Meine Meinung

Der Humanist: Politik und Wirtschaft: Meine Meinung
Von Anonym am Donnerstag, den 19. September, 2002 - 23:13:

Ich sitze hier und bin verwirrt. Menschen sind alle treulos. Menschen sind
offen treulos. Alles, was der eigenen Person und dem eigenen Vergnügen
dient, ist allen wichtig. In einem Moment bist du von lauter falschen
Personen umgeben, die dich bezirzen und dir helfen, bis du dir halb
schwul vorkommst. Im nächsten Augenblick aber bist du das Arschloch auf dem
jeder rumhacken kann, nur weil jede Phaser deines Gehirns wiederstrebt
zurückzuhacken - nur weil du eine stetige Hemmschwelle hast anderen weh
zu tun.

Nur weil du nicht bereit bist, jeden öffentlicht lächerlich zu machen und
nur weil du bereit bist, vorwiegen nett zu anderen zu sein, wird diese
Eigenschaft schamlos ausgenutzt. Die ganze Menschheit scheint mir in einem
Sandkastenkampf verfallen zu sein. Jeder will am obersten Rang der
Hackordnung sitzen und du bist bereitwillig am letzten Platz, weil deine
Muskeln verkrapfen, wenn du zurückschlagen willst.

Die meisten Menschen sind leichtgläubig und strohdumm. Du fühlst dich von
deren einfachen und doch so falschen Gedankengängen seelisch getroffen, da
du weißt, dass sie absolut leichtgläubig handeln und du gleichzeitig für
deine eigene freie Meinung gelyncht wirst. Meinungsfreiheit ist ja wichtig,
aber was nützt diese Freiheit, wenn sie sich dem Recht des Stärkeren
unterordnet?

Du gehst jeden Tag in die Schule, musst an Fächern teilnehmen, die dich
nicht interessieren. Du hast ein geistiges Talent, dass dir einen Job
sichern würde und auf das all dein Interesse, all deine Aktivität
konzetriert ist - aber du wirst nur darin gefördert, ab und zu vor
Lehrern dieses Talent vorzuzeigen. Ab und zu hilfst du damit jemand und
du bekommst falschen Dank. Das Wort 'Danke' soll alles ausgleichen und am
nächsten Tag kehrt sich der Dank in doppelten Undank um.

In Sport machst du dich lächerlich. Körperliche Kraft steht den meisten
Menschen meist weit über geistiger Kraft. Wenn du dich meldest, und etwas
wichtiges sagst - ja vielleicht sogar die Lehrkraft überrumpelst, erntest
du Undank und wenn du im Sport versagst, erntest du Lacher. Sportlehrer
meinen Bewegung sei Gesund und unsportlichen Kindern würde der Unterricht
eine Chance bieten - aber wie können Sportlehrer dies Beurteilen, wenn
sie selbst sehr sportlich sind? Was nützen dir 30 aggresive Jugendliche,
die trotz Sport Drogen konsumieren und unverantwortlich handeln? Du enthälst
dich den Drogen, versuchst stets den Gesetzen treu und deinen Mitmenschen
gegenüber Verantwortlich und Hilfsbereit zu sein, bist aber nicht sportlich
und bist somit schon fast Abschaum.

Alle Menschen sind gleich? Du bist in Ethik und magst keinen Sport, denkst
gerne nach, arbeitest an komplexen Dingen und wiederstrebst der
Mainstreammeinung. Jedes weihnachten ist eine Qual und bei Schulgebeten
erntest du böse blicke, nur weil du dich verweigerst, vom Staat gegen
deinen Überzeugung zu arbeiten. Nur weil du leider nie die Chance hattest
dich sportlich zu entwickeln, sondern in der gleichen Zeit lieber geistig
gearbeitet hast, wirst du bestraft und musst ständig von PISA etwas hören,
nur weil du einen kleinen Fehler gemacht hast.

Wie traurig ist diese Welt eigentlich? Du willst nur nett sein und deine
Interessen für einen Zweck, der allgemeinen Nutzen bringt einsetzen. Du
willst niemand Schaden und die Freiheiten deiner Verfassung genießen -
trotzdem nichts ist gewährleistet: Deine Nettigkeit wird Ausgenutzt,
deine Interessen nicht gefördert, der Respekt vor Mitmenschen mißbraucht
und deine Meinungs- und Religionsfreiheit eingeschränkt.

