Hi Egon,Dann schau Dir mal die Greueltaten von Saddam Hussein's Clan an...
Will ich gar nicht beschoenigen. Doch menschenverachtende Bombardements werden zu den gleichen Greueltaten...
War der irakische Angriff auf Kuweit etwa ein moralisches Verbrechen ?
Man darf hier nicht die Ursache und Wirkung vertauschen. Es ist wichtig, die Kausalitaet exakt zu erkennen, damit die Verantwortlichkeit dort bleibt, wo sie hingehoert.
Ende der 70er erschien es doch dem Westen so, dass der Irak mit Saddam Hussein zwar eine despotische aber stabile Regierung hatte, die den Frieden in der Golfregion aufrechterhalten konnte - mit westlicher Militaerhilfe natuerlich. Hatten die USA zuvor den Schah (Iran) - uebrigens der gleiche Despot wie Saddam - zum "Polizisten" der Region aufgerüstet, so waren alle Hoffnungen auf Stabilitaet durch die "Islamische Revolution" zunichte gemacht worden, die 1979 Ajatollah Chomeini an die Macht brachte. Saddams saekulares Regime erschien damals ploetzlich als Bollwerk gegen den Fundamentalismus. Der Irak wurde grosszuegig mit Waffen, technischem Geraet und Militaerberater aus dem Westen versorgt. Derart aufgeruestet konnte der schon damals als Despot bekannte Herrscher von Bagdad darangehen, seine (toll-)kuehnen aussenpolitischen Traeume zu verwirklichen.
Die instabile Lage im Iran liess ihm ein Eingreifen dort guenstig erscheinen. Zudem war die Grenze um den Fluss "Schatt el Arab" seit Jahrhunderten umstritten. Im September 1980 fielen seine Truppen in den Iran ein - strategisches Ziel: die Okkupation der suediranischen Provinz Chustistan mit ihrer arabisch sprechenden Bevoelkerung. "Ganz praktisch" war es da fuer Saddam, dass dort auch die reichen Oelfelder von Abadan und Khorramshar lagen, die 90 Prozent des iranischen Oels produzierten. Der militaerische Widerstand der Teheraner Mullahs war deshalb enorm. Im acht Jahre dauernden Gemetzel wurde der Irak vom Westen weiterhin enorm aufgeruestet. Frankreich lieferte wertvolle Exocet-Raketen, deutsche Firmen beteiligten sich am Aufbau einer Giftgasfabrik zur Produktion von chemischen Kampfstoffen. Erst 1988, zu Ende des Krieges, als Saddam gegen aufstaendische Kurden Giftgas einsetzte UND DIES DURCH MEDIEN IM WESTEN PUBLIK wurde, stellte man sich die Frage ob man nicht doch auf die falsche Karte gesetzt hatte. Dazu war es nun natuerlich zu spaet. Doch nur fuer die Politik. Der Reibach der Waffenindustrie war bereits laengst gemacht. Menschenrechte und Menschenwuerde? Ach, woher denn. Nur der maximale Profit zaehlte - koste es was es wolle. Ueber viele Leichen wurde gegangen...
Als der iranisch-irakische Krieg mit einem "Ermuedungs-Patt" endete waren zwar Saddams Ziele saemtlich gescheitert doch seine Auslandsschulden betrugen - bedingt durch die immensen Waffenimporte - unvorstellbare 100 Milliarden US-Dollar. Seine vom Westen technisch hochgeruestete Armee mit geschaetzten 500.000 bis 600.000 Mann war eine der groessten der Welt. Mit dem Schlag gegen Kuwait erlag Saddam der Versuchung, diese Schulden aus den Oelschaetzen des schwaecheren Nachbarn zu tilgen.
Wenn man noch die Entstehungsgeschichte des Iraks betrachtet (er entstand 1921 aus der Erbmasse des Osmanischen Reiches mit Geburtshilfe der Kolonialmacht Grossbritannien, die sofort eine pro-britische Koenigsfamilie einsetzte), sieht man, dass er von vornherein ein Kunstgebilde mit umstrittenen Grenzen und einer bunt gemischten Bevoelkerung aus Kurden, Arabern, Armeniern, Chaldaeern, Turkmenen und Iranern war.
