Copyright in der Informationsgesellschaft

Der Humanist: Gesellschaft und Medien: Copyright in der Informationsgesellschaft
Von
EMÖ am Dienstag, den 25. Januar, 2000 - 01:54:

Ist das Urheberrecht -- in seiner jetzigen oder in einer abgewandelten Form -- in einer modernen Informationsgesellschaft noch haltbar, oder lähmt es den kulturellen Fortschritt? Eure Meinung ist gefragt!


Von Markus Walkowiak am Montag, den 6. März, 2000 - 20:48:

Wieso wird immer wieder behauptet, DeCSS diene zum Kopieren von DVDs? Das ist doch Unsinn! Eine Lüge, verbreitet von der DVD-CCA! DeCSS dient einzig und alleine dazu, codierte DVDs auf einem Linux-Rechner zu sehen. Es wurde nur deswegen entwickelt, weil die DVD-CCA auf mehrfache Anfragen des Linux Video Projekts wg. einer Lizenz nicht geantwortet hat. Das Kopieren einer DVD auf Festplatte (sind etwa 17 GB, viel Spaß dabei;-) ) ist absolut unproblematisch, ob unter Linux, Mac oder Windows. Das DeCSS hat nichts damit zu tun. Auch das Kopieren auf leere DVDs ist ohne jeglichen technischen Tricks möglich (nur das Leer-DVDs teurer sind als bespielte). Das angebliche Kopierschutz CSS ist ein reines Marktkontrollinstrument und dient dazu, uns Pinguine (Linux-User) zu diskriminieren.


Von EMÖ am Dienstag, den 7. März, 2000 - 00:00:

Markus,

DeCSS ist ein Windows-Programm. Es entschlüsselt und merged die VOB-Dateien auf einer DVD. Durch die Wandlung in andere Formate lassen sich durchaus ganze Filme bequem kopieren.

MfG
EMÖ


Von wolfgang am Samstag, den 18. März, 2000 - 09:03:

zur Anfangsfrage
in wieweit copyright's und Im erweiterten Sinne
aber auch Patentanmeldungen den Menschlichen Fortschritt in der derzeit angewendeten Form lähmen.
selbstverständlich tut es das in vielen Bereichen
auch.
ich vergleiche es gerne mit Werkzeugen die zum Wohl und aber auch zum Schaden dienen können.
ein Brotmesser zum Brot schneiden läst sich auch als Waffe zweckentfremden.
Ebenso verhält es sich mit dem Werkzeug Geld.
Lieber EMÖ , Du hast da ein Thema angesprochen das mich schon seit längerer Zeit beschäftigt.
ich denke bei bestimmten Dingen sind solche rechtlichen Absicherungen für die Menschliche
Entwicklungen ein unnötiges grosses Hinderniß.
auch würde es mich mal interessieren wo in der
Menschheitsgeschichte sich Patentrechtliche Vorgänge zun ersten mal manyfestierten.
Hast Du da was in Erfahrung bringen Können?
Ich beschäftige mich sehr im Bereich der Sonnenenergienutzung. Dadurch beschäftigte ich mich auch zwangsläufig mal mit dem Dasein von Bäumen , die die Sonnenenergie inclusive Speicher-technik schon seit langem nutzen. für Ihre Weiterentwicklung. Und aber auch gleichzeitig
einen grossen Nutzen für uns Menschen bringen.
ich lade dich Zu diesem Thema mal auf die www.Baumseite.de ein.
mfg
wollvieh


Von sire am Sonntag, den 7. Mai, 2000 - 07:55:

