Sterben, Tod und Sepulkralkultur

Der Humanist: Gesellschaft und Medien: Sterben, Tod und Sepulkralkultur
Von
Hans-Martin Hammer am Freitag, den 27. August, 1999 - 22:32:

Wer interessiert sich für die Vorgänge unmittelbar vor und nach dem Tod (Nahtoderlebnisse) sowie für Begäbnissitten und Friedhofsgeschichte- und Kultur?


Von Ulrich am Freitag, den 27. August, 1999 - 23:01:

Ich interessiere mich dafür, besonders für die Nahtoderlebnisse. (obwohl ich selber keines haben möchte) Habe bisher immer nur einige wenige Sachen drüber gehört und würde mir schon gern eine Vorstellung machen können.


Von mx am Freitag, den 27. August, 1999 - 23:08:

Ich hab' irgendwie gelesen, nach dem Tod erlischt das Bewußtsein nicht sofort, sondern man bekäme (angeblich) noch was mit! Das find ich schlimm.


Von Ulrich am Freitag, den 27. August, 1999 - 23:27:

Vor allen Dingen erlebt man Ereignisse, die nicht im herkömmlichen Sinne real sind, die also nicht in dieser Welt stattfinden.


Von mxx am Sonntag, den 29. August, 1999 - 11:31:

Find ich trotzdem nicht so toll, wenn ich meine eigene Beerdigung mitbekommen würde. Aber solange dürfte das Bewußtsein nicht mehr aktiv sein, aber bis zu ein paar Stunden nach dem Tode kann das Bewußtsein noch andauern.


Von Heike am Sonntag, den 29. August, 1999 - 12:41:

Die Vorgänge "unmittelbar nach dem Tod" sind keine Nahtoderlebnisse. Bei den Nahtoderlebnissen ist man eben noch nicht Tod. Vor allem das Gehirn ist noch ziemlich lebendig. Das braucht zum Sterben nämlich am längsten. Erst wenn das Gehirn auch tot ist, kann man wirklich von "Tod" sprechen. Und diese Erlebnisse kann niemand mehr berichten.

Solange es also von "Nahtoderlebnissen" die Rede ist, ist der Mensch auch nicht tot. Das Gehirn stirbt erst langsam ab. Durch Sauerstoffmangel und durch Stoffe, die der Körper zur Bekämpfung der Schmerzen produziert - körpereigene Drogen - befindet sich der Mensch sozusagen auf einem drogenähnlichem Trip. Daher die Erlebnisse.

Es wurden auch schon Versuche gemacht:
Weil Menschen nach Operationen immer wieder davon berichteten, im Raum zu schweben und die OP von oben beobachtet zu haben, wurde ein Schild mit einem Wort so im OP-Raum befestigt, dass es nur gelesen werden kann, wenn man wirklich oben schwebt. Ergebnis: Es hat zwar wieder Berichte von Patienten über Schwebezustände gegeben, aber keiner konnte von diesem Schild berichten.

Anderer Versuch: Die Netzhaut des Auges wurde kurzzeitig unter Sauerstoffmangel gesetzt: Die Patienten berichteten von einem tunnelartigem Licht. Dieses Phänomen ist auch sehr bekannt von den sogenannten Nahtoderlebnissen.

Also: es sind eben "Nahtoderlebnisse", aber noch längst keine "Nachtoderlebnisse". Ein großer Unterschied.


Von Fridolin am Sonntag, den 29. August, 1999 - 20:05:

Hallo Heike, dein beitraggefällt mir, denn viel leute glauben, Nahtoderlebbnisse sind beweise für ein Weiterleben. Der mensch ist ein Stück Materie, wenn er krepiert, ist er ein Entsorgungsfall und nicht von dem Material in der Abdeckerei zu unterscheiden. Wenn Du einen Menschen umbringst, hast Du eine Biomaschine stillgelegt, sonst nichts. Wann wird sich endlich dieses Wissen durchsetzen?
Fridolin-Deutsches Atheistenforum


Von Heike am Sonntag, den 29. August, 1999 - 20:11:

Diese "Biomaschine" produziert aber auch Gefühle der Trauer. Und die gilt es schon zu berücksichtigen beim "Stilllegen".


Von mxx am Montag, den 30. August, 1999 - 14:10:

In dem Bericht, den ich sah, hieß es, der Mensch sei auch nach dem Tode seines Gehirns noch in der Lage, zu Empfinden, mittels neurologischer Schaltkreise. Berichten über diese Empfindungen kann er allerdings nicht mehr...

Frido: Der Mensch entsteht also deiner Ansicht aus Nichts, lebt dann, und dann wird er wieder zu Nichts. Klingt für mich etwas seltsam. Mein Körper wird zu Nichts, meine Seele (oder mein Wille) war jedoch immer schon da und wird immer da sein. Ich bin aber nicht mein Körper,sondern meine Seele. Energie stribt ja auch nicht, sondern ändert nur die Form.

Die Nahtoderlebnisse gleichen vermutlich denen eines guten LSD-Trips. Zumindest lassen die Berichte von Licht, Tunnel und Motiven aus der Vergangenheit darauf schließen, daß sie im Mikrokosmos eingetaucht sind, ganz wie bei Trips mit halluzinogenen """Drogen"""", die die Natur für uns bereit hält. Aber das darf man ja nicht sagen, ist ja illegal, und keiner weiß warum...


Von Heike am Montag, den 30. August, 1999 - 15:17:

MMX, Ist das nicht nur der Wunsch nach Unsterblichkeit, der dich an eine Seele glauben lässt, die schon immer da war und nicht zu "Nichts" wird?


Von mxx am Montag, den 30. August, 1999 - 19:38:

Ich wünsche mir keine Unsterblichkeit, im Gegenteil, ich wünsche mir das Nichts.