Betrachtet man noch die Politik des "demokratisch legitimierten" Westens (der stets darauf pocht, die Menschenrechte mit dem Loeffel der Weisheit gefressen zu haben) gegenueber dem Irak in den letzten Jahren, wird evident, dass sie primaer von einem strikten Wirtschaftsembargo bestimmt war. Und zwar von einem - von westlichen Staaten durchgesetzten - Embargo, das vorsichtigen Schaetzungen zufolge etwa 100.000 Irakis alljaehrlich das Leben kostet.
Die Bedingungen, unter denen dem Irak bisher die Moeglichkeit geboten wurde, sich durch einen stark beschraenkten Verkauf von Erdoel auf dem Weltmarkt Devisen zu verschaffen, sind fuer einen souveraenen Staat inakzeptabel: 1/3 der Erloese soll den Ueberwachungskommissionen der UNO zur Finanzierung dienen, 1/3 ist der Kompensation von Kriegsschaeden gewidmet waehrend nur das letzte 1/3 zur Verbesserung der humanitaeren Lage im Irak verwendet werden soll. Und selbst hier sind es dann nicht die Irakis, die darueber verfuegen koennen, sondern es bleibt verschiedenen UNO-Oganisationen ueberlassen, diese Mittel fuer humanitaere Zwecke auszugeben.
Weiterhin wurden dem Irak US$ 200 Milliarden als Reparationsforderungen auferlegt, was jeden Iraki etwa eine Schuldenlast von US$ 10.000 aufbuerdet - bei einem jaehrlichen Pro-Kopf-Einkommen von etwa US$ 845. Und dann fliegt das Arschloch Powell in den Nahen Osten, um eine neue "Embargo-Front" gegen das land aufzubauen. "Schurke", faellt mir nur dazu ein.
Wenn man dann noch liest:
"...auf irakischer Seite ca. 100.000 tote Soldaten (geschätzt), auf alliierter Seite 130 Tote. Ca. 60.000 am Golfkriegssyndrom erkrankte US-Soldaten (Opfer irakischer Giftgaseinsätze)".
Heute weiss man: Auf irakischer Seite gab es etwa 20.000 Tote und 60.000 Kriegsgefangene. Es erkrankten fast 100.000 US-Soldaten am raetselhaften "Golfkriegssyndrom". Lange Zeit wurde eine unverantwortliche Impfpraxis als Ursache gehandelt, doch mittlerweile erhaertet sich der Verdacht, dass eine Kontamination mit Uranmunition (DU-Munition) zu den Erkrankungen fuehrte...
Haette man mit all dem Geld nicht wirklich HELFEN koennen? Im profitorientierten Kapitalismus hat aber an selbstloser Hilfe niemand wirklich Interesse.
Solch eine Argumentation kann ich nicht nachvollziehen ! Den Deutschen wurde jahrzehntelang vorgeworfen, daß sie gegen Hitler nichts unternommen haben,...
Sie haetten gar nichts gegen Hitler zu unternehmen brauchen. Sie haetten nur nicht MIT Hitler rennen muessen...
Uebrigens, hast Du Norman Finkelsteins Buch "Die Holocaust- Industrie. Wie das Leiden der Juden ausgebeutet wird." gelesen?
...unterdrückten Land für "etnische Säuberungen" verantwortlich ist; und schon schreien etliche los, daß dies zu weitgeht. Ich behaupte, daß dies nicht weit genug ging, der militärische Einsatz gegen Milosevic hatte Frieden und Freiheit für die Bevölkerung zum Ziel.
Hier stimme ich voellig EMÖ zu.
Auch im Falle Serbiens, respektive Ex-Yugoslawiens gab es jederzeit andere Moeglichkeiten...
