Ein Freund, ein guter Freund...

Der Humanist: Religion: Ein Freund, ein guter Freund...
Von
Alfons`s Freund am Sonntag, den 19. September, 1999 - 16:55:

er die Vulgarisierung des Materialismus in der Arbeiterbewegung

Das Verhältnis des Geistes zur Natur ist die Grundfrage jeder
Weltanschauung. Friedrich Engels schreibt dazu in »Ludwig Feuerbach
und der Ausgang der klassischen deutschen Philosophie«:

»Je nachdem diese Frage so oder so beantwortet wurde, spalteten sich die
Philosophen in zwei große Lager. Diejenigen, die die Ursprünglichkeit des
Geistes gegenüber der Natur behaupteten, also in letzter Instanz eine
Weltschöpfung irgendeiner Art annahmen () bildeten das Lager des
Idealismus. Die andern, die die Natur als das Ursprüngliche ansahen, gehör
en zu den verschiednen Schulen des Materialismus.«1

Die verschiedenen Varianten der bürgerlichen Ideologie sind weltanschaulich
dem Idealismus zuzuordnen. Dieser verklärt die objektiven Verhältnisse in
Natur und Gesellschaft, weil er die Wirklichkeit nicht aus den ihr
innewohnenden Gesetzmäßigkeiten ableitet, sondern nach einem
ausgedachten Ideal beurteilt. So funktioniert die heutige Wirtschaft nach b
ürgerlicher Lesart nach dem Ideal der »sozialen Marktwirtschaft«.
Wirtschaftskrisen liegen demnach keine Gesetzmäßigkeiten der
kapitalistischen Gesellschaftsordnung zugrunde, sondern sie werden dem
mangelnden politischen Geschick der jeweiligen Regierung zugeschrieben.
Diese idealistische Deutung zielt darauf ab, daß trotz des unvermeidbaren,
offensichtlichen Bankrotts der kapitalistischen Wirtschaftsordnung nicht
gleich die Gesellschaft grundsätzlich in Frage gestellt wird.

Die Ideale der Menschen sind lediglich die Widerspiegelung materieller,
wirklicher Prozesse in Natur und Gesellschaft. Wie in jeder
Klassengesellschaft ist auch im Kapitalismus jede Idee der Interessenlage
einer bestimmten Klasse zugeordnet:

- Die bürgerliche Ideologie widerspiegelt die Interessen der Bourgeoisie an
der Aufrechterhaltung der kapitalistischen Gesellschaft;

- die proletarische Ideologie widerspiegelt das Interesse des Proletariats
an der Abschaffung der kapitalistischen Verhältnisse und einer Gesellschaft,
die von der Ausbeutung des Menschen durch den Menschen befreit ist.

Die bürgerliche Ideologie ist reaktionär, weil sie die herrschenden Verhäl
tnisse rechtfertigt, vertuscht und schönredet. Die proletarische
Weltanschauung ist an der vollständigen Aufdeckung der Wahrheit und der
revolutionären Veränderung der Gesellschaft interessiert. Sie folgt dem
materialistischen Grundsatz: »Das Sein bestimmt das Bewußtsein«.

Über diesen Grundsatz der materialistischen Weltanschauung gibt es in der
internationalen marxistisch-leninistischen und Arbeiterbewegung zweifellos
eine große Übereinstimmung. Aber es gibt auch eine ausgeprägte Tendenz,
den Gesamtzusammenhang von Sein und Bewußtsein auf eben diesen
materialistischen Grundsatz zu reduzieren. Das führt in der Konsequenz zu
einer vulgärmaterialistischen Deutung, nach der sich die Wirklichkeit
unmittelbar, d.h. mechanisch im Bewußtsein der Menschen widerspiegeln
würde, sozusagen als einfache Kausalität von Sein als Ursache und dem
Bewußtsein als Wirkung.

