KIrchensteuern / Säuglingstaufe , why that ?

Der Humanist: Religion: KIrchensteuern / Säuglingstaufe , why that ?
Von
Lars-Ole Krafczyk am Sonntag, den 5. September, 1999 - 12:54:

Mit Interesse habe ich Eure Seiten gelesen.
Mir fällt auf, das vor allem oben genannte Punkte in der Kritik der Leserschaft dieser Seite stehen.

zu Kirchensteuern:
Die Kritik an Kirchensteuern, die vom Staat über die normalen Steuern eingefordert werden ist voll berechtigt.
Ich bin der Meinung, man sollte es den verbindlichen Mitgliedern einer Ortsgemeinde überlassen, ob und wieviel sie spenden (ein Automatismus, wie ihn das Deutsche Steuerrecht kennt ist nicht nur ungerecht, sondern auch unbiblisch (Der Zehnte Teil des Einkommens ist eine FREIWILLIGE SPENDE lt. Bibel)
Bei aller Kritik in diesem Punkt an den Kirchen, sollte man genau hinschauen. Eine Menge Kirchen vorallem sog. Freikrichen (Baptisten/Methodisten/...) kommen völlg ohne zwangläufig/automatisch eingezogene Kirchensteuern aus, sondern finanzieren sich ausschliesslich über die Beiträge Ihrer Mitglieder der Ortsgemeinde.

zu Säuglingstaufe:
Die Kritik an der gängigen Praxis der Staatskirchen ist voll gerechtfertigt. Säuglinge/Kleinkinder usw haben eine Menschenwürde die auch von kirchlichen Institutionen nicht untergraben werden darf. Ausserdem stellt sich für einen Menschen die Frage nach dem Glauben an Jesus Christus ( und einer verbindlichen Mitgliedschaft) erst dann, wenn er nach eigenem Willen und Entscheiden sein Leben gestaltet. Vorher ist eine Bevormundung (um nicht zu sagen geistliche Vergewaltigung) -in Bezug auf die Mitgliedschaft- von Eltern/usw nicht unwahrscheinlich. Eltern, Pastoren und andere Christen können während der Entwicklungsphase eines jungen Menschen durch ihr beispielhaft vorgelebtes Christsein zwar Neugierde wecken auf mehr, aber mehr auch nicht. Jeder Mensch muß für sich diese Entscheidung fällen.
Auch hier gibt es positive Beispiele aus der Praxis, die -biblisch fundiert- zeigen, wie Gemeindeleben / und -mitgliedschaft nach neutestamentlichem Verständnis aussehen können.
Hier ebenfalls ein Verweis an die in vielen deutschen Städten vorhandenen Freikirchen (Evangelisch-Freikirchliche Gemeinden -Baptisten, Freie Evangelische Gemeinden)
Geht mal Sonntag da hin, zum Gottesdienst und sprecht die Leute mit Euren Fragen an. Ich bin überzeugt, daß sich vieles klären wird.

Mehr Informationen, die zum Verständnis von Kirche in heutiger Zeit beitragen können z.B. auf www.baptisten.org

Euer
Lars-Ole Krafczyk


Von EMÖ am Dienstag, den 7. September, 1999 - 02:14:

Mir sind die unterschiedlichen Praktiken neben dem Christentum existierender Sekten wie den Baptisten, Freikirchlern, Zeugen Jehovas, Scientologen etc. bekannt. Ich habe auch schon die Veranstaltung einer solchen Sekte besucht.

Ich halte eine öffentliche Aufklärung vordringlich über die Praktiken der Kirche für wichtig, da diese besonders eng mit dem Staat vermischt ist (Religionsunterricht, reservierte Freiräume in den Medien und spezielles Medienrecht, Zensurrecht, Kirchensteuer usw.). Dies bedeutet aber nicht, daß ich die anti-aufklärerischen Bestrebungen anderer Sekten irgendwie unterstützen würde. Jede Missionierung zum Zwecke der Verbreitung von Glauben anstelle von Wissen ist ein parasitärer Einfluß und muß -- mit offensiver Aufklärung, auf keinen Fall mit Repressionen irgendwelcher Art -- bekämpft werden. Eine "Harmonie von Religion und Wissenschaft" ist so wenig wünschenswert wie eine Harmonie von Dunkelheit und Licht. Es wäre geradezu schwachsinnig, die Kirche für ihre Praktiken anzugreifen und als Alternative irgendein anderes Sektenmodell zu propagieren, das spätestens bei seiner mit zunehmender Macht unvermeidbaren Institutionalisierung zum selben Moloch wie die Kirche würde. Deshalb warnen wir auch vor "Aufklärungsseiten" von Sekten über Sekten, sei es die Kirche über Scientology oder das "Universelle Leben" über die Kirche.