Aktuelle politische Informationen zugrunde gelegt, wurden bei den Verhandlungen in Rambouillet nicht alle Massnahmen ergriffen, eine Lösung auf dem Verhandlungswege herbeizuführen. Doch nicht zuletzt das Versagen der Politik führte die Nato in die selbst geschaffene ultimative Situation, deren Gesichtswahrung nur durch das kollektive, aggressive Handeln der im Militärpakt zusammengeschlossenen Staaten möglich war. Andere Möglichkeiten hätte es bereits vorher gegeben. Entgegen den sich bereits damals abzeichnenden "Gewitterwolken" hat man z.B. im Friedensabkommen von Dayton das Kosovo explizit ausgeschlossen. Die jugoslawische Opposition wurde bei ihren Demonstrationen nach den Wahlen im Herbst 1996 vom Westen weder ideologisch noch finanziell unterstützt. Die vom Westen am 21.11.1995 ausgesetzten Sanktionen gegen Jugoslawien hatten verheerende Folgen gezeitigt. Die industrielle Produktion brach weitgehend zusammen; die Arbeitslosenquote lag 1996 faktisch bei 50 %, die Inflationsrate betrug etwa 100 %. Die soziale Situation war durch die Aufnahme von etwa 750.000 Flüchtlingen aus den Kriegsgebieten dramatisch verschärft worden (beim jetzigen Konflikt sind den betroffenen Anrainerstaaten laut NATO nicht einmal ein Drittel dieser Flüchtlingszahl zuzumuten). An Finanzhilfen des IWF war nicht zu denken, solange die Regelung der Auslandsschulden des ehemaligen Gesamt-Jugoslawien ungeklärt blieb. Alleine aus der (kroat.) Krajina wurden damals nahezu 300.000 Menschen (nach Serbien) deportiert (um die Wortwahl Joschka Fischers zu übernehmen). Wo waren hier die Stimmen des Westens zur sogenannten humanitären Hilfe?Betrachtet man jedoch Teile der historischen Entwicklung im Kosovo (ehemals Kerngebiet des serbischen Reiches), erfährt man, dass durch natürliche Bevölkerungszunahme die Zahl der albanischen Bevölkerung von 498.300 (anno 1948) auf 1,71 Millionen (1991) stieg. Dies bei einer Fläche von ca. 10.800 qkm, und somit etwa nur 25 % grösser als "mein" Regierungsbezirk Mittelfranken. Bei einem derzeitigen Nichtdeutschenanteil in der Nürnberger Bevölkerung in Höhe von etwa einem Drittel und einer theoretischen Zunahme dieser Quote auf etwa 90 % in den nächsten 30 Jahren (bei weiterhin deutscher Regierung) fällt es mir leicht, hier Prognosen zu treffen, die Konflikte prophezeien, welche denen im Kosovo nicht unähnlich sind. Politik ist eben auch oftmals eine Frage des Standpunktes &
8211; jedoch nie bei Menschenleben.#Herbert, was soll man denn Deiner Ansicht nach gegen solche skrupellosen Diktatoren unternehmen (wo es hinführt, wenn nichts unternommen wird hat die Welt ja bei Hitler gesehen)?
Heute sieht die Weltlage entschieden anders aus, als 1933 oder 1939. Es gibt es unzaehlige Moeglichkeiten zu handeln. Nur kostet das meistens Geld und Zeit.
...In meinen Augen hätte das Militär noch konsequenter vorgehen müssen, solange bis Milosevic gefaßt worden wäre; ebenso im Falle Saddams.
Daran bestand nie ein wirkliches politisches Interesse. Denk mal darueber nach...
Ich vertrete die Ansicht, daß wir uns mit den großen Problemen auseinandersetzen müssen solange sie noch klein sind.
Was waere denn passiert, wenn Saddam heute noch in Kuwait saese? Wer eigentlich "schuetzt" denn mit welchen Truppen und Waffen die Erdoelquellen im Nahen Osten? Waere in Nahen Osten kein Tropfen Oel, die Amis haetten auf ein Fuzzi-Land wie Kuwait geschissen (siehe China/Tibet).