Eine der exponiertesten Vertreterin dieser Richtung in Deutschland ist die
KPD (Roter Morgen)*. In der letzten Ausgabe ihrer Zeitschrift können wir
zum neuen Programmentwurf der MLPD lesen:

»Was auch immer die MLPD unter Denkweise verstehen mag, jedenfalls hat
letztere ja wohl etwas mit dem Denken zu tun und folglich mit dem Bewußt
sein.«2

Volltreffer! Die Denkweise hat etwas mit dem Denken zu tun und folglich
auch mit dem Bewußtsein Aber dennoch sind es mit Recht unterschiedliche
Kategorien, mit jeweils unterschiedlicher Bedeutung. Das Bewußtsein hat
immer einen Inhalt und eine Methode, mit der es zu seinen inhaltlichen
Erkenntnissen kommt und mit der es diese Erkenntnisse in der Praxis zur
Anwendung bringt. Diese Methode ist die Denkweise. Es liegt auf der
Hand, daß die Denkweise deshalb gleicherweise etwas mit der Praxis zu tun
hat. So wie der Mensch denkt, so handelt er auch. Oder wie es Marx
formuliert: Alles, was der Mensch tut, muß vorher durch seinen Kopf.

Warum hat der »Rote Morgen« jedoch die Denkweise ausschließlich dem
Bewußtsein zugeschlagen und ihren Zusammenhang mit dem
gesellschaftlichen Sein geleugnet? Weil er in einer völlig idealistischen,
dogmatischen Vorstellung über das Verhältnis von Sein und Bewußt
sein befangen ist. Er begreift nicht, daß Sein und Bewußtsein nur in
ihren philosophischen Kategorien, also zur theoretischen Klärung, einer
so scharfen Trennung unterliegen. In der gesellschaftlichen Wirklichkeit
werden sie identisch als materieller Prozeß des menschlichen
Denkens, Fühlens und Handelns. Dazu schreibt Lenin in seiner Schrift
»Materialismus und Empiriokritizismus«:

»Freilich ist auch der Gegensatz zwischen Materie und Bewußtsein nur
innerhalb sehr beschränkter Grenzen von absoluter Bedeutung: im
gegebenen Fall ausschließlich in den Grenzen der erkenntnistheoretischen
Grundfrage, was als primär und was als sekundär anzuerkennen ist. Auße
rhalb dieser Grenzen ist die Relativität dieser Entgegensetzung unbestreitbar.
() Außerhalb dieser Grenzen mit der Gegensätzlichkeit von Materie und
Geist, von Physischem und Psychischem als mit einer absoluten Gegensät
zlichkeit zu operieren, wäre ein gewaltiger Fehler.«3

Natürlich hat alles, was sich im menschlichen Bewußtsein widerspiegelt,
letztlich seine Ursache in der materiellen Wirklichkeit. Für die
Roter-Morgen-Gruppe scheint es aber unfaßbar, daß das menschliche
Bewußtsein nur existiert, um die Menschheit zu befähigen, auf Natur und
Gesellschaft Einfluß zu nehmen. Dazu schreibt Marx in seinen berühmten
»Thesen über Feuerbach«:

»Die materialistische Lehre, daß die Menschen Produkte der Umstände und
der Erziehung, veränderte Menschen also Produkte anderer Umstände und
geänderter Erziehung sind, vergißt, daß
die Umstände eben von den
Menschen verändert werden und daß
der Erzieher selbst erzogen werden
muß.«4

Was die Marxisten-Leninisten von den urwüchsigen Materialisten der
antiken Griechen oder den mechanischen Materialisten des Mittelalters
unterscheidet, ist die Deutung des Zusammenhangs von Sein und Bewußt
sein als universelle dialektische Wechselbeziehung.

Der »Rote Morgen« fährt fort:

»Für MarxistInnen aber ist das Bewußtsein durch das gesellschaftliche Sein
bestimmt. Folglich muß in erster Linie das gesellschaftliche Sein untersucht
werden um Rückschlüsse auf das Bewußtsein ziehen zu können.«5

Niemand wird bezweifeln, daß es notwendig ist, das Bewußtsein auf seine
materielle Basis in Natur und Gesellschaft zurückzuführen. Es ist aber völlig
absurd, allein aus der objektiven Analyse der Gesellschaft kausal Schlüsse
für das Klassenbewußtsein der Arbeiterklasse ziehen zu wollen. Die einfache
Kausalität zwischen Sein und Bewußtsein kann die komplizierten
Zusammenhänge des staatsmonopolistischen Kapitalismus nicht einmal ann
ähernd richtig erfassen.

