Ende der Freiheit - Die Macht der Medienindustrie

Der Humanist: Gesellschaft und Medien: Ende der Freiheit - Die Macht der Medienindustrie
Von Matze am Montag, den 21. April, 2003 - 12:14:

Hallo,
ich schneide hier ein m.E. immer wichtiger werdendes
Thema an: Die Versuche der Medienindustrie, die
Informationsgesellschaft zu einer Kapitalgesellschaft zu
verformen. Die nötigen Vorkenntnisse, können hier
bezogen werden:

http://www.heise.de/tp/deutsch/special/copy/14624/1.html

Dieser Artikel und das neue Urheberrecht zeigen eine
Krankheit der Menschheit: Aus jeder Chance wird eine
Niederlage gemacht. Die Informationsgesellschaft ist eine
der größten Chancen für die Menschheit aus dem Sumpf
der Geldwirtschaft zu entfliehen. Dennoch wollen diese
Gelegenheitsdiebe uns die Gedankenfreiheit nehmen - es
wird immer strikter Verboten, mit Informationen so zu
hantieren, wie es einem beliebt.

Der Versuch der Medien- und Softwareindustrie, eine
Gängelung von Informationen und Gedanken durchzuführen
wird in einer der größten Katastrophen für die Menschheit
enden: Es wird der Medienindustrie das Fundament für
eine uneingeschränkte Macht über Informationen liefern.

Dabei sagte bereits ein Volkslied von 1815 eindeutig: "Die
Gedanken sind frei". Informationen sind keine
Gegenstände, die man einem Besitzer zuordnen kann -
Informationen können weitergegeben werden. Ein
Grundsatz der Informatik beschreibt, dass Informationen
Informationen bleiben auf egal welchem Medium, sofern sie
dem Medium gerecht gespeichert wurden.

Auch unser Nervennetz in unseren Köpfen ist ein
Speichermedium. Jeder der also behauptet, dass
Informationen nicht kopiert werden dürfen, vernachlässigt,
dass der Kopierschutz bereits oder gerade in unseren
Gehirnen vernachlässigt wird: Wenn ich eine Musik gehört
habe und sie mir gefällt, dann pfeife ich sie nach und kann
auf das Medium des Originalautors verzichten.


Das zeigt, wie absurd unser neues deutsches
Urheberrecht ist - das Abspielen der Musik und das
Aufzeichnen der Informationen im menschlichen Gehirn ist
ein klarer Bruch des neuen Urheberrechts - da es sich um
einen Widergabemechanismus handelt, der nicht explizit
von Autor festgelegt wurde. Mag sein, dass es einen
scheinbaren Qualitätsverlust gibt - aber nur scheinbar,
denn die Musik die ich mit Freuden Pfeife oder Singe ist für
mich ebenso oder soger wesentlich realer, als die Musik,
die mir ein CD-Spieler vortrellert. Gedanken aus Büchern,
die mich bewegen oder aber technische Mechanismen,
über die ich nachdenke sind in meinen Gedanken viel
realer und viel exakter gespeichert, als es das
Originalmedium je schaffen könnte.

Der Versuch Informationen zu Gängeln endet entweder in
einer Katastrophe für die Menschheit und dürfte ein Schritt
in die gezielte Verblödung der Menschen werden und der
Medien- und Softwareindustrie Macht zuspielen. Schon
jetzt darf eben ein Unternehmen entscheiden, welcher
Mechanismus zum Abspielen eines Mediums per
Urheberrecht legal ist und welcher nicht. Ein Musikkonzern
kann als bestimmen, dass seine Musik nur mit dem
Windows Media Player von Microsoft abgespielt werden
darf und nicht mit dem freien XMMS unter Linux.

Worauf ich hoffe ist das "oder" aus dem vorherigen Satz -
die Alternative: Die Gängelung der Information wird dazu
führen, was die Volksweise von 1815 in seinem 3. Vers
anprangert:

"3. Und sperrt man mich ein
In finsteren Kerker,
Ich spotte der Pein
Und menschlicher Werke.
Denn meine Gedanken
Zerreißen die Schranken
Und Mauern entzwei,
Die Gedanken sind frei! "

Bereits im 18. und 19. Jahrhundert meinte man mit Zensur
Informationen so zu verändern, wie sie passten - wogegen
dieses Lied rebelliert. In 200 Jahren hat sich die Situation
geändert: Der Staat ist zum Teil ein zahnloser Tiger
geworden - die Industrie ist der zensierende und
herrschende Adel unserer Zeit geworden. Ich hoffe, dass
diese Lied eine Renaissance erleben wird und dass
besonders der 3. Vers des Liedes bedeutung gewinnt: Ich
hoffe, dass es im Informationszeitalter wieder Menschen
geben wird, die der Gängelung durch die Industrie und den
durch Lobby zerfressenen Staat entgegenwirken werden.

Leider wird es in einer Welt, die uns droht, schwieriger
werden, seine Meinung gegen die Industrie kundzutun -
welcher Verlag und welche Plattenfirma wird schon Bücher
oder Musik herausgeben, die Inhalte gegen sie enthalten.
Ich hoffe nur, dass das freie Internet noch lange Zeit eine
Basis gegen dies sein wird. Doch ich befürchte, dass auch
hier eine Schranke durch die Industrie entstehen wird.

Ich würde gerne eure Meinung zum neuen Urheberrecht
und der Gängelung der Menschen durch die Industrie
erfahren! Haltet ihr das für eine Gängelung oder für das
gute Recht der Industrie?

