

19.05 Uhr        DLF RADIO
Wir leben nicht, wir sind noch tot
Das Feature:
Vergessene Opfer des Holocaust

19.05 Uhr        DLF Berlin     RADIO
Ich bin ein Deutscher. Zum 100. Geburtstag von Erich Kästner
WortSpiel: Als 1933 der Reichstag brannte, war Erich Kästner gerade in Zürich. Die dort eintreffenden Emigranten - Schriftstellerkollegen und Freunde - beschworen ihn, nicht nach Deutschland zurückzukehren. Er tat es dennoch. Auch seine Bücher wurden am 10. Mai 1933 auf dem Scheiterhaufen verbrannt. Kästner erhielt Berufsverbot. Dennoch blieb er im Land. Durch seine Arbeit als Autor für Kabaretts, Theater, Rundfunk, Zeitungen und Zeitschriften ist Kästner bekannt, einem breiten Publikum aber mehr als Kinderbuchautor. Kästner war ein Außenseiter, politisch, literarisch und privat. Er passte in keine Richtung, wollte sich nicht festlegen lassen. Er war unverheiratet, kinderlos und mutterhörig. Nach 1945 verschlug es ihn nach München, wo er mehrere Kabaretts gründete, für amerikanische Zeitungen arbeitete und Präsident des deutschen PEN-Clubs wurde. Erich Kästner starb am 29. Juli 1974.

19.15 Uhr        Phoenix
Das Tier Mensch (5): Die unsterblichen Gene
Doku-Reihe
: Was ist der Grund für unsere extreme Zuwendung und Liebe unseren Kindern gegenüber? Die Schmerzen während der Geburt? Die verletzlichen Züge eines Kindes? Ihr herzzerreissendes Weinen oder unser eigenes Streben nach Unsterblichkeit? Desmond Morris begibt sich auf die Suche nach Faktoren, von denen sich Eltern manipulieren lassen und fahndet nach den biologischen Auswirkungen der Generationsunterschiede.   45 min

0.40 Uhr        ZDF
Wo bleibt das Positive, Herr Kästner?
...wurde „Deutschlands hoffnungsvollster Pessimist” gelegentlich gefragt. Heute jährt sich Erich Kästners Geburtstag zum 100. Mal. Er wurde vor allem durch seine Kinderbücher berühmt, war aber auch ein Autor für Erwachsene: In seinen Romanen attackierte er stets die verlogenen Grundsätze seiner Zeitgenossen. In dem Film wird Kästner Lebensgeschichte nachgezeichnet. Dabei kommen auch wichtige Biographen wie Werner Schneyder und Sven Hanuschek zu Wort.   45 min

 

Mittwoch, 24. Februar 99

14.00 Uhr         SWR
Dass mich hier nichts hält
Dokumentation
über eine Sterbebegleiterin. „GegenWERTiges” ist eine neue Reihe über die Frage „Welchen Wert haben Grundwerte”.  30 min

Ich fürchte, dies ist eine neue Reihe des Kirchenfunks, d.h. Grundwerte gleich christliche Werte. Die Sendung preist nämlich idea spektrum an.

Eine Stellungnahme zum Entwurf der Richtlinie der Bundesärztekammer zur ärztlichen Sterbebegleitung und den Grenzen zumutbarer Behandlung gibts von Monika Bobbert und Micha Werner.

20.45 Uhr         ARTE
Geschichte des Rechtsextremismus in Frankreich (2)
Rechtsradikales Denken in Frankreich ist älter als der Front National. Um die Jahrhundertwende hatte der Schriftsteller Charles Maurras nationalistisches Gedankengut verbreitet. Der letzte Teil der Dokumentation zeigt, aus welchen Quellen sich die Ideologie Le Pens und seiner Anhänger sonst noch speist.  55 min

21.05 Uhr        DLF      RADIO
100 Jahre und ein Tag
Querköpfe
: Tresenlesen gratuliert Erich Kästner zum Geburtstag

 

Donnerstag, 25. Februar 99

20.10 Uhr        DLF     RADIO
Gespenst der Moderne?
Zur Konjunktur des Fundamentalismus  50 min

20.45 Uhr        ARTE
Eltern, kümmert Euch um Eure Kids!
Themenabend.

21.40 Uhr: Eltern vor Gericht
Reportage. Wenn Eltern für die Straftaten ihrer Kinder geradestehen müssen.
21.40 Uhr: Gesprächsrunde
22.25 Uhr: Die Elternschule