Um sich nicht weiter der Lächerlichkeit preiszugeben, sollten sich die
Autoren des »Roten Morgen« folgenden Satz von Friedrich Engels hinter die
Ohren schreiben:

»Die Herausarbeitung der Methode, die Marx' Kritik der politischen
Ökonomie zugrunde liegt, halten wir für ein Resultat, das an Bedeutung
kaum der materialistischen Grundanschauung nachsteht.«6

Es ist eine unbestreitbare Tatsache, daß das Klassenbewußtsein der
Arbeiterklasse hinter der heutigen gesellschaftlichen Entwicklung zurüc
kgeblieben ist, also im Widerspruch zu der krisenhaften Entwicklung der
Gesellschaft steht. Es ist weiter unbestreitbar, daß dieselbe praktische
Erfahrung auf die einzelnen Arbeiter zum Teil völlig unterschiedlich wirkt.
Der eine setzt sich z.B. nach einer Ankündigung von Massenentlassungen für
den gemeinsamen Kampf um jeden Arbeitsplatz ein, der andere verzichtet
auf diesen Kampf und sucht für sich nach einem individuellen Ausweg. Die
Ursache für diese Widersprüchlichkeit liegt in der klassenmäßig
bedingten Denkweise begründet, mit der die Arbeiter ihre Erfahrungen
verarbeiten.

Die Kritik am Einfluß des Vulgärmaterialismus ist heute, wie an jedem
bedeutenden Wendepunkt in der Geschichte der Arbeiterbewegung, zu
einer theoretischen und praktischen Kernfrage für einen neuen Aufschwung
im Kampf um den Sozialismus geworden. Im REVOLUTIONÄREN WEG
26 mit dem Titel »Der Kampf um die Denkweise in der Arbeiterbewegung«
heißt es:

»Das Bewußtsein kann nur mit Hilfe einer dialektisch-materialistischen
Denkweise mit der objektiven Wirklichkeit in Übereinstimmung
kommen.«7

Darin liegt gerade die Notwendigkeit der Lehre von der Denkweise, daß
sie wissenschaftlich die dialektischen Bewegungsgesetze aufdeckt, die in der
Entwicklung des Klassenbewußtseins der Arbeiterklasse wirken, um in
Übereinstimmung mit der objektiven Wirklichkeit zu kommen: »Die Lehre
von der Denkweise behandelt die Entwicklungsgesetze des menschlichen
Denkens bei der Herausbildung des proletarischen Klassenbewußtseins und
seiner Höherentwicklung zum sozialistischen Bewußtsein.«8

Die gesetzmäßige Entwicklung des proletarischen Klassenbewußt
seins

Natürlich muß auch die kleinbürgerliche Linke die Frage beantworten,
warum die revolutionäre Arbeiterbewegung nach dem II.Weltkrieg in
Deutschland einen solchen Niedergang erlebt hat und sich davon erst
langsam erholt. Der »Rote Morgen« beantwortet das so:

»Warum ist es (das Proletariat, Stefan Engel) schwach? Das basiert
letztlich auf materiellen Faktoren. Tatsache ist, daß es in Deutschland
nach dem Krieg lange keine zyklischen Krisen gab.«9

Demnach müßte sich das Klassenbewußtsein der Arbeiter in erster Linie als
Folge zyklischer Krisen entwickeln, nach dem Motto: je schlechter es der
Arbeiterklasse geht, desto höher ihr revolutionäres Bewußtsein. Offen wird
das auch von der DKP vertreten. So referierte Detlef Fricke auf einer
DKP-Konferenz zu »150 Jahre Manifest der Kommunistischen Partei«:

»Erst dann, wenn die soziale Not so groß ist, daß die Arbeiterklasse
aufgrund politischer Einsichten über die Ursachen der Not in ihren sozialen
Kämpfen hart und konsequent auftritt, wird sie den inneren Zusammenhang
vom Kampf um soziale und demokratische Rechte voll begreifen ­ und die
richtige Antwort darauf geben.«10