Im Gleichmacher Schule und Staat hast du keine Chance, nicht deine Ideale
zu brechen und nach diesen 13 Qualjahren erst, hast du eine Chance dich
zu entwickeln. Du bist im Prinzip erwachsen, aber wirst vom Staat wie
ein Mensch behandelt, der nicht eigenverantwortlich handeln kann, nur
weil deine Mitmenschen im gleichen Alter unverantwortlich sind. Dir werden
fundamentale Grundrechte gestohlen - wie das Recht auf Freiheit, das
Recht auf körperliche Unversehrtheit und das Recht aus selbstbestimmte
Bildung und die Tatsache, dass du weißt, dass du diese Rechte eigentlich
seit deiner Geburt besitzt, reißt dich in einen tiefen Schmerz.

Ich hoffe mit diesem Text auf die Mißstände an deutschen Schulen gegenüber
talentiertere Schüler und Schüler mit eigener Meinung und Lebensweise
hinweisen zu können.

Ich sehe eine Reihe
Mitschüler, denen es ähnlich geht. Nur weil wir uns nicht dem Hauptstrom
anschließen, landen wir in der Versenkung oder werden lächerlich gemacht.
Wir sind nicht die Hochbegabten oder die klassischen Streber, sondern sind
die Schüler, die gerne verantwortungsbewusst und selbstständig leben wollen,
aber vom Staat, den Mitschülern und den Lehrern gehindert werden, dies zu
tun. Ich halte mich und die vielen Personen, von denen ich ähnlich denke
durchaus fähig, eigenständig zu leben und entscheiden zu können, was
richtig für uns ist und ich finde es betrückend, dass Staat, Kirche, Mitschüler und
Lehrer mich und die vielen Leute die ich kenne daran hindern dies zu tun.


Verzeiht, dass ich anonym bleibe


Von Kurt am Freitag, den 20. September, 2002 - 01:16:

Hallo anonym,

eigentlich wollte ich gerade ins Bett, aber da habe ich noch Dein Posting gelesen. Zuerst hatte ich tatsächlich das Gefühl, daß es ein Fakeposting ist, aber je weiter ich las, um so deutlicher wurde mir, daß ich Dein Posting ernst nehmen sollte, besonders da Du eine Situation beschreibst, wie sie ähnlich mein Sohn durchlebt hat.

Ich werde Dir im Moment nicht mehr viel sagen können, da ich mir für eine Antwort doch entsprechend Zeit nehmen möchte, ich aber andererseits heute noch zur Arbeit muß.

Jugendliche, ob zu meiner Zeit od. heutzutage, sind auf der Suche nach ihrer Rolle, ihrem Selbstverständnis in der Gesellschaft der Erwachsenen. Das heißt, daß sich einerseits die individuelle Meinung, Neigung usw. herauskristallisiert, andererseits entsprechend dieser Meinung u. der Neigung Koalitionen, sprich Cliquen gebildet werden. Das war früher so u. ist heute sicherlich nicht anders. Der Vorteil einer solchen Clique ist, daß der integrierte Jugendliche Selbstbestätigung erfährt u. somit sein Selbstvertrauen gestärkt wir. Leider ist es aber so, daß die Gesellschaft in den vergangenen Jahrzehnten einen Wandel durchgemacht hat u. somit auch die Ausrichtung der Jugendcliquen. Heute ist eben mehr der individuelle Siegertyp gefragt, besonders im Sport. Ich selbst war früher ein aktiver Sportler u. zählte zur sportlichen Elite an der Schule. Ich habe dies aber nur gemacht, weil es mir Spaß bereitete u. nicht aus reinem Leistungsdenken (naja, ein paar Mädchen sind mir trotzdem nachgelaufen, leider war ich sehr schüchtern:(). Spaß hat es mir aber vor allem deswegen gemacht, weil ich in dieser Clique einen Platz gefunden habe, mit denen ich einige meiner Interessen teilen konnte.

Um nun zum Schluß zu kommen: Suche Dir eine Gruppe, einen Verein od. was auch immer, in der Du dich wohl fühlst, in der Du entsprechend Deiner Einstellung u. Neigungen als MITMENSCH anerkannt wirst. Dies kann auf dem Lande u.U. schwierig sein, da dort das "Angebot" für Jugendliche sehr eingeschränkt sein kann u. Du deshalb gerade wieder mit denjenigen Gleichaltrigen konfrontiert wirst, denen Du eigentlich aus dem Wege gehen möchtest (kenne ich von meinem Sohn). Aber es gibt auch Möglichkeiten, die nicht so "IN" sind (z.B. Segelflugverein, Schachverein, Gewerkschaft etc.) u. Deinen individuellen Neigungen eher entsprechen.