Besonders spannend ist die Frage nach Copyright und Plagiaten bei der Musik. Mal abgesehen von dem Phänomen, daß viele Künstler gar nichts dagegen haben, wenn ihre auch kommerziell vertriebene Musik als MP3s durchs Netz wandern, vielmehr dagegen die Großkonzerne, die ihr Geld mit dem überteuerten Vertrieb der nicht selbsterdachten Ware scheffeln... Das Phänomen Musik, d.h. Rhythmus, Harmonie, Akkorde, Melodie, ist ein mathematisches. Bestimmte Frequenzkombinationen, bestimmte Tonfolgen, bestimmte Taktmuster wirken für den Menschen aus irgendeinem Grund besonders reizvoll. Ob es sich um angeborenes oder angelerntes Wahrnehmen handelt, ist schwer zu sagen, da unterschiedliche Kulturen ja auch unterschiedliche Tonleitern kennen. Grundsätzlich gibt es aber auch zwischen ihnen eine Reihe Gemeinsamkeiten. Erfolgreiche Schlager, klassische Opern usw. kennzeichnen sich dabei oft durch kurze, prägnante Melodien, an denen man sie sofort wiedererkennt. Dem Gesetz nach wird daher eine Melodie schon bei Übereinstimmung einer ziemlich kurzen Tonfolge als "geklaut" gesehen. Aufgrund der festgelegten Limits, was diesbezüglich als Diebstahl gilt und was nicht, könnte man also ausrechnen, wie viele Möglichkeiten der musikalischen Ausgestaltung in diesem Rahmen es überhaupt gibt. Da die Menge der im Laufe der Jahrhunderte komponierten und veröffentlichten Musik aber mit Sicherheit um ein Vielfaches größer ist, ist es eigentlich nur eine Frage der Zeit für einen findigen Rechtsanwalt, etwaige Ähnlichkeiten festzustellen und dann nachzusehen, wer zuerst mit der Melodie auf dem Markt war, um diesem dann eine lukrative Klage oder erstmal eine Abmahnung schmackhaft zu machen. Man war sich für so etwas noch nicht mal bei "Waddehadde duddeda" von Kulturschock Raab zu schade. Doch wenn es natürliche Gesetzmäßigkeiten der Musik gibt, die gewissermaßen "vor" dem einzelnen Menschen, dem Komponisten, da waren, wie kann man dann behaupten, man sei im Besitz einer Melodie? Hat man diese eher "erfunden" oder eher "entdeckt"? Gerade bei so etwas Abstraktem wie Musik, im Gegensatz etwa zu Texten, ist das eine interessante Frage. Und wie sieht es mit den Klängen an sich aus? Wenn ich ein Lied mit einer Geige nachspiele, das es schon gibt, bloß in der bisher veröffentlichten Version auf Klavier umgesetzt, dann würde ich dennoch wegen des Plagiats verklagt werden. Der Klang scheint also nicht entscheidend zu sein... Und doch - man kann sogar für gesampelte Klänge belangt werden, wenn diese von fremden Werken herstammen. Und wenn es nur ein simpler Drumloop ist: Wenn sich die Herkunft nachweisen läßt, hat man unter Umständen Pech gehabt. Dies alles wäre ja noch einsehbar, wenn in den Rechteprozeß nicht auch die eigentlich reinen Verwerter involviert wären. Solange nur Urheber und Urheber miteinander zu tun und sich einig zu werden hätten, würde ich das alles für sehr viel sinnvoller halten.


Von EMÖ am Dienstag, den 9. Mai, 2000 - 03:00:

Dazu Thomas Jefferson:

"That ideas should freely spread from one to another over the globe, for the moral and mutual instruction of man, and the improvement of his conditions, seems to have been peculiarly and benevolently designed by nature, when she made them, like fire, expansible over all space, without lessening their density in any point, and like the air in which we breathe, move, and have our physical being, incapable of confinement of exclusive appropriation. Inventions then cannot, in nature, be a subject of property."

-- T. Jefferson,
Letter to Isaac McPherson, 1813.


Von sire am Dienstag, den 13. März, 2001 - 21:25:

Wie sieht es eigentlich mit der Patentierbarkeit von Genen aus? Korrekterweise dürften doch nur selbstentwickelte Verfahren patentierbar sein, die in der Gentechnik zur Anwendung kommen. Verfahren, die tatsächlich erfunden werden mußten, nicht einfach aus der Natur abgeschaut und prinzipiell unverändert übernommen wurden. Sobald jedoch die reine Informationseinheit eines Gens (und somit die praktische Nutzung dieser Information) als Patent beansprucht wird, kann es sich aber doch nur um einen unangemessenen Anspruch handeln - genausogut könnte man schließlich schlicht die Existenz roter Blutkörperchen patentieren. Gene sind nicht vom Menschen erfunden. Wie kann es sein, daß in solch einem Bereich Claims abgesteckt werden? Von den schwerwiegenden gesellschaftlichen Folgen, die bei dieser Entwicklung abzusehen sind, einmal ganz zu schweigen...


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