Die Pfählung

Heute wollen wir Euche ein kurzes Märchen erzählen über den Wahnwitz der Enstehung eines seltsamen Kultes, der noch heutzutage unsere Gesellschaft prägt und uns Jahr für Jahr das Saufen und Feiern am Karfreitag vergällt.
Es war einmal vor zweitausend Jahren, da lebte im Imperium Romanum ein kleines, unbeugsames Volk.... . Nein, nicht Asterix und seine Gallier, sondern die Israeliten. Diese hatten zwar keinen Zaubertrank, dafür aber eine gestrenge Religion und einen rachsüchtigen, boshaften Gott, der ihnen, oder einen Teil von ihnen, Kraft und Mut im Kampf gegen die römischen Besatzungstruppen sowie alle liberalen, weltlichen und von der griechisch-römischen Zivilisation geprägten Juden gab. Besonders eifrig waren dabei die Zeloten – man nannte sie auch die Eiferer für das Gesetz oder den Glauben – die die Römer mit Terror- und Sabotageaktionen piesackten. Diese waren davon verständlicherweise nicht sonderlich erbaut und spießten jeden Terroristen, den sie habhaft werden konnten, auf einen Pfahl. Einmal, da mußten sie wohl einen der zelotischen Oberindiander erwischt haben, nichts ungewöhnliches eigentlich, und der Gespießte wäre sicherlich im Dunkel der Geschichte verschwunden, wäre da nicht ein gewisser Paulus gewesen. Dieser Mann ging zuerst rechtschaffenden Dingen nach, er jagte nämlich für die Römer die fanatischen religiösen Eiferer. Doch durch unglückliche Umstände, er erlitt auf der Jagd nach den Feinden Roms einen epileptischen Anfall und will seltsame Stimmen gehört haben, die ihn dazu brachten, zum Feind überzulaufen. Dieser Jagdunfall sollte üble, üble Folgen für die Nachwelt haben. Fortan engagierte er sich für den Kampf gegen Rom, bereiste andere Provinzen, um Geld und neue Anhänger zu gewinnen. Um seiner Sache Nachdruck zu verleihen, besann er sich auf den obengenannten gespießten Zeloten, erfand einige Wundermärchen und vergottete ihn schließlich. Dabei verwässerte er die reine Lehre und verärgerte seine Kollegen in der alten Heimat. Während diese aber unbedeutend blieben, gedieh der neue Pauluskult aufs prächtigste und breitete sich über das ganze Römische Reich und darüber hinaus aus. In den ersten zwei bis drei Jahrhunderten hatten es die Anhänger der neuen Religion schwer, denn durch ihre aufrührerischen Taten und Terroraktionen, so zündeten sie 64 nach Spieß-Jupps Pfählung Rom an, verärgerten sie die römischen Obrigkeit. Als Dankeschön für den Feuerzauber ließ Nero alle Brandstifter, die er habhaft werden konnte, als lebende Fackeln nächtens seine Gärten erleuchten. Im vierten Jahrhundert kam die Wende dank Konstantin dem Schrecklichen. Er pflegte und hegte den schon in die Jahre gekommenen Kult und gestand ihren Führern viele Privilegien zu. Von nun an gingen Staat und Klerus eine besonders für letztgenannte Institution fruchtbare oder treffender ausgedrückt, furchtbare Symbiose ein. Mit vereinten Kräften wurd’ jetzt das Volk verarscht und ausgebeutet. Bis zum heutigen Tage. Auch in unserem Lande gibt es immer noch etliche Anhänger dieses Kultes. Man erkennt sie an um den Hals gehängten kleinen Miniaturpfählchen mit und ohne Gespießten oder auch an ihre Autos geklebten stilisierten Rindviechsymbolen. Letztgenanntes führt auf ein Zeichen der Urpaulaner zurück, mit dem sie sich untereinander im Zeitalter der römischen Rinderseuchenbekämpfung gegenseitig als Gläubige zu erkennen gaben.
So, liebe Besucher dieser Seiten, das war unser kleines Ostermärchen, jede Ähnlichkeit mit lebenden oder toten Personen, ob sie existiert haben oder nicht, mit historischen Gegebenheiten, ob erwiesen oder erfunden, mit Religionsgemeinschaften, ob vergangen oder leider noch immer aktiv, ist voll beabsichtigt.

Copyright © April 1998, Der Humanist
Thomas Schulz