Um noch kurz auf das Problem mit den Lehrern zu kommen. Ich habe die Erfahrung gemacht (eigene u. durch meine Kinder), daß ca. 80% der Lehrer keine Pädagogen sind, also nicht in der Lage sind, Kindern od. Jugendlichen etwas beizubringen, geschweige denn, mit ihnen anständig umzugehen. Ich spreche ihnen nicht den guten Willen ab, besonders bei den jungen. Die Älteren sind eben in der Alltagsroutine verschlissen od. haben resigniert, sie machen also nur noch einen Job zur eigenen wirtschaftlichen Sicherheit.

Langer Rede, kurzer Sinn: Analysiere Deine Interessen u. suche Dir Gleichgesinnte.

So, nun muß ich Schluß machen, ist sowieso schon länger geworden. Wenn Du aber noch ein Anliegen od. Fragen haben solltest, so bin ich gerne bereit, später auch darauf einzugehen.

Viele Grüße
Kurt

PS: Wenn Du mir mailen willst, so kannst Du das auch machen, klick einfach im Kopf meines Postings auf meinen unterstrichenen Namen.


Von Herbert Ferstl am Freitag, den 20. September, 2002 - 06:57:

Die Schule ist und bleibt eine Trivialisierungsanstalt. Man lernt in ihr kaum das, was der Staat nicht fuer noetig erachtet zu erlernen. Gelehrt wird das, was dem System in spaeteren Jahren zum Vorteil gereicht (oder gereichen koennte).
Kritik? Ja - aber nur im bestehenden Rahmen und nicht am Rahmen!

Gruesse
Herbert


Von Matze am Samstag, den 21. September, 2002 - 00:31:

Hallo Kurt,

ich kann dir weitestgehend zustimmen. Nur bei einer Sache nicht: Ein Gymnasiast geht über 30 - 35 Stunden pro Woche in die Schule. In den Schulen herrscht ein teilweise extrem gewaltvolles und respektloses Mobbing, gegenüber Schülern, die sich halt nicht in ihrem Verhalten an den Mainstream angleichen wollen. Wie soll man da sich noch in Vereine flüchten.

Gruß,

Matze


Hallo Herbert,

mit der Schule hast du Recht. Ich war selbst nur ein mittelmäßiger Sportler und auch nie ein sonderlich handfester Trinker (bei einem Weinglas blieb es meistens) und damals zeitweise Vegetarier (die Sache mit der Religion, war allerdings noch viel schlimmer). Diese drei Dinge reichten schon aus, um einerseits den Lehrern, andererseits den Schülern nie gerecht zu werden.

Heute reden Sportlehrer davon, dass durch den Sport die unsportlichen Schüler angeblich sportlicher und die sportlichen Schüler zu mehr Akzeptanz gegenüber unsportlichen schülern trainiert werden. Aber das stimmt hinten und vorne nicht!

1. Sportliche Schüler mögen zwar teilweise akzeptant sein, aber letzlich ärgern sie sich über die unsportlichen oder ärgern die unsportlichen Schüler.

2. Die unsportlichen Schüler schämen sich für ihre Unsportlichkeit und die Tatsache, dass ihre Mannschaft (bei Mannschaftssportarten) wegen ihnen möglicherweise Verloren hat.

3. Die unsportlichen Schüler werden nicht sportlicher, da reicht die Kapazität der Schulen gar nicht aus. Zudem wird oft vernachlässigt, dass ein unsportlicher Schüler ja auch biologisch- oder neurologisch benachteiligt sein kann.

4. Den unsportlichen Kindern bringt der Sportunterricht ebensowenig, wie den sportlichen. Die sportlichen Kinder sind meist in Sportvereinen oder spielen Nachmittags Fussball etc - trainieren sich also von selbst. Die unsportlichen hingegen vermeiden eher Bewegung, sind ev. geistig stark aktiv (wegen dem Desintresse an Sport) und werden durch den Sportunterricht nicht sportlicher.


Und genau da hasse ich alle Sportlehrer: Man argumentiert, dass Sportunterricht so gut für alle sei, aber in Wirklichkeit wird die Realität extrem verfehlt und die Folge sind bei mir ein klingelndes Telefon oder sogar Selbstmorde!

M.E. leiden sogar mehr Kinder am Sportunterricht als am Religionsunterricht. Beim RU kann das Kind eine entgegengesetzte Meinung haben und einfach abschalten. Beim Sportunterricht ist dies nicht möglich.

Ich habe an das Kultus-Ministerium und Sportlehrer diesbezüglich mehrere Briefe geschrieben, und habe nie eine Antwort erhalten. Traurig nicht wahr?

Gruß,

Matze


Von Anonymous am Samstag, den 21. September, 2002 - 01:28:

Ich habe schon einen Verein und Leute, die gleiche interessen haben. Aber in der Klasse selbst, auf klassenfahrten, im Sport, in den Pausen. Überall wird man nur gehänselt. Wenn man eine andere Meinung hat wirst du nur angemault. Und wenn du mal jemand hilfst, besteht das Danke darin, dass du einen Tag ruhe hast.

