Finanzierung der Krankenhäuser in kirchlicher Trägerschaft

Beispiel:    Bremische Kirche (evgl.)

 

Im Diakonischen Werk Bremen e.V. haben sich 32 evangelische Einrichtungen (Altenheime, Kranken- und Hauspflege, Jugendhilfe, Beratungsstellen, Behinderteneinrichtungen usw.) mit insgesamt über 3000 MitarbeiterInnen zusammengeschlossen. Zur Diakonie in Bremen gehört auch ein Krankenhaus.

In Bremen war es nicht einfach, eine Antwort auf unsere Fragen zu erhalten:

Antwort auf unsere Anfrage:

Von: Verena Wache bek@magicvillage.de
An: jackler@tabu.ping.de
Datum: Dienstag, 28. März 2000 16:22
Betreff: Re: Erinnerung: Finanzierung der Krankenhäuser

Sehr geehrte Frau Jackler,

ich habe Ihre Anfrage an unsere Juristin, Frau Bornholdt, weitergeleitet. Frau Bornholdt bittet Sie nun, ihr Ihre Postanschrift mitzuteilen, damit Sie Ihnen direkt antworten kann. Desgleichen wäre es gut zu wissen, aus welchem Interesse heraus Sie über die Finanzierung Evangelischer Krankenhäuser mehr wissen möchten. Sind Sie in irgendwelchen Funktionen, für die dies Wissen für Sie wichtig ist? Es wäre schön, Näheres von Ihnen zu hören.

Bitte richten Sie Ihre postalische Anfrage an:

Bremische Evangelische Kirche
z.H. Frau Sigrid Bornholdt
Franziuseck 2-4
28199 Bremen

Vielen Dank!
Mit freundlichem Gruß
Verena Wache

[Hervorhebungen durch die Redaktion]

 

Offenbar kann ein einfaches Kirchenmitglied ohne "Funktion" - denn die Anfrage hätte ja durchaus von einem Mitglied sein können - bei der Bremischen Kirche nicht leicht an Informationen zur Krankenhausfinanzierung kommen. Für den Kirchensteuerzahler ist es nicht "wichtig", sein "Wissen" über den Anteil der Kirchensteuer im Krankenhauswesen zu erfahren?

Eine Juristin wollten wir nicht extra bemühen und machten uns auf der Homepage der Gliedkirche kundig. Dort heißt es:

Oft ist in letzter Zeit vom Geld die Rede, wenn das Gespräch auf die Kirche kommt. Wieviel kann ich sparen, wenn ich austrete? Wofür braucht die Kirche das Geld eigentlich? Wieviel Geld die Kirche einnimmt und wofür sie es ausgibt - all das kann man auf diesen Seiten erfahren.

Für ihre Arbeit braucht die Kirche Geld. Denn auch sie kann nur das weitergeben, was sie vorher erhalten hat.

In Deutschland beziehen die evangelische und die katholische Kirche ihre Einnahmen hauptsächlich durch die Kirchensteuer. Eingezogen wird sie vom Staat, der sie dann an die Kirchen weiterleitet. In Bremen beträgt die Kirchensteuer acht Prozent von der Lohn- bzw. Einkommenssteuer; in den meisten anderen Landeskirchen sind es neun Prozent.

Es wird oft gefragt, ob das System des staatlichen Einzugs der Kirchensteuer richtig ist. Wir meinen, ja; denn es hat zwei wesentliche Vorteile.

Erstens: Die Last wird auf viele Schultern verteilt. Die Bremische Evangelische Kirche richtet jeden Sonntag, oft auch alltags, Gottesdienste aus, sie tauft, konfirmiert, traut und beerdigt. Sie veranstaltet Gesprächskreise, Seminare, Vorträge, Kinder-, Eltern-, Jugend- und Seniorengruppen, Ausflüge, Freizeiten und vieles andere mehr. Außerdem unterhält oder fördert sie eine ganze Reihe von Einrichtungen, die der Allgemeinheit zugute kommen, z. B. Kindertagesstätten, Familien- und Lebensberatung, Telefonseelsorge oder die Arbeit der Gemeindeschwestern. Für all das bezahlt jedes Kirchenmitglied seinen Teil - je nach dem zur Verfügung stehenden Einkommen. Das ist, eben weil viele an Kosten und Nutzen beteiligt sind, ein gerechtes und solidarischen System.

Zweitens: Die Kirchensteuer wird vom Staat eingezogen, der dafür in Bremen eine Verwaltungsgebühr von vier Prozent der eingenommenen Steuern einbehält. Im Vergleich zum Verwaltungsaufwand, der erforderlich wäre, wenn die Kirche ihre Steuern selbst einziehen würde, ist dies ein kostengünstiges System.

100 DM Kirchensteuer werden in Bremen folgendermaßen aufgeteilt:

Arbeit und Leben in den Gemeinden 72,57 DM, Gesamtkirchliche Dienste 10,26 DM, Unterhalt der Gebäude 7,83 DM, Organe und Verwaltung 4,52 DM, Verpflichtungen in der EKD 3,11 DM, Weltmission und –hilfe 1,71 DM.

 

Von Krankenhäusern, die von der Kirchensteuer und somit von den Mitgliedern mitfinanziert werden, ist also nicht die Rede.

Im Jahr 1997/98 gab es in der Bremischen Evgl. Kirche 2773 Kirchenaustritte, aber nur 584 Eintritte. Außerdem überstiegen die durch Tod ausgeschiedenen Mitglieder die Taufen um 1300.

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Copyright © März 2000  Der Humanist
Heike Jackler