Von Fridolin am Dienstag, den 31. August, 1999 - 08:55:

Hallo MMX,
der Mensch ist Sozialautomat auf zwei Beinen, ein wertloses Etwas, das keinen Bestand hat, ein Furz des großen Nichts, aus dem alles besteht und darum völlig wertlos. Der einzige, der wirklich wertvoll ist, das bin ich. Das geht anderen vielleicht genauso. Jeder macht sich seine Iluusionen. Wenn Du krepierst, bist du Biomüll. Warum soll man auf Trauergefühle anderer Rücksicht nehmen? Was juckt es mich, wenn ein Sozialautomat Flüssigkeit in den Augen abscheidet. Man muß einmal anfangen konsequent zu denken. Nur Niertzsche hilft hier weiter.
MfG Fridolin-Deutsches Atheistenzentrum


Von Fridolin am Dienstag, den 31. August, 1999 - 08:57:

Hallo Heike,
mein letztes Posting war auch an Dich adressiert.
mfG Fridolin-Deutsches Atheistenforum


Von Heike am Dienstag, den 31. August, 1999 - 10:37:

Fridolin,
hast du keine Familie? Hast du keine Freunde? Hast du selbst noch nie getrauert?

Zugegeben, es ist ein Scheiß-Gefühl, aber es ist ein wichtiges Gefühl.


Von Fridolin am Dienstag, den 31. August, 1999 - 21:34:

Hallo heike,
ich brauche keine Familie. Alles was ich brauche, bietet der Markt. Freunde habe ich genug. Die denken so wie ich. Das ist doch nur Sentimenatlität. Ich trauere, weil ich mit diesem Menschen bestimmte Vorteile verloren habe. Ich bin also traurig über mich. Über den verstorbenen kann ich nicht traurig sein. der sit futsch. denn gibt es nicht mehr. den fresen die Würmer.
MfG Fridolin-Deutsches Atheistenforum


Von EMÖ am Mittwoch, den 1. September, 1999 - 19:00:

Der Mensch bestimmt sich nicht allein durch seine biologische Existenz. Er bestimmt sich zunehmend durch seine informationelle Existenz, durch seine Aktivitäten in Bezug auf die Aufnahme, Verarbeitung und Weitergabe von Wissen. Das unterscheidet ihn von den Tieren. Ein Unterschied, den Ideologien wie das Christentum gerne rückgängig machen würden in ihrer dogmatischen Wissensfeindlichkeit. So etwas wie das Christentum läßt sich zur Not auch genetisch implantieren. Ein sich stetig wandelnder kultureller Geist aber nicht.

Man lebt weiter durch seine Kinder, durch seine Bücher, seine Reden, seinen Bekanntenkreis. Informationen über die eigene Persönlichkeit, das eigene Weltbild, die eigene Emotionalität sind in den neuralen Netzen Dritter und auf anderen Informations-Substraten gespeichert. Mag die dauerhafte Speicherung als Triumph erscheinen, so ist es doch ein noch größerer Triumph wenn schließlich das eigene Wissen durch etwas Besseres ersetzt wird. Die stetige Weiterentwicklung von Ideen ist etwas, das nicht zuletzt durch den Tod garantiert und vorangetrieben wird, wie auch der Tod die Entwicklung des biologischen Lebens, vom Einzeller bis zum Homo sapiens, erst ermöglicht hat. Trauer ist eines der intensivsten, natürlichsten und ehrlichsten Gefühle, die es gibt, nichtsdestotrotz ist der Tod nicht unser Feind, sondern unser treuer Gefährte bei der Entdeckung des Universums.


Von mxx am Freitag, den 3. September, 1999 - 18:31:

Frido, Nietzsche glaube auch an die Wiedergeburt. Natürlich trauert man aus Egoismus. Aber wer keine Gefühle keine mehr zeigt, ist bereits tot. Die Gefühle unterscheiden uns von Dingen. Und ich weigere mich, mich als Biomüll anzusehen...


Von anonymous am Freitag, den 3. September, 1999 - 19:35:

Es gibt ein Leben nach dem Tod. Das Universum ist naemlich nichts weiter als ein Computerprogramm. Gott ist ein Programmierer. Er hat extra Prozeduren geschrieben, die fuer Himmel und Hoelle zustaendig sind. D.h. die Menschen erleben nach ihrem Tod tatsaechlich ewige Glueckseligkeit oder ewige Qualen. Damit ist auch geklaert, was die Ursache fuer das Enstehen des Universums war. Der Programmierer hat einfach die richtige Taste gedrueckt, nachdem sein Programm fertig war.


Von Frank Welker am Dienstag, den 7. September, 1999 - 12:32:

mxx: Wie willst du belegen Nietzsche hätte an Wiedergeburt geglaubt? Mir ist davon jedenfalls nichts bekannt.
Gruß Frank


Von mxx am Samstag, den 18. September, 1999 - 18:33:

Nietzsche sprach von der Wiederkunft des gleichen, er sage doch auch mal den Satz "Das soll alles gewesen sein? Auf, noch einmal" (oder so ähnlich). Wiedergeburt darf man natürlich nicht wörtlich nehmen, der wille formt sich halt ein neues Objekt, und da ich der wille bin bzw. das objekt des willens, ist schon eine wiedergeburt.


Von Henk am Sonntag, den 14. November, 1999 - 17:41:

Es ist möglich, daß der eine oder andere recht hat, wenn er behauptet, daß es eine höhere Macht gibt und daß es nach unserem Tod tatsächlich weitergeht.
Sollte sich dies einmal herausstellen,sind fröhliche Atheisten durchaus bereit, ihren Irrtum ohne Groll zuzugeben.


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