Ich sauf mich nie zu und bin nur deshalb meistens bei klassenfahrten derjenige, der auf einem einzelplatz im Bus hinfährt und zurückfährt. Ständig will dich jemand betrunken machen und wenn du dich wehrst wirst du fast gezwungen. es hat bisher nur niemand geschafft, weil ich mich irgendwie durchgemogelt hab

Das schlimme ist ja nicht das was getan wird, sondern diese Respektlosigkeit. Ich fühle mich meist besser, wenn ich mit Erwachsenen rede, weil man mit ihnen wirklich über themen reden kann und niemand kommt und dich einfach beim reden schubst oder du einfach unterbrochen wirst.

Doch wie steh ich denn da? Wenn einer der Lehrer, mit denen du dich verstehst im Gang rumläuft, und zuschauen muss, wie du deiner Schultasche hinterherrennst oder dich fast schon mit kindischen Methoden wehren muss, weil dich jemand anmalt, dann fühlst du wie du an respekt bei den Leuten durch dich selbst, also in dir, verlierst, die du magst. du kommst dir danach bei all den leuten irgendwie bescheuert vor. einfach sich nichts daraus machen, geht bis zu einem gewissen grad, aber irgendwann, wenn dir jemand über 6 stunden lang radiergummi in die haare wirft, kannst du dich nur noch mieß fühlen...

Mittlerweile habe ich begriffen, dass ich da nicht alleine bin und hab allmählich Lust dazu deswegen vor die Barrikaden zu gehen. Aber andererseits würde das bei den Leuten, die dich respektieren sicher das Weltbild zerstören, wenn sie sehen, dass du der typische Klassen-Idiot bist.

Sport ist echt das aller schlimmste. Ich war schon von klein auf nie sportlich. Meine eltern gaben mich ohne Ergebniss zu einer bewegungstherapie, zu Augen- und Kinderärzten. Es viel auf dass ich nicht das einfachste athletische wie seilspringen oder klettern konnte, und selbst heute in der 11. Klasse, kann ich das nicht: was auch immer ich mache. und wenn ich was kann, dann nur, weil ich viele jahre trainiert habe, wie beim radln. Auch andere sachen kann ich nicht. Wenn ein Ball auf mich zukommt, duck ich mich lieber, anstatt denselben zu fangen.
Trotzdem muss ich zum Sportunterricht teilnehmen, obwohl ich sicher körperlich gar nicht fähig bin, am Sport teilzunehmen. Ich war für zig Ärzte ein Rätsel, insbesondere für den Bewegungstherapeuten. Niemand weiss, warum ich nicht Seilhüpfen oder einfach sportliche Übungen machen kann. Die Sportlehrer sagen einfach: "Der is halt unsportlich".

Selbst wenn ich das "nur" wäre, warum wird das nicht von den achso erfahrenen Lehrern richtig gehandlet?

Warum kann man als schüler, der eine feste neigung hat, bei der ich 100pro ein leben lang bleiben werde, so behandelt werden wie man is? Ich mach viel an Computern und arbeite in einigen Firmen als EDV-mensch, könnte also ohne schule sogar jobs bekommen, will aber eigentlich informatik endlich studieren können, weil es mich furchtbar interessiert. Bisher kratze ich mein wissen aus Vortrags-texten, dokus durch das Internet oder erbettle von Studendten die Lehrbücher oder probiere selber aus, das geht zu lasten von meinen Schulnoten, in den fächern die ich einfach nicht pack. sobald ich nur einen freien moment habe denke ich halt an programmieren und meine meisten echten freunde sind programmierer und wir machen regelrecht programmier-parties, bei denen wir mal schnell irgendwelche programme schreiben, die wir machen wollen. es is einfach eine neigung, die ich seit ich acht bin hab und ne sache, auf die mein ganzer ehrgeiz und irgendwie mein ganzes interesse beruht.

ich hab immer das gefühl, als könnte ich einfach nicht anders, weil das computerzeugs die größte Sache für mich ist und Geld mach ich damit auch schon. und dann muss ich in die schule, muss französisch lernen, obwohl ichs nie brauch und obwohls mich nich interessiert, muss in den sportunterricht, wo ich keine chance hab und werd auch noch von meinen mitschülern wie dreck behandelt, nur weil ich halt anders bin und andere sachen mache und interessant fine: wenn die es toll finden sich totzusaufen, finde ich es halt toll paar tausend zeilen programmcode zu hacken.

da ich im internet einen ziemlich großen namen hab, hab ich meine sprache einwenig verändert und etwas die infos zu meiner person verzerrt. einfach weil ich nicht den respekt von den freunden und bekannten die ich hab verlieren will. aber das ergebnis is des selbe.