...Lasse doch demnächst einfach Deine Wohnungstür immer geöffnet und Deine Autotür ebenso, solange niemand eine Missetat gegen Dein Eigentum ankündigt wird schon nichts passieren.
Aber Egon, dann kann ich auch davon ausgehen, dass "Herrscher" anderer Laender ihre weitreichenden Waffen auch auf die BRD richten - was sollte sie davon abhalten? Insbesondere meine ich Laender, die diese Waffen - im Gegensatz zu Saddam - schon lange gebaut haben (USA, GB, Frankreich, GUS,...).
Im übrigen geht es um Raketenabwehr, also um eine Schutzmaßnahme und nicht um eine Offensivmaßnahme.
Den Toten ist´s egal mit welchen Argumenten posthum argumentiert wird. Uebrigens kann man mit dieser Argumentation jedes Land bombardieren, dass keine demokratisch legitimierte Regierung (evtl. einen Diktator) sowie das Potential zum Raketenbau hat. Die Medien werden den Rest schon richten. Auch Israel "regiert" die Palaestinenser auf deren Gebiet despotisch und Israel wird auch zugestanden, weitreichende Raketen-Waffen zu besitzen. Aber primaer geht es stets um Geld. Schaut man in den Kongo, sieht man ein Gemetzel neben dem anderen. Die USA hat daran nur soviel Interesse, als dass es us-amerikanische Firmen sind, die sich die wertvollen Erz-Minen unter den Nagel reissen.
Sicherlich ist die Bezeichnung "Schurkenstaaten" nicht in jedem Falle zutreffend, denn es sollte nicht voreilig verurteilt werden. Im Falle Saddams ist die Bezeichnung allerdings gerechtfertigt.
Fuer die USA ebenso...
Herbert, also wärst Du für einen NATO-Einsatz gegen China wegen der Besetzung Tibets ? Stört es Dich lediglich, daß die NATO in einem Falle eingreift und in einem anderen nicht ?
Es geht doch nicht darum ob die Nato oder UNO in dem einen oder anderen Falle eingreift oder nicht. Es geht um die vermeintlich menschenrechtlichen Begruendungen. Dabei sind o.g. Organisationen nur Instrumentarien derjenigen Grossmacht, die dadurch am besten unter dem Deckmantel der Menschenrechte/-wuerde global agieren kann. Im Falle China setzt man auf Wandel durch Handel - klar, Hauptsache der Rubel rollt. Wie es den Menschen dabei ergeht ist scheissegal. Der Rest ist Farce...
Fakt ist jedenfalls, daß die Einwohner Kuweits eines der höchsten Einkommen weltweit hatten und auch die Sozialpolitik (z.B. Gesundheitspolitik) Kuweits war sehr vorteilhaft für die Bürger.
Fast 60 Prozent der Einwohner in Kuwait sind Auslaender. Diese Menschen kommen primaer aus Indien, Indonesien, etc.
Sie arbeiten als fast voellig rechtlose Gastarbeiter zu Billigstloehnen. Bei kleinsten Verstoessen wirft man sie aus dem Land oder verhaengt drakonische Strafen. Moderne Sklaverei, die fuer den Wohlstand einer nicht demokratisch legitimierten Oligarchie "sorgt".
Die Massen in der Region werden zwar primaer von den Herrschern instrumentalisiert und teils fanatisiert. Doch liefert nicht der Westen der islamischen Welt die Argumente? Im Nahen Osten (und auch in anderen islamischen Regionen) besteht ein waches "Gefuehl" fuer die postkolonialistische Attitueden "des Westens" (siehe Erdoelinteressen oder Waffen- und Truppenstationierungen in Saudi-Arabien). Jede Bevormundung wird - unabhaengig von der Frage, wie man zu Saddams Regime steht - von den Irakis strikt abgelehnt.
"Der Westen" gehoert m.E. sowenig nach Saudi-Arabien, Kuwait oder Irak wie nach Tibet.
mfg
Herbert