Gruß,

Matze


Von Divus am Montag, den 21. April, 2003 - 21:07:

Hallo Matze,

ich erlaube mir, meine Gedanken zu äußern, ohne speziell auf Deinen Text einzugehen:

1.
Kopierschutz und TCPA dienen nur dazu, aus den Leuten noch mehr Geld herauszupressen. Ich und gewiss auch viele Andere werden so lange es geht Widerstand leisten. Dieses Problem ist ja (vorerst) nur auf Unterhaltungsmedien aller Art beschränkt.

2.
„Die Gedanken sind frei“. Hier wird es interessant.
Man kann es auch anders formulieren: „Die Zensur ist das lebendige Eingeständnis der Großen, dass sie nur verdummte Sklaven, aber keine freien Völker regieren können“. Das stammt von Johann Nepomuk Nestroy.

Für das System ist die Volksverblödung so wichtig, wie das tägliche Brot. Das funktioniert jetzt schon sehr gut, besonders in den USA. Aber: Wer den Massenmedien nicht mehr glaubt, der findet im Internet die passenden Seiten. Außerdem werden immer noch systemkritische Bücher gedruckt. Im Augenblick ist es eher so, daß das Internet der Zensur widersteht oder entgegen wirkt. Natürlich nur bei denen, die überhaupt Denken können und Fragen stellen. Wir können hier im Forum ja ALLES schreiben was wir wollen – noch. Daran kann vorerst kein TCPA und kein Urheberrecht etwas ändern, oder doch ?

Gruß Divus


Von Matze am Samstag, den 26. April, 2003 - 18:30:

@Divus:

"Für das System ist die Volksverblödung so wichtig, wie
das tägliche Brot."

Mir geht es nicht zwingend um die Volksverblödung (die
hierbei sicher auch eine Rolle spielt), sondern um die
Tatsache, dass Gedanken (somit auch Informationen)
prinzipiell durch ihr Wesen frei sind. Niemand kann mir
verbieten, dass ich ein Lied nachpfeife oder auf die gleiche
Idee komme, wie jemand anderes (Patente, bzw. die
Beschränkung von freier Software durch TCPA).

Gedanken und Informationen können erst dann erfolgreich
geschützt werden, wenn sie keiner mehr verwenden kann -
das ist das, was die Medien- und Softwareindustrie nicht
kapieren will. Daher halte ich es für Unsinnig, ein
übermäßiges Urheber- und Patentrecht aufzubauen, da es
die Möglichkeiten des kleinen Mannes einschränkt (obwohl
gerade diese kleinen Männer oft großes Leisten und in
Gang setzen können - siehe Linus Torvalds oder Steve
Jobs).

Ich kann nicht programmieren und bin nicht sonderlich
technisch versiert - habe gerade einmal den Umstieg auf
Linux geschafft: Dennoch halte ich es einfach für falsch,
dass der Staat prinzipiell die großen Unternehmen fördert
und den kleinen die Chance nimmt. Es nimmt der
Wirtschaft die Flexibilität und spielt Einzelnen große
Macht zu.

Der Erfolg ist die Wirtschaftsoligarchie. Diese Art von
Staatsform kann nicht rabiat in das Denken des Einzelnen
eingreifen und wie es die DDR vormachte mit STASI&co
Leute killen - sie kann aber die Masse zu einem Haufen
williger Käufer machen und den Einzelnen, der sich dem
widersetzt, entweder als Idiot darstellen oder ihn auf Granit
beißen zu lassen bzw. ihn als Fachkraft in die Industrie zu
integrieren.

Diese Wirtschaftsoligarchie muss nicht unbedingt
wirtschaftliche Armut bedeuten - bedeutet aber
eingeschränkte Freiheit und Mangel an Innovationen in
Technik und Gesellschaft...

Gruß,

Matze


Von Anonym am Sonntag, den 27. April, 2003 - 01:11:

"Auch unser Nervennetz in unseren Köpfen ist ein
Speichermedium. Jeder der also behauptet, dass
Informationen nicht kopiert werden dürfen, vernachlässigt,
dass der Kopierschutz bereits oder gerade in unseren
Gehirnen vernachlässigt wird: Wenn ich eine Musik gehört
habe und sie mir gefällt, dann pfeife ich sie nach und kann
auf das Medium des Originalautors verzichten.


Das zeigt, wie absurd unser neues deutsches
Urheberrecht ist - das Abspielen der Musik und das
Aufzeichnen der Informationen im menschlichen Gehirn ist
ein klarer Bruch des neuen Urheberrechts - da es sich um
einen Widergabemechanismus handelt, der nicht explizit
von Autor festgelegt wurde. Mag sein, dass es einen
scheinbaren Qualitätsverlust gibt - aber nur scheinbar,
denn die Musik die ich mit Freuden Pfeife oder Singe ist für
mich ebenso oder soger wesentlich realer, als die Musik,
die mir ein CD-Spieler vortrellert. Gedanken aus Büchern,
die mich bewegen oder aber technische Mechanismen,
über die ich nachdenke sind in meinen Gedanken viel
realer und viel exakter gespeichert, als es das
Originalmedium je schaffen könnte."


So ein Schrott !!


Von Matze am Sonntag, den 27. April, 2003 - 17:48:

@Anonym:

"So ein Schrott !! "

Könntest du dich auch etwas differenzierter ausdrücken?


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