Es gibt ne Menge fähiger schüler, die verantwortungsbewusst und teilweise selbst lernen und einfach brennent an einem wissenschaftlichen thema interessiert sind, nur eben nicht hochbegabt sind, sondern nur in einem bereich extrem talentiert sind und deshalb nicht auffallen. und die sich sehnlichst wünschen genau in diesem bereich endlich arbeiten oder studieren zu dürfen (in einer klasse über mir is jemand, der sich extrem für roboter interessiert). und genau die schüler werden ständig von staat, lehrern und schülern fertig gemacht und von keinem der dreien wirklich gefördert. und das finde ich grausam.

wenn ich erwachsen wäre, würde ich jemand, der mich rumschubst anzeigen oder ich könnte mich von dem einfach so entfernen, dass ich nie mehr was mit dem zu tun hab. aber in der schule bin ich in engen raum mit denen zusammengepresst.

ich hab halt angst, wenn ich das öffentlich mach, meine meinung, und an den direktor oder an einen minister schick, dann wirds entweder ignoriert oder alle leute sind verärgert oder enttäuscht von mir und wenn ichs anonym sende, dann verfolgts wieder irgendwer zurück und es antwortet auch nie einer.


doch irgendwas muss ich tun? ich kann nicht nur daheim sein und rumschmollen oder das ganze bis zum kollaps aufschauckeln. irgendwas muss ich doch tun können, damit das ganze problem endlich öffentlich wird und es sich schnell löst?

Danke für die tipps und das lesen kurt, tut echt gut wenn mal jemand die sache echt ernst nimmt und versteht.

in diesem sinne!


Von Anonym am Samstag, den 21. September, 2002 - 01:45:

noch was: ich finds auch schlimm, dass ich in der schule von allen seiten echt menschenrechte beraubt bekomme. wenn ich nachdenke dann sind es das recht auf körperliche unversehrtheit, das recht auf bildung, das recht auf freizügigkeit, das recht auf eigene meinung, das recht auf eigene religiöse überzeugung uvm. teils nimmt mir der staat die rechte und teils meine mitschüler.

wen wunderts da noch, dass schüler durchdrehn, in sich rein wachsen, selbstmord begehen oder amok laufen? ich nehm lieber die variante, dass ich das ganze anonym öffentlich mach, weil ich endlich will, dass das ganze jemand weiß und hier für alle ewigkeit im www steht. kopiert meinet wegen die texte überall hin, das ganze is ein thema, das nie angeschnitten wird, aber unter dem ein haufen schüler, die eigentlich nur nett sein wollen und halt echte interessen haben, drunter leiden.

das schlimme is nur, wenn ich nicht anonym bin, riskier ich viel zu viel, aber anonym denkt jeder, ich bin feige. was ich auch bin. es is einfach zum schreien...


Von Kurt am Montag, den 23. September, 2002 - 23:53:

Hallo Anonym,

nach Deinem letzten Posting sehe ich doch einiges klarer. Ich hatte schon am Freitag Abend versucht weiter auf Dein Eingangsposting einzugehen (Samstag u. Sonntag war ich verreist), aber ich fand m.E. nicht die richtigen Worte. Nun hast Du Deine Situation deutlicher beschrieben, so daß ich auf einige Punkte (Verein etc.) nicht mehr od. nur noch am Rande (Schule u. Job) eingehen werde. Das Hauptproblem scheint mir, ist das Mobbing u. der Sport.

"Doch wie steh ich denn da? Wenn einer der Lehrer, mit denen du dich verstehst im Gang rumläuft, und zuschauen muss, wie du deiner Schultasche hinterherrennst oder dich fast schon mit kindischen Methoden wehren muss, weil dich jemand anmalt, dann fühlst du wie du an respekt bei den Leuten durch dich selbst, also in dir, verlierst, die du magst."

Also, wenn ein Lehrer, den Du schätzt, solches Handeln Deiner Mitschüler sieht u. er nicht einschreitet, dann handelt es sich um einen, der dieser Mehrheit von unfähigen Pädagogen angehört. Denn glaub mir, die involvierten Lehrer wissen in der Regel genau Bescheid über die Schüler u. über deren Stellung in der Klasse. Dieser Lehrer verdient Deine Wertschätzung nicht, da ihm das fehlt, was heutzutage so vielen fehlt: Zivilcourage.

