Krieg der Kriegsursachenforscher

Der Humanist: Gesellschaft und Medien: Krieg der Kriegsursachenforscher
Von Ibo Caj am Mittwoch, den 14. Januar, 2004 - 19:48:

"goggle.de" durchsuchte für mich das WEB nach "Kriegsursachenforschung".
Resultate ungefähr 1.770, Suchdauer 0,18 Sekunden.

Das Herausfiltern relevanter Fakten wird sicher länger dauern,
und das Lesen dieser vermutlich so lange, daß ich mich nicht mehr
an den Aufräumarbeiten des dritten Weltkriegs beteiligen muß ...

Ich glaube, daß sich die Konfliktforscher nicht besonders
um die Ursachen von Aggressionen und Gewalteskalationen kümmern,
sich mehr mit Ursachenfolgen beschäftigen, was ja auch kein Wunder ist
bei so vielen Möglichkeiten streitiger Auseinandersetzungen.

Jedenfalls habe ich bislang noch nicht viel darüber gefunden,
daß wir eindeutige Zusammenhänge erkennen
zwischen geringen Verletzungen der Balance des Gebens und Nehmens
und immerwiederkehrenden Gewalteskalationen.

Da nur die Einhaltung dieser Balance allen Gemeinschaften
die Durchsetzung von Interessen ermöglicht,
ist ihre Beachtung selbst kleinster Verletzungen wichtig.
Regelmäßig werden nämlich größere draus.
Das liegt in der Natur aller Lebewesen, die nichts anderes wollen,
als sich möglichst viele Wohlgefühle zu verschaffen.

Grundsätzlich geht es im Leben ja immer um Partnerschaften,
die wir benötigen, um unser Primärinteresse (Glück erreichen / Unglück vermeiden)
mit immer raffinierter dazu ausgestalteten Sekundärinteressen zu verwirklichen.

Vereinfacht dargestellt können wir uns unsere Bemühungen dabei vorstellen
wie das Wippen auf einer Balkenschaukel. Mal ist der eine oben, mal der andere.
Solange beide nicht zu weit nach außen rutschen, haben beide genug Spaß.
Rutscht einer zu weit nach innen, geht nichts mehr, weil sich der andere
zu sehr anstrengen muß, und wir müssen uns eine neue Schaukel
bzw. einen neuen Partner suchen, der uns wieder mehr Wohlgefühle ermöglicht.

Das Ganze, was sich hier so einfach darstellt, dauert freilich oft lange
und kann sich mitunter so schmerzhaft aufschaukeln,
daß ganze Völker heftige Auseinandersetzungen gegen andere führen,
weil man nicht so ohne weiteres neue Schaukeln und neue Partner findet,
und wir einen nicht unerheblichen Anteil unserer Wohlgefühle
aus einer Gemeinschaft beziehen, der wir verpflichtet sind,
und die wir mit entsprechenden Wohlgefühlen unterstützen müssen.

Die Organisation immer größerer Gemeinschaften ging mit der Installation
von Institutionen einher, die uns Verantwortung für andere abnehmen.
So entstanden viele Zwangspartnerschaften, die es den Partnern nicht
so ohne weiteres ermöglichen, von der Schaukel zu hüpfen.
Ehen sind z. B. auch solche. Aus Ehen entstandende Kinder verpflichten uns
zu langfristigen Schaukelbemühungen, und die besondere Nähe zum Partner
gestattet uns fatalerweise, auf Kontrollen zu verzichten, sodaß sich rasch
geringe Balanceverletzungen einschleichen und Akzeptanzen entwickeln,
die sich im Laufe der Zeit zu gefährlichen Defizitmonstern aufschaukeln können ...

Moderne Gesellschaften haben sich über hierarchische Prinzipe organisiert,
innerhalb derer überall Menschen anzutreffen sind,
die sich mit nichts anderem beschäftigen, als sich und anderen Wohlgefühle
zu verschaffen, und Unwohlgefühle für alle zu vermeiden.

Geringe Schieflagen der Balance des Gebens und Nehmens
können sehr leicht zu Gewaltspiralen werden,
weil Vernunftwesen sich einbilden können, der jeweilige Partner
habe die dem anderen zustehende Bedürfnisbefriedigung verhindert
und sehe nicht ein, daß er das fröhliche Wippen unterbrochen hat.

(Meine Güte, schon wieder ein Thread, den ich besser in zwei Teile spalten würde.
Bitte, machen Sie mir die Freude und lesen Sie weiter.
Es dauert nicht mehr lange und wird Sie so weit bringen, daß Sie Lust bekommen,
Ihren Feinden eine Friedenspfeife in den Hals zu stecken ...)

Tatsächlich ist Schuldverdrängung der wichtigste Streitfaktor.
Unser Raffinement, mit dem wir Schuld verdrängen, ist grenzenlos:
Wir wollen nicht einsehen, daß wir selbst mitgewirkt haben, wenn wir
Balanceverletzungen zu unseren Gunsten von langer Hand vorbereiteten.

Was wir alles erfinden können, um unser Tun zu rechtfertigen,
läßt sich vor allem über Einschränkung unserer Wahrnehmung
innerhalb von uns beherrschter Kompetenzbereiche
herrlich bis zum Gehtnichtmehr steigern.

Dieses Gehtnichtmehr ist nun wiedereinmal im Irak erreicht.

Daß alle von der Wippe kippen, wenn die Schaukel zu lange
außerhalb des Gleichgewichts bleibt, und uns dann alles nur noch
sehr viel Mißvergnügen macht, müßte eigentlich ermöglichen,
daß wir nach Renovierung unserer Verantwortung
über hierarchische Prinzipe Kompetenzen so steuern und kontrollieren,
daß unser Gewippe nur noch durch Naturkatastrophen unterbrochen wird.

Alles was wir dazu brauchen, ist nur etwas mehr Verständnis
für all diese Zusammenhänge und die wahren Ursachen.

Wüßten wir das, könnten wir auch über verständnisvolle Kommunikation,
als mächtigstem Werkzeug des Lebens sicherstellen,
daß Bush, Saddam und viele andere ihre Macht nicht so mißbrauchen,
daß sie als mächtige Despoten Kriege für uns anzetteln,
zu deren Rechtfertigung wir dann Partei ergreifen müssen
und darüber grausamer werden können als Hitler und viele andere ...

Schöne Grüße
Ibo Caj

Darf ich eine WEB-Site angeben, die sich mit diesem Thema beschäftigt?
Wenn nicht, stimme ich gerne einer Löschung zu:
http://www.verstaendigung.de


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