Diese Theorien sind völlig wirklichkeitsfremd. Hat sich nicht seit Mitte der
70er Jahre auf der Basis unterschiedlichster ökonomischer Krisen eine
wachsende Massenarbeitslosigkeit in Deutschland herausgebildet, so daß
inzwischen 11 Millionen Vollerwerbsarbeitsplätze in Deutschland fehlen?
Gibt es nicht bereits in Deutschland wieder eine verbreitete Armut, die in
den drei Millionen Sozialhilfeempfängern nur andeutungsweise in
Erscheinung tritt? Wieviel »soziale Not« soll denn nötig sein, damit oben
beschriebener Automatismus der Entwicklung des Klassenkampfs in Gang
gesetzt wird?

Die Auffassungen von KPD (Roter Morgen) und DKP laufen darauf hinaus,
daß
sich das Klassenbewußtsein als unmittelbare Reaktion auf die
Angriffe der Herrschenden entwickelt. Das ist jedoch die Theorie der
Anbetung der Spontaneität der Massen, die die große Bedeutung des
weltanschaulichen Kampfs für die Fortentwicklung des proletarischen
Klassenkampfs leugnet. Lenin weist darauf hin, daß » jede Anbetung der
Spontaneität der Arbeiterbewegung, jede Herabminderung der Rolle des
bewußten Elements, der Rolle der Sozialdemokratie, zugleich ­
ganz
unabhängig davon, ob derjenige, der diese Rolle herabmindert, das w
ünscht oder nicht ­ die Stärkung des Einflusses der bürgerlichen
Ideologie auf die Arbeiter bedeutet.«11

Die bürgerliche Gesellschaft fußt auf der Wirkung eines Systems von
Gesetzmäßigkeiten. Diese kommen vermittels der Denkweise der Menschen
zur Wirkung. Deshalb kann die bürgerliche Gesellschaft auch nur durch die
vorherrschende bürgerliche Weltanschauung im Kampf gegen die
proletarische Weltanschauung funktionieren. Jede Weltanschauung umfaßt
jeweils Theorie und Methode als dialektische Einheit. Der
weltanschauliche Kampf zwischen Bourgeoisie und Proletariat findet
innerhalb der Arbeiterbewegung als Kampf zwischen der
proletarischen und der kleinbürgerlichen Denkweise seinen
Niederschlag. In der proletarischen Denkweise kommt die Einheit von
Theorie und Methode des Marxismus-Leninismus zum Ausdruck, in der
kleinbürgerlichen Denkweise die Theorie und Methode bestimmter Formen
der bürgerlichen Ideologie. Das Besondere an der kleinbürgerlichen
Denkweise ist, daß
sie sich scheinbar der proletarischen Denkweise anpa
ßt, sich bestimmte einzelne proletarische Inhalte und Formen zu eigen
macht. Das macht sie so schwer erkennbar und ermöglicht es ihr, tiefer in
das Bewußtsein der Arbeiterklasse und der Massen Eingang zu finden.
Durch die Politik der Reformen von oben in den 60er und 70er Jahren und
die massenhafte Entstehung kleinbürgerlicher Familienverhältnisse haben sich
die Lebensverhältnisse zwischen den kleinbürgerlich-intellektuellen
Zwischenschichten und der Arbeiterklasse tendenziell angenähert. Das war
die materielle Grundlage für das tiefe Eindringen der kleinbürgerlichen
Denkweise in die Arbeiterbewegung.

Das Klassenbewußtsein der Arbeiterklasse wird sich nur in dem Maße
entwickeln, wie sie mit der kleinbürgerlichen Denkweise fertig wird.
Das ist das objektive Gesetz, das der Entwicklung des proletarischen
Klassenbewußtseins unter den heutigen Bedingungen des Klassenkampfs
zugrunde liegt.

Die Monopole nutzen das gesellschaftlich organisierte System der kleinbür
gerlichen Denkweise als zentrales Kampfmittel, um die Arbeiterbewegung zu
desorientieren, zu desorganisieren und zu demoralisieren. Eine seiner
Hauptmethoden ist die Manipulierung der öffentlichen Meinung. Dabei
werden heute nicht einmal in erster Linie Informationen vorenthalten oder nur
Desinformation betrieben, die mit Enthüllungen beantwortet werden müßten
usw. In der psychologischen Kriegführung im Zusammenhang mit dem
NATO-Krieg in Jugoslawien wird vor allem eine bestimmte kleinbür
gerliche Logik vermittelt. Die Mehrheit der Bevölkerung lehnt diesen Krieg
moralisch ab. Den Herrschenden ist es auch relativ klar, daß sie die Massen
nicht offen für ihre imperialistischen Ziele gewinnen können. Systematisch
wird das Denkmuster ausgeben: »Irgendwas muß man ja gegen die
ethnischen Vertreibungen Milosevics im Kosovo tun.« Die offene militärische
NATO-Aggression soll wie das kleinere Übel erscheinen. Für diejenigen,
die sich dennoch gegen den Krieg aussprechen, wird der pazifistische
Leitsatz verbreitet: »Krieg darf kein Mittel der Politik sein«, damit sie sich
nicht für den aktiven Widerstand einsetzen. Es ist aber ein unverrückbares
Gesetz, daß der Krieg nur die Fortsetzung der Politik mit anderen Mitteln
ist. Wenn man den imperialistischen Krieg bekämpfen will, dann muß man
auch die Politik bekämpfen, zu deren Verwirklichung dieser Krieg geführt
wird. Alles andere läuft auf eine Unterstützung der Herrschenden hinaus.

Ohne die von der psychologischen Kriegführung vermittelte Logik bzw.
Denkweise zu durchbrechen, werden unsere politischen Inhalte usw. nur als
eine zusätzliche Information in die herrschenden Denkmuster integriert.
Geradewegs geleugnet wird diese Notwendigkeit aber von einer
dogmatischen Richtung in der Arbeiterbewegung, die zum Teil leider auch in
die Agitation und Propaganda der MLPD Eingang finden konnte. Nach ihr
entsteht und entwickelt sich das Klassenbewußtsein ausschließlich durch
Hineintragen marxistisch-leninistischer Theorie in die
Arbeiterbewegung. Aufgrund der proletarischen Klassenlage und des
objektiv stattfindenden Klassenkampfs entsteht sehr wohl ein bestimmtes
Klassengefühl, ein Klasseninstinkt bis hin zur ersten Stufe des
Klassenbewußtseins, z.B. dem gewerkschaftlichen Bewußtsein. Natürlich
reichen die spontanen Erfahrungen nicht aus für ein entwickeltes
sozialistisches Bewußtsein. Aber sie sind die Grundlage, auf der sich in
Verbindung mit der marxistisch-leninistischen Überzeugungsarbeit ein
entwickeltes sozialistisches Bewußtsein heranbilden kann. Für die
Entwicklung des proletarischen Klassenbewußtseins ist das dialektische
Zusammenwirken von zwei Faktoren ausschlaggebend: die proletarische
Klassenlage und die praktischen Kampferfahrungen im Klassenkampf als
materielle Grundlage und die proletarische Weltanschauung als
ideologische Grundlage. Der REVOLUTIONÄRE WEG 26 stellt hierzu
zusammenfassend fest:

»Praktische Kampferfahrungen der Massen und theoretische
Grundkenntnisse sind die zwei unverzichtbaren Grundlagen, die nur in ihrer
dialektischen Wechselwirkung ein entwickeltes Klassenbewußtsein
hervorzubringen vermögen. Nur mit einer proletarischen Denkweise ist es
möglich, praktische Kampferfahrungen bewußt mit der
marxistisch-leninistischen Theorie zu durchdringen und so das Bewußtsein
der Arbeiterklasse mit der sich stets verändernden objektiven Wirklichkeit in
Übereinstimmung zu bringen.«12

Eine notwendige Erweiterung der marxistisch-leninistischen
Strategie und Taktik

Wenn die KPD (Roter Morgen) die Lehre von der Denkweise als »Rückzug
aus dem Klassenkampf« (»Roter Morgen« 12/96) bezeichnet, zeigt das nur,
wie wenig sie die veränderten Bedingungen im Klassenkampf im
staatsmonopolistischen Kapitalismus begriffen hat.

Die Aufgabe der proletarischen Strategie und Taktik besteht in der Füh
rung und Höherentwicklung des proletarischen Klassenkampfs bis zum Sturz
der Monopolherrschaft und der Errichtung der Diktatur des Proletariats. In
der jetzigen Etappe der relativen Ruhe im Klassenkampf muß
vor allem
das proletarische Klassenbewußtsein der Arbeiterklasse
systematisch geweckt und höherentwickelt werden, bis ihre
entscheidende Mehrheit für den Kampf um den Sozialismus gewonnen ist.
Da die Entwicklung des proletarischen Klassenbewußtseins heute maßg
eblich vom Kampf zwischen proletarischer und kleinbürgerlicher Denkweise
abhängt, muß die marxistisch-leninistische Strategie und Taktik im
proletarischen Klassenkampf durch den Kampf um die Denkweise der
Massen erweitert werden. Wer darauf verzichtet, ignoriert die Tatsache,
daß das Problem der Denkweise heute zur ausschlaggebenden Frage in der
Entwicklung des Klassenkampfs geworden ist.

Auch im marxistisch-leninistischen Parteiaufbau oder bei der Vorbereitung
der internationalen Revolution findet die Strategie und Taktik im Kampf um
die Denkweise ihre grundlegende Anwendung. Nur in der Einheit dieser
drei Ebenen kann das universell wirkende, gesellschaftliche System der
kleinbürgerlichen Denkweise wirksam bekämpft und im Zusammenhang mit
dem Sturz der Alleinherrschaft der Monopole überwunden werden. Der
marxistisch-leninistische Parteiaufbau auf Grundlage der
proletarischen Denkweise muß dabei stets der führende Faktor sein.

Das allgemeine Wesen der Strategie und Taktik im Kampf um die
Denkweise besteht in der bewußten Anwendung der dialektischen Methode
zur Organisierung der Überlegenheit der proletarischen Denkweise
im Kampf gegen die kleinbürgerliche Denkweise. Im Politischen
Bericht des Zentralkomitees der MLPD vom Januar 1997 heißt es:

»Es haben sich vor allem drei Elemente als ausschlaggebend erwiesen, um
mit der kleinbürgerlichen Denkweise fertig zu werden:

1.Die kleinbürgerliche Denkweise erkennen und allseitig aufdecken.
In der Regel treten die Erscheinungsformen der kleinbürgerlichen
Denkweise sehr eng verbunden mit der proletarischen Denkweise auf.
Die wissenschaftliche Unterscheidung zwischen proletarischer und
kleinbürgerlicher Denkweise hilft uns, den klassenfremden Einfluß

der Bourgeoisie auf unser Denken, Fühlen und Handeln zu verstehen
und schärft den proletarischen Klassenstandpunkt. Dies erfordert die
allseitige Kenntnis und Anwendung der ideologisch-politischen Linie
der MLPD und die Beherrschung der dialektisch-materialistischen
Methode.

2.Ist die kleinbürgerliche Denkweise aufgedeckt, kommt alles auf die
richtige Behandlung der Widersprüche an. Dazu ist es notwendig
festzustellen, welche Denkweise vorherrschend ist und welche Qualität
der Kampf angenommen hat. Das Vorherrschen der kleinbürgerlichen
Denkweise führt zum offenen Kampf zweier Linien. Die kleinbür
gerliche Linie muß schonungslos bekämpft und zerschlagen werden, um
ihren allseitig zersetzenden Einfluß zu bannen. ()

Solange die proletarische Denkweise vorherrschend ist, muß der
Kampf gegen die kleinbürgerliche Denkweise in nicht-antagonistischer
Form geführt werden. ()

3.Im Kampf gegen die kleinbürgerliche Denkweise muß stets das
System der Selbstkontrolle weiterentwickelt werden und seine richtige
Handhabung erlernt werden. ()

Die Anwendung prinzipieller Kritik und Selbstkritik ist das eigentliche
Wesensmerkmal des Systems der Selbstkontrolle und muß immer
wieder neu erkämpft und weiterentwickelt werden.«13

In der Lösung der Kaderfrage bzw. der Erziehung der Massen zur
Selbstbefreiung faßt sich letztlich der ganze Zweck der Strategie und Taktik
des Kampfs um die Denkweise zusammen.