"Mittlerweile habe ich begriffen, dass ich da nicht alleine bin und hab allmählich Lust dazu deswegen vor die Barrikaden zu gehen. Aber andererseits würde das bei den Leuten, die dich respektieren sicher das Weltbild zerstören, wenn sie sehen, dass du der typische Klassen-Idiot bist."

Eines ist bei Dir schon auffällig u. aus Deiner Wortwahl zu entnehmen: Du zeigst schon ein typisches "Opferverhalten", d.h. Du versuchst es anderen recht zu machen u. übst vorauseilend u. indirekt an Dir selbst Kritik. Das ist aber grundsätzlich falsch, denn es ist Dein verdammtes RECHT, Dich zu wehren. Wenn dann jemand deswegen Dich nicht mehr "respektiert" so hat er Dich auch zuvor nicht respektiert.

Zuerst solltest Du m.E. mit Deinen Eltern darüber sprechen u. klären, wie sie dazu stehen, denn es wäre sicher hilfreich, wenn sie Dich unterstützen würden. Dann schreibst Du, daß es auch anderen Schülern wie Dir ergeht. Sprich mit diesen darüber u. ob sie bereit wären, diesen Zustand gemeinsam zu ändern. Der nächste Schritt wäre, daß ihr euch alle einmal zusammensetzt, am besten mit den Eltern. Sicherlich wäre es vorteilhaft, wenn Deine Eltern zu dieser Interessensgruppe einladen würden, eventuell in einer Wirtschaft. Wenn Du das geschafft hast, dann habt ihr schon fast gewonnen. Falls Ihr dann noch einen Lehrer finden könntet, der schon Zivilcourage in Bezug auf Mobbing unter Schülern gezeigt haben sollte, dann solltet Ihr ihn auch mit einbinden.

Das nächste wäre, daß Ihr ein Schreiben an die Schulleitung verfaßt mit einer beispielhaften Mobbing-Liste u. mit der Aufforderung (nicht Bitte!), daß dieses Mobbing sofort u. umgehend zu unterbinden ist. Wichtig dabei ist, daß alle Eltern der betroffenen Schüler dieses unterschreiben UND daß eine Delegation dieser Eltern (2 od. 3) dieses Schreiben dem Direktor persönlich übergeben. Die Delegation ist auch deshalb wichtig, daß später mehrere unabhängige Personen den Verlauf des Gespräches bezeugen können.

Ferner ist wichtig, daß sich diese Delegation auf keine Relativierung ( Einzelfälle, Mitschuld od. Opferverhalten der Betroffenen) durch den Direktor einläßt. Falls die Argumentation des Direktors auf diese Art aufgebaut sein sollte, ist dies ein Zeichen, daß er die Angelegenheit nicht ernst nimmt. Die Delegation muß ihm dann klar machen, daß wenn dieses Mobbing nicht umgehend abgestellt wird, Ihr Euch sofort an die übergeordnete Stelle wendet, eventuell dann auch an die Presse.

Um Dir den Ernst zu verdeutlichen nur ganz kurz aus meiner Erfahrung als Vater: Wie ich in meinem ersten Posting schon angedeutet habe, hat unser jüngster Sohn ein ähnliches Schicksal erlitten. Sein Martyrium dauerte 7 Jahre (2. Klasse Grundschule bis Abschluß der Hauptschule). Dies dauerte u.a. auch deshalb so lange, weil wir (Eltern) auch noch nicht wußten, wie wir mit einer solchen Situation umgehen sollten u. wir deshalb immer wieder versuchten, dies mit den Lehrern u. der Schulleitung zu regeln. Erschwerend kam dabei dazu, daß der Schulleiter uns zwar alles versprach, dann aber nichts od. sogar das Gegenteil unternahm (aber das ist eine andere Geschichte, siehe "Schulleiter zerstört die Zukunft eines jungen Menschen"), deshalb sind Zeugen so wichtig.

Dies sollte jetzt nur ein Vorschlag sein, den ich, wenn ich die Zeit zurückdrehen könnte, genau so versuchen würde. Falls Du od. Deine Eltern noch Fragen haben sollten, so könnt Ihr mir mailen, vielleicht können wir dann auch telefonisch in Kontakt treten, falls das erforderlich sein sollte.