In Großbritannien setzt sich die Labou-Regierung verstärkt für die präventive und repressive Verbrechensbekämpfung ein. Das neue Gesetz des „parenting order” verpflichtet Eltern von gewalttätigen Kindern zu Teilnahme am Erziehungsunterricht.  
23.20 Uhr    Gesprächsrunde  200 min

In Frankreich standen Eltern auch vor Gericht. Aber nicht, weil die Kinder gewalttätig waren, sondern weil die Eltern ihre Töchter durch Verstümmelung der Klitoris und Schamlippen misshandelten. Endlich haben afrikanische Frauen es gewagt, aus der Tradition auszubrechen und ihre Eltern anzuzeigen. Die Beschneiderin wurde zu acht Jahren und die Eltern zu zwei Jahren Haft verurteilt. Bravo!

21.00 Uhr        ARD
Alterversorgung bei Nonnen
Thema u.a. bei Kontraste: Nach dem Austritt droht die Sozialhilfe  45 min

Beim Ausstieg hört da wohl die Nächstenliebe der christlichen Kirchen auf.

22.00 Uhr        B 3
Living Buddha
Preisgekrönte Doku über die Suche nach dem 17. Karmapa Tibets.
1981 starb der Lama Gyalwa Karmapa, das neben dem Dalai Lama höchste geistliche Oberhaupt Tibets. Wie alle seine Vorgänger hinterließ er eine Prophezeiung, wo er widergeboren würde. Die Suche nach dem 17. Karmapa, seine Entdeckung in Gestalt eines siebenjährigen Kindes und dessen feierliche Inthronisation hat Clemens Kuby dokumentiert. Es gelingt ihm dabei, den geistigen Kosmos der Tibeter in grandiose Bilder zu übersetzen und die buddhistische Lehre von der Reinkarnation, der Widergeburt, nachvollziehbar zu machen. Die Doku wurde 1995 mit dem Bayerischen Filmpreis ausgezeichnet.  130 min

Nicht dass ihr denkt, ich könnte den geistigen Kosmos und die Reinkarnation nachvollziehen. Es ist der größte Schwachsinn. Und was mit dem Kind passiert, ist eindeutig seelische Grausamkeit und Missbrauch. Es ist kein Wunder, dass dieses Kind sich später selbst für einen Buddha hält. Die Indoktrination ist heftig genug und setzt sehr früh ein. Mehr über Buddhismus hier.

22.15 Uhr         SWR
Verschwunden im Happy Valley?
Über die Besserungsanstalten der Scientologen: 1995 verschwand über Nacht die führende Scientologin Wiebke H. aus Hamburg. Bis heute ist sie nicht aufgetaucht. Der Film führt in die USA, in das „Rehabilitationszentrum” Happy Valley, in dem sich Wiebke H. vermutlich aufhält. Noch nie gezeigte Aufnahmen und viele brisante interne Materialien über die Arbeitsweise des Scientology-Geheimdienstes und das subtile System der Strafen verdeutlichen das menschenenverachtende Gesicht der Organisation.  45 min

Hier gehts zur Homepage eines Aussteigers.

22.15 Uhr         B1
Scheibenwischer
Kabarett
anlässlich des 100. Geburtstages von Erich Kästner 45 min

23.00 Uhr         ARD
Der Schein des Anstoßes
Schwangerenberatung im Gespräch
Lizenz zum Töten - so nennen einige den Schein, der für eine straffreie Abtreibung nötig ist. Nachdem Johannes Paul II. '98 die Arbeit in den Konfliktberatungsstellen als nicht moralisch bezeichnet hatte, entbrannte ein Streit. Heute entscheiden die deutschen Bischöfe, ob und wie es mit ihrer Arbeit weitergeht. Dazu äußern sich u.a. Bischof Karl Lehmann und die kirchenpolitische Sprecherin der Grünen, Christa Nickels30 min

Die Katholische Frauengemeinschaft Deutschland (kfd) hat an die Bischöfe appelliert, im staatlichen Beratungssystem für Frauen im Schwangerschaftskonflikt zu bleiben. Die Kirche dürfe die Beratung, bei der es um Leben und Tod gehe, nicht allein anderen Gruppierungen überlassen. (aus: WAZ / 25.1.99)

Warum glauben die katholischen Frauen eigentlich immer noch, sie hätten Einfluss auf die Macht in der Kirche. Sie sollten es mittlerweile besser wissen.

