Waffen, Schützenvereine und Medien

Der Humanist: Gesellschaft und Medien: Waffen, Schützenvereine und Medien
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Andreas Reif am Donnerstag, den 25. Mai, 2000 - 09:55:

Hallo, ich gehöre selbst einem Schützenverein an.
Also erlaube ich mir ein paar Statements loszuwerden.
1. Schützenvereine sind nicht mehr die stinkigen erzkonservativen Trutzburgen aus der Jahrhundertwende. Gerade hier im Großraum Augsburg kommt es mir eher vor wie ein Ort der Völkerverständigung.
2. Waffen sind zum Töten geschaffen, das ist richtig. Luftpistolen sind dafür aber weniger geeignet. Kleinkaliber - Pistolen auch nicht, wei zahllose mißglückte Selbstmorde beweisen.
Das ist aber nicht der Punkt. Ich finde es eine gesunde Einstellung, wenn man sich mit der Tatsache befasst, daß der Mensch etwa Raubwild etc töten und vertreiben muß, um zu überleben.
Daß der Mensch dabei etwas zu "erfolgreich" war, ist durchaus problematisch, beseitigt aber den zugrundeliegenden Sachverhalt nicht.
3.Das Problem der Waffen haben also nicht die Schützen verschärft. Vielmehr sind es die Schützenvreine, die zeigen, wie man verantwortungsvoll mit Waffen umgeht. Außerdem vermitteln sie tatsächlich WERTE. Etwa, daß Menschenleben wertvoll sind. Dies wird allein schon durch die strikte EInhaltung von Sicherheitsvorschriften vermittelt. Daß Menschenleben wertvoller als Tierleben sind. Das kann man von anderen Vereinen, zB. Teilen der Grünen, nicht behaupten.

Ciao,
www.andreasreif.de


Von sire am Donnerstag, den 25. Mai, 2000 - 22:15:

Zu Punkt 2.: Waffen sind nicht nur zum Töten geschaffen. Oftmals ist zur Durchsetzung des Ziels, zu dessen Erstrebung die Waffe zum Einsatz kommt, auch schon eine Verletzung ausreichend. Und zum Verletzen reichen auch Kleinkaliber- oder Luftpistolen. Die möglichen Verletzungen können schnell irreparabler Natur sein und abgesehen von den durch sie unmittelbar ausgelösten Schmerzen die Lebensqualität des Be-/Getroffenen erheblich mindern (z.B. Blindheit, wenn ein Schuß mal "ins Auge ging"). Verletzen und töten kann man zwar auch ohne Waffenanwendung mit bloßen Händen, aber die Waffen vereinfachen dies alles und setzen die Schwelle durch ihr Zweckprinzip ziemlich herab. Mit einer Knarre in der Hand reicht es, auf den zu Tötenden zu weisen und einen Finger zu bewegen.

"...daß der Mensch etwa Raubwild etc. töten und vertreiben muß, um zu überleben." Mich würde einerseits interessieren, was unter "etc." zu verstehen ist (nach der Försterperspektive wohl Schädlinge, Karnickel, die über die erwünschte Population ragen zum Beispiel). Weiterhin halte ich die Rechtfertigung "um zu überleben" für total übertrieben. Wo ist der heutige Mensch, zumindest in Deutschland und den meisten anderen hochzivilisierten Ländern, denn darauf angewiesen, sich gegen Raubwild zu verteidigen? Wer solchem tatsächlich noch begegnen sollte, hat sich höchstwahrscheinlich bewußt in diese Gefahr begeben, etwa auf der Jagd. Daß ein beruflicher Jäger eine Schußwaffenausbildung gebrauchen kann, ist klar. In Schützenvereinen wird aber die Schießerei als Hobby betrieben, als Freizeitbetätigung: zum Spaß. Diese Assoziation einer Sache, die ihrem Ursprung nach Tötung und Verletzung zum Ziel hat, mit Spaß, ohne eine starke Abstraktion der Handlung wie etwa bei den Kriegsspielen Schach oder Schiffeversenken - hier liegt das Problem. Dies ist ein Wert, der in meinen Augen schon ziemlich fragwürdig ist. Bogenschießen könnte man demnach eigentlich ebenso hinterfragen. Bei Gewehren und vor allem Pistolen ist jedoch zu bedenken, daß es in unserer Kultur, vor allem ausgedrückt in Kino und Fernsehen, eine ziemliche Glorifizierung dieser Waffen gibt. Schußwaffen werden geradezu zu Fetischen erhoben. Schützenvereine müßten diese Wertigkeit eigentlich am besten gerade kompensieren, was aber sicherlich nicht einfach ist bei einem Sport, bei dem genau diese Gegenstände im Mittelpunkt stehen.


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