Nun zu Deinem Problem mit dem Sport. Ein GUTER Sportlehrer weiß natürlich, daß es unsportliche Schüler gibt, er nimmt dies aber nicht zum Anlaß, diese vor der Klasse herunterzumachen (ein Grund für eine Beschwerde!). Statt dessen sollte er sich Gedanken machen, wie er selbst diesen Schülern Spaß an der Bewegung (u. darum geht es vorrangig) vermitteln könnte. Falls er das nicht schaffen sollte, so sollte er doch zumindest die trainierten Schüler einer zusätzlichen "Tortour" (im positiven Sinn) unterziehen, so daß diese anderntags ebenfalls an Muskelkater (ist übrigens ein positives Zeichen) leiden u. keinen Grund haben zu spotten. So hat es z.B. mein 2-ter Sportlehrer gemacht, da wir Vereinssportler (wir hatten nicht gespottet!) bei der Laufgymnastik immer noch eine Runde mehr od. ein Grad schwieriger leisten mußten. Unser erster Sportlehrer an der Realschule war auch ein Verlegenheitssportlehrer (nach dem Krieg gabs keine ausgebildeten SL), der von der Beanspruchung der menschlichen Muskeln keine Ahnung hatte, dem es aber offensichtlich Vergnügen bereitete, den besten u. den schlechtesten Sportler der Klasse in den Boxring zu schicken. Er war eben ein richtig großes *O*!

Wie Du schon richtig festgestellt hast, beherrscht Du die Bewegungsabläufe am Besten, die Du lange geübt hast. Dies ist auch bei einem sportlichen Typ nicht anders. Der Unterschied zw. Dir u. einer Sportskanone ist eben der, daß dieser wahrscheinlich schon sehr früh ein Bewegungsbedürfnis verspürt u. entsprechend spielerisch trainiert hat während Du eben Deine geistige Veranlagung trainiert hast u. deshalb heute in der Lage bist, eine Programmieraufgabe aus dem Ärmel zu schütteln. Gerade aber die einseitige Beanspruchung ist weder für Dich (viel sitzen) noch für einen Sportler (Überbeanspruchung des Körpers (od. aber wenig denken wie z.B. viele Profisportler*g*)) auf Dauer gesund.

Die Schule, und da bin ich nicht Deiner Meinung, soll keine Spezialisten heranziehen, sondern den heranwachsenden Menschen in seiner Gesamtheit "Geist u. Körper" fördern. Dazu bedarf es aber, und da sehe ich das Hauptproblem nicht nur an Deiner Schule, geeigneter u. fähiger Lehrer. Übrigens, ich hatte in Deinem Alter 2 Berufswünsche: Flugzeugbauingenieur od. Lehrer in Mathematik, Physik u. Sport. Leider hat sich mein Vater für mich für das erstere entschieden, was dann auch in die Hose ging (wg. Chemie, da war ich nie ne Leuchte).

"Es gibt ne Menge fähiger schüler, die verantwortungsbewusst und teilweise selbst lernen..."

Verantwortungsbewußt sein bzw. lernen heißt sicherlich auch zielgerichtet u. entsprechend seinen Neigungen zu handeln u. lernen, aber nicht nur. Es heißt auch über den Tellerrand sehen, sich in alle Richtungen offen zu halten, denn es gibt nach meiner Erfahrung nichts dümmeres als "Fachidioten", egal in welcher Richtung (wissenschaftlich, sportlich od. sonstwas). Wenn Du auch kein Interesse an Sport hast, so kannst Du mit Sicherheit 2 körperliche Betätigungen u. das sind gehen/laufen u. Fahrrad fahren (lt. Deiner Aussage). Wenn Du es noch schaffst, diesen Bewegungsabläufen Spaß abzugewinnen, dann betreibst Du Sport (so u. NUR so sollte die Definition von Sport sein). Vielleicht solltest Du das einmal in Deiner Clique anregen, daß ihr das regelmäßig einmal die Woche unternehmt, allerdings solltet ihr Euch NICHT vom Leistungsgedanken leiten lassen (es soll doch noch Spaß machen!).

"wenn ich erwachsen wäre, würde ich jemand, der mich rumschubst anzeigen oder ich könnte mich von dem einfach so entfernen, dass ich nie mehr was mit dem zu tun hab. aber in der schule bin ich in engen raum mit denen zusammengepresst."

Da muß ich Dich leider enttäuschen. Mobbing ist kein Straftatbestand, zumindest nicht, wenn keine Gefährdung od. massive u. nachweisbare körperliche Schäden vorliegen (kennen wir alles). Der einzige erfolgversprechende Weg, zu den ich Dir da raten kann, habe ich Dir oben schon aufgezeigt, auch wenn Du Dich dazu durchringen mußt. Du kannst natürlich auch versuchen, auf einer anderen Schule unterzukommen (ausweichen), aber a) hast Du keine Garantie, daß es dort nicht auch so sein wird u. b) veränderst Du nichts in den Köpfen der "Wegseher" u. schon gar nicht in denen der Täter.

"ich hab halt angst, wenn ich das öffentlich mach, meine meinung, und an den direktor oder an einen minister schick, dann wirds entweder ignoriert oder alle leute sind verärgert oder enttäuscht von mir und wenn ichs anonym sende, dann verfolgts wieder irgendwer zurück und es antwortet auch nie einer."