 

Freitag, 26. Februar 99

8.30 Uhr         HR 2     RADIO
Schlagen, mahnen oder loben?

Eine kurze Geschichte der Kindererziehung. 15 min

Die Bibel rät Folgendes zur Kindererziehung: „Erspar dem Knaben die Züchtigung nicht, wenn du ihn schlägst mit dem Stock, wird er nicht sterben. Du schlägst ihn mit dem Stock, bewahrst aber sein Leben vor der Unterwelt.” (Buch der Sprüche, 23:13-14) 
Luther dagegen ging noch einen Schritt weiter: „Lieber ein toter Sohn als ein ungezogener” gab er zur Kindererziehung von sich.

14.30 Uhr         B 3
Schriften aus dem Untergrund 1933-1945 (2)
Dokumentation  30 min

Noch ein Beispiel kirchlichen Widerstandes? „Über die einzelnen Abmachungen hinaus hat dieses Konkordat sodann eine große Bedeutung als tatsächliche Anerkennung des Nationalsozialismus als rechtmäßige Macht in Deutschland durch den Heiligen Stuhl. Dadurch wir abermals dem katholischen Volksteil der innere und freudige Zugang zum neuen Staat weit geöffnet.” So der Braunschweiger Theologieprofessor und Kirchenhistoriker Josepf Lortz 1933.

14.45 Uhr         Phoenix
Katholische Deutsche Bischofskonferenz
Vor Ort:
Lingen-Holthausen: Abschlusspressekonferenz 

Heute geht's um den Schein: Die Schein-heiligen Bischöfe befinden sich in einer Zerreissprobe: Wem gehorchen sie mehr? Dem Papst, der die Abschaffung der Schwangeren-Konfliktberatung mit Schein will, ihrem Gewissen, das um die soziale Not der Frauen und Familien weiß, oder dem Geld? Die maßgeblichen Politiker haben nämlich verkündet, die Förderung der katholischen Schwangerenberatung einzustellen, wenn der Schein nicht mehr ausgestellt wird. Ich hoffe, die Politiker stehen zu ihrem Wort.

Doch an der Basis laufen Vorbereitungen für den „Notfall”: So ruft die von der Amtskirche unabhängige Aktion „Frauenwürde” zu Spenden auf, um die gesetzliche Beratung selbst weiterzuführen. Auch der direkt dem Papst unterstellte „Deutsche Orden” bot sich an. (Frankfurter Neue Presse / 11.1.99)

19.05 Uhr         DLF RADIO                                
Die Lange Nacht des Maultiers
Das Feature
: Literatur und Krieg in Algerien

23.40 Uhr         ARTE
Andrej Rubljow
Monumentalfilm
, UdSSR 1966-69. Der russische Ikonenmaler Andrej Rubljow (1360-1430) wird Zeuge der menschenverachtenden Machtpolitik der Kirche.    198 min

Um 1400. Der Mönch Andrej Rubljow (Anatoli Solonizin) wird Schüler und Gehilfe des berühmten Ikonenmalers Theophan (Nikolai Sergejew). Theophan wird von düsteren Ahnungen heimgesucht; außerdem erfährt man, dass der Großfürst mehrere Künstler hat blenden lassen, damit sie für seinen jüngeren Bruder keine vergleichbaren Kunstschätze schaffen können. Andrej glaubt an die Welt und an die Schönheit. Aber als er in einer Kirche das Jüngste Gericht malen soll, beginnt er zu zweifeln. Denn für den aufklärerischen Andrej ist das Jüngste Gericht das, was die Menschen aus ihrem Leben machen. Er legt die Arbeit nieder. Der jüngere Bruder des Großfürsten fällt an der Spitze einer Armee in das Land ein. In dem Gemetzel, das seine Soldaten anrichten, erschlägt Andrej einen Menschen, um eine Frau vor einer Vergewaltigung zu bewahren. Damit sind seine Ideale nachhaltig erschüttert. Theophan erscheint ihm als Geist. Und jetzt gibt Andrej seinem Pessismismus Recht. Er legt ein Schweigegelöbnis ab und hört auf zu malen. Doch dann begegnet er Boriska (Nikolai Burljajew), dem Sohn eines verhungerten Glockengießers. Boriska hat sich verpflichtet, im Auftrag des Großfürsten eine riesige Glocke zu gießen. Fasziniert beobachtet Rubljow, wie Boriska, obwohl fast noch ein Kind, den Auftrag ausführt. Andrej bricht sein Schweigen und bittet Boriska, mit ihm zu kommen. In einem Kloster will er die Kirche ausmalen, Boriska soll die Glocken gießen...

