Erinnerung

Der Humanist: Gesellschaft und Medien: Erinnerung
Von
Aldo am Freitag, den 17. Oktober, 2003 - 18:51:

...denn was erinnert werden kann ist vergangen, sonst könnte es nicht erinnert werden, aber gerade das macht die Erinnerung zu etwas besonderem.
Es handelt sich hier um ein umgeformtes Zitat von Kierkegaard (pardon, für die Wiedergabe in Eile) das mir nicht nur EINEN Denkanstoss gab.
Was sind denn nun Erinnerungen? Kann man von einer Erinnerung sprechen, wo doch immer eine neue ausgelöst wird und es sich viel eher um einen Fluß handelt? Erinnerungen an den gestrigen Tag können Erinnerungen an den letzten Spanien Urlaubvor drei Jahren auslösen, wodurch mir einfällt, dass ich heute zum Tortillas Essen eingeladen bin. Kann Vergessenes erinnert werden, vielleicht mit einem Hilfsmittel wie einem Foto? Oder kann es vielleicht logisch rekonstruiert werden indem man aus Erinnerungen, die die fehlende umschließen, auf ebendiese schlußfolgert? Oder geht es nur darum, dass Der Mensch weiß, dass er eine Vergangenheit besitzt?
Es ist doch so, dass das Erinnerbare immer mehr wird, wobei das was wir erwarten können immer weniger wird. Könntet ihr mir auch ein paar Bücher zum Thema empfehlen?


Von Matze am Sonntag, den 19. Oktober, 2003 - 21:05:

Hallo Aldo,
ein sicher interessantes Thema, bei dem sich
viele Fragen stellen:

Welchen Zweck haben Erinnerungen? Dienen sie
dazu, dass wir wissen, wer wir sind oder nur wie
wir zu handeln haben? Machen Erinnerungen einen
Menschen in seiner Persönlichkeit aus? Wenn ja,
was ist mit Menschen, die Erinnerungen verloren
haben - sind sie deshalb grundlegend andere
Menschen?
Ich denke, dass Erinnerung uns in unserem
Entscheiden stark beeinflusst und durchaus die
Grundzüge unserer Person ausmacht. Aber ob wir
"im Grunde unseres Herzens" sozusagen, nicht
unabänderbar in unserer Persönlichkeit sind,
lässt sich schwer sagen.

Welchen biologischen Zweck hat insbesondere die
Nostalgie, die uns von alten Tagen schwärmen
lässt - von Dingen die nicht zwingend für unser
Leben wichtig sind (wie z.B. ein Teddybär aus
der Kindheit, eine bestimmte Automarke,
Musikrichtung etc.)?

Vielleicht ist es das, was du sagtest: Das zu
erwartende wird immer weniger, das erlebte immer
mehr. Vielleicht ist die (nostalgische)
Erinnerung der Trost dafür, dass wir eines Tages
nicht mehr in die Zukunft schauen können, weil
es keine mehr gibt. Hier müsst man sich glatt
fragen: Wieviel ist uns die Erinnerung in
unserem Gehirn wert? Leben wir nur, um uns
später im Alter an die "gute alte Zeit" zu
erinnern - oder bietet das Leben und das erLEBTE
mehr?

Die von dir angesprochene Vernetzung von
Erinnerung lässt sich sicher durch die
Speicherungsart der Erinnerungen im Gehirn
erklären. Erinnerungen sind keine Videobänder,
sie sind vielmehr eine Vernetzung aus allem
möglichen. Eine Erinnerung kann vieles auslösen:
Manchmal werden damalige Gefühle reproduziert
(Ängste, Freude, Humor, Trauer, Ärger, Wut etc.)
- manchmal lenken sie nur auf andere
Erinnerungen ab oder aber sie nehmen uns in den
Griff und zwingen uns zu andrem Handeln.

Gruß,

Matze


Von Herbert Ferstl am Donnerstag, den 23. Oktober, 2003 - 06:04:

Hallo ALDO

Es ist doch so, dass das Erinnerbare immer mehr wird, wobei das was wir erwarten können immer weniger wird.

(Emanuel Geibel)
"Das ist das alte Lied und Leid,
dass die Erkenntnis erst gedeiht,
wenn Mut und Kraft verrauchen;
die Jugend kann, das Alter weiss;
du kaufst nur um des Lebens Preis
die Kunst, das Leben recht zu
brauchen."

:-)

Könntet ihr mir auch ein paar Bücher zum Thema empfehlen?

Zum Thema "Gedaechtnis - Erinnerungen - Hirnforschung, etc." findet in Nuernberg ein jaehrlich wiederkehrendes Symposium (fuer Laien) statt.

Gehe zur Internetseite:
http://www.turmdersinne.de

Gehe unter "Symosium" und dann links in der Navigation z.B. unter 1999 (oder andere Jahre) und lies die Listen der Vortraege, respektive die Namen der Referenten. Hier findest Du interessante Artikel.
Kurze Zusammenfassungen der Vortraege sind ebenso durch Klicken der Namen aufrufbar. Die Namen der Referenten und die Universitaeten/ Institute sind genannt. Auch die eMail-Adressen der Referenten. Mit diesen Daten kannst Du Dich auf weitere Suche ins Netz begeben.

Du findest aber auch ganz oben am Bildschrimrand den Link BUCHTIPPS...

Gruesse
Herbert


Eine Nachricht hinzufügen


Dies ist ein öffentlicher Bereich. Wenn Sie kein Benutzerkonto haben, geben Sie Ihren Namen in das "Benutzername"-Eingabefeld und lassen Sie das "Passwort"-Eingabefeld leer. Die Angabe Ihrer eMail-Adresse ist freiwillig.
Benutzername:  
Passwort:
eMail-Adresse:
"Anonym" senden