Deshalb ist es so wichtig, eine möglichst große Interessensgemeinschaft zu bilden.

"Danke für die tipps und das lesen kurt, tut echt gut wenn mal jemand die sache echt ernst nimmt und versteht."

Gern geschehen, denn ich kann aus den Qualen meines Sohnes erahnen, was Du durchmachst u. da leide ich wieder mit. Leider kann ich Dir nur raten (u. das ist leicht), aber Du/Ihr könnt mir auch mailen.

Kopf hoch, nur Fledermäuse lassen sich hängen*g*.

Die besten Grüße
Kurt


Von Kurt am Donnerstag, den 26. September, 2002 - 00:30:

Hallo anonym,

"ich nehm lieber die variante, dass ich das ganze anonym öffentlich mach, weil ich endlich will, dass das ganze jemand weiß und hier für alle ewigkeit im www steht. kopiert meinet wegen die texte überall hin, das ganze is ein thema, das nie angeschnitten wird, aber unter dem ein haufen schüler, die eigentlich nur nett sein wollen und halt echte interessen haben, drunter leiden."

Dazu wollte ich Dir noch etwas sagen:

Auch wenn ich (der Esel nennt sich immer zuerst *g*) und alle, die Dein hier aufgezeigtes Problem lesen u. anschließend verlinken, kopieren od. sonstwie in Umlauf bringen, so wird das nichts an Deiner aktuellen Situation ändern. Selbst wenn Du Dein Problem anonym an Zeitungen od. TV-Sendern sendest, so werden doch immer die in Deinem Fall entsprechenden Personen zu sich sagen: "Bei uns gibt es da KEINE PROBLEME", womit Dir also nicht geholfen wäre.

So leid es mir tut, aber der einzige Weg, um für DICH eine Lösung zu finden ist, daß Du offen um Deine Menschenrechte kämpfst. Dies kann sowohl auf dem konventionellen Weg (den ich Dir ja schon aufzeigte) als auch im Internet erfolgen (sofern entsprechende Infos von Dir gestellt werden). Dann können wir (damit meine ich die vielen virtuellen Internetuser) auch öffentlich zu DIR stehen, eventuell auch die HP Deiner Schule od. der zuständigen Landesregierung zuposten od. -mailen.

Ich muß zugeben, daß mir diese Idee auch erst jetz in Deinem Fall gekommen ist u. nicht schon beim Fall unseres Sohnes. Ich werde versuchen, daß ich in den nächsten Tagen das nachholen werde.

Viele Grüße
Kurt


Von Anonym am Samstag, den 23. November, 2002 - 00:04:

Lehrer kennen nichts anderes als Schule. Die haben noch nie eine Firma von innen gesehen, kennen also die Gesellschaft in der sie leben gar nicht. Da liegt das Problem.


Von Anna am Samstag, den 26. März, 2005 - 15:29:

lieber anonym,

ich hab in ein paar wochen ne prüfung in erziehungswissenschaften und bereite gerade im teilgebiet schulpädagogik den bereich mobbing unter schülern vor. das thema habich mir selbst gewählt, da ich in der siebten und achten klasse selbst gemobbt wurde.
zia, ich werde jetzt selbst lehrer in sport und englisch und freu mich tierisch darauf. was ich hier anmerken möchte - und du wirst es wahrscheinlich nie mehr lesen, da dein letzter post schon sehr lange zurück liegt:
kurt ist prima! ich finde es toll, dass er weiterhilft, einen guten lösungsansatz gefunden hat und dir mutmacht. schade, dass du daruaf nicht mehr eingegangen bist. ich hätte gerne gewußt, wie es weiter ging bei dir.
dein letzter post mit der anschuldigung ist m.M. nac jedoch nicht so ganz angemessen. ich kann dir verraten, dass fast alle Studenten bis sie letzlich mal im Beruf stehn - auch die zukünftigen Lehrer - viel jobben und auch in Firmen arbeiten! ich mach das schon seit ich 16 bin und finde es nicht gerecht, dass deine anschuldigung so pauschal an alle lehrer rausgeht.
und um dich gänzlich zu beruhigen: seit kurzem ist es zumindest in bayern pflicht und inhalt des Lehramtstudiums ein Firmenpraktikum zu machen.
vielleicht bist du abermittlerweile selbst student und hast den zorn auf die institution schule und alle lehrer ein wenig überwunden.
ich versprech dir, dass ich mal eine lehrerin werde, die ihre augen aufmacht und mobbing in der schule thematisieren wird bzw eingreift wo es geht :-)

gruß von rechner zu rechner,
anna


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