Der rund dreistündige CinemaScope-Film war in der UdSSR bis zum Dezember 1971 verboten. Offiziell hieß es, der Film gebe ein verzerrtes und negatives Bild vom Leben im damaligen Rußland. Wahrscheinlich aber sah man in Rubljows Hoffnungen und Träumen allzu viele religiöse Aspekte und in seiner skeptischen Suche nach neuen Formen und Inhalten ein Plädoyer für die Freiheit des Künstlers.

Der schwarzweiße Film, der lediglich in seinen Schlussszenen, in denen er Ikonen Rubljows zeigt, farbig wird, ist meisterhaft gestaltet. Szenen von visionärer Kraft und Vitalität werden unterbrochen von philosophischen Exkursen; formale Akzente wie Zwischentitel, Zeitlupenaufnahmen und Standbilder sind raffiniert gesetzt. Der episch breite Bericht aus einer Zeit voller Gewalttaten und Hass kreist immer wieder um das Problem des Künstlers, der ein Werkzeug in der Hand der Mächtigen und ihrer Ideologien ist. Eine Schlüsselszene des Films, gleichzeitig ironisch und von einer verzweifelten Hoffnung erfüllt, ist der Glockenguss, den Boriska angeblich nach einem ererbten Geheimrezept seines Vaters durchführt. In Wirklichkeit, so vertraut der Junge Rubljow an, gibt es überhaupt kein Geheimrezept; er hat den Mythos des Vaters nur benutzt, um seine eigenen Fähigkeiten beweisen zu können. (Quelle: Reclams Filmführer)

„Ich bin für eine Kunst, die dem Menschen Hoffnung und Glauben gibt. Je hoffnungsloser die Welt ist, von der ein Künstler erzählt, um so deutlicher wird er vielleicht das ihr entgegengesetzte Ideal erspüren lassen – sonst lohnt es sich nicht zu leben.“ (Andrej Tarkowskij)

Andrej Tarkowskij, geboren am 04. April 1932, gehört zu den wichtigsten Regisseuren des sowjetischen Kinos. Nach dem erfolgreichen Studium an einer Moskauer Musikschule sowie an einer Kunstschule brach er sein Studium am Institut für Orientalistik ab und nahm an einer geologischen Expedition teil. 1954, nach seiner Rückkehr, bewarb er sich am VGIK, dem Staatlichen Allunionsinstitut für Kinematografie in Moskau (gegründet 1919). Sein bis 1960 dauerndes Studium schloss er mit dem Film DIE STRASSENWALZE UND DlE GElGE ab, der gleichzeitig seine Diplomarbeit darstellte. Tarkowskijs zweiter Film, IWANS KINDHEIT, gewann 1962 auf der Biennale in Venedig den „Goldenen Löwen“. Andrej Tarkowskij, im eigenen Land von staatlicher Seite gegängelt, im Westen von Cinéasten gefeiert, hatte während seiner Zeit in der UdSSR fortwährend Probleme mit Goskino, dem Staatlichen Komitee für das Filmwesen beim Ministerrat der UdSSR (jeder Film musste von diesem Komitee vor Produktionsbeginn eine Genehmigung erhalten). Seine Filme wurden verboten, der Start verzögert und selbst dann kamen seine Werke nur vereinzelt zur Aufführung. 1982 durfte Tarkowskij nach Italien ausreisen, um seinen siebten Film, NOSTALGHIA, zu drehen. Aufgrund der anhaltenden Probleme mit Goskino blieb Tarkowskij im westlichen Exil. 1986 erhielt er aus Moskau die offizielle Einladung, in seine Heimat zurückzukehren und dort seine Arbeit fortzuführen. Die konnte er nicht mehr annehmen. Andrej Tarkowskij starb am 29. Dezember 1986 in Paris.
Arte zeigt Tarkowskijs Film ANDREJ RUBLJOW (1965) erstmals in der ursprünglichen Originallänge von 198 Minuten.
(Christian Barduhn)


zurück zum Archiv

Copyright © 1999,
Der Humanist