So sehe ich die Dinge. Ich glaube, das gilt auch für die Mehrheit der anderen Redakteure vom Humanist. Insofern bist Du hier wahrscheinlich falsch.

MfG
EMÖ


Von Frank Welker am Dienstag, den 7. September, 1999 - 10:16:

Aus den von EMÖ benannten Gründen, bieten wir unter der Rubrik Religion auch ein Lexikon über diverse Sekten an. Bisher ist dort leider noch nichts über Freikirchen vorhanden, aber das ist nur eine Frage der Zeit. Noch eine Anmerkung zur Erwachsenentaufe: wenn Kinder von klein auf mit dem Glauben indoktriniert werden, dann ist die Frage nach der Taufe als Erwachsener nur noch eine rhetorische. Von freier Willensentscheidung also keine Spur. In jedem Fall wirst du be uns keine Verbündeten in eurem Kampf gegen die beiden Großsekten finden.
mfg


Von frank am Dienstag, den 14. September, 1999 - 09:27:

Sucht ihr einen Bestätigungsclub oder Diskussion?
Wie kann man davon sprechen, daß jemand hier falsch sei, weil er eine andere Meinung hat als einer der Redakteure oder das ganze Team?

EMÖ verrät eine geradezu atemberaubende Inkompetenz, wenn er so unterschiedliche Gruppierungen wie Scientology, die Zeugen Jehovas und Freikirchen nicht differenziert.

Ich möchte Dich, EMÖ, und Dich, Frank, nur herzlich ermutigen, möglichst bald euer Lexikon um Einträge zu den Freikirchen zu erweitern. Wenn sich die "Aufklärung" auf einem so unsäglichen Niveau abspielt, könnt ihr eigentlich gar keine bessere Werbung für das Christentum machen...


Von Ute am Dienstag, den 14. September, 1999 - 15:24:

Hallo Frank (vielleicht zufällig Bechhaus? Wenn Du's bist: schön, daß Du Dich wieder mal einklinkst)

Da ist Dir wohl einiges in den "falschen" Hals gekommen:

Lars-Ole ließ in seinem Beitrag erkennen, daß hier seiner Ansicht nach nur über Praktiken der Großkirchen negativ diskutiert wird. Er empfahl zur Klärung unserer Fragen sogar einen Gottesdienst einer freikirchlichen Baptistengemeinde. Offensichtlich hat er hier doch den falschen Adressatenkreis erwischt, oder ist Dir das auch entgangen? Ich fand es freundlich von EMÖ darauf hinzuweisen, daß er DAMIT hier falsch liegt.

Außerdem finde ich es ziemlich seltsam von Dir, daß Du gleich Inkompetenz unterstellst, nur weil EMÖ es gewagt hat, verschiedene Sekten in einem Satz unterzubringen. Daß er sie als "neben dem Christentum" bezeichnet, ist Dir dagegen vor lauter Empörung anscheinend nicht besonders aufgefallen? Da hättest Du (teilweise) eher etwas zu bemängeln gehabt, nicht?

Auch "Freikirchen" sind Kirchen. Sie basieren auf denselben Absurditäten und inhumanen Ursprüngen.

Grüße
Ute


Von Frank am Dienstag, den 14. September, 1999 - 17:20:

Hallo Ute, gut getippt. :-))

Lars-Ole hat seinen Standpunkt zu zwei Gegebenheiten der Großkirchen dargelegt. Sich einen Gottesdienst bei Baptistens anzuschauen, finde ich nicht grundsätzlich verwerflich (bin ja selbst einer :-). Klar - aber auch schade - daß das hier nicht auf Offenheit stößt.