Parteiaufbau auf der Grundlage der proletarischen Denkweise

Der Solinger Parteitag der MLPD faßte den Beschluß: »Die proletarische
Denkweise muß als Grundlage der Parteiarbeit durchgesetzt werden.« Das
war die Quintessenz aus 25 Jahren Erfahrungen in Parteiaufbau und
Klassenkampf. Die Partei muß die grundlegende Methode beherrschen,
Fehler zu vermeiden. Das war zugleich eine rechtzeitige Einstellung auf die
neuen Herausforderungen, die die Verschärfung der Allgemeinen Krise des
Kapitalismus in ihrer 5. Phase um die Jahrtausendwende mit sich brachte.
Der Kampf zwischen der proletarischen und kleinbürgerlichen Denkweise
wurde zur ausschlaggebenden Frage für einen neuen Aufschwung des
Kampfs um den echten Sozialismus.

Im »Übergang zu einer neuen Grundlage des Parteiaufbaus« witterte der
Verfassungsschutz seine Chance, Vorbehalte und Widersprüche in und
gegenüber der Partei zu schüren. So lesen wir in seiner jüngsten Ausgabe:

»Die maoistisch ausgerichtete MLPD befand sich 1998 nach eigenen
Angaben in einer Sinn- und Identitätskrise.«14

Es gehört zu der grundlegenden Aufgabe des Verfassungsschutzes als Organ
des Klassenkampfs zur Niederhaltung der revolutionären Arbeiterbewegung
und zur Verteidigung der Diktatur der Monopole, jeden Schritt unseres
Parteiaufbaus als vergeblichen Versuch des Zentralkomitees zu deuten, die
Mitglieder durch ausgeklügelte Kampagnen und vermeintlich drakonische
Maßnahmen bei der Stange zu halten. Außer einer bewußten Diskreditierung
der MLPD und ihrer Führung offenbart diese ­ an Ignoranz kaum zu
überbietende ­ Darstellung das völlige Unverständnis der bürgerlichen
Ideologen gegenüber der marxistisch-leninistischen Strategie und Taktik im
Parteiaufbau.

In einem Seminar zum neuen System der Organisations- und Kaderarbeit
vom August 1997 führte das Zentralkomitee der MLPD aus:

»Die Strategie und Taktik im Parteiaufbau ist natürlich Bestandteil der
Strategie und Taktik des proletarischen Klassenkampfs ­ eine Erweiterung,
die in engem Zusammenhang mit der Verschiebung der Grundlage des
Parteiaufbaus steht.«


In der Partei besteht die größte Gewähr für die Organisierung der Üb
erlegenheit der proletarischen Denkweise im Kampf gegen die kleinbür
gerliche Denkweise, weil im Unterschied zum gesellschaftlichen Kampf die
proletarische Denkweise hier allgemein vorherrschend ist. Wäre das
nicht mehr der Fall, dann hätte sie ihren marxistisch-leninistischen Charakter
eingebüßt.

Der Kampf um die Denkweise innerhalb der Partei ist eine Widerspiegelung
des Klassenkampfs im Parteiaufbau. Er folgt dem Kampf zweier Linien als
objektivem Gesetz der Entwicklung des Kampfs zwischen der
proletarischen und kleinbürgerlichen Denkweise. Alle Beziehungen
zwischen Partei und Massen müssen sich innerparteilich widerspiegeln. Das
Vordringen der kleinbürgerlichen Denkweise in der marxistisch-leninistischen
Partei führt gesetzmäßig zu einer Trennung von Partei und Massen.


Von Anonym am Sonntag, den 19. September, 1999 - 21:54:

Richtig muss es heissen:
Ein Joint, ein guter Joint....


Von mxx am Dienstag, den 5. Oktober, 1999 - 16:09:

Der Materialst hat nur ein problem: ER sagt, das Objekt formt das Subjekt, doch er vergißt, dass ja das Subjekt erst das Objekt erkannte...


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