Ich unterstelle Inkompetenz, weil EMÖ geschrieben hat, er habe schon "die" Veranstaltung "einer solchen" Sekte besucht. Schlimmer in einen Topf zu werfen geht es ja wohl nimmer. Wenn jemand am Persönlichkeitstest oder einem Kurs von Scientology teilnimmt, mit Jehovas Zeugen die Bibel studiert oder zu einem freikirchlichen Gottesdienst geht, wird er sehr, sehr unterschiedliche Erfahrungen machen. Das paßt nicht alles in einen Topf, wenn man keinen ungenießbaren Kuddelmuddel herausbekommen will.

"Kirche" an sich ist für mich kein Schimpfwort, und über die Grundlagen können wir unterschiedlicher Meinung sein (sind wir ja auch!).


Von Frank am Dienstag, den 14. September, 1999 - 17:23:

Daß er Baptisten und Freikirchen nebeneinander aufzählt (Baptisten zählen zur Gattung der Freikirchen) und sie "neben das Christentum" stellt, ist zusätzlich beklagenswert, fällt aber schon kaum noch ins Gewicht.


Von EMÖ am Mittwoch, den 15. September, 1999 - 03:37:

Frank:

Ich finde, die Nummer "Ich bin empört, hier sind alle so intolerant und nicht differenzierungsfähig" zieht langsam nicht mehr. Laß Dir bei Gelegenheit was Neues einfallen. Oder bleib einfach fort.

Mir geht es gar nicht um die Unterschiede zwischen verschiedenen Sekten, denn diese sind meist ideologische Trivialitäten (wenngleich das die Mitglieder natürlich anders sehen und darüber sogar in Kriege geraten). Mir geht es um die Gemeinsamkeiten, die alle Religionen, die große Mehrzahl oder auch nur eine Minderheit teilen. (So ist zum Beispiel die gefährliche Idee der Sexualrepression in der Gesamtzahl aller Kulte wahrscheinlich nur bei einer Minderheit zu finden, allerdings nicht, wenn man nach der Anhängerzahl geht.)

"Kirche" an sich ist auch für mich kein Schimpfwort ("Hey, Du Kirche!" hört sich ziemlich blöd an). Vielmehr ist es eine Bezeichnung, die sich meistens Gruppierungen geben, deren Ziele sich nicht auf rationale Überlegungen, sondern auf willkürliche Glaubenssätze stützen. Diese Bewegungen sind mit zunehmender Macht zunehmend gefährlich, bis hin zum Gottesstaat. Und wenngleich ich es gelegentlich interessant finde, mit Mitgliedern der verschiedenen Bewegungen zu reden, um ihre intellektuelle Programmierung zu durchschauen, so verspreche ich mir doch aus der eigentlichen Kommunikation keine neuen Erkenntnisse. Das ist auch ganz gut so, denn sonst wäre ich oft enttäuscht worden.

MfG
EMÖ


Von Frank am Mittwoch, den 15. September, 1999 - 08:40:

EMÖ -

empört bin ich gar nicht. Eher verwundert, daß ein ach so aufgeklärtes Diskussionsforum es anscheinend nicht erträgt, zwischendurch auch mal mit Fakten und anderslautenden Meinungen konfrontiert zu werden. Oder warum legst Du neuerdings den Christen nahe, doch lieber woanders hinzugehen?

Dir sollte es insoweit um Unterschiede zwischen Sekten gehen, als es sich um Gruppierungen völligst unterschiedlicher Natur handelt. Beispielsweise sind größere Unterschiede als zwischen Scientology und Jehovas Zeugen kaum noch denkbar.

Den Unterschieden zwischen den einzelnen christlichen Kirchen sollte(!) ein gemeinsamer Kern an Essentials gegenüberstehen, neben dem sich die Bedeutung der Unterschiede etwas relativiert. Besonderheiten und Verzerrungen wie eine sexualfeindliche Grundhaltung sind hingegen nicht generell verbreitet, klar.

Ebensowenig wie der Hang dazu, Macht zu gewinnen und einen Gottesstaat zu gründen. Das ist ein Gespenst, das in "aufklärerischen" Kreisen immer mal wieder gerne bemüht wird. Ansonsten halte ich es für ideologisch, rationale Überlegungen und Glauben gegenüberzustellen, als ginge es dabei um unvereinbare Widersprüche. Es spricht für mich eher eine gewisse Hybris daraus, von einer "Programmierung" auszugehen, die Du angeblich "durchschauen" kannst - es muß sich gut anfühlen, seine eigenen weltanschaulichen Überzeugungen auf einen Podest zu stellen, von dessen erhöhter Warte herunter Du die anderen analysieren kannst.

Tatsächlich ist Dein weltanschaulicher Standpunkt jedoch auf exakt derselben Ebene.

Gruß,
Frank


Von Ulrich am Mittwoch, den 15. September, 1999 - 18:47:

Frank:

Dass der weltanschauliche Standpunkt eines Atheisten auf derselben Ebene liegen kann wie der eines gottglaeubigen Menschen (egal ob Christ, Muslim, Jude, Rasta oder ungebunden) bestreite ich mit folgender Begruendung:

Fuer einen glaeubigen Menschen erschliessen sich weltanschauliche Gedankengaenge von Atheisten relativ leicht, vor allen Dingen dann, wenn man frueher einmal Atheist war. Fuer einen ehemaligen Nihilisten wie mich ist es eine der leichtesten Uebungen, Argumentation und Weltanschauung von Gottlosen zu verstehen.

Ein Gottloser dagegen kann sich gewoehnlich nicht in die weltanschauliche Gedanken- und Erlebniswelt eines Glaeubigen eindenken oder einfuehlen. Das habe ich aus vielen Gespraechen mit Atheisten und auch auf diesem Forum sehr deutlich erfahren. Der typische Atheist legt auch gar keinen Wert darauf. In dem Moment, wo er es naemlich koennte, waere er schon gar kein waschechter Atheist mehr.
Mit anderen Worten: Die weltanschauliche Ebene eines glaeubigen Menschen ist fuer einen richtig Unglaeubigen nicht einsehbar. (Erfahrungswert)

Als glaeubiger Christ dagegen kann ich mich mit anderen Glaubensrichtungen befassen und diese relativ gut erschliessen. Die Weltanschauung von Juden, Muslimen und Rastas ist fuer mich nachvollziehbar, auch wenn sie nur teilweise mit meiner eigenen uebereinstimmt. Ebenso sind viele Andersglaeubige in der Lage, mit meinem Glauben etwas anzufangen, auch wenn sie ihn nicht teilen. Ganz anders jedoch der Durchschnittsatheist. Er entwickelt keinerlei Verstaendnis dafuer, er kann den Inhalt des Glaubens an Gott (egal welcher Auspraegung) nicht erfassen. Es ist keine Frage der Intelligenz und auch keine Frage von Wissen.

Um einen glaeubigen Menschen zu verstehen, braucht man den Mut und die Faehigkeit, voellig neue und ungewohnte Gedankenmodelle zu entwickeln, zu veraendern und zu durchdenken, denn jeder Christ muss sich seinen eigenen gedanklichen Zugang zu Gott suchen oder sich seinen speziellen Zugang von Gott legen lassen, Modellvorstellungen entwerfen, veraendern, pruefen, wieder verwerfen.

Deshalb unterscheiden sich die Ebenen der weltanschaulichen Standpunkte von Atheisten und Gottglaeubigen.


Von EMÖ am Mittwoch, den 15. September, 1999 - 22:10:

Frank:

Deine Argumentation ist lächerlich. Das ist aber schon aus den vorangegangenen Einträgen klar geworden. Du willst jedoch an dem Versuch festhalten, mich (und wohl auch andere Atheisten/Humanisten) in Dein Schublädchen mit der Aufschrift "böse, diskussionsunfähig, Zensur etc." zu stecken, damit Du Dich mit deren Standpunkten nicht mehr herumschlagen mußt. Du magst mir das gleiche unterstellen, das wäre allerdings unrichtig. Ich sehe durchaus Unterschiede zwischen einem Radikal-Fundi wie Tim L. und einem Selektivleser wie Dir, und müßte ich mir den Gottesstaat aussuchen, in dem ich leben wollte, wäre ich froh, wenn jemand wie Du die Gesetze machen würde. Und trotzdem bin ich natürlich ungleich glücklicher, (noch) nicht in einem Land zu leben, in dem Leute wie Du die Gesetze machen.

Ich will die Argumentation der bisherigen Einträge jetzt auch nicht hier erneut präsentieren, aber mir ist noch ein hübsches Zitat eingefallen, daß ganz gut dazu paßt:

"Being merely seven ordinary Americans, they were of varied religious affiliations or of none at all, and even among the church-members no one had felt any creative religious drive. Ish had gone to Sunday-School as a child, but when Maurine asked him what church he belonged to, he had to say that he was a skeptic. Maurine did not know the word, and jumping to the wrong conclusion she always referred to Ish thereafter as being a member of the Skeptic Church." -- George R. Stewart, Earth Abides

Mein erster Eintrag hier diente lediglich dazu, dem Eindruck vorzubeugen, bei "Der Humanist" handle es sich um die Website der "Humanistischen Kirche".

Ich weiß, daß Du die Vorstellung des christlichen Gottesstaats, wie er z.B. auf den Philippinen mit Unterstützung des Vatikans schon existiert, aufgrund Deiner selektiven Wahrnehmung für paranoid hältst. Dinge wie die Machtfülle der Kirche im Mittelalter, Hexenjagden, Inquisition, sexuelle Verfolgung, kirchliche Verfolgung von Wissenschaftlern bis in dieses Jahrhundert, kirchliche Zensur bis in dieses Jahrzehnt, religiöse Indoktrination schon von Kleinkindern usw. usf. findest Du zwar unschön, wenn man den Finger darauf legt, aber am liebsten denkst Du einfach nicht weiter darüber nach. Vielleicht wäre eine Annäherung eher möglich, wenn es um islamische Gottesstaaten wie im Iran und in Afghanisten ginge, weil die Gemeinsamkeiten zu Deiner eigenen Ideologie dann geringer wären, aber es fällt Dir naturgemäß schwer zu akzeptieren, daß Leute, die an Jesus glaubten, die schlimmsten denkbaren Verbrechen begangen haben (und es wieder tun könnten).

Ich habe übrigens nicht gesagt, daß ich nicht auch ein Opfer meiner Programmierung bin. Es ist ein langer Weg zur Selbsterkenntnis, und dazu gehört auch, anzuerkennen, daß man sich in seinem Grundaufbau nur geringfügig von allen anderen unterscheidet. Dann muß man verstehen, wie man zu bestimmten Ansichten gekommen ist, wie andere zu ihren Ansichten kamen, und an welcher Stelle alternative Gedankengänge und Handlungen möglich gewesen wären.

Natürlich gehe ich davon aus, daß ich recht habe und Du unrecht. Sonst würde ich ja meine Ansicht ändern. Ich verfalle aber keineswegs dem Übermut zu glauben, ich hielte irgendeine absolute Wahrheit in den Händen. Schön wär's, aber bis dahin ist es noch ein weiter Weg, und der Weg ist das Ziel.

MfG
EMÖ


Von Frank am Donnerstag, den 16. September, 1999 - 03:20:

EMÖ-

ich will niemanden in Schubladen stecken. Was mich beunruhigt sind ja gerade die Ergebnisse meiner Auseinandersetzung mit den in dieser Diskussion geäußerten Standpunkten. Vielleicht hast Du in Deinen ersten Beiträgen ja auch einfach drauflosgeschrieben, das wäre möglich.

Vielleicht überrascht es Dich, aber der Gedanke einer Theokratie gehört zu denen, die mir etwas ferner liegen. Ich denke, auf der Seite der Macht hat es noch immer Schwierigkeiten gegeben - selbst wenn diejenigen, die sie errungen haen, es gut meinen. Insofern bin ich mittlerweile eher bei dem Gedanken, daß Christen für die Regierung beten sollen, vielleicht auch an ihr Anteil haben können, aber sicherlich keinen "christlichen Staat" ausrufen sollen.

Ich halte es für unmöglich, daß jemand, der an Jesus glaubt und hinhört, was sein Herr ihm sagt, die schlimmsten Verbrechen begeht. Ich halte es für möglich, daß Menschen aus dem Christentum eine Institution und eine Ideologie machen und im Namen dieser Ideologie Verbrechen begehen. Ich halte es ebenfalls für möglich, daß Christen scheitern und anders handeln, als ihr Herr das von ihnen will. Die Bibel ist voll von Leuten, die auf die eine oder andere Weise in ihrem Leben "gestolpert" sind und mit denen Gott trotzdem nicht abgeschlossen hatte.

Übrigens - auch wenn es Dir nicht so scheinen mag, auch mir ist Selbstreflexion und die fortwährende Überprüfung und Verfeinerung meiner Ansichten wichtig. Gelegentlich muß ich sogar mal welche revidieren. :-)

Grüße,
Frank


Von EMÖ am Donnerstag, den 16. September, 1999 - 21:19:

Frank,

Was mich beunruhigt sind ja gerade die Ergebnisse meiner Auseinandersetzung
mit den in dieser Diskussion geäußerten Standpunkten.


Du hast bislang kein brauchbares Argument geliefert, das Deine Beunruhigung rechtfertigen würde.

Ich unterstelle Dir nicht den Wunsch, eine Theokratie zu errichten. Für Menschen wie Dich scheint mir die Religion mehr ein Quell sozialer Betätigung als die unveränderliche ideologische Grundlage ihrer Existenz, was ihre Gefahren jedoch nicht negiert.

Ich halte es für unmöglich, daß jemand, der an Jesus glaubt und hinhört, was sein Herr ihm sagt, die schlimmsten Verbrechen begeht.

Der Mensch, der Jesus genannt wird, ist seit vielen Jahrhunderten tot, und er war alles andere als ein moralisches Vorbild. Natürlich kann man "hinhören", aber die Antworten sind lediglich das Produkt der eigenen Fantasie, so etwa wie ein imaginärer Freund, den sich Kinder gerne erschaffen. Die Menschen, die im Namen Gottes mordeten, haben nicht mehr und nicht weniger hingehört als Du.

Willst Du eine gültige Aussage machen, die dem widerspricht, mußt Du entsprechende Beweise vorlegen, die die Einführung der entsprechenden übernatürlichen Entität (unsterblicher Jesus / Gott) legitimieren. Wenn Du das schaffst, spendier ich Dir ein Bier.

MfG
EMÖ


Von frank am Sonntag, den 26. September, 1999 - 01:23:

EMÖ,

auf die mangelnde Differenzierung bin ich ja bereits eingegangen. Weitere Runden kann ich mir wohl hoffentlich schenken. Man wirft nicht alles in einen Topf, wenn man ernstgenommen werden will.

Christen glauben nun mal, daß Jesus kein toter Religionsstifter ist, sondern von den Toten auferstanden ist. Jesus ist seit vielen Jahrhunderten "moralisches Vorbild", und ich bezweifle, daß Du seinen Ruf durch irgendwelche Kritteleien ernsthaft in Frage stellen kannst. Daß ich Dir Gebetserhörung nahebringen kann, bezweifle ich - dafür bist Du nicht offen genug. Wie sich auch daran zeigt, daß Du gleich wieder eine Runde Pauschalisierung einlegst. Ist für Dich ja eh alles dasselbe.

Beweise vorlegen muß ich - so sehr es Dich enttäuschen mag - nicht. Kraß formuliert: Es ist Dein Problem, ob Du Gott kennenlernst oder ob Du das Leben, das er Dir anbietet, freiwillig verpaßt. Es ist nicht meine Aufgabe, Dir da irgendwas zu beweisen. Ich kann Dich drauf aufmerksam machen und Du kannst drauf pfeifen oder dem nachgehen. Zu legitimieren gibt es da nichts.

Ein Bier können wir trotzdem zusammen trinken, d.h. eigentlich wäre mir Wein lieber.

Grüße,
Frank


Von Heike am Sonntag, den 26. September, 1999 - 10:18:

Hi Frank,
Karlheinz Deschner kommt am 3. November in den Bahnhof Langendreer. Wirst du hingehen? ;-)


Von EMÖ am Sonntag, den 26. September, 1999 - 13:30:

Ich nehme bei meinen Postings keine Rücksicht auf eventuelle "religiöse Gefühle", es geht mir allein um die Wahrheit. Und die ist bekanntlich manchmal schmerzlich.

Jesus ist seit
vielen Jahrhunderten "moralisches Vorbild"


Genau das ist das Problem. Und die Anführungszeichen gehören da auch hin.

MfG
EMÖ


Von frank am Sonntag, den 26. September, 1999 - 16:23:

Hallo Heike,

also wenn ich die Möglichkeit habe, lasse ich mir das sicherlich nicht entgehen. Was ist denn das für eine Veranstaltung, kann man mit dem Mann auch mal persönlich reden? Oder eher unwahrscheinlich?

Hallo EMÖ,

also, ich kann nirgendwo erkennen, daß mich da eine Wahrheit schmerzlich getroffen hätte. Und in meinen religiösen Gefühlen fühle ich mich auch nicht verletzt. Wenn Du Sorgen haben solltest, mir auf den Schlips getreten zu sein, kann ich Dich gerne beruhigen.

Ich denke übrigens auch, daß es ein Problem ist, wenn aus Christsein Moralpredigerei wird. Das geht um Längen an dem eigentlichen Kern vorbei. Deshalb - also wohl aus anderen Gründen :-) - habe ich "moralisches Vorbild" in Tüddelchen gesetzt.

Grüße,
Frank


Von EMÖ am Sonntag, den 26. September, 1999 - 17:25:

Frank,

im Moment richten sich die Aktivitäten von "Der Humanist" und auch mir selbst im Prinzip vor allem gegen religiöse Fundamentalisten, die wir als am gefährlichsten einschätzen. Es ist völlig normal, daß sich Anhänger moderaterer Strömungen davon weniger betroffen fühlen. Es ist ja nicht unser Ziel, einfach möglichst alle religiösen Besucher unserer Site zu beleidigen. Aufklärung funktioniert anders.

MfG
EMÖ


Von Heike am Montag, den 27. September, 1999 - 10:22:

Hallo Frank,

Deschner wird wohl aus seinem neuen Buch "Memento", das im Dezember herauskommen soll, lesen. Es geht um das Bußjahr 2000 des Papstes. In der gleichen Woche ist er auch in der Uni Duisburg. Dort findet eine antiklerikale Woche statt. Nähres zu den beiden Terminen gibts in ein paar Tagen beim nächsten Update unserer Veranstaltungshinweise www.humanist.de/veranstaltungen.
Ob ein persönliches Gespräch möglich ist, kann ich nicht sagen, aber so groß ist die Halle im Bahnhof ja nicht. Da ist die Atmosphäre schon recht persönlich.


Von Joachim Koßmann am Sonntag, den 10. Februar, 2002 - 21:18:

Die Kirchen werden niemals freiwillig auf die Kindertaufe verzichten, deswegen sind staatliche Eingriffe unvermeidlich. Die Kirchen müssen dazu gezwungen werden, Kindstaufen auf Wunsch zu annulieren (=rückwirkend von Anfang an aufheben). Das hätte freilich zur Folge, daß die Betroffenen früher zu Unrecht bezahlte Kirchensteuern zurückverlangen können. Außerdem sollte in krassen Fällen Schmerzensgeld- und Schadensersatzforderungen gegen die Kirche wegen der religiösen Kindererziehung erfolgen. Die Ansprüche müssen gerichtlich einklagbar werden. Weitere Informationen in meiner neuen Homepage www.pro-liberal.com, bitte beteiligen Sie sich an der offenen Diskussion! Danke, Joachim Koßmann


Von Jzero am Freitag, den 14. Juni, 2002 - 18:47:

Hi Leutz,
zufälligerweise ist bei den baptisten die säuglingstaufe überhaupt nicht erlaubt. ihr behandelt das ganze etwas oberflächlich. auch die meisten evangelischen kirchengemeinden nähern sich dem an. mit der kirchensteuer ist das eine ganz andre sache. allerdings wäre hinzuzufügen, dass alle steuern in ein "großen sack" kommen und der staat dann entscheidet, wieviel geld jeder teil der "infrastruktur" bekommt. es ist also durchaus legitim, wenn eure kirchensteuern auch als gehälter für die minister etc. verwendet werden. die kirche bekommt immer denselben betrag. und der liegt weit unter dem, was eigentlich an kirchensteuern zusammenkommt.